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Wärmekraftwerke sollen auch zukünftig eine wichtige Rolle in Mexiko spielen. Der stärkste Ausbau wird jedoch bei Wind- und Solarparks erwartet.
14.11.2024
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Der Bedarf an Elektrizität dürfte in den kommenden Jahren aufgrund einer wachsenden Mittelschicht und der Nearshoring-Aktivitäten ausländischer Unternehmen in Mexiko weiter zunehmen. Auch eine stärkere Nutzung von Elektromobilität und künstlicher Intelligenz sollen den Stromkonsum ankurbeln. Der aktuelle 15-Jahresplan des Energieministeriums SENER (Programa de Desarrollo del Sistema Eléctrico Nacional 2024-2038) rechnet in einem Basisszenario mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Stromkonsums von 2,4 Prozent.
soll der Stromkonsum in Mexiko zwischen 2024 und 2038 jährlich steigen.
Langfristig sollen Windkraft und Solar deutlich zulegen
Im Jahr 2038 erwartet das Energieministerium einen landesweiten Stromkonsum von 495.781 Gigawattstunden, rund 43,1 Prozent mehr als 2023. Der prozentual größte Zuwachs wird in der Halbinsel Yucatán erwartet.
Um den steigenden Bedarf zu decken, rechnet SENER fast mit einer Verdoppelung der aktuell installierten Kapazität auf rund 163.400 Megawatt im Jahr 2038. Dabei erwartet das Ministerium, dass zunächst weiterhin die Gaskraftwerke ausgebaut werden. Mittelfristig soll jedoch die Windkraft am stärksten expandieren.
Am Ende des Planungshorizontes im Jahr 2038 sollen fossile Kraftwerke eine Kapazität von rund 60.000 Megawatt haben. Dieser Wert ist ähnlich hoch wie heute, da mittelfristig ältere Kraftwerke abgeschaltet werden müssen. Es folgen Windkraftwerke mit einer Kapazität von voraussichtlich 40.000 Megawatt und Solarparks mit rund 20.000 Megawatt.
CFE und Iberdrola planen hohe Investitionen
Private Stromerzeuger in Mexiko hoffen, unter der Regierung von Claudia Sheinbaum wieder mehr Möglichkeiten zur Expansion ihres Geschäfts zu erhalten. Unter López Obrador konnten sie ihre Kapazitäten zur Stromerzeugung im Land so gut wie nicht ausbauen. Das spanische Unternehmen Iberdrola, das mehrmals öffentlichkeitswirksam von López Obrador angegriffen wurde, plant Presseberichten zufolge bis zum Ende der Amtszeit Sheinbaums gar 17 neue Wind- und Solarparks im Land.
Über die Mittel dazu verfügt Iberdrola dank der Veräußerung von zwölf Gaskraftwerken und einem Windpark an den Staatskonzern CFE Anfang 2024. Da Iberdrola ohnehin die Dekarbonisierung vorantreiben möchte und López Obrador den Marktanteil der CFE stärken wollte, wurden sich die Parteien trotz der ursprünglichen Differenzen auf einen Kaufpreis von 6,2 Milliarden US$ einig – die Iberdrola nun wieder im Land investiert.
Das höchste geplante Investitionsvolumen in den kommenden Jahren entfällt jedoch auf CFE. Laut einer Präsentation Claudia Sheinbaums vor Unternehmerverbänden soll der Staatskonzern während ihrer Amtszeit Projekte im Wert von 13,6 Milliarden US$ anstoßen. Neben den Stufen III und IV des Solarparks Puerto Peñasco sollen drei Wärmekraftwerke neu gebaut und fünf Wasserkraftwerke modernisiert werden. Auch die Windenergie soll gefördert werden, ohne jedoch Details zu nennen. Insgesamt sollen laut Sheinbaum 13.660 Megawatt an neuer Kapazität der CFE hinzukommen. ''In den kommenden sechs Jahren muss in Mexiko eine Leistung von 30 Gigawatt installiert werden, um die wachsende Nachfrage nach Strom zu decken", so Ralph Wegner, Gründer und Geschäftsführer des mexikanischen Energieunternehmens Mexión Corporation.
Kaum neue Kapazitäten für industrielle Stromkunden
Für große, industrielle Stromabnehmer ist in Mexiko das Modell der Power Purchase Agreements (PPA) mit privaten Projektentwicklern attraktiv. Die Tarife der CFE sind für die verarbeitende Industrie nämlich sehr hoch. Grund dafür sind die im Vergleich zu erneuerbaren Energien teuren konventionellen Kraftwerke der CFE. Experten gehen davon aus, dass die CFE in vielen Fällen Gestehungskosten von etwa 80 US$ je Megawattstunde hat, in einigen Anlagen belaufen sie sich sogar auf bis zu 200 US$. Private Erzeuger kommen in der Regel in ihren Fotovoltaik- und Windparks auf rund 30 bis 60 US$ je Megawattstunde.
Allerdings erhielten private Entwickler in den vergangenen Jahren keine Genehmigungen für neue Solar- und Windparks, weshalb sie Industriekunden kaum zusätzliche Kapazitäten anbieten konnten. Ein Hindernis für PPAs sind zudem die unterschiedlichen Vorstellungen über die Laufzeiten. Während potenzielle Stromkunden eine Laufzeit der Verträge von drei bis fünf Jahren bevorzugen, benötigen die Entwickler eher zwölf bis 15 Jahre, um die Projekte angemessen finanzieren zu können.
Nutzung erneuerbarer Energien für den Eigenbedarf bislang beschränkt
Auch wenn der Bau neuer Solar- und Windparks in den vergangenen Jahren stockte, entwickelte sich das Segment der Eigenerzeugung ("generación distribuida") kräftig. Lag die installierte Kapazität 2019 noch bei 813 Megawatt, so erreichte sie im Jahr 2023 rund 3.364 Megawatt. Davon entfällt der Großteil auf Fotovoltaikanlagen sowohl auf Wohngebäuden als auch auf Firmengeländen. Da die Anlagen nicht von der Regulierungsbehörde CRE genehmigt werden müssen, ist der Planungsaufwand geringer. Bei Windenergie ist davon auszugehen, dass kleine Anlagen oft informell betrieben werden, beispielsweise um Wasserpumpen in der Landwirtschaft mit Strom zu versorgen.
Insbesondere für gewerbliche Nutzer ist das geltende Limit der Kleinerzeugung auf maximal 0,5 Megawatt eine Einschränkung. Damit können Industrieunternehmen in der Regel nur einen Bruchteil ihres Bedarfs selber decken. Von der neuen Regierung Sheinbaum erwartet der Sektor, dass das Limit auf rund 10 Megawatt erhöht wird.
Im Privatbereich lohnt sich eine Nutzung von Solarpanels aufgrund hoher Stromsubventionen häufig nicht. Eine Ausnahme bilden hier die nördlichen Bundesstaaten, die im Sommer aufgrund von Klimaanlagen einen äußerst hohen Stromverbrauch aufweisen.
Projektbezeichnung (Standort) | Leistung | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
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17 neue Solar- und Windparks (landesweit) | 2.855 | Iberdrola | Sollen bis 2030 entstehen; u.a. im Bundesstaat Nuevo León zur Belieferung der Automobilindustrie | 2.900 |
Windpark Sureste II-V (Bundesstaat Oaxaca) | 1.185 | CFE | Phase I seit 2015 in Betrieb durch Enel Green Power; derzeit Umwelt- und Sozialstudien für Stufen II bis V | 2.400 |
Solarpark Puerto Peñasco (Sonora) | 1.000 | CFE | Phasen I (120MW) und II (300 MW) bereits gebaut; es fehlt geplanter Anschluss an Stromnetz von Baja California; Phasen III (300 MW) und IV (280 MW) sollen in Amtszeit von Claudia Sheinbaum ausgeschrieben und gebaut werden | k.A. |
Wind- und Solarpark Marengo I (Campeche) | 623 | Hy2gen | In Planung; soll zur Herstellung von 180.000 Tonnen grünem Ammoniak jährlich dienen; gefördert von GIZ | 1.100 |
Windpark Cimarrón (Baja California) | 320 | Sempra Infraestructura | Im Bau; soll ab Ende 2025 Strom erzeugen; 64 Vestas-Turbinen; Elektrizität wird nach Santa Clara (USA) geliefert | 550 |
Solarpark La Araña (Sonora) | 200 | Sowitec | Projekt weiterhin in Planung; Unternehmen wartet Regierungswechsel ab | 883 |