Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Kongo, DR | Rohstoffsicherung

DR Kongo: Bedeutender Produzent von Kupfer, Kobalt und Tantal

Zur Rohstoffsicherung Deutschlands taugt die DR Kongo durchaus. Aktiv sind allerdings Firmen aus anderen Ländern, vor allem aus China. In den Bereichen Umwelt und Soziales schneidet der Bergbau jedoch schlecht ab.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Vorkommen: Hohe Rohstoffkonzentration in den Gesteinen

Die Demokratische Republik (DR) Kongo verfügt über reiche Vorkommen an kritischen Rohstoffen, mit teils hohen Konzentrationen. Die Lagerstätten des sogenannten Kupfergürtels an der Grenze zu Sambia enthalten bis zu 5 Prozent reines Kupfer (zum Vergleich Chile: 0,65 Prozent, Schnitt für 2016). Daneben gibt es viel Coltan, ein Gestein mit Tantal und Niob, und eines der weltgrößten Vorkommen an Hartgesteins-Lithium. Die Erze bergen oft mehrere Mineralien zugleich. 

Rohstoffvorkommen in der DR Kongo

Rohstoff 1)

Reserven (in 1.000t)

Weltanteil (in %)

Kupfer 

31.000

3,5

Kobalt

4.000

48,2 2)

Lithium

3.000

3,1

1 keine Angaben für die anderen kritischen Rohstoffe; 2 ohne Berücksichtigung von Tiefsee-Manganknollen. Alle Angaben für das Jahr 2022. Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften (BGR)/United States Geological Survey (USGS), 2023

Erschließung und Verarbeitung: Kupfer boomt

Die DR Kongo ist ein weltweit bedeutender Produzent von kritischen Rohstoffen wie Kobalt, Tantal und Kupfer. Kupfer erbrachte 2021 rund 72 Prozent der nationalen Exporteinnahmen von 22,2 Milliarden US-Dollar (US$), Tendenz steigend. Zwischen 2018 und 2022 verdoppelte sich die Produktion reinen Kupfers. Das Erz wird mit Schwefelsäure vermischt und so das Kupfer ausgelaugt. Daraus gewinnt man per Elektrolyse Kupferkathoden. 

 

Verarbeitung 2022

Rohstoff

Verarbeitung

Weltanteil (in %)

Kupfer 

2.400 (1.000 t Inhalt)

10,0

Kobalt

148.000 (t Inhalt)

68,4

Tantal

2.200 (t Konzentrat)

43,0 *)

* laut USGS; rund 25% nach anderen Quellen.Quelle: BGR/USGS, 2023

Kobalt erbrachte 2021 weitere 16 Prozent der Exporterlöse, etwa 70 Prozent der globalen Produktion. Vor Ort wird aus dem Erz Kobalt-Hydroxid erzeugt, womit laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) rund 60 Prozent der Wertschöpfung hin zu reinem Kobaltmetall erreicht sind. 

Obwohl die Notierungen für eine Tonne Kobalt aktuell bei nur etwa 30.000 US$ gegenüber bis zu 95.000 US$ zwischen 2018 und 2022 liegen, erhöhen vor allem chinesische Unternehmen ihre Produktion. China Molybdenum (CMOC) will mit seinem neuen Vorhaben KFM unter anderem jährlich 30.000 Tonnen Kobalt produzieren. 

Bei Tantal war die DR Kongo 2021 drittgrößter Produzent. 2022 erreichten die Ausfuhren 2.221 Tonnen oder 79 Millionen US$. Aufgrund eines unbekannten Schmuggelanteils von Tantalerz nach Ruanda könnte die tatsächliche Förderung jedoch höher liegen. Das Metall wird als Konzentrat exportiert, also vor Ort aufbereitet. Dieses enthält laut BGR 23 Prozent Tantal und einen nicht quantifizierbaren Anteil an Niob. Abbau und Verarbeitung erfolgten vollständig im Kleinbergbau, sagt die BGR. Für künftige Großinvestitionen gebe es keine Hinweise.

Für den Abbau des Hartgesteins-Lithiums in der DR Kongo gibt es das Projekt Manono. Aufgrund von Streitigkeiten um die Abbaurechte zwischen der australische Firma AVZ und Chinas größtem Goldproduzent Zijin ist das Projekt noch nicht gestartet.

Die staatliche Gécamines hat die Produktion von Germanium wieder aufgenommen. Nach einer Meldung erzeugt sie seit Oktober 2023 jährlich 30 Tonnen. Gécamines arbeitet dafür an der Erweiterung der Anlage, die Schlacken des "Big Hill" verarbeitet. Dieser Abraumhügel bei Lubumbashi soll so auch Kupfer und Kobalt sowie Silber und Gallium liefern. 

Im 1. Halbjahr 2023 produzierte und exportierte die DR Kongo darüber hinaus nach Daten des Bergbauministeriums 742 Tonnen Mangankonzentrat. Die Ausfuhren von Wolfram erreichten 2022 lediglich 297 Tonnen in Konzentratform mit einem Wert von 3,4 Millionen US$.  

Größte Exporteure von Kupferkathoden (2022, 1.000 t Inhalt) 1)

Unternehmen

Exportmenge 

Haupteigener

SCM (Sino Congolaise des Mines)

248

Sino Hydro, China Railway, Gécamines

KCC (Kamoto Copper Company)

215

Glencore (75%), Gécamines (25%)

TFM (Tenke Fungurume Mining) 2)

127

CMOC (China Molybdenum Company)

Metalkol

100

Eurasian Resources Group (gehört zu 40% Kasachstan)

S.M. Deziwa

86

China Nonferrous Metal Mining (CNMC), Gécamines

Commus (Compagnie Minière de Musonoie Global Société par Actions Simplifiée)

73

Zijin Mining (72%), Gécamines

Gesamtexporte DR Kongo

1.775

 

1 ohne Kupferkonzentrat (größter Produzent: die neue Mine Kamoa-Kakula, Mehrheitseigener: Ivanhoe, Zijin); 2 wegen eines Konflikts mit den Behörden produzierte TFM zeitweise auf Vorrat, was später mit großen Mengen in den Export gingQuelle: Ministère de Mines, CTCPM, Statistiques Minières Provisoires et Partielles Exercice 2022, 2023

Größte Exporteure von Kobalt (1. Halbjahr 2023, t Inhalt)

Unternehmen

Exporte

Haupteigner

KCC

7.865

s.o.

Metalkol

7.366

s.o.

SCM

4.273

s.o.

TFM *)

3.604

s.o.

Mumi (Mutanda Mining)

3.040

Glencore (95%)

Lamika

2.674

Wanbao Mining (75%), Manegem (20%)

Gesamtexporte DR Kongo

44.914

 

* s. Anmerkung 2 oben bezüglich des Konflikts von TFM mit den Behörden.Quelle: Ministère de Mines, CTCPM, Statistiques Minières au 1er Sémestre 2023, 2023

Chinesische Unternehmen dominieren die Produktion von Kupfer und Kobalt. An den aktuell sechs größten Herstellern von Kupferkathoden haben daneben Glencore und die Regierung von Kasachstan größere Anteile. Hinzu kommt die kanadische Ivanhoe Mines als Teilhaber der neuen Mine Kamoa-Kakula, die mit der Herstellung von Konzentrat größter Kupfererzeuger des Landes ist. Die staatliche Gécamones hält in der Regel einen Minderheitsanteil. Seit 2018 schreibt die Regierung eine nationale Mindestbeteiligung von 10 Prozent vor. 

Eine Beteiligung deutscher Unternehmen oder entsprechende Pläne sind den Experten nicht bekannt. Dies gilt für die Wertschöpfungskette aller kritischen Mineralien in der DR Kongo.

Verwendung: findet nur im Ausland statt

Die DR Kongo verarbeitet kaum kritische Rohstoffe in nachgelagerten Wertschöpfungsketten. Die Kupferkathoden, das mit Abstand wichtigste Produkt, gehen nach Daten des Bergbauministeriums vollständig ins Ausland, ebenso Kobalt. Lediglich vom Kupferkonzentrat wird rund ein Fünftel im Land selbst verhüttet und dann exportiert. Die Weiterverarbeitung erfolgt vor allem in China.

Produktion und Exporte von Kupfer und Kobalt (2022)

Metall

1.000 Tonnen (Anteil in Prozent)

Anteil Exporte (in Prozent)

Kupfer

2.516

95

  Kathoden

1.775 (71)

100

  Konzentrat

584 (23)

79

  Hüttenprodukte

157 (6)

100

Kobalt

115

100

Quelle: Ministère de Mines, CTCPM, Statistiques Minières Provisoires et Partielles Exercice 2022, 2023

Es gibt Pläne gemeinsam mit Sambia im Kupfergürtel Sonderwirtschaftszonen zu errichten. Dort sollen aus den Rohstoffen Batterievorprodukte entstehen, später eventuell ganze Elektrofahrzeuge. Außer der Unterzeichnung eines Rahmenabkommens im April 2023 hat sich Beobachtern zufolge noch nicht viel getan.

ESG: Herausforderung Kleinbergbau

Bei den Themen Umwelt, Soziales und Verwaltung (ESG) schneidet der kongolesische Bergbau schlecht ab. Aktive und aufgegebene Minen liegen teils neben Siedlungen, was Staubemissionen und andere Umweltbelastungen nach sich zieht. Immer wieder siedeln sich Menschen in konzessionierten Gebieten an – um von dort dann oft vertrieben zu werden. Ein vernachlässigtes Thema ist nach Einschätzung der BGR, ob und wie Minen künftig geschlossen werden. 

Um die 600.000 Menschen arbeiten aktuell nach Schätzungen im Kleinbergbau. Dieser ASM (artisanal mining) ist wenig reguliert, die Arbeits- und Lebensbedingungen sind schlecht, auch Kinder arbeiten in den Minen. ASM stellt 10 bis 30 Prozent der Produktion im Kobaltbergbau. Über die Hälfte der Kleinbergleute gewinnt allerdings Gold. 

Beobachtern zufolge haben strengere Lieferkettenvorschriften in den USA und Europa zu einer Verschlechterung der ESG-Situation in der DR Kongo geführt. Westliche Bergbauunternehmen oder Einkäufer mit strengen Compliance-Richtlinien zogen sich aus dem Land zurück oder engagierten sich gar nicht erst. Dafür kamen vor allem chinesische Unternehmen, die weniger nachhaltig agieren.

Der CO2-Fußabdruck des kongolesischen Bergbaus ist relativ gering, da der verwendete Strom größtenteils aus Wasserkraft stammt. Wegen des hohen Metallgehalts der Erze müssen die Firmen zudem für die Gewinnung einer Tonne Metall weniger Gestein bewegen als in anderen rohstoffreichen Ländern. 

ESG: Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
Ökologie

Energiebedarf relativ niedrig (Haufenlaugung), Strom meist aus Wasserkraft

siedlungsnahe Standorte; Umweltbelastung aus alten Minen 

Soziales 

Bergbau von hoher wirtschaftlicher Relevanz für das Land und dessen Infrastrukturentwicklung

viel unregulierter Kleinbergbau, Risiken der Kinderarbeit, Konfliktfinanzierung im Ostkongo, Risiken der Vertreibung von Anwohnern auf Konzessionen

Governance

angemessene Gesetzgebung

Regel-Durchsetzung mangelhaft, schwache Behörden, Korruption

Quelle: BGR, 2023

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.