Wirtschaftsausblick | Österreich
Erhoffter Aufschwung verschiebt sich auf das Jahr 2025
Optimistische Prognosen aus dem Sommer 2024 haben sich bislang nicht bewahrheitet. Für 2025 versprechen vor allem der Konsum und Export eine leichte Konjunkturbelebung.
06.12.2024
Von Oliver Idem | Bonn
Wirtschaftsentwicklung: Konjunkturerholung stockt noch
Die Aussichten für die österreichische Wirtschaft fallen 2025 gedämpft positiv aus. Mit 1 Prozent realem Wachstum geht die Europäische Kommission davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr nicht mehr schrumpfen wird.
Ende 2024 zeichnet sich ab, dass das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2024 um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert landen wird. Gründe sind die Flaute in der Industrie sowie der gedämpfte Konsum. Im Bausektor und in der Industrie verharren Hersteller von Zwischenprodukten und baunahen Waren in der Rezession.
Der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria legte im November 2024 um den Wert 2,5 auf 44,5 Punkte zu. Zumindest bei den Auftragseingängen, der Produktion und der Produktionserwartung in zwölf Monaten verbesserten sich die Werte gegenüber dem Vormonat.
Produzenten aus den Bereichen Hochtechnologie und Pharma zeigen sich laut der österreichischen Nationalbank derzeit besonders resilient. In diesen Segmenten wächst die Produktion überdurchschnittlich. Das gilt auch für die Herstellung von Lebensmitteln, Getränken und Bekleidung.
Regierungsbildung kommt voran
Die Nationalratswahl im September 2024 hat keine klaren Mehrheitsverhältnisse ergeben. Ende November zeichnete sich jedoch ab, dass der konservative Bundeskanzler Karl Nehammer eine neue Regierung bilden kann. Die Verhandlungen mit der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen NEOS kamen zügig voran. Eine solche Regierung hätte eine solide Mehrheit. Der finanzielle Spielraum für die Bundeshaushalte der kommenden Jahre wird allerdings gering ausfallen.
Punktuelle Erholung bei neuen Investitionen zeichnet sich ab
Zum Jahreswechsel 2024/2025 verharren die Ausrüstungsinvestitionen sowie die Bauinvestitionen weit unter dem Vorjahresniveau. Immerhin sind die Aussichten für 2025 etwas besser: Der Staat investiert in die Infrastruktur, fördert energieeffiziente Bau- und Sanierungsmaßnahmen, die Energiewende in Industrie und Mobilität sowie den Ausbau der Halbleiterindustrie. Auch ein Konjunkturpaket für den Wohnungsbau in Höhe von 2,5 Milliarden Euro dürfte für Impulse sorgen. Laut EU-Kommission werden die Bauinvestitionen 2025 um real 2,2 Prozent zulegen.
Für die Ausrüstungsinvestitionen erwartet die EU-Kommission 2025 dagegen ein erneutes Minus von 2,6 Prozent. Immerhin wird sich der Rückgang verlangsamen, denn für 2024 rechnet die Kommission mit einem Einbruch um 6,1 Prozent. Während derzeit die Nachfrage und die Ertragslage der Unternehmen ein ungünstiges Umfeld bilden, stehen vereinzelte positive Impulse an. So nutzt Österreich Fördermittel aus dem Paket Next Generation EU, um Wasserstoffprojekte zu unterstützen.
Privater Verbrauch erwartet Impulse durch Kaufkraftgewinne
Mit seiner faktischen Stagnation gehört der private Konsum 2024 noch zu den stabileren Indikatoren. Höchstwahrscheinlich kommt der Verbrauch 2025 wieder in Schwung. Die reale Wachstumserwartung der EU-Kommission liegt bei 1 Prozent. Das Konsumklima sollte von einer Kombination aus hohen Lohnabschlüssen und gesunkener Inflation profitieren. Zumindest teilweise dürften die Haushalte wieder mehr langlebige Konsumgüter anschaffen.
Der Preisauftrieb hat bei Möbeln, Fahrzeugen und Energie nachgelassen. Verteuerungen sind für die Haushalte hingegen bei Mieten sowie Dienstleistungen der Hotellerie und Gastronomie zu spüren.
Die Aussichten für den Arbeitsmarkt im Jahr 2025 werden in der Konjunkturforschung uneinheitlich beurteilt. Insgesamt wird aber keine starke Veränderung der Arbeitslosigkeit erwartet. Derzeit sorgen unter anderem der IT-Sektor sowie die Bereiche Bildung und Gesundheit für Stellenangebote auf dem Arbeitsmarkt. Hingegen schrumpft das Angebot in der Industrie, der Bauwirtschaft und im Einzelhandel.
Außenhandel soll 2025 wieder wachsen
Der Außenhandel steht 2025 vor einer Belebung. Sowohl für die Importe von Waren und Dienstleistungen als auch für die Exporte rechnet die EU-Kommission mit 2,2 Prozent Zuwachs. Konjunkturforschungsinstitute weisen aber auf Risiken durch die Entwicklung der Nachfrage beim Haupthandelspartner Deutschland sowie Protektionismus und vielfältige geopolitische Risiken hin.
Top-Thema: Gazprom kündigt OMV den Gasliefervertrag
Das russische Unternehmen Gazprom kündigte im November 2024 dem Öl- und Gaskonzern OMV die Lieferverträge. Hintergrund war laut Presseberichten ein Schiedsspruch, der OMV 230 Millionen Euro Schadensersatz zusprach. Auf die Absicht von OMV, dieses Geld mit Gaslieferungen zu verrechnen, reagierte Gazprom mit dem Ende der Belieferungen.
Für OMV würde ein dauerhafter Lieferstopp bedeuten, Erdgas von anderen Anbietern kaufen zu müssen. Das dürfte für höhere Gaspreise sorgen. Dennoch fällt das Medienecho in Österreich gelassen aus. Der Gasverbrauch des Landes ist rückläufig und die Speicher sind gut gefüllt. Zudem dürften die zuletzt gesunkenen Energiepreise keine extremen Sprünge wegen des Ausweichens auf alternative Gaslieferanten machen.
Deutsche Perspektive: Nachbarländer stecken gemeinsam im Konjunkturtal
Zum Jahreswechsel 2024/2025 können sich Deutschland und Österreich kaum Nachfrageimpulse geben. Der Rückgang der deutschen Exporte von Januar bis Ende August 2024 fiel stärker aus als die Schrumpfung der Importe. Die deutschen Ausfuhren erreichten 63 Prozent des gesamten Vorjahresniveaus. Bei den Einfuhren aus Österreich wurden hingegen 70 Prozent des Vergleichswerts erreicht.
Deutschland deckt seit Jahren circa 30 Prozent des österreichischen Importbedarfs und nimmt etwa 30 Prozent der österreichischen Exporte auf.
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