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Luxemburg baut Fotovoltaik in der Landwirtschaft aus
Die Regierung will 125 Megawatt-Peak an Solaranlagen bis 2024 zubauen. Anbieter vor Ort kommen der Nachfrage jedoch momentan kaum hinterher.
08.11.2022
Von Torsten Pauly | Berlin
Vom geplanten Gesamtausbau an Solarstromanlagen sollen 75 Megawatt-Peak auf Gebäuden und versiegelten Flächen hinzukommen. Darüber hinaus sieht die Regierung große Fotovoltaikprojekte im Agrarsektor vor. Eine Ende Oktober 2022 initiierte Ausschreibung richtet sich an Landwirte und plant in diesem Segment einen weiteren Zubau von 50 Megawatt Peak. Projekte sind bis zum 1. August 2023 einreichbar.
Dabei können zum einen vertikale, sogenannte Bifacial-Anlagen, und Tracker, die sich nach dem Sonnenstand drehen, errichtet werden. Hierfür eignen sich laut Regierung unter anderem Flächen zum Gemüse-, Wein-, Futter- und Obstbaumanbau sowie zur Geflügelzucht. Zum anderen können Landwirte Fotovoltaikanlagen auf Vordächern anbringen. Alle Projekte werden einem ökologischen Monitoring unterliegen.
Eingereicht werden können laut Ausschreibung agrarische Solarstromanträge mit einer Leistung zwischen 100 Kilowatt Peak und 5 Megawatt Peak. Außer auf landwirtschaftlichen Böden will die Regierung große Fotovoltaikkraftwerke auch auf ehemaligen Mülldeponien errichten.
Einspeisetarife sind lukrativ
Das Großherzogtum offeriert Einspeisevergütungen bei Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von bis zu 200 Kilowatt Peak. Die Höhe des Entgelts ist dabei abhängig von der konkreten Kapazität der Paneele. Die Tarife sind über eine Laufzeit von 15 Jahren zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme garantiert. Der Preis verringert sich dabei mit jedem Kalenderjahr. Die Investition ist laut Regierung aber lukrativ, denn eine Abschreibung ist in acht bis zwölf Jahren möglich. Bei Solarstromprojekten mit mehr als 500 Kilowatt Peak ist der Preis auszuhandeln.
Installierte Leistung | 2022 | 2023 |
---|---|---|
bis zu 10 KWp | 15,06 | 14,61 |
11 KWp bis 30 KWp | 14,15 | 13,72 |
31 KWp bis 100 KWp | 11,94 | 11,47 |
101 KWp bis 200 KWp | 11,50 | 11,04 |
Heimische Installateure sind ausgebucht
In den letzten Jahren haben Solarpaneele in Luxemburg bereits einen starken Interessensaufschwung genossen. So hat sich die installierte Fotovoltaikleistung zwischen 2018 und 2021 mehr als verdoppelt von 131 Megawatt Peak auf 277 Megawatt Peak. Bei der Kapazität pro Einwohner lag Luxemburg 2021 mit 435 Watt Peak in der Europäischen Union (EU) an vierter Stelle hinter den Niederlanden, Deutschland und Belgien.
Das Interesse an Solarstrom ist im Laufe des Jahres 2022 durch die unsichere Energieversorgung aus Russland und die damit verbundenen Preissteigerungen nochmals gestiegen. Die gute Auftragslage bei den Lieferanten und besonders bei den Installateuren führt jedoch zu Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Teilweise erhalten Betriebe achtmal mehr Anfragen als sie ausführen können. Dieses Problem können die Firmen in Luxemburg nicht schnell beheben, da sie oft kein zusätzliches Personal finden. Dies wiederum bietet deutschen Fotovoltaikbetrieben Chancen, wenn sie im Nachbarland Aufträge ausführen.
Nachholbedarf bleibt groß
Trotz der neuen Fotovoltaikanlagen bleibt für Luxemburg bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen noch viel zu tun. Zwar fordert der Verband Eurosolar Letzebuerg, im Jahr 2030 den Strom vollständig regenerativ zu decken. Doch andere Träger wie Wind und Biomasse sind noch stark ausbaufähig. Insgesamt hat Luxemburg 2020 nur 11,7 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen bezogen. Dies war in der EU der zweitschlechteste Wert nach Malta. Auch beim luxemburgischen Strom stammten nur 13,9 Prozent aus regenerativen Trägern. Dies war EU-weit der drittniedrigste Wert nach Malta und Ungarn.