Branchen | Nigeria | Abfallentsorgung, Recycling
Kreislaufwirtschaft leidet an fehlender Koordination
Der größte Teil des Abfalls in Nigeria wird ungeordnet abgelagert. Begehrte Wertstoffe wie Plastik und Metalle werden aufwendig gesammelt.
29.04.2022
Von Corinna Päffgen | Accra
Eine Modernisierung des Abfallsektors ist in Nigeria überfällig. Zunehmende Urbanisierung, steigendes Müllaufkommen und eine wenig effiziente Bewirtschaftung des Abfalls haben zu einem wachsenden Müllproblem geführt.
Da flächendeckende statistische Daten für Nigeria wenig verfügbar sind, beruhen viele Daten zum Abfallaufkommen, zur Zusammensetzung sowie zur Entsorgung und Recycling auf Schätzungen. Die Weltbank geht von einem durchschnittlichen Abfallaufkommen von 0,51 kg pro Einwohner und Tag aus (Stand 2016). Damit liegt Nigeria im Mittelfeld der Länder in Subsahara-Afrika. Bei einer Bevölkerung von rund 205 Millionen Einwohnern ergibt sich ein Abfallaufkommen von rund 105.000 Tonnen pro Tag und etwa 38 Millionen Tonnen pro Jahr. Dabei gibt es ein Gefälle zwischen städtischen und ländlichen Gegenden. So beläuft sich allein in der Metropole Lagos das tägliche Abfallaufkommen auf etwa 13.000 Tonnen.
Mülltrennung und Recycling findet bislang kaum statt und auch die Abfallentsorgung ist wenig organisiert. Die von der Weltbank geschätzte Abfallabholungsquote liegt in Nigeria zwischen 10 und 50 Prozent, wobei in Lagos etwa die Hälfte von der Müllabfuhr verbracht wird.
Der Abfall wird auf die technisch nicht ausgerüsteten Müllkippen gebracht, die ebenfalls kommunal verwaltet werden. Dort landet auch ein Teil des Krankenhausmülls und Bauabfälle. Der Rest wird auf wilden Deponien abgeladen, auf der Straße, unter Brücken oder anderweitig auf inoffiziellem Wege entsorgt mit desaströsen Auswirkungen für Mensch und Umwelt.
Nigeria schafft neuen regulatorischen Rahmen für Abfallsektor
Der Weg zu einer nachhaltigen, modernen Abfallwirtschaft und der Implementierung einer Kreislaufwirtschaft ist noch weit. Die Modernisierung des Abfallsektors hat die Politik allerdings schon seit einiger Zeit auf der Agenda. Auch das Konzept der Kreislaufwirtschaft ist in Nigeria nicht neu, bislang fehlt es aber unter anderem an einem rechtlichen Rahmen.
Der Schutz der Umwelt ist verfassungsmäßig verankert, zudem existieren zahlreiche eigenständige Gesetze und Richtlinien mit Vorschriften zum Umweltschutz, für die Reduzierung von Abfällen und zum Abfallmanagement enthalten. Das Bundesministerium für Umwelt hat kürzlich die National Policy on Solid Waste Management sowie die National Policy on Plastic Waste Management erlassen. Danach sieht die Regierung die Entwicklung geeigneter Infrastrukturen, die Reduzierung von Abfall und die Förderung von Wiederverwendung und -verwertung vor. Dabei verfolgt die Politik eine Reihe ambitionierter Ziele: Recycling von 65 Prozent der Siedlungsabfälle (municipal waste) bis 2030; Recycling von 75 Prozent des Verpackungsmülls (Plastik, Papier, Metall etc.) bis 2030 sowie Recycling von 50 Prozent des gesamten anfallenden Plastikmülls (inklusive des Anteils am Verpackungsmüll) bis 2030. Kürzlich verabschiedet wurde zudem die National Waste Battery Policy, deren Inkrafttreten für 2022 erwartet wird.
Die beim Umweltministerium angesiedelte Behörde zur Durchsetzung von Umweltstandards, die National Environmental Standards and Regulation Enforcement Agency (NESREA), hat zudem Guidelines zur erweiterten Herstellerverantwortung erlassen (Extended Producer Responsibility Programme Operational Guidelines, EPR), die drei ausgewählte Sektoren (Elektronik, Batterien sowie Lebensmittel- und Getränke) abdecken. Unter dem korrespondierenden EPR-Programm arbeitet die Regierung eng mit der Privatwirtschaft zusammen, die mit der Gründung von drei Organisationen mit Herstellerverantwortung (PRO – Producer Responsibility Organizations) die entsprechenden Vorschriften auf freiwilliger Basis umsetzen. Derzeit soll sich ein Entwurf für ein Gesetz zur erweiterten Herstellerverantwortung im Gesetzgebungsprozess befinden, Näheres ist dazu allerdings nicht bekannt.
Die Einführung einer zirkulären Wirtschaft mit ganzheitlichem Ansatz sieht das neue sogenannte Programm für Kreislaufwirtschaft (National Circular Economy Program – NCEP) vor, das auf eine Koordinierung der verschiedenen Kreislaufaktivitäten und integratives grünes Wachstum der nigerianischen Wirtschaft durch Kreislaufwirtschaftsansätze abzielt. Auch wenn bereits auf verschiedenen Stufen Wiederverwertung und Recycling stattfindet, so geschieht dies noch auf unkoordinierte Weise. Unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Coronapandemie gewinnt die Kreislaufwirtschaft als Teil der wirtschaftlichen und ökologisch nachhaltigen Erholungsstrategie an Bedeutung, vor allem mit Hinblick auf kritische Sektoren wie die Landwirtschaft, die sensibel auf klimabedingten Stress reagieren.
Plastik: Hoher Verbrauch generiert viel Müll
Nigeria ist einer der größten Konsumenten von Kunststoffen in Afrika. Es existieren etwa 3.000 plastikproduzierende Unternehmen mit einem geschätzten Produktionsvolumen von 500.000 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus importiert Nigeria pro Jahr Plastik für mehrere Milliarden US-Dollar (US$), Lieferländer sind vor allem China, USA, Südkorea, Saudi-Arabien und Indien.
Das Abfallaufkommen für Plastik ist aufgrund wenig verfügbarer statistischer Daten schwer zu bestimmen. Nach Zahlen vom Bundesministerium für Umwelt sind im Jahr 2017 etwa 4 Millionen Tonnen Plastikmüll angefallen. Allein in Lagos werden pro Jahr etwa 1,38 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, wobei die Recyclingrate auf 10 bis 12 Prozent geschätzt wird. Der Rest landet unter anderem auf Deponien, auf der Straße und in der Kanalisation. Rund 200.000 Tonnen pro Jahr landen zudem im Meer, so Schätzungen des World Economic Forums.
Die Entsorgung beziehungsweise das Sammeln von Plastikmüll erfolgt über die PSP mit entsprechenden Konzessionen sowie über Akteure des informellen Sektors. Die informellen Sammler, sogenannte Scavengers („Aasgeier“), picken sich vor der Abholung Wertstoffe wie Plastik aus dem Müll heraus und sammeln anderweitig in der Stadt Plastik aus Abwasserkanälen, vom Straßenrand oder von wilden Mülldeponien. Der gesammelte Plastikmüll wird an größere Sammler gegen Bargeld, Lebensmittel oder Haushaltsgegenstände verkauft oder getauscht.
Markt für Kunststoffrecycling wächst
Die Recyclingbranche ist noch nicht stark ausgeprägt, die Recyclingrate von Plastik beträgt etwa 10 bis 12 Prozent. Dies dürfte sich mit Blick auf die angestrebte Steigerung auf 50 Prozent künftig ändern, höhere Auflagen für die Industrie sind zu erwarten.
Unternehmen, die in der Lage sind, recycelten Kunststoff in einem industriellen Prozess zu verarbeiten, gibt es bislang wenig. Dazu gehört vor allem Alkem Nigeria Ltd., das anfangs mit der Unterstützung von Coca-Cola seit 2005 PET-Flaschen zu synthetischen Fasern verarbeitet, die wiederum für die Herstellung von Textilien, Matratzen, Sofas aber auch für die Herstellung von Dachbahnen und Dämmschutz von Gebäuden genutzt wird.
Der multinationale Chemie-Konzern BASF forscht in einem eigenen Labor in Lagos zur Entwicklung innovativer Technologien für das chemische Recycling von Kunststoffen. Das Projekt Waste-2-Chemicals nutzt Pyrolysetechnologie, mittels der aus Kunststoffabfällen Pyrolyseöl hergestellt wird. Das Pyrolyseöl kann im nächsten Schritt in Deutschland gereinigt und weiterverarbeitet werden. Derzeit befindet sich das Projekt noch in der Pilotphase, weitere Standorte in Nigeria sind aber bereits in Planung.
In den letzten Jahren haben sich zudem einige kleinere Unternehmen auf dem Markt etablieren können. Dazu gehören Unternehmen wie Wecyclers, Recyclan oder Chanja Datti, die sich vor allem auf das Sammeln und Aufbereiten von Plastik für den Weiterverkauf an große Recycling-Unternehmen im In- und Ausland spezialisiert haben. Wecyclers hatte im Jahr 2012 ihre „Rewards-for-Recycling-Plattform“ gestartet. Idee war, Menschen in einkommensschwachen Gegenden zum Sammeln von wiederverwertbarem Abfall wie Plastik, Papier oder Glas anzuregen. Mit günstigen und lokal montierten Lastenrädern, den „Wecyclers“, werden recycelbare Abfälle abgeholt und zu den eingerichteten Sammel- und Sortierzentren gebracht. Im Gegenzug können Punkte gesammelt werden, die dann gegen Lebensmittel und Haushaltsgegenstände eingetauscht werden können. Mittlerweile wurde die Flotte um motorisierte Dreiräder und Lastwagen erweitert. Die Plastikabfälle werden dann sortiert, gepresst oder zerkleinert und anschließend an örtliche Hersteller wie beispielsweise Alkem oder an Unternehmen in Europa und China zur Weiterverarbeitung verkauft. Das Geschäft mit dem Plastik ist lukrativ, bis zu 3.000 Tonnen Plastikmüll verschiffen die Unternehmen pro Monat ins Ausland. Die Firmen expandieren bereits, teilweise über Franchise-Systeme in ganz Nigeria.
Die Food and Beverage Recycling Alliance (FBRA) ist eine der drei Organisationen mit Herstellerverantwortung. Die FBRA hat derzeit über 20 Mitgliedsunternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor wie Nestlé Nigeria Plc., Coca-Cola Nigeria Ltd. und Nigerian Breweries Plc. Sie verpflichten sich mangels gesetzlicher Verpflichtung freiwillig im Einklang mit den EPR-Guidelines dazu, Verpackungen wie PET-Flaschen, Tetrapacks und Styroporpackungen zurückzunehmen, zu recyceln und zu entsorgen. Damit übernehmen die Unternehmen bereits jetzt die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus des Produktes. Dabei arbeiten sie unter anderem mit Sammelpartnern wie Chanja Datti und Wecyclers sowie Recyclingpartnern wie Alkem zusammen. Die Durchführung verschiedener Sensibilisierungskampagnen zu Umweltverschmutzung sowie Mülltrennung und ordnungsgemäße Entsorgung gehört ebenfalls zu den Aktivitäten der FBRA. Mit der Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes zur Herstellerverantwortung dürften künftig erheblich mehr Unternehmen aus dem Sektor in die Pflicht genommen werden.
Papier: Recycling wird an Bedeutung gewinnen
In Nigeria wird kaum lokal Zellstoff, Papier und Pappe produziert, seit in den 1990er Jahren die drei wichtigsten Papiermühlen geschlossen wurden. Nigeria ist deshalb vom Import abhängig und führt jährlich für rund 500 Millionen US$ Papier und Pappe ein.
Die Höhe des Aufkommens von Papiermüll ist schwer zu bestimmen, nach Schätzungen der Weltbank bestehen etwa 10 Prozent des Müllaufkommens aus Papier und Pappe. Das wären bei einem gesamten Abfallaufkommen von 38 Millionen Tonnen rund 3,8 Millionen Tonnen jährlich. In Lagos macht Papiermüll etwa 13 Prozent aus, was rund 1.700 Tonnen pro Tag entspricht.
Wieviel vom Papiermüll recycelt wird, ist nicht bekannt. Papier zählt zwar zu den Abfällen, die an den jeweiligen Sammelpunkten von Unternehmen wie Wecycler und Recyclan angenommen wird, allerdings ist das Aufkommen nach Aussage der beiden Unternehmen lange nicht so groß wie bei Plastikmüll.
Es gibt einige kleinere und große etablierte Unternehmen, die Papierabfälle recyceln. Dazu gehören Unternehmen wie Bel Papyrus, das unter anderem Toilettenpapier und Servietten herstellt. Eines der größten Papierrecycling-Unternehmen ist Dahua Paper, das mit eigener Papiermühle Papier aus ganz Nigeria recycelt. Die Kapazität beträgt 500 Tonnen pro Tag, soll aber auf 1.100 Tonnen pro Tag erweitert werden. Zudem plant das Unternehmen eine Investition in Höhe von 500 Millionen US$ in Baumplantagen für die Produktion von Papier.
Aufgrund der hohen Importabhängigkeit von Papier und Papierprodukten mangels lokaler Papierindustrie sowie mit Blick auf die hohen Abfallmengen, die eine hohe Nachfrage wiederspiegelt, dürfte künftig das Interesse an Papier-Recycling steigen.
Metalle: Nigerias Schrottindustrie boomt
Metalle wie Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Aluminium sind wertvoll und landen trotzdem meist im Müll, oft in Form von Elektroschrott (E-Waste). Rund um den Metallschrott hat sich eine lukrative, größtenteils informelle Industrie entwickelt, in der etwa 100.000 Menschen tätig sind.
Das jährliche Aufkommen von Metallabfall ist schwer zu schätzen, in Lagos soll rund 1 Prozent und in Ogun 5 Prozent des Abfallaufkommens Metall sein, was 334 Tonnen pro Tag und rund 120.000 Tonnen pro Jahr entsprechen würde. Nach einer Studie des Sekretariats des Basler Übereinkommens (Basel Convention) von 2012 dürften in Nigeria pro Jahr zwischen 46.000 und 1,4 Millionen Tonnen Metallschrott (scrap metal) anfallen. Die Recycling-Rate ist angesichts des hohen Wertes der Metalle entsprechend hoch und liegt nach Einschätzung von Experten zwischen 70 und 80 Prozent.
Gesammelt werden Altmetalle größtenteils von informellen Sammlern. Diese picken die Wertstoffe vor der Abholung aus dem Müll, sammeln diesen auf der Straße oder von Deponien. Vor allem in Elektroschrott finden sich wertvolle Edelmetalle. Das Sammeln von Elektroschrott und das Auslösen der Metalle durch beispielsweise das weit verbreitete Abbrennen von Kupferkabeln ist dabei hochgradig gesundheits- und umweltschädlich.
Abnehmer von Altmetallen sind lokale und internationale Unternehmen. Ein großer Abnehmer sind Stahlhersteller. In den meisten Stahl- und Walzwerken von Unternehmen wie Ajaokuta Steel Company, African Steel Company oder HongXing-Steel Company Limited wird Altmetall zur Herstellung von Eisenstäben und Stahl recycelt, schätzungsweise 95 Prozent stammt dabei aus scrap metal. Nigeria verfügt zwar über reichhaltige Vorkommen an Eisenerz und Kohle (die Grundmaterialien für die Produktion von Stahl), der Aufbau einer eigenen Stahlindustrie ist trotz Bau mehrerer Stahlwerke in den 1970er Jahren aber nicht gelungen. Der Stahl, der in Nigeria produziert wird, kann die Nachfrage von geschätzten 6,8 Millionen Tonnen pro Jahr nicht decken, sodass Eisen und Stahl sowie Produkte aus Eisen und Stahl pro Jahr für 1,5 bis 2 Milliarden US$ importiert werden.
Zudem gibt es einige Recycling-Unternehmen, darunter Metal Manufacturing Nigeria, Greenbase Recycling oder New Star Metal, die aus Altmetallen wie Aluminium und Blei Barren pressen und diese entweder ins Ausland in Länder wie China, Türkei und Indien exportieren oder lokal an beispielsweise Bauunternehmen verkaufen, die diese entsprechend weiterverarbeiten.
Der formelle Sektor für das Recycling von Elektroschrott befindet sich noch in den Kinderschuhen, dürfte aber künftig wachsen. Offizielle und zertifizierte Unternehmen in dem Bereich sind die E-Terra Technologies und die Hinckley Group, die unter anderem mit Banken und Unternehmen wie Jumia sowie HP und Dell zusammenarbeiten, um anfallenden Elektroschrott fachgerecht zu sammeln und zu verwerten.
Batterie-Recycling ist lukrativ
Neben Metallschrott ist das Sammeln und Recyceln von Altbatterien ein boomender Markt mit einer hohen Recycling-Rate. Etwa 180.000 Tonnen sind nach Experteneinschätzung im Jahr 2019 an Altbatterien angefallen, wobei nach Schätzung von Experten etwa 80 Prozent recycelt wurden. Gesammelt werden scrap metal und Batterien oft zusammen, da neben Metallen auch Batterien einen hohen Wert haben. Der unsachgemäße Umgang beim oft informellen Recycling von Blei-Säure-Batterien führt zu massiven Umweltverschmutzungen und Vergiftungen. Die Arbeiter tragen weder Schutzkleidung, noch gibt es besondere Schutzvorrichtungen für die Arbeiten. Oftmals wird die Säure einfach ausgekippt, wobei auch Blei mit in den Boden und ins Grundwasser gerät. Das Schmelzen von Blei in Freiluftöfen setzt zudem giftige Dämpfe frei. Hohe Bleibelastungen im Grundwasser und in der Luft führen dabei zu Bleivergiftungen der Arbeiter und der in der Umgebung lebenden Menschen.
Die Alliance for Responsible Battery Recycling (ARBR) ist einer der drei Producer Responsibility Organizations, die sich freiwillig zur Umsetzung der Guidelines zur erweiterten Herstellerverantwortung verpflichtet haben. Die ARBR hat derzeit rund 40 Mitglieder; die Unternehmen sind im Bereich der Sammlung oder im Bereich des Recyclings tätig oder stammen aus dem Bereich erneuerbarer Energien. Derzeit existieren nach Aussage von Branchenkennern etwa acht bis zehn mit entsprechenden Schutzvorrichtungen ausgestattete Batterie-Recycling-Anlagen, neue sollen zeitnah entstehen. Das Interesse seitens der Industrie ist hoch, etwa im Automobilsektor. In der Regel wird bei der Verwertung von Bleibatterien das Blei zu Barren geschmolzen und ins Ausland verkauft - nach Asien aber auch nach Deutschland und andere europäische Staaten.
Marktchancen für deutsche Unternehmen
Insgesamt ist der Export deutscher Hersteller von Abfall- und Recyclingtechnik nach Afrika noch sehr gering. Laut Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) betrug der Exportanteil für Afrika gerade einmal 1,6 Prozent im Jahr 2020. Für 2021 rechnet man mit einem Rückgang auf 1 Prozent. Diese Angaben basieren auf einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen des VDMA.
Für deutsche Unternehmen können sich vereinzelt Lieferchancen von Equipment für den öffentlichen Sektor als auch für Private ergeben. Öffentliche Investitionen könnten angesichts der Pläne zur Modernisierung des Abfallsektors zunehmen, sodass es zu vermehrten Ausschreibungen in den großen Städten wie Lagos und Abuja, auf Ebene der Bundesstaaten und seitens des Bundesministeriums für Umwelt für den Bund kommen kann. Künftig dürfte die Regierung zudem vermehrt auf PPP-Projekte (Public-private Partnership) setzen, wo sich ebenfalls interessante Möglichkeiten ergeben können.
Deutsche Maschinen genießen zwar einen guten Ruf, sind aber oft zu kostspielig, vor allem für kleinere Unternehmen. So übernehmen beispielsweise lokale Unternehmen das Sammeln von Plastik, die Verarbeitungsschritte sortieren, spülen und zerkleinern erfolgen mittels Maschinen aus Asien. Hier können Marktanteile gewonnen werden, wenn entsprechende Finanzierungsmodelle wie zum Beispiel Lieferantenkredite angeboten werden. Des Weiteren ist es wichtig, einen After-Sales-Service anzubieten, was in der Regel eine Niederlassung vor Ort erfordert.
Am vielversprechendsten dürfte ein Markteinstieg mit einer Präsenz vor Ort sein. Das hilft beim Aufbau eines Netzwerkes bis hin zu den zuständigen Behörden. Vor allem im Bereich Recycling gibt es bislang wenig Akteure. Da bereits viel Plastik und Metalle aus Nigeria in Deutschland gekauft und verarbeitet werden, würde sich gegebenenfalls eine Verlagerung dieser Tätigkeiten nach Nigeria anbieten.
Im Bereich der Entsorgung dürften die bereits bestehenden Strukturen mit den konzessionierten kleinen Unternehmen schwer aufzubrechen zu sein. 2017 hat das nigerianische Konsortium eine Konzession der LAWMA für eine umfangreiche Entsorgung des Abfalls erhalten. Aus nicht näher bekannten Gründen hat Visionscape seine Aktivitäten schnell wieder aufgegeben.
Großes Interesse besteht bei Batterien an deutschen Maschinen und Know-how, sowohl beim Recycling als auch bei der Produktion von Batterien. Bislang werden Batterien importiert, eine lokale Herstellung findet nicht statt. Mit der Ansiedlung einer eigenen Batterie-Industrie könnte ein geschlossener Kreislauf für Batterie-Rohstoffe entstehen.