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Wirtschaftsumfeld | Malaysia | Verhandlungspraxis

Kultureller Hintergrund

Das malaysische Fremdenverkehrsamt wirbt mit dem Slogan "Malaysia, Truly Asia". Die Geschäftswelt präsentiert sich englischsprachig, bleibt aber asiatisch. 

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Malaysier tolerieren die Andersartigkeit ihrer Mitbürger aus verschiedenen Kulturkreisen und insbesondere die der Ausländer. Sie verstehen, dass ausländische Gäste nicht alle Gebräuche des Landes beherrschen können. Der erste Grundsatz lautet daher, sich dem jeweiligen Gegenüber offen, interessiert, lernbereit und tolerant zu zeigen. Gepaart mit einem höflichen Auftreten sowie einem freundlichen Lächeln bereiten die ersten Schritte bei der Suche nach Geschäftspartnern keine gravierenden Probleme.

Im Land lebt ein rund 33 Mio. Einwohner umfassendes Vielvölkergemisch recht harmonisch zusammen. Die größte Bevölkerungsgruppe stellen die meist muslimischen Malaien mit einem Anteil von gut 50%, etwa 24% stammen aus China, 7% aus Indien und 11% sind Ureinwohner. Hinzu kommen 2,2 Mio. registrierte Gastarbeiter und wahrscheinlich noch mehr illegale Einwanderer. Die höher qualifizierten ausländischen Expatriates werden auf rund 150.000 geschätzt.

Während die chinesischstämmigen Malaysier die Privatwirtschaft dominieren, finden sich an den Schaltstellen staatlicher und staatsnaher Unternehmen eher Malaien. Inder sind sowohl in der Arbeiterschaft wie auch im Management zu finden.

"Bumiputera" genießen Vorzugsbehandlung

Die Frage der ethnischen Abstammung spielt im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle. Die sogenannten "Bumiputera", dies sind die Malaien und die Orang Asli (Ureinwohner), genießen in vielen gesellschaftlichen Bereichen (zum Beispiel im Bildungswesen) und bei wirtschaftlichen Aktivitäten (öffentliche Beschaffung) eine Vorzugsbehandlung. Die Bumiputera bilden zwar die Bevölkerungsmehrheit, ihnen gehört aber nur ein unterdurchschnittlicher Anteil des Volksvermögens. Um diese Quote zu erhöhen und um ihre unternehmerischen Fähigkeiten zu verbessern, wurde in den 1970er-Jahren eine Förderpolitik für die Bumiputera eingeführt, die bis heute gilt und zu kontroversen Diskussionen führt.

Geschäftsleute betreten "vermintes Gelände", wenn sie dieses sensible Thema mitdiskutieren oder die Bedeutung unterschiedlicher Abstammung und Religionen analysieren. Kommentare darüber und Fragen dazu, was Ethnien oder Religionen trennen oder verbinden könnte, bleiben am besten unbeantwortet.

Die Nation besteht aus 13 Bundesstaaten und zwei Landeshälften. Elf Staaten liegen in Westmalaysia auf der sogenannten malaysischen Halbinsel südlich von Thailand. Die Bundesstaaten Sabah und Sarawak bilden Ostmalaysia und befinden sich auf der Insel Borneo. Malaysia ist eine parlamentarische Demokratie und konstitutionelle Wahlmonarchie. Staatsoberhaupt ist der König, der alle fünf Jahre von neun Sultanen neu gewählt wird. Diskussionsbedarf und -freude über politische Themen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch wenn die programmatischen Ansätze von Regierung und Opposition, die Rolle des Königs und die der Sultane verlockende Gesprächsstoffe darstellen mögen, sollte hier unbedingt Zurückhaltung geübt werden.

Malaysia blickt auf eine lange Fremdherrschaft verschiedener Kolonialmächte zurück. Unter den Mächten, die Teile des heutigen Staatsgebietes eingenommen hatten, ist der britische Einfluss am stärksten verankert. So baut das heimische Recht auf dem Common Law auf. Verfassung, Staatsapparat, Organisations- und Verwaltungsabläufe entsprechen ebenfalls britischen Gepflogenheiten.

Gespräche über die Bundesliga als "Icebreaker"

Die Geschäftswelt spricht Englisch. Amts- und Gerichtssprache ist aber Bahasa Melayu (Malaiisch). Die Regierung fördert die Anwendung der nationalen Sprache im öffentlichen Bereich, möchte aber zugleich die Englischkenntnisse der Bevölkerung erhalten und verbessern. Malaysische Geschäftsleute kennen Deutschland häufig gut und haben ein positives Bild des Landes.

Besonders der deutsche Fußball ist bekannt und eignet sich gut als Einstieg in einen Smalltalk. Ebenso schätzen die Malaysier deutsche Ingenieurskunst sowie Technik, und sie loben Produkte "Made by the Germans". Diese verkaufen sich aber nicht von alleine, da das Verhältnis von Preis und Leistung stimmen muss.

Grundsätzliche Verhaltensweisen

Grob lassen sich drei Kulturkreise unterscheiden, die sich auf die drei großen Ethnien beziehen. Malaien gehören in der Regel muslimischen Glaubensrichtungen an. Beim gemeinsamen Essen sind Schweinefleisch und Alkohol tabu. Ihre wichtigste Gebetszeit ist Freitagmittag, dann sollten keine Termine vereinbart werden. Außerdem halten die meisten Erwachsenen die einmonatige Fastenzeit (Ramadan) ein, deren Zeitraum sich nach dem islamischen Mondkalender richtet. Dann dürfen sie tagsüber weder essen noch trinken. Der Ramadan endet mit einer zweitägigen Feier ("Hari Raya Aidilfitri"). Zu dem Familienfest und staatlichen Feiertag besuchen Kinder ihre Eltern, die oft auf dem Land leben.

Das höchste Fest der aus China stammenden Bürger ist das Neujahrsfest, dessen Datum der chinesische Kalender bestimmt. Diese zwei Tage zählen ebenfalls als nationale Feiertage. Das wirtschaftliche Geschehen kommt in dieser Zeit nahezu zum Erliegen, da chinesische Geschäftsleute im Handel und in der freien Wirtschaft eine dominierende Rolle spielen. Die kleinere indische Bevölkerungsgruppe verfügt mit "Thaipusam" und "Deepavali" ebenfalls über zwei staatliche Feiertage. Es ist üblich, den Geschäftspartnern je nach ihrer kulturellen Abstammung zu den Feiertagen eine spezielle Grußkarte zu senden.

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