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Branchen | Mauretanien | Wasserstoff

Wüstenstaat will bei grünem Wasserstoff mitmischen

Zwei ambitionierte Zukunftsprojekte könnten Mauretanien als Produzent von grünem Wasserstoff ins Rampenlicht stellen. Auch andere Länder Afrikas sind aktiv.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Dank der vorhandenen Ressourcen an Gas-, Wind- und Solarenergie ist Mauretanien in der Lage, jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen an Wasserstoff zu produzieren. So lautet das Kalkül des Ministère du Pétrole, des Mines et de l´Énergie. Von der Entwicklung einer grünen Wasserstoffindustrie verspricht sich das Energieministerium essenzielle ökologische, wirtschaftliche und soziale Fortschritte.

Renewables für die Wasserstoffproduktion

Die Regierung arbeitet daran, ihre Stromversorgung zu erweitern und vor allem Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien zu fördern. Das Energieministerium verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2030 den Anteil der Bevölkerung mit einem Zugang zum Stromnetz von derzeit etwa 50 Prozent an die 100-Prozent-Marke anzunähern. Zumindest sollen sämtliche Orte mit mehr als 500 Einwohnern einen Stromzugang erhalten. Dazu sind weitere Übertragungsleitungen und dezentrale Mini-Grid-Anlagen geplant.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll in Zukunft mit der grünen Wasserstoffproduktion einhergehen. Geht es nach den optimistischen Erwartungen des Energieministeriums, so dürfte der Wüstenstaat dabei sehr wettbewerbsfähig sein. Demnach könnte Mauretaniens grüner Wasserstoff im Jahr 2050 im Vergleich zu Europa etwa 1,5 bis 2 Mal günstiger sein. Das Ministerium kalkuliert auf Basis einer Studie des europäischen Dienstleisters AFRY mit 1,20 Euro pro Kilogramm für aus Solar-Wasserstoff. Der entsprechende Vergleichswert für Spanien beläuft sich auf 2,20 Euro pro Kilogramm.

Zukunftsprojekte AMAN und Nour schreiten voran

Das Zukunftsprojekt AMAN für grünen Wasserstoff ist in die nächste Entwicklungsphase eingetreten. Eine Rahmenvereinbarung zwischen der mauretanischen Regierung und der australischen CWP Global wurde im Frühjahr 2022 unterzeichnet. Ein Jahr zuvor kam es zu einer Absichtserklärung für das Megavorhaben, das Investitionen in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar (US$) nach sich ziehen könnte.

CWP will eine jährliche Produktionskapazität von 1,7 Millionen Tonnen an grünem Wasserstoff beziehungsweise 10 Millionen Tonnen an grünem Ammoniak erreichen. Der Output soll für den lokalen Gebrauch, jedoch hauptsächlich für den Export vorgesehen sein. Für die Produktion sind laut den Plänen neue Stromerzeugungskapazitäten von 30 Gigawatt erforderlich. CWP will dies durch die Entwicklung von Wind- (18 Gigawatt) und Solarenergieprojekten (12 Gigawatt) realisieren.

Die Regionen Dakhlet Nouadhibou und Inchiri wurden für das Vorhaben ausgewählt. Dort müsste CWP auch massiv in die Wasserversorgung beziehungsweise Meerwasserentsalzungsanlagen investieren. Ein Projekt dieser Größenordnung dürfte enorme wirtschaftliche Auswirkungen für Mauretanien haben. Im Rahmen der Prefeasibility-Studie wurde auch die mögliche gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Projekts hervorgehoben: Demnach könnte sich das Bruttoinlandsprodukt bis 2035 um 50 Prozent erhöhen und die Arbeitslosigkeit um fast ein Drittel reduzieren.

Ein weiteres Zukunftsvorhaben ist das grüne Wasserstoffprojekt Nour, für das ebenfalls ein Rahmenabkommen besteht. Im September 2021 unterzeichneten die Chariot Energy Group und die Regierung von Mauretanien eine Absichtserklärung, um das Projekt zur potenziellen Entwicklung von grünem Wasserstoff über erneuerbare Energien mit einer Leistung von bis zu 10 Gigawatt voranzutreiben. Eine Prefeasibility-Studie wurde erfolgreich abgeschlossen.

Chariot hat Pressemeldungen zufolge exklusive Entwicklungsrechte für drei Zonen erhalten. Eine davon erstreckt sich über etwa 160 Kilometer entlang der Atlantikküste. Dort könnte im Rahmen des Nour-Projekts die erste Offshore-Windanlage auf dem afrikanischen Kontinent entstehen. Zwei weitere Zonen befinden sich in unbesiedelten Wüstenregionen. Chariot hat bereits eine Partnerschaftsvereinbarung mit dem Hafen Rotterdam für den Verkauf von bis zu 600.000 Tonnen grünem Wasserstoff nach Europa unterzeichnet.

Internationale Kooperationen erforderlich

Mauretanien ist auch Mitglied der African Green Hydrogen Alliance, die im Mai 2022 ins Leben gerufen wurde. Sie soll dazu beitragen, Afrika im Rennen um die Entwicklung von grünem Wasserstoff auf eine Spitzenposition zu bringen. Die anderen Gründungsmitglieder der Allianz sind Kenia, Südafrika, Namibia, Ägypten und Marokko. Inhaltlich geht es um die Entwicklung regulatorischer Maßnahmen und den Kapazitätsaufbau sowie um Finanzierungsmodelle und die Problematik der Zertifizierung. Weitere Länder, die das Potenzial für grünen Wasserstoff untersuchen, sind Angola und Algerien.

Mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterzeichnete die mauretanische Regierung im Juni 2022 eine gemeinsame Erklärung zur weiteren Zusammenarbeit im Energiesektor. Investitionen in erneuerbare Energien sollen beschleunigt und die Entwicklung bei der Produktion von grünem Wasserstoff gefördert werden.

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