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Branchen | Jordanien | Landwirtschaft

Mit mehr Datteln und Oliven gegen den Klimawandel

Jordaniens Landwirtschaft hat schon jetzt ein Wasserproblem. Die weitere Anpassung an den Klimawandel bietet jedoch auch Investitionschancen.

Von Friedrich Henle | Berlin

Jordanien muss wegen des Klimawandels seine Landwirtschaft anpassen. Konkrete Hinweise, wie dies erfolgreich geschehen soll, gibt der "Climate-Smart Agriculture Action Plan Jordan". Diesen Aktionsplan haben die Weltbank und jordanische sowie regionale Partnerinstitutionen im Mai 2022 veröffentlicht. Die Herausgeberinnen nennen darin die folgenden Maßnahmen und Investitionschancen, die der Branche auch in Zukunft die größte Wertschöpfung und Beschäftigungssicherung versprechen:

  • Auf bewässerten Anbauflächen: Ausbau der Dattel- und der Gemüseproduktion, inklusive moderner Bewässerungssysteme und verbesserter Anbaumethoden.
  • Auf nicht-bewässerten Anbauflächen: Verbesserte Olivenproduktion und -verarbeitung durch moderne Technologien für die Ernte, das Pressen und das Einlegen von Oliven sowie die alternative Verwendung von Abfällen; Steigerung der Gerstenproduktion durch Regenwassernutzung und verbesserte Bewirtschaftung.
  • Auf Weideland (Badia-Regionen): Restaurierung von Weideland durch Wassergewinnung aus Mikroeinzugsgebieten sowie verbessertes Weidemanagement; Steigerung der Schaf- und Ziegenproduktion durch intensive Bewirtschaftungssysteme; Ausbau der Milchwirtschaft.

Anderen Anbaukulturen, wie beispielsweise Kartoffeln oder Weizen, bescheinigt der Aktionsplan eine geringere Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Allen Maßnahmen liegt ein noch effizienterer Umgang mit Wasser zugrunde. 

Ein Land im Wasserstress 

Das Wüstenland Jordanien ist in seiner landwirtschaftlichen Produktion stark auf künstliche Bewässerung angewiesen. Nur 8 Prozent der Landesfläche erfahren eine Niederschlagsmenge von mehr als 200 Millimetern pro Quadratmeter im Jahr. Die Folge: Über die Hälfte des nationalen Wasserverbrauchs Jordaniens entfällt auf die Landwirtschaft. Sie konkurriert mit der stark steigenden Wassernachfrage von Haushalten, Industrie und Gewerbe.

Mit dem Zuzug von mehreren Hunderttausend Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Bedarf zusätzlich erhöht. Pro Kopf stehen im Jahr etwa 100 Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Liegen die sich erneuernden Wasserressourcen bei weniger als 500 Kubikmetern pro Kopf und Jahr, spricht die UNESCO von absoluter Wasserknappheit.  

Hitze- und Dürre nehmen messbar zu 

Laut Welternährungsorganisation FAO wird die MENA-Region (Nordafrika/Mittlerer Osten) weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen sein. Historische Daten zeigen seit dem Jahr 1960 bereits einen Anstieg der Höchsttemperaturen in Jordanien zwischen 0,3 und 1,8 Grad Celsius. Im gleichen Zeitraum gingen die Niederschläge je nach Region um bis zu 20 Prozent zurück.

Schon jetzt bewirken die abnehmenden und unregelmäßigen Niederschläge starke Fluktuationen in der jährlich bewirtschafteten Fläche und in der Erntemenge. Die Fachleute der Economist Intelligence Unit (EIU) prognostizieren für das Jahr 2022 einen Rückgang des landwirtschaftlichen Outputs um 6,4 Prozent wegen Wasserknappheit, nach einem Plus von 2,8 Prozent im Vorjahr.

Der Ausbaubedarf an effizienten Bewässerungsmethoden ist demnach groß. Daneben kann der Anbau klimaresistenter Pflanzen die Anpassung der jordanischen Landwirtschaft unterstützen. Infrage kommen Sorten, die weniger Wasser benötigen und höhere Temperaturen vertragen.

Gemüseanbau im Jordan-Tal

Die Landwirtschaft Jordaniens ist ähnlich stark politisiert wie der Wassersektor. Interessen der intensiven Bewässerungswirtschaft mit Gemüse in Gewächshäusern und Obst im Jordan-Tal konkurrieren mit denen der traditionellen extensiven Landwirtschaft. Der intensive Anbau profitiert wegen eines starken politischen Rückhalts überproportional von subventioniertem Wasser. Der Staat begünstigt damit seit Jahrzehnten die exportstarke Gemüse- und Fruchterzeugung zulasten des mehr auf den Binnenmarkt ausgerichteten traditionellen Anbaus.

Handelsdefizit bei Nahrungsmitteln

Jordanien bleibt trotz Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft ein Nettoimporteur von Lebensmitteln. Während das Land bei manchen landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht auf Einfuhren angewiesen ist und Exporterfolge aufweisen kann, ist die Importabhängigkeit bei Getreide groß. Die voraussichtliche Weizenproduktion im Erntejahr 2022/2023 von etwa 30.000 Tonnen deckt gerade einmal eine Woche des Bedarfs ab. Das einheimische Fladenbrot aus Weizen ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der jordanischen Bevölkerung.

Im Zuge des Kriegs in der Ukraine hat die jordanische Regierung das Ziel ausgegeben, die strategische Reserve an Weizen so zu erhöhen, dass sie anderthalb Jahre des heimischen Bedarfs abdeckt. Aktuell wird deshalb in zusätzliche Lagerkapazitäten investiert. Die Abhängigkeit von russischem und ukrainischem Weizen hielt sich bisher jedoch in Grenzen: Im Zeitraum Juli 2020 bis Juni 2021 stammten etwa ein Drittel der Einfuhren aus diesen beiden Ländern, etwa zwei Drittel aus Rumänien.

Jordaniens weltweite Ein- und Ausfuhren von Nahrungsmitteln 2020 (Auswahl; in Millionen US-Dollar)

SITC-Nummer

Einfuhr

Ausfuhr

01 (Fleisch und Zubereitungen von Fleisch)

358,8

96,9

02 (Milch und Milcherzeugnisse; Vogeleier)

291,2

79,4

04 (Getreide und Getreideerzeugnisse)

850,0

50,3

05 (Gemüse und Früchte)

567,5

417,3

Quelle: UN Comtrade 2022


Das Landwirtschaftsministerium und die Förderagentur JEDCO (Jordan Enterprise Development Corporation) haben im Juni 2022 ein neues Exportförderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen angekündigt. Dieses kann bis zu 50 Prozent der Frachtkosten beim Export von Gemüse, Obst, Ölen und lokal produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Form eines Zuschusses abdecken.

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