Wirtschaftsumfeld I Nigeria I Beitritt BRICS
Nigeria wird Partnerland der BRICS-Gruppe
Die Staatengemeinschaft BRICS bekommt neue Mitglieder und Partner. Nigeria hofft auf eine Stärkung seiner Wirtschaftsmacht in Subsahara-Afrika.
11.02.2025
Von Corinna Päffgen | Accra
Seit dem 17. Januar 2025 ist Nigeria das neunte Partnerland des Länderbündnisses. "Nigeria will durch den Beitritt zum Block der Schwellenländer gemeinsame Ziele in den Bereichen Handel und Investitionen, Energiesicherheit, Infrastrukturentwicklung, Technologie und Klimaschutz verfolgen", so das nigerianische Außenministerium. Der Status eines Partnerlandes entspricht dabei nicht dem eines Vollmitglieds, sondern kann als eine Art Vorstufe gesehen werden. Partnerländer können an Sitzungen und Initiativen teilnehmen, verfügen aber über keine Stimmrechte.
Partnerschaft soll für Impulse für die Wirtschaft sorgen
Das Land erwartet vor allem den erleichterten Zugang zu neuen Märkten und die Zunahme von Investitionen. Bereits jetzt sind für Nigeria die BRICS-Staaten - vor allem China und Indien - wichtige Handelspartner. Im Jahr 2023 betrugen die nigerianischen Ausfuhren in die BRICS-Staaten 9,6 Milliarden US-Dollar (US$), das einem Anteil von fast 15 Prozent an den Gesamtausfuhren entsprach. Bei den Importen aus den BRICS-Staaten betrug der Anteil mit 19,3 Milliarden US$ über 30 Prozent an den Gesamteinfuhren. Es winken der Auf- und Ausbau von Handelsbeziehungen nicht nur mit den fünf namensgebenden Ländern, sondern auch mit neuen Mitgliedern. Jüngst ist Indonesien Anfang Januar 2025 als Vollmitglied aufgenommen worden. Die Möglichkeit, Handelsgeschäfte in lokalen Währungen und nicht in US-Dollar abzuwickeln, würde Nigerias Devisenreserven stabilisieren.
Nigeria benötigt zudem dringend Investitionen in den kritischen Sektoren Landwirtschaft, Energie und Verkehrsinfrastruktur sowie im Bereich des produzierenden Gewerbes. Auch hier sind die Aussichten vielversprechend: Die Investitionen von BRICS-Staaten in Nigeria sind zuletzt stark gestiegen: Im November 2024 gab Nigeria beim Forum der China-Africa Interbank Association bekannt, dass im 1. Halbjahr 2024 Investitionen in Höhe von 1,27 Milliarden US$ aus den BRICS-Staaten stammten. Im gleichen Vorjahreszeitraum beliefen sich die Investitionen noch auf 439 Millionen US$.
Darüber hinaus erhofft sich Nigeria Zugang zu Alternativen der globalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). So bietet die 2015 gegründete BRICS-eigene New Development Bank (NDB) Finanzierungen für Großprojekte an. Hier kann Nigeria versuchen, von zinsgünstigen Krediten für Vorhaben in den Bereichen Transport, Energie und Technologie zu profitieren.
Deutsche Unternehmen: Entwicklungen im Blick behalten
Von der Erleichterung des Zugangs zu Märkten der BRICS-Staaten können auch deutsche Firmen beispielsweise über Kooperationen mit nigerianischen Unternehmen oder den Aufbau von Produktionsstätten in Nigeria profitieren. Allerdings wird auch der Wettbewerb mit Akteuren aus den BRICS-Staaten steigen. Bereits jetzt spielt Deutschland als Lieferland mit einem Anteil von weniger als 5 Prozent nur eine geringe Rolle. Die Importe aus Deutschland könnten nun weiter zurückgehen.
BRICS-Staaten wollen mehr Einfluss
Seit seiner Gründung 2009 ist die Gruppe stetig gewachsen. Bereits ohne Nigeria und Indonesien stellten die Mitgliedstaaten 45 Prozent der Weltbevölkerung und 35 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung (Stand: 2023). Mit den beiden Ländern umfasst der Staatenbund nun 55 Prozent der Weltbevölkerung und 46 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Die G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Vereinigtes Königreich und die Vereinigten Staaten) kamen 2023 auf rund 10 Prozent der Weltbevölkerung und 29 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
Was ist BRICS?
Die Staatengruppe BRICS wurde 2009 von den Ländern Brasilien, Russland, Indien und China zum Zwecke der gegenseitigen Investitionsförderung gegründet. Südafrika ist als weiteres Mitglied im Jahr 2010 beigetreten. Im Jahr 2024 kamen Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu. Anfang 2025 folgte Indonesien. Damit sind sechs Länder der Top Ten der ölfördernden Länder Mitglieder der BRICS-Gruppe. Partnerländer sind neben Nigeria Belarus, Bolivien, Kuba, Kasachstan, Malaysia, Thailand, Uganda, Usbekistan.
Neben der gegenseitigen Investitionsförderung verfolgt die Gruppe die Schaffung einer multipolaren Weltordnung, in der die Dominanz der G7 Staaten bei Handel und Weltpolitik von mehreren, global verteilten Machtzentren abgelöst wird. Allerdings ist die BRICS-Gruppe weder ein Staatenbund wie die Europäische Union, noch ist es eine Freihandelszone oder eine Zollunion; es wurden auch bisher keine völkerrechtlich verbindlichen multilateralen Verträge abgeschlossen. Bislang existieren Beratungs- und Kooperationsformate, die gemeinsame Standpunkte und Aktionspläne entwickeln, wie der "Action Plan 2021-2024 for Agricultural Cooperation", die "Principles on Trade Facilitation in Agriculture" und das "Understanding on Investment Facilitation".
Vor allem die Heterogenität und unterschiedlichen politischen Interessenlagen der Gruppe haben den politischen Einfluss auf das Weltgeschehen bislang beschränkt. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass der Einfluss, aufgrund des wirtschaftlichen Gewichts, künftig wachsen wird und es zu weiteren wirtschaftlichen Machtverschiebungen kommen wird. Der unklare Status der institutionellen Struktur der BRICS dürfte jedoch die politische Einflussnahme auf das Weltgeschehen weiterhin begrenzen.
US-Präsident Trump droht mit Zöllen
Ein weiteres postuliertes Ziel ist die angestrebte Ablösung des US-Dollars als globale Leitwährung. Einige Mitgliedstaaten haben bereits ihren Handel vom US-Dollar entkoppelt. Die Idee der Gründung einer eigenen Währung "R5" der BRICS-Staaten existiert zwar, deren - zumindest - zeitnahe Umsetzung gilt aber als unwahrscheinlich.
Allerdings bauen die Länder derzeit ihr eigenes, blockchainbasiertes Zahlungs- und Verrechnungssystem "BRICS Pay" als Alternative zum internationalen Zahlungssystem Swift auf. Daneben befinden sich Systeme wie "BRICS Bridge" und "BRICS Clear" in der Entwicklung, die ergänzend zur Abwicklung von Transaktionen in lokalen Währungen unter Einbeziehung digitaler Währungen dienen beziehungsweise als alternatives Wertpapierverwahrungs- und -abwicklungssystem zu Euroclear oder DTCC fungieren sollen.
US-Präsident Donald Trump hat auf entsprechende Pläne der BRICS-Staaten Anfang 2025 mit der Androhung von Zöllen in Höhe von 100 Prozent reagiert, sofern diese eine eigene Währung schaffen oder eine andere Währung zur Ablösung des US-Dollars als Leitwährung unterstützen sollten.
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