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Branchen | Kanada | Umwelttechnik

Kanada will Steuern für Wasserstoffproduzenten senken

Neue Steuergutschriften von bis zu 30 Prozent für Investitionen in Umwelttechnik sollen ab 2023 gelten. Hersteller von grünem Wasserstoff lockt die Regierung sogar mit 40 Prozent.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Im Herbstgutachten des Finanzministeriums stellt die Regierung eine Steuergutschrift von bis zu 40 Prozent für Hersteller von Wasserstoff in Aussicht. Diese soll 2023 mit dem neuen Haushalt in Kraft treten und würde erst ab 2030 wieder schrittweise reduziert. Der Teufel liegt aber im Detail.

Die genaue Höhe der Subventionen wird maßgeblich von der CO2-Intensität des produzierten Wasserstoffs (H2) abhängen, schließt aber auch Faktoren wie faire Lohnzahlungen und Ausbildungsplätze mit ein. Orientieren wird sich die Förderung wohl an einer vergleichbaren Gesetzgebung in den USA.

Das bedeutet, dass auch für Kanada voraussichtlich verschiedene Emissionsklassen bei der H2-Produktion festgelegt werden. Die "grünsten" Hersteller mit den niedrigsten CO2-Emissionen pro Kilogramm Wasserstoff, so sieht es die Regierung vor, sollen eine Steuergutschrift von mindestens 40 Prozent erhalten.

Zehn Prozent von seiner Maximalförderung verlieren könnte ein Unternehmen, welches die nötigen Arbeitsstandards nicht einhält. Die Gesetzgebung mit den exakten Richtlinien und Emissionsklassen soll bis März 2023 feststehen.

Investoren von Wasserstoffprojekten drängen auf Klarheit

Das dauert vielen Projektentwicklern für Wasserstoffvorhaben in Kanada zu lange. Für sie ist Zeit der entscheidende Faktor - vor allem mit Blick auf die äußerst angespannten Lieferketten für Investitionsgüter wie Elektrolyseure. Ebenso können sich aktuell Hersteller von Windkraftanlagen, die oft ein wichtiger Bestandteil grüner Wasserstoffpläne sind, die Projekte aussuchen.

Je länger Kanada dafür benötigt, klare Förderrichtlinien zu schaffen, desto schwerer fällt den Unternehmen die Kostenkalkulation, der Abschluss von Lieferverträgen und die Bindung der Projektpartner. Der Appell aller kanadischen Projektentwickler sowohl an die Provinzregierungen als auch den Bund ist deshalb: "Schafft zügig Klarheit bei den Förderbedingungen!"

Große Wasserstoffprojekte werden momentan vor allem an Kanadas Ostküste geplant. Bei den zahlreichen Projekten, die unter anderem durch deutsches Interesse an grünem Wasserstoff voran getrieben werden, winken europäischen Zulieferern Geschäftschancen. In fast allen Vorhaben sind neben den Wasserstoffanlagen auch Windparks für die Energielieferung, Übertragungsinfrastruktur sowie Ammoniakproduktionen geplant.

In Bezug auf die Abnehmer in der EU und in Deutschland suchen die Projektentwickler vor allem Zusagen für Abnahmeverträge. Über alles ließe sich reden, sagt John Risley, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Port-au-Port Stephenville-Projekts in Neufundland. Seien es kurz- oder langfristige Abnahmeverträge oder Kostenzuschlagsverträge. Auch Mischkalkulationen wie etwa 40 Prozent feste Abnahme und 60 Prozent Spotmarkt seien denkbar. Alle Seiten wären momentan bemüht, die mögliche Größe eines Wasserstoffmarkts zu umreißen samt zukünftigen Preisen, so Risley.

Standortwettbewerb zwischen USA und Kanada nimmt zu

Kanada setzt sich als Ziel, einer der global führenden Lieferanten von emissionsarmer Energie zu werden. Sauberer Wasserstoff, wozu die Kanadier auch blauen Wasserstoff zählen, soll dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Der Kampf um den attraktivsten Investitionsstandort für die Produktion von Wasserstoff in Nordamerika ist bereits in vollem Gang. Als Reaktion auf die Steueranreize für Wasserstoffproduzenten in den USA - im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) - zieht Kanada nun nach. Die Regierung sieht sich nach eigenen Angaben zum Handeln gezwungen. Finanzministerin Chrystia Freeland erklärt zu den geplanten Subventionen: "Um mit dem IRA mitzuhalten, brauchen wir neue Maßnahmen. Ohne diese riskiert Kanada, von den USA abgehängt zu werden." 

Das gilt nicht allein für Wasserstoff, sondern für den ganzen Markt für Umwelttechnologien. Die Kanadier wollen die Wertschöpfung im eigenen Land ausbauen und ihre Umwelttechnikunternehmen halten und fördern. Gleichzeitig soll die Industrie insgesamt von Investitionen in emissionsarme Technologien profitieren. Die im Herbstgutachten angekündigten Maßnahmen gehen deshalb über die Förderung der Wasserstoffproduktion hinaus. Hier sollten deutsche Zulieferer genauer hinschauen.

Breite Steuergutschriften für Nutzung von Umwelttechnik

Mit dem Investment Tax Credit (ITC) für Umwelttechnologien will die Regierung die Transformation zu einer emissionsfreien Wirtschaft begünstigen. Gleichzeitig sollen kanadische Unternehmen damit international wettbewerbsfähiger werden - vor allem gegenüber den USA. Für deutsche Hersteller von Ausrüstungsgütern im Bereich Umwelttechnik ergeben sich dadurch gute Geschäftschancen. Auch dieses Förderprogramm soll mit Verabschiedung des Haushalts 2023 in Kraft treten.

Steuergutschriften in Höhe von 30 Prozent erwarten alle Unternehmen, die etwa in erneuerbare Energieerzeugung und -speicherung oder in CO2-arme Wärmenutzung, Nullemissionsfahrzeuge oder deren Lade- und Tankinfrastruktur investieren.

Diese Technologien möchte die Regierung mit dem ITC fördern
  • Elektrizitätserzeugung, inklusive Fotovoltaik, kleine modulare Kernreaktoren (SMR), Solar-, Wind- und Wasserkraft (unter anderem aus Gezeitenkraft)
  • Stationäre Energiespeichersysteme, die operativ keine fossilen Energieträger benötigen, inklusive, aber nicht beschränkt auf: Batterien, Schwungradspeicher, Superkondensatoren, magnetische Energiespeicher, Druckluftspeicher, Pumpspeicher, Hubspeicher und Wärmespeicher
  • CO2-arme Heizsysteme, inklusive thermische Solaranlagen und Luft- und Erdwärmepumpen
  • Nullemissionsfahrzeuge zur industriellen Nutzung und deren Lade- und Tankinfrastruktur, darunter mit Wasserstoff oder Batterien betriebene Ausrüstung wie Minen- und Baufahrzeuge

Stand: 24.11.2022

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