Special | Kongo, DR | Rohstoffsicherung
DR Kongo: Bedeutender Produzent von Kupfer, Kobalt und Tantal
Zur Rohstoffsicherung Deutschlands taugt die DR Kongo durchaus. Aktiv sind allerdings Firmen aus anderen Ländern, vor allem aus China. In den Bereichen Umwelt und Soziales schneidet der Bergbau jedoch schlecht ab.
06.03.2024
Von Ulrich Binkert | Bonn
Vorkommen: Hohe Rohstoffkonzentration in den Gesteinen
Die Demokratische Republik (DR) Kongo verfügt über reiche Vorkommen an kritischen Rohstoffen, mit teils hohen Konzentrationen. Die Lagerstätten des sogenannten Kupfergürtels an der Grenze zu Sambia enthalten bis zu 5 Prozent reines Kupfer (zum Vergleich Chile: 0,65 Prozent, Schnitt für 2016). Daneben gibt es viel Coltan, ein Gestein mit Tantal und Niob, und eines der weltgrößten Vorkommen an Hartgesteins-Lithium. Die Erze bergen oft mehrere Mineralien zugleich.
Rohstoff 1) | Reserven (in 1.000t) | Weltanteil (in %) |
---|---|---|
Kupfer | 31.000 | 3,5 |
Kobalt | 4.000 | 48,2 2) |
Lithium | 3.000 | 3,1 |
Erschließung und Verarbeitung: Kupfer boomt
Die DR Kongo ist ein weltweit bedeutender Produzent von kritischen Rohstoffen wie Kobalt, Tantal und Kupfer. Kupfer erbrachte 2021 rund 72 Prozent der nationalen Exporteinnahmen von 22,2 Milliarden US-Dollar (US$), Tendenz steigend. Zwischen 2018 und 2022 verdoppelte sich die Produktion reinen Kupfers. Das Erz wird mit Schwefelsäure vermischt und so das Kupfer ausgelaugt. Daraus gewinnt man per Elektrolyse Kupferkathoden.
Rohstoff | Verarbeitung | Weltanteil (in %) |
---|---|---|
Kupfer | 2.400 (1.000 t Inhalt) | 10,0 |
Kobalt | 148.000 (t Inhalt) | 68,4 |
Tantal | 2.200 (t Konzentrat) | 43,0 *) |
Kobalt erbrachte 2021 weitere 16 Prozent der Exporterlöse, etwa 70 Prozent der globalen Produktion. Vor Ort wird aus dem Erz Kobalt-Hydroxid erzeugt, womit laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) rund 60 Prozent der Wertschöpfung hin zu reinem Kobaltmetall erreicht sind.
Obwohl die Notierungen für eine Tonne Kobalt aktuell bei nur etwa 30.000 US$ gegenüber bis zu 95.000 US$ zwischen 2018 und 2022 liegen, erhöhen vor allem chinesische Unternehmen ihre Produktion. China Molybdenum (CMOC) will mit seinem neuen Vorhaben KFM unter anderem jährlich 30.000 Tonnen Kobalt produzieren.
Bei Tantal war die DR Kongo 2021 drittgrößter Produzent. 2022 erreichten die Ausfuhren 2.221 Tonnen oder 79 Millionen US$. Aufgrund eines unbekannten Schmuggelanteils von Tantalerz nach Ruanda könnte die tatsächliche Förderung jedoch höher liegen. Das Metall wird als Konzentrat exportiert, also vor Ort aufbereitet. Dieses enthält laut BGR 23 Prozent Tantal und einen nicht quantifizierbaren Anteil an Niob. Abbau und Verarbeitung erfolgten vollständig im Kleinbergbau, sagt die BGR. Für künftige Großinvestitionen gebe es keine Hinweise.
Für den Abbau des Hartgesteins-Lithiums in der DR Kongo gibt es das Projekt Manono. Aufgrund von Streitigkeiten um die Abbaurechte zwischen der australische Firma AVZ und Chinas größtem Goldproduzent Zijin ist das Projekt noch nicht gestartet.
Die staatliche Gécamines hat die Produktion von Germanium wieder aufgenommen. Nach einer Meldung erzeugt sie seit Oktober 2023 jährlich 30 Tonnen. Gécamines arbeitet dafür an der Erweiterung der Anlage, die Schlacken des "Big Hill" verarbeitet. Dieser Abraumhügel bei Lubumbashi soll so auch Kupfer und Kobalt sowie Silber und Gallium liefern.
Im 1. Halbjahr 2023 produzierte und exportierte die DR Kongo darüber hinaus nach Daten des Bergbauministeriums 742 Tonnen Mangankonzentrat. Die Ausfuhren von Wolfram erreichten 2022 lediglich 297 Tonnen in Konzentratform mit einem Wert von 3,4 Millionen US$.
Unternehmen | Exportmenge | Haupteigener |
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SCM (Sino Congolaise des Mines) | 248 | Sino Hydro, China Railway, Gécamines |
KCC (Kamoto Copper Company) | 215 | Glencore (75%), Gécamines (25%) |
TFM (Tenke Fungurume Mining) 2) | 127 | CMOC (China Molybdenum Company) |
Metalkol | 100 | Eurasian Resources Group (gehört zu 40% Kasachstan) |
S.M. Deziwa | 86 | China Nonferrous Metal Mining (CNMC), Gécamines |
Commus (Compagnie Minière de Musonoie Global Société par Actions Simplifiée) | 73 | Zijin Mining (72%), Gécamines |
Gesamtexporte DR Kongo | 1.775 |
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Unternehmen | Exporte | Haupteigner |
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KCC | 7.865 | s.o. |
Metalkol | 7.366 | s.o. |
SCM | 4.273 | s.o. |
TFM *) | 3.604 | s.o. |
Mumi (Mutanda Mining) | 3.040 | Glencore (95%) |
Lamika | 2.674 | Wanbao Mining (75%), Manegem (20%) |
Gesamtexporte DR Kongo | 44.914 |
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Chinesische Unternehmen dominieren die Produktion von Kupfer und Kobalt. An den aktuell sechs größten Herstellern von Kupferkathoden haben daneben Glencore und die Regierung von Kasachstan größere Anteile. Hinzu kommt die kanadische Ivanhoe Mines als Teilhaber der neuen Mine Kamoa-Kakula, die mit der Herstellung von Konzentrat größter Kupfererzeuger des Landes ist. Die staatliche Gécamones hält in der Regel einen Minderheitsanteil. Seit 2018 schreibt die Regierung eine nationale Mindestbeteiligung von 10 Prozent vor.
Eine Beteiligung deutscher Unternehmen oder entsprechende Pläne sind den Experten nicht bekannt. Dies gilt für die Wertschöpfungskette aller kritischen Mineralien in der DR Kongo.
Verwendung: findet nur im Ausland statt
Die DR Kongo verarbeitet kaum kritische Rohstoffe in nachgelagerten Wertschöpfungsketten. Die Kupferkathoden, das mit Abstand wichtigste Produkt, gehen nach Daten des Bergbauministeriums vollständig ins Ausland, ebenso Kobalt. Lediglich vom Kupferkonzentrat wird rund ein Fünftel im Land selbst verhüttet und dann exportiert. Die Weiterverarbeitung erfolgt vor allem in China.
Metall | 1.000 Tonnen (Anteil in Prozent) | Anteil Exporte (in Prozent) |
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Kupfer | 2.516 | 95 |
Kathoden | 1.775 (71) | 100 |
Konzentrat | 584 (23) | 79 |
Hüttenprodukte | 157 (6) | 100 |
Kobalt | 115 | 100 |
Es gibt Pläne gemeinsam mit Sambia im Kupfergürtel Sonderwirtschaftszonen zu errichten. Dort sollen aus den Rohstoffen Batterievorprodukte entstehen, später eventuell ganze Elektrofahrzeuge. Außer der Unterzeichnung eines Rahmenabkommens im April 2023 hat sich Beobachtern zufolge noch nicht viel getan.
ESG: Herausforderung Kleinbergbau
Bei den Themen Umwelt, Soziales und Verwaltung (ESG) schneidet der kongolesische Bergbau schlecht ab. Aktive und aufgegebene Minen liegen teils neben Siedlungen, was Staubemissionen und andere Umweltbelastungen nach sich zieht. Immer wieder siedeln sich Menschen in konzessionierten Gebieten an – um von dort dann oft vertrieben zu werden. Ein vernachlässigtes Thema ist nach Einschätzung der BGR, ob und wie Minen künftig geschlossen werden.
Um die 600.000 Menschen arbeiten aktuell nach Schätzungen im Kleinbergbau. Dieser ASM (artisanal mining) ist wenig reguliert, die Arbeits- und Lebensbedingungen sind schlecht, auch Kinder arbeiten in den Minen. ASM stellt 10 bis 30 Prozent der Produktion im Kobaltbergbau. Über die Hälfte der Kleinbergleute gewinnt allerdings Gold.
Beobachtern zufolge haben strengere Lieferkettenvorschriften in den USA und Europa zu einer Verschlechterung der ESG-Situation in der DR Kongo geführt. Westliche Bergbauunternehmen oder Einkäufer mit strengen Compliance-Richtlinien zogen sich aus dem Land zurück oder engagierten sich gar nicht erst. Dafür kamen vor allem chinesische Unternehmen, die weniger nachhaltig agieren.
Der CO2-Fußabdruck des kongolesischen Bergbaus ist relativ gering, da der verwendete Strom größtenteils aus Wasserkraft stammt. Wegen des hohen Metallgehalts der Erze müssen die Firmen zudem für die Gewinnung einer Tonne Metall weniger Gestein bewegen als in anderen rohstoffreichen Ländern.
Stärken | Schwächen | |
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Ökologie | Energiebedarf relativ niedrig (Haufenlaugung), Strom meist aus Wasserkraft | siedlungsnahe Standorte; Umweltbelastung aus alten Minen |
Soziales | Bergbau von hoher wirtschaftlicher Relevanz für das Land und dessen Infrastrukturentwicklung | viel unregulierter Kleinbergbau, Risiken der Kinderarbeit, Konfliktfinanzierung im Ostkongo, Risiken der Vertreibung von Anwohnern auf Konzessionen |
Governance | angemessene Gesetzgebung | Regel-Durchsetzung mangelhaft, schwache Behörden, Korruption |