Wirtschaftsumfeld | Luxemburg | Außenhandel
Außenhandel fast wieder auf Vorkrisenniveau
Die luxemburgischen Warenein- und -ausfuhren sind 2021 wieder kräftig gestiegen. Der Markt ist zwar klein, aber sehr kaufkräftig. Dies eröffnet deutschen Lieferanten Chancen.
20.04.2022
Von Torsten Pauly | Berlin
Die Warenausfuhren nahmen 2021 um 16,1 Prozent zu und die entsprechenden Einfuhren sogar um 18 Prozent. Damit haben die Importe bereits das Vorkrisenniveau von 2019 übertroffen. Im Jahr 2020 war der luxemburgische Außenhandel wegen der Coronapandemie um insgesamt 15,7 Prozent eingebrochen.
2021 | Veränderung 2021/2020 | Veränderung 2021/2019 | |
---|---|---|---|
Importe | 21.841 | 18,0 | 0,8 |
Exporte | 14.058 | 16,1 | -4,2 |
Handelsbilanzsaldo | -7.783 | 21,8 | 11,4 |
Kräftiges Wachstum soll 2022 anhalten
Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet Mitte April 2022, dass die luxemburgische Wareneinfuhr im Gesamtjahr preisbereinigt um 5,4 Prozent steigt. Die Ausfuhr soll sich etwas moderater um 3,8 Prozent erhöhen. Damit wächst der luxemburgische Außenhandel stärker als in vielen anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU). Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind relativ moderat, da der Warenverkehr mit dieser sowie mit der Russischen Föderation gering ist.
Viele Warenimporte und Dienstleistungsexporte
Luxemburg hat seit Jahren ein hohes Defizit im Warenaußenhandel. Dem stehen jedoch hohe Überschüsse im Austausch von Dienstleistungen, insbesondere des Finanzsektors, gegenüber. Der Grund ist, dass das verarbeitende Gewerbe von geringer Bedeutung ist und 2021 nur 5 Prozent der landesweiten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet hat. Dagegen haben das Finanz- und Versicherungswesen 25,2 Prozent und sonstige private Dienstleister 44,1 Prozent der Wirtschaftsleistung erbracht. Insgesamt weist Luxemburg daher Überschüsse in der Leistungsbilanz aus. Das Plus hat 2021 etwa 4,8 Prozent des BIP entsprochen.
2021 | Veränderung 2021/2020 | Veränderung 2021/2019 | |
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Importe | 93.433 | 10,2 | 13,6 |
Exporte | 118.408 | 11,1 | 14,7 |
Saldo | 24.975 | 14,3 | 18,9 |
Hohe Wirtschafts- und Kaufkraft
Dank des starken Dienstleistungssektors erwirtschaftete Luxemburg 2021 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 114.370 Euro. Der Wert ist zweieinhalbmal so hoch wie in Deutschland (42.920 Euro) und der mit Abstand höchste in der EU.
Diese Wirtschaftsleistung führt zu hohen Einkommen und einer sehr starken Kaufkraft. Auch die Margen sind tendenziell weit höher als in Deutschland. So lag das Preisniveau für Endverbraucher 2020 in Luxemburg um 49,9 Prozent über dem EU-Schnitt und war damit unter allen Mitgliedsstaaten am höchsten. Deutsche Verbraucher haben 2020 zum Vergleich nur 7,5 Prozent mehr als im EU-Mittel gezahlt.
Qualitätsbewusstsein kommt deutschen Lieferanten entgegen
Die kaufkräftigen Kunden haben in der Regel auch hohe Qualitätsstandards. Auf dem luxemburgischen Automarkt etwa hatten Oberklassemodelle 2021 einen Zulassungsanteil von 36 Prozent. Kraftfahrzeuge haben 2021 etwa 13,4 Prozent aller luxemburgischen Importe aus Deutschland ausgemacht. Besonders bedeutend waren darüber hinaus chemische Erzeugnisse, Maschinen, Nahrungsmittel und Getränke.
Segment (SITC-Position) | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
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Insgesamt, darunter | 5.870 | 16,0 |
Kfz (78) | 786 | 1,3 |
Chemische Erzeugnisse (5) | 700 | 28,7 |
Maschinen (71, 72, 73, 74) | 472 | 4,6 |
Nahrungsmittel, lebende Tiere, Getränke (0, 1) | 444 | 11,8 |
Deutschland ist für Luxemburg seit Jahren das zweitwichtigste Lieferland nach Belgien und vor Frankreich. Luxemburg und Belgien hatten schon vor der Euro-Einführung eine Währungsunion. Zudem ist Belgien mit Europas zweitgrößtem Hafen Antwerpen für Luxemburg das wichtigste Transitland im Handel mit anderen Märkten. Aus deutscher Sicht lag Luxemburg beim weltweiten Warenexport 2021 auf Rang 36.
Deutschland ist führender Exportmarkt
Deutschland ist für luxemburgische Unternehmen seit Jahren der wichtigste ausländische Absatzmarkt. Es folgen Frankreich, Belgien und die Niederlande. Für Deutschland lag Luxemburg 2021 als Lieferland von Importen weltweit an 43. Stelle.
Eisen- und Stahlwaren sind das wichtigste luxemburgische Exportprodukt nach Deutschland und auch weltweit. Wichtig sind ferner chemische Erzeugnisse, Maschinen, Agrarerzeugnisse und verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke.
Segment (SITC-Position) | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|
Insgesamt, darunter | 3.756 | 13,2 |
Eisen/Stahl (67) | 512 | 32,8 |
Nahrungsmittel, lebende Tiere, Getränke (0, 1) | 503 | 4,8 |
Chemische Erzeugnisse (5) | 470 | 7,7 |
Maschinen (71, 72, 73, 74) | 307 | 6,4 |