Der Onlinekonsum verschiebt sich von digitalen Gütern und Dienstleistungen wie Downloads, Eintrittskarten und Reisen hin zu Produkten wie Büroartikel, Garten- und Haushaltswaren sowie Möbel und Elektrogeräte. Dies zeigt der Vergleich der Jahre 2015 und 2016: Die Vertriebsinfrastruktur, die für diese Käufe in höherem Maße notwendig ist, verbessert sich und neue Akteure im Onlinehandel werden aktiv. Dieser Trend dürfte in den kommenden Jahren anhalten.
Mit Supermarkt- und Kaufhausketten wie Walmart und Liverpool treten traditionelle Einzelhändler zunehmend in den elektronischen Handel ein. Die führenden Onlinekaufhäuser Mercado Libre, Amazon, Livio, Wish, Ebay und Privalia werden mit dem Markt wachsen, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es aufgrund der derzeitigen Vielzahl der Anbieter zu Konsolidierungen kommt. Mit Alibaba hat ein weiterer wichtiger Akteur sein Interesse an Mexiko bekundet.
Logistikfirmen verbessern ihr Zustellangebot und passen es für Verkäufer und Kunden von Onlineshops an. Der mexikanische Logistikdienstleister Estafeta probt zurzeit in einer Pilotphase die Zustellung am gleichen Tag (Same-Day-Delivery). Das Projekt soll laut Ingo Babrikowski, Geschäftsführer von Estafeta, ab Mitte 2017 in den Regelbetrieb gehen. Im Onlinegeschäft übliche Services wie die Zustellung am Folgetag werden von den Lieferdiensten bereits jetzt standardmäßig angeboten.
Im Jahr 2016 wurden rund zwei Drittel aller Onlinekäufe von Computern aus durchgeführt, doch Smartphones und Apps werden als Vertriebskanal immer wichtiger. Informationsangebote durch Videos, Virtual Reality und Social Media können das Smartphone als Bestellplattform laut Vertretern von Facebook Mexico noch bedeutender machen. Auf den mobilen Geräten jedoch hat zurzeit noch der Erwerb digitaler Produkte wie Telefonie- und Datenpakete, Unterhaltungsmedien und Apps/Videospiele Vorrang.
Der Kauf per Internet muss in Mexiko trotz der guten Aussichten noch einige Hindernisse überwinden. Als größte Hürde sehen Marktexperten die hohe Informalität der Wirtschaft an. Über 50% der Arbeitnehmer sind im informellen Sektor beschäftigt, was in der Regel bedeutet, dass sie kein Konto und insbesondere keine Kreditkarte von den Geschäftsbanken erhalten.
Zwar gibt es über Kioske sowie zunehmend über Apps Wege der Barzahlung. Diese sind jedoch weniger komfortabel, führen zu längeren Wartezeiten und machen für die Anbieter von Onlineshops die internen Prozesse komplexer. In der Konsequenz werden diese Methoden weniger häufig angeboten, sodass laut einer Umfrage der Asociación Mexicana de Venta Online (AMVO) 42% der potenziellen Käufer die Erfahrung machen, dass für sie kein passender Zahlungsweg bereitsteht.
Auch das Vertrauen in den Onlinekauf ist schwach: 41% der von AMVO befragten Konsumenten, die noch nie online eingekauft haben, geben an, dass sie diesem Kanal nicht trauen beziehungsweise dass sie das Ankommen der bestellten Produkte bezweifeln. Onlinekunden, die das mobile Internet (meist via Smartphone) für die Bestellung nutzen, stören sich auch an den langsamen Verbindungen.
Text: Florian Steinmeyer