Laos wird Transportkorridor zwischen China und Thailand

Laos ist Südostasiens einziges Binnenland. Daher kommt der Vernetzung mit seinen Nachbarländern eine große Bedeutung zu: Das Land möchte eine wichtige Rolle im regionalen Transport von Gütern zwischen China und Südostasien spielen. Deutschen und internationalen Unternehmen, die in China, Thailand und Vietnam produzieren, bietet der Ausbau von Schiene und Straße neue Transportoptionen.

Die China-Laos-Eisenbahn ermöglicht transnationale Konnektivität

Der größere Teil der 1.026 Kilometer langen Strecke der sogenannten China-Laos-Eisenbahn verläuft durch China, insgesamt 604 Kilometer. Durch Laos gehen 422 Kilometer. Im Laufe des Jahres 2022 wurden nach Angaben chinesischer Quellen knapp 14 Millionen Fahrgäste und rund 18 Millionen Tonnen Güter auf der gesamten Strecke zwischen Kunming und Vientiane transportiert. Nur ein kleinerer Teil der Güter war internationale Fracht zwischen China und Thailand.

Bis zur Eröffnung der Strecke im Dezember 2021 besaß Laos keine Eisenbahnverbindung. Nun verfügt das Land über 422 Kilometer Schienen in Standardbreite von 1.435 Millimeter. Die Strecke ist einspurig ausgebaut, sodass eine genaue Taktung der Transporte notwendig ist. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 160 Kilometer pro Stunde für den Passagier- und 120 Kilometer pro Stunde für den Gütertransport.

„Schaut man sich Details zur China-Laos-Bahn genauer an, so fällt auf, dass es entlang der Strecke mehr Bahnhöfe als Orte gibt“, sagt Laos-Kenner Ramon Brüsseler. An der Strecke liegen 21 Bahnhöfe – elf davon sind reine Verladestationen für Cargo, zehn Stationen werden für den Personenverkehr genutzt. Laos ist Exporteur von Nahrungsmitteln, Papier, Mineralien und Gold. China liefert Stahl, Dünger und andere Fertigprodukte in das südliche Nachbarland.

Nicht nur Schienen, Signalanlagen und Fahrzeuge stammen aus China: Die Bahnhöfe sind zweisprachig beschriftet, Wartesitze und Anzeigetafeln sind Originalimporte aus dem chinesischen Hochgeschwindigkeitszugsystem. Chinesische Ausbilder schulten das Personal: Zugführer, Zugbegleiterinnen, Service- und Sicherheitskräfte. 

Grenzüberschreitendes Reisen seit 2023 möglich

Seit dem 13. April 2023 können auch Fahrgäste die Gesamtstrecke in China und Laos grenzüberschreitend nutzen. Ein Zug der chinesischen Baureihe Fuxing C200 fährt nun direkt aus der südchinesischen Provinzhauptstadt Kunming in die laotische Hauptstadt Vientiane und zurück.

Tickets können sowohl in China als auch in Laos digital per App gebucht werden. Damit setzt China sein Zugsystem einschließlich Online-Buchungsservice erstmals über die eigenen Grenzen hinaus ein. Die Reise dauert insgesamt zehn Stunden und 30 Minuten. Die Reisezeit schließt Pass- und Zollformalitäten an der chinesisch-laotischen Grenze ein.

Bis 2028 sollen Schnellzüge für den Personenverkehr die thailändische Hauptstadt Bangkok über Vientiane direkt mit China verbinden. Geplant ist der Einsatz von Zügen der Baureihe Fuxing CR300 mit Spitzengeschwindigkeiten von 250 Kilometern pro Stunde. Damit will China international den Standard im Eisenbahnbau Südostasiens setzen.

Deutscher Logistiker ist bereits auf der Strecke unterwegs

Seit Ende 2022 integriert das deutsche Logistikunternehmen DB Schenker die China-Laos-Bahn in seine bestehenden Frachtnetzwerke zwischen Europa, China und Südostasien. Mit seinem Netzwerk EurAsiaLANDbridge verbindet DB Schenker Europa über Russland, Zentralasien mit Chongqing in Südwestchina und weiter in die südostasiatischen Staaten Laos, Vietnam, Thailand, Myanmar, Kambodscha, Malaysia und Singapur.

Die Bahnverbindung in Laos verkürzt den Transport zwischen Thailand und Kunming in China von fünf auf zwei bis drei Tage. Laut DB Schenker reduzieren sich auch die Frachtkosten deutlich: Nur 2.500 US$ soll der Transport eines Standardcontainers mit der China-Laos-Eisenbahn von Kunming bis zur thailändischen Grenze kosten. Bisher veranschlagte das Unternehmen auf der Strecke für den gleichen Container per LKW über 4.700 US$. 

Der Zeit- und Preisvorteil könnte die Bahnverbindung in Zukunft zu einem der wichtigsten länderübergreifenden Transportmittel zwischen China und Südostasien werden lassen. Sie kann die Diversifizierung von Produktionsstandorten zwischen China und Südostasien weiter erleichtern und entsprechende Lieferketten stärken.

Chinesische Baugesellschaft verliert Autobahnaufträge

Autobahnen sind für Laos ebenso neu wie Eisenbahnverbindungen. Kernstück des Straßenbaus sind vier Teilstücke der ersten Autobahn des Landes zwischen Vientiane und Boten, der Grenzstadt zu China. Das erste Teilstück von 113 Kilometern Länge zwischen Vientiane und Vang Vieng wurde schon Ende 2020 fertigstellt, das zweite Teilstück von 137 Kilometern zwischen Vang Vieng und dem Touristenziel Luang Prabang wurde nach Machbarkeitsstudien genehmigt. Ebenfalls geplant ist ein drittes Teilstück von Luang Prabang nach Oudomxay sowie der vierte Abschnitt von Oudomxay bis nach Boten zur chinesischen Grenze.

Anfang 2023 wurde bekannt, dass dem chinesischen Auftragnehmer Yunnan Construction and Investment Holding nach durchgeführten Machbarkeitsstudien die Aufträge für die Teilstücke zwei und drei entzogen wurden. Die Gründe dafür wurden nicht bekannt. Lediglich das Engagement für den vierten Abschnitt blieb den Chinesen erhalten.

Eine weitere Fernstraße, die laotische Nationalstraße 2, ist für die Entwicklung des intermodalen Transports mit der Laos-China-Bahn bedeutend. Die Strecke verläuft von der laotischen Grenze mit Thailand bis zur Grenze nach Vietnam und kreuzt die China-Laos-Bahnstrecke bei Oudomxay. Geplant ist der Ausbau der Nationalstraße 2 als moderne Schnellstraße für den Gütertransport. Dies ist auch ein Leuchtturmprojekt der EU-Konnektivitätsinitiative Global Gateway für 2023.