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Wirtschaftsumfeld | Kanada | Handel

Deutsch-kanadischer Handel wächst kräftig

Der Warenaustausch zwischen Deutschland und Kanada ist 2022 deutlich gestiegen. Höhere Preise für viele Güter sorgen für auffällig hohe Wachstumszahlen.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Deutschlands Ausfuhren in das zweitgrößte Flächenland der Erde legten im Jahr 2022 kräftig zu und erreichten einen Wert von 12,8 Milliarden Euro. Das waren nominal 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die deutschen Einfuhren aus Kanada stiegen rasant. Deutschland importierte 2022 Waren für 8 Milliarden Euro - ein Plus von 29 Prozent.

Höhere Preise und schwacher Euro treiben Handelswachstum

Die enormen Wachstumssprünge aus dem Jahr 2022 müssen in ihrer Bedeutung allerdings etwas relativiert werden. Höhere Preise für viele Güter sowie ein im Vergleich zum kanadischen Dollar und dem US-Dollar stark gefallener Euro verzerren das Bild.

Ein Blick auf die Warenmengen, die das statistische Bundesamt angibt, zeigt zwar ebenfalls einen Anstieg. Jedoch sind die Veränderungen der Ex- und Importe mit Bezug auf Gewicht (Eigenmasse der Ware) deutlich weniger ausgeprägt. Gemessen in Tonnen nahmen die deutschen Ausfuhren nach Kanada 2022 um 7 Prozent zu, während die Einfuhren um 8,5 Prozent stiegen. In puncto Wachstum stehen damit zweistellige Wertsteigerungen einstelligen Volumenzunahmen gegenüber.

Deutsche Exporteure profitierten 2022 vor allem von höheren Preisen für Kfz, Maschinen sowie Stahl- und Eisenerzeugnissen. Kosten für Vorleistungsgüter bleiben hier unbeachtet.

Deutsche Ausfuhr nach Kanada: Top-10-Produktgruppen* (in Millionen Euro, Veränderungen in Prozent)

Produktgruppe 

2021

2022

Veränderung Wert 2022/21 

Veränderung Gewicht 2022/21

Kraftfahrzeuge, Landfahrzeuge

2.275,5

3.077,6

35,2

14,5

Maschinen, Apparate, mechanische Geräte

2.071,9

2.414,8

16,6

9,9

Pharmazeutische Erzeugnisse

1.268,3

1.214,6

-4,2

-28,7

Elektrotechnische Erzeugnisse 

728,1

985,4

35,3

74,3

Optische, fotografische usw. Erzeugnisse

510,2

574,2

12,6

10,8

Luftfahrzeuge, Raumfahrzeuge

330,2

344,6

4,3

3.5

Perlen, Edelsteine, Edelmetalle

282,8

337,9

19,5

-83,6

Kunststoffe und Waren daraus

224,4

279,4

24,5

-5,5

Eisen und Stahl

162,3

277,0

70,7

13,3

Waren aus Eisen oder Stahl

151,2

195,8

29,5

11,8

*basierend auf Werten von 2022.Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2023

Importe werden teurer

Bei den deutschen Importen ließen gestiegene Preise für Waren wie Brennstoffe und Düngemittel in Kombination mit einem schwächeren Euro die Einfuhrausgaben deutlich schneller steigen als deren gehandelte Mengen.

Beispielsweise stiegen die deutschen Erdölimporte aus Kanada 2022 mengenmäßig um 140 Prozent, wertmäßig aber sogar um 360 Prozent. Bei Kalidünger, einem wichtigen Exportgut Kanadas, war das Ungleichgewicht noch stärker: Während Deutschland die importierte Menge um etwa 50 Prozent steigerte, legte die wertmäßige Einfuhr um 340 Prozent zu. Drastisch kletternde Rohstoffpreise führten teilweise sogar zu höheren Einfuhrkosten bei sinkenden Mengen. So etwa bezog Deutschland 2022 mengenmäßig ein Drittel weniger Steinkohle aus Kanada als 2021, zahlte dafür aber den doppelten Preis.

Deutsche Einfuhr aus Kanada: Top-10-Produktgruppen* (in Millionen Euro, Veränderungen in Prozent)

Produktgruppe 

2021

2022

Veränderung Wert 2022/21 

Veränderung Gewicht 2022/21 

Erze, Schlacken, Aschen

1.935,9

2.077,9

7,3

12,4

Perlen, Edelsteine, Edelmetalle

655,1

1.096,0

67,3

-40,3

Mineralische Brennstoffe usw.

283,1

822,3

190,4

0,3

Maschinen, Apparate, mechanische Geräte

528,6

672,1

27,1

15,6

Pharmazeutische Erzeugnisse

519,0

430,5

-17,1

2,2

Anorganische chemische Erzeugnisse

238,9

267,2

53,7

2,4

Optische, fotografische usw. Erzeugnisse

302,6

360,8

19,2

17,5

Elektrotechnische Erzeugnisse

234,1

315,2

34,6

-6,7

Luftfahrzeuge, Raumfahrzeuge

170,5

260,8

53,0

22,9

Kraftfahrzeuge, Landfahrzeuge

148,6

188,8

27,0

4,8

*basierend auf Werten von 2022.Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2023

Beide Länder streben engere Wirtschaftsbeziehungen an

Deutschland und Kanada wollen ihren Handel intensivieren. Der größere Warenaustausch 2022 ist ein Schritt in diese Richtung, auch wenn die Bedeutung des Landes für den deutschen Außenhandel bislang noch überschaubar ist. Kanada steht für den deutschen Export an Stelle 25 der wichtigsten Abnehmerländer und als Lieferland auf Rang 35. 

Mit dem Freihandelsabkommen CETA und der 2021 geschlossenen Energiepartnerschaft hoffen beide Länder auf ein noch engeres Bündnis in der Zukunft. Der Export kanadischen Wasserstoffs nach Deutschland soll die Handelsbeziehungen im nächsten Jahrzehnt weiter vertiefen. 

Das CETA-Abkommen zwischen der Europäischen Union und Kanada hat Deutschland im Januar 2023 ratifiziert. Der Handelsvertrag ist seit 2017 vorläufig in Kraft. Vollständig angewendet wird CETA erst nach Ratifizierung aller EU-Länder.

Bisher sind 17 der 27 EU-Staaten bereit, das Abkommen gänzlich in Kraft zu setzen. Umstritten ist weiterhin die Beilegung von Investitionskonflikten, für die im Abkommen Regelungen vorgesehen sind. Dabei geht es unter anderem um die Sonderrechte, die Investoren durch CETA eingeräumt werden. Solche Regelungen fallen auch in die Zuständigkeit der einzelnen EU-Mitgliedstaaten, weshalb das Abkommen erst nach Zustimmung aller Länder voll gültig ist. 


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