Wirtschaftsumfeld | Madagaskar | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Für den Einstieg in den madagassischen Markt benötigen Investoren Pioniergeist und Risikofreude. Je nach Branche winken hohe Margen.
25.11.2020
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Die Konjunkturaussichten sind Anfang 2023 wieder etwas optimistischer. Detailliert über die Konjunktur berichtet der GTAI-Wirtschaftsausblick Madagaskar. Die Bereitschaft für Investitionen dürfte steigen, jedoch bestehen zahlreiche Hürden - die meisten sind politischer Natur. Wenn Ende 2023 die Präsidentschaftswahlen stattfinden, dürften Investoren im besten Fall immerhin wissen, mit welcher Regierung sie es zu tun haben werden. Dem jetzigen Präsidenten Andry Rajoelina werden gute Siegchancen eingeräumt. Unter ihm ist seit 2019 wieder halbwegs politische Stabilität eingekehrt, nach sehr unruhigen Jahren zuvor. Dennoch bleibt die Lage fragil und die Funktionsfähigkeit des Staates ist äußerst eingeschränkt. Dies wirkt sich auch auf Investitionen negativ aus. Hinzu kommen Compliance-Themen.
Deutsche Firmen bedienen Madagaskar bislang meistens aus der Distanz
Als Investitionsstandort für deutsche Unternehmen spielt Madagaskar bislang kaum eine Rolle. Abgesehen vom Engagement des Geschmacksstoffherstellers Symrise, dessen Interesse sich auf den Anbau und Export von Vanille fokussiert, sind bislang nur wenige Einzelunternehmer in den Bereichen Erneuerbare Energie, Beratung oder im Tourismus präsent. In der Regel bearbeiten mittelständische deutsche Zulieferer aus dem Bausektor oder der verarbeitenden Industrie Madagaskar über ihre Vertriebspartner in Johannesburg (Südafrika) oder die Insel La Réunion (Frankreich). Die wenigsten dürften derzeit darüber nachdenken, vor Ort eine eigene Vertriebsniederlassung zu gründen.
Die geringe Marktgröße, die isolierte Lage und damit die begrenzte Möglichkeit, Madagaskar als regionalen Vertriebshub zu nutzen, machen das Land für eine Niederlassung unattraktiv. Möglich ist höchstens eine Marktabdeckung der nahe gelegenen Inseln im Indischen Ozean wie Mauritius, La Réunion oder den Komoren. Weitere Standortnachteile sind eine mangelnde Infrastruktur in den Bereichen Transport, Energie und Telekommunikation, die für hohe Kosten sorgt.
Teilweise werden die hohen Infrastrukturkosten durch niedrige Personalkosten und günstige Mieten für Büros, Lager und Wohnraum wettgemacht. Die Immobilienpreise sind im regionalen Vergleich (Mauritius, La Réunion) deutlich geringer. In der Hauptstadt Antananarivo, wo sich ein Großteil der Unternehmen ansiedelt, sind die bevorzugten Geschäftsviertel Ankorondrano und Andraharo. Für Wohnraum bevorzugen Ausländer die Stadtviertel Ambatobe (nahe zur französischen Schule) und Ivandry (nahe zur US-amerikanischen Schule).
Art der Immobilie (Name des Stadtteils) | in Euro je m2 |
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Büro (Ankorondrano, Andraharo) | 10 - 13 |
Industriezone (Andranomena) | 3 - 5 |
Die wachsende Bevölkerung macht den Ausbau der Infrastrukturen, den Bau von Wohnungen sowie die Versorgung mit den wichtigsten Konsumgütern, insbesondere Nahrungsmitteln, dringend erforderlich. Jedoch fehlt es in allen Bereichen an Kapital. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Dringend gesucht werden daher Investoren, die eigenes Geld mitbringen. Interessant könnte der Aufbau von Farmen und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln sein. Auch private Infrastrukturbetreiber, zum Beispiel von Kraftwerken, sind willkommen.
Landwirtschaft, Bergbau sowie Öl und Gas bringen weitere Chancen
Darüber hinaus bieten die Bereiche Tourismus, Agraranbau für den Export, Bergbau sowie Öl und Gas Beteiligungschancen. Im Bereich der exportorientierten Landwirtschaft bestehen diverse Möglichkeiten für Kooperationen mit lokalen Bauern, wie zum Beispiel beim Anbau von Vanille oder für Bio-zertifizierte Früchte. Detaillierte Informationen zu Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Marktes liefert die GTAI-SWOT-Analyse.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
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Kumulierter Bestand | 7.980 | 8.338 | 8.638 |
Nettotransfers | 474 | 358 | 300 |
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
Kumulierter Bestand | 28 | 12 | k. A. |
Nettotransfers | +7 | -12 | -6 |