Branchen | Mexiko | Bergbau und Rohstoffe
Die Investitionen des mexikanischen Bergbaus stagnieren
Mexiko ist größter Silberproduzent der Welt und auch bei Gold und Kupfer stark. Aufgrund ungünstiger politischer Rahmenbedingungen aber halten sich Investoren zurück.
15.09.2023
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Der Branchenverband Cámara Minera de México (CAMIMEX) erwartet für 2023 Investitionen in den Bergbau in Höhe von 5,2 Milliarden US-Dollar (US$). Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, zurückzuführen in erster Linie auf die stockende Vergabe von neuen Bergbaulizenzen.
Die Erwartungen für das Jahr 2022 erfüllten sich nicht. Statt der prognostizierten 5,5 Milliarden US$ wurden 5,3 Milliarden US$ investiert. Das entsprach zwar einem Zuwachs von 9,5 Prozent gegenüber 2021, doch waren die Investitionen aufgrund der Pandemie in dem Jahr auch besonders niedrig ausgefallen. Investiert wurde 2022 hauptsächlich in den Betrieb und Ausbau bestehender Projekte sowie in die Exploration neuer Vorhaben. Auf die Anschaffung von Equipment entfielen laut CAMIMEX 707 Millionen US$. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland beliefen sich auf 1,4 Milliarden US$.
Mexikanische und kanadische Konzerne führen
Mit fast 87 Prozent entfiel der Großteil der Investitionen 2022 auf einheimische und kanadische Unternehmen. Weitere 7 Prozent kamen von US-Firmen. Mexikanische Unternehmen sind besonders bei Kupfer und Silber stark, kanadische und US-amerikanische auf den Gold- und Silberbergbau spezialisiert. Auch bei kritischen Rohstoffen wie Flussspat oder Strontium ist Mexiko ein wichtiger Lieferant.
Sehr ausgeprägt sind die Bergbauaktivitäten in den Bundesstaaten Zacatecas (Gold, Silber, Blei, Kupfer, Zink), Sonora (Gold, Silber, Kupfer), Guerrero (Gold), Durango (Gold, Silber, Zink) und Chihuahua (Gold, Silber). Als Produzent führt bei Gold, Silber, Blei und Zink der Bundesstaat Zacatecas. Bei Kupfer liegt Sonora mit einem Produktionsanteil von 76 Prozent vorn.
Unternehmen | Umsatz 2022 in Mio. US$ *) | Beschreibung |
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Americas Mining Corporation | 10.952 | Bergbaugeschäft von Grupo México; viertgrößter Kupferproduzent weltweit; neben Mexiko auch in USA, Südamerika und Spanien aktiv |
Industrias Peñoles | 5.519 | Bergbaugeschäft der Holdinggesellschaft Grupo BAL; führend in Mexiko bei Gold, Blei und Zink |
Fresnillo PLC | 2.431 | Tochter von Industrias Peñoles; weltweit größter Produzent von Silber |
Newmont-Peñasquito | 2.186 | Goldmine in Zacatecas der US-Firma Newmont |
Minera Media Luna | 867 | Tochter der kanadischen Firma Torex Gold Resources; zweitgrößter Goldproduzent Mexikos; Operation startete 2016 |
CMOC Mining de México | 748 | Chinesisches Bergbauunternehmen; in Mexiko über Tochtergesellschaft IXM (Rohstoffhändler) vertreten |
Minera Frisco | 629 | Im Besitz des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim; produziert vor allem Gold, Kupfer und Zink |
Corporación First Majestic | 486 | Kanadischer Silberproduzent; drei Minen in Nordmexiko |
Pan American Silver Corporation | 459 | Kanadischer Silberproduzent |
Agnico Eagle México | 339 | Kanadischer Goldproduzent |
Bergbaureform verunsichert Unternehmen
Im Mai 2023 verabschiedete die mexikanische Regierung eine Reform des Bergbaugesetzes (Ley Minera). Seither obliegt die Exploration neuer Lagerstätten dem geologischen Dienst SGM (Servicio Geológico Mexicano). Dieser gehört zum Wirtschaftsministerium Secretaría de Economía. Zuvor führten die Bergbaubetriebe Erkundungen selbst durch. Nun haben sie nur die Möglichkeit, sich bei einem Explorationsvorhaben mit SGM zusammenzuschließen. Branchenkennern zufolge ist die Rechtslage jedoch nicht klar definiert. Sie fürchten daher, dass die Gesetzesänderung einen Rückgang der Investitionen in diesem Bereich nach sich ziehen wird.
Eine weitere Änderung betrifft die Konzessionen zum Abbau von Rohstoffvorkommen: Diese sollen künftig vom Wirtschaftsministerium per Ausschreibung vergeben werden. Kleine Unternehmen könnten dabei nur noch selten zum Zug kommen, da sie in einem Bieterverfahren womöglich gegenüber großen, finanzstarken Konzernen unterliegen. Die Dauer der Bergbaulizenzen wurde von vorher 100 Jahren auf 80 Jahre reduziert. Es geht dabei um 30 Jahre plus zwei mögliche Verlängerungen von je 25 Jahren. Juristen bezeichnen die Reform insgesamt als unpräzise formuliert und erwarten rechtliche Schritte der Bergbauunternehmen, da sie an verschiedenen Stellen gegen geltende Handelsabkommen verstoße.
Bei Bergbaumaschinen ist Schweden stark vertreten
Der deutsche Anbieter von Dekanterzentrifugen Flottweg, der unter anderem den Bergbau beliefert, verkaufte zuletzt sechs Zentrifugen an die Flussspat-Mine Las Cuevas des Unternehmens Koura (Mexichem Fluor). "Allerdings erhält die Mine derzeit für eine Expansion keine neuen Lizenzen der Regierung", berichtet Mauricio Vaca, Geschäftsführer von Flottweg in Mexiko. Der deutsche Mittelständler beliefert auch die Lebensmittelindustrie und Betreiber von Abwasseraufbereitungsanlagen. Der Bergbau sei laut Vaca jedoch mit Abstand der wichtigste Kunde in Mexiko.
Weitere deutsche Bergbauzulieferer in Mexiko sind: thyssenkrupp Industrial Solutions, Liebherr, Wirtgen Group, Beumer Group, Schmidt Kranz Group, Endress + Hauser, FESTO, Haver & Boecker, Bosch Rexroth, Herrenknecht, ifm electronic, KSB, Siemens und Vulkan.
Das Ranking der 500 größten Unternehmen Mexikos, das die Wirtschaftszeitschrift Expansión erstellt, listet als reine Bergbaumaschinenzulieferer nur die Niederlassungen der schwedischen Hersteller Sandvik (Umsatz 2022: 285 Millionen US$) und Epiroc (258 Millionen US$) auf. Epiroc unterhält Produktionswerke in den Bundesstaaten Sonora und Zacatecas. Weitere Hersteller von Bergbaumaschinen sind in dem Ranking nicht erwähnt. Amerikanische Anbieter von Baumaschinen im Allgemeinen, wie zum Beispiel Caterpillar, dürften auch umsatzstark sein.
Laut der internationalen Handelsdatenbank UN Comtrade importierte Mexiko 2022 Bergbaumaschinen (HS-Klassifizierung 8430) im Wert von 247,9 Millionen US$. Über die Hälfte davon stammte aus den USA (138,3 Millionen US$), gefolgt von China (32,9 Millionen US$), Kanada (20,2 Millionen US$), Frankreich (17,1 Millionen US$) und Schweden (11,5 Millionen US$). Deutschland stand mit Lieferungen im Wert von 5,4 Millionen US$ auf dem 7. Platz. Der relativ geringe Wert der Importe von Bergbaumaschinen lässt darauf schließen, dass ein relevanter Teil des Bedarfs lokal in Mexiko produziert wird.
Rohstoff | Produktion (in Tonnen) | Veränderung 2022/2021 (in Prozent) | Weltweiter Rang | Anteil an weltweiter Produktion (in Prozent) |
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Silber | 3.941 | -5,6 | 1. | 24,2 |
Flussspat (Fluorit) | 1.000.626 | -0,6 | 2. | 11,7 |
Wollastonit | 84.713 | -17,5 | 3. | 8,6 |
Coelestin | 33.787 | 58,2 | 4. | 6,4 |
Molybdän | 15.496 | -5,0 | 5. | 6,3 |
Blei | 142.774 | -21,7 | 4. | 6,1 |
Zink | 319.438 | -19,1 | 7. | 6,0 |
Baryt | 305.270 | -4,8 | 5. | 4,1 |
Kupfer | 753.885 | 2,7 | 10. | 3,4 |
Gold | 83,5 | 3,1 | 9. | 3,4 |
Politisches Umfeld gilt als mangelhaft
Im Investment Attractiveness Index 2022 des Fraser Instituts belegt Mexiko Rang 37 unter 62 aufgelisteten Regionen. Der Index berücksichtigt sowohl das geologische Potenzial als auch das politische Umfeld. Letzteres wird in Mexiko als mangelhaft eingestuft (Rang 40), während das geologische Potenzial auf Rang 20 liegt.
Innerhalb Lateinamerikas steht Mexiko im Ranking im unteren Drittel. Nur einige Regionen Argentiniens und Bolivien schneiden noch schlechter ab. Das Institut bemängelt besonders die unklare Rechtslage, hohe Steuern und die schlechte Sicherheitslage. Gemäß einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC lag der Steuersatz für Bergbauunternehmen 2021 in Mexiko bei 53,6 Prozent und damit deutlich höher als etwa in Chile (35,7 Prozent) oder dem US-Bundesstaat Arizona (30,1 Prozent).