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Gesundheitssektor setzt auf private Investitionen
Im Gesundheitswesen in Oman gewinnt der Privatsektor zunehmend an Bedeutung. Der Staat will seine Aufwendungen zurückfahren, bleibt aber der zentrale Akteur.
22.05.2024
Von Robert Espey | Dubai
Der Staat will in Oman seine Gesundheitsausgaben zurückfahren, noch entfällt aber der Löwenanteil der Aufwendungen auf ihn. Auch bei Krankenhausprojekte bleiben öffentliche Stellen die wichtigsten Auftraggeber. Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen soll weiter wachsen, dafür sorgen Bevölkerungswachstum und die Einführung einer Krankenversicherungspflicht für Privatbeschäftigte.
Seit 2023 wird die Versicherungspflicht für Beschäftigte des Privatsektors sowie deren Angehörige schrittweise implementiert. Die Privatwirtschaft beschäftigte im März 2024 über 2,3 Millionen Personen. Die Ausgaben im Gesundheitswesen sollen bis 2027 jährlich um durchschnittlich 5 Prozent zulegen, auf 6,1 Milliarden US-Dollar (US$). So lautet eine Prognose des Beratungsunternehmens Alpen Capital aus Dubai für nichtinvestive Ausgaben. Im Jahr 2022 lagen die Ausgaben der Beratung zufolge noch bei 4,8 Milliarden US$.
Der staatliche Anteil an den gesamten Gesundheitsausgaben liegt gegenwärtig bei geschätzt 85 bis 90 Prozent. Insbesondere die Einführung der Krankenversicherungspflicht soll diese Quote signifikant senken. Auch soll der Privatsektor verstärkt für Private-Public-Partnership-Projekte (PPP) gewonnen werden.
Die Überlegungen sehen vor, für verschiedene Einrichtungen des Gesundheitsministeriums private Betreiber zu finden. Dazu gehören das Sohar Recovery Center (Al Taafi Sohar Center) zur Behandlung der steigenden Zahl Suchtkranker sowie mehrere Gesundheitseinrichtungen in Muscat und in den Provinzen North Batinah und South Batinah.
Staat hält sich bei Ausgaben zurück
Obwohl der Staatshaushalt 2024 das dritte Jahr in Folge einen Überschuss ausweisen dürfte, will sich die Regierung bei den staatlichen Aufwendungen für das Gesundheitswesen möglichst zurückhalten. Dennoch ist zumindest zeitweise mit wieder steigenden öffentlichen Gesundheitsausgaben zu rechnen. Der Sektor hat hohe Priorität.
Bereits seit zehn Jahren unterliegen die staatlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen einer strikten Haushaltsdisziplin. In den beiden Coronajahren 2020 und 2021 gab das Gesundheitsministerium 2,6 Milliarden beziehungsweise 2,5 Milliarden US$ aus. Bis 2023 wurde ein Rückgang auf jährlich 2 Milliarden US$ gemeldet. Der Budgetplan für 2024 weist weniger als 1,9 Milliarden US$ aus.
Das Ministerium finanzierte 2022 Investitionen von lediglich 78 Millionen US$. Von den laufenden Ausgaben in Höhe von 2 Milliarden US$ entfielen fast 80 Prozent auf Personalkosten.
Neben dem Gesundheitsministerium investieren auch andere Ministerien und staatliche Organisationen in Gesundheitseinrichtungen. Dazu gehören das Verteidigungsministerium, die Polizei, das Krankenhaus der Sultan Qaboos University oder der Diwan of the Royal Court (Herrscherhaus).
Das Budget 2024 enthält Mittel für die Fertigstellung von neun staatlichen Krankenhäusern und den Baubeginn oder den Weiterbau von drei Hospitälern. Ferner sind Renovierungsmaßnahmen bei zwei Krankenhäusern sowie drei Erweiterungsprojekte vorgesehen.
Bettenkapazitäten deutlich gestiegen, Privatsektor holt auf
In Vierjahreszeitraum 2020 bis 2023 sind die Bettenkapazitäten in den omanischen Krankenhäusern um 15 Prozent auf geschätzt rund 7.900 gestiegen. Das entsprach 15,5 Betten pro 10.000 Einwohnern. In Deutschland lag diese Quote 2022 bei rund 57 Betten pro 10.000. Während der Zuwachs beim Bettenangebot im staatlichen Sektor lediglich bei 7 Prozent lag, expandierte die Bettenzahl in privaten Einrichtungen kräftig um 60 Prozent: der Anteil der privaten Krankenhäuser an der gesamten Bettenkapazität stieg damit auf 20 Prozent.
Die jüngste detaillierte Gesundheitsstatistik bezieht sich auf das Jahr 2022. In 91 Hospitälern gab es Ende 2022 insgesamt 7.238 Betten. Das Gesundheitsministerium war Betreiber von 50 Krankenhäusern mit 4.954 Betten, ein Drittel der Bettenkapazität (1.653 Betten) befand sich in der Hauptstadtregion. Die Krankenhäuser des Gesundheitsministeriums sind in drei Kategorien unterteilt: 14 regionale Krankenhäuser, fünf subregionale Krankenhäuser (Wilayat Hospitals) und 31 kleine lokale Krankenhäuser.
Auf die regionalen Krankenhäuser entfielen 3.954 Betten. Vier regionale Krankenhäuser sind nationale Referenzkliniken zur Behandlung komplizierter Fälle: das Royal Hospital (728 Betten), das Khawlah Hospital (531), das Al Nahda Hospital (141) und das Al Masarra Hospital (201). Alle Referenzkliniken befinden sich in Muscat.
Auch die sechs Krankenhäuser anderer staatlicher Einrichtungen mit 765 Betten konzentrieren sich im Raum Muscat. Das Hospital der Sultan Qaboos University verfügte Ende 2022 über 370 Betten, drei Krankenhäuser des Militärs hatten insgesamt 308 Betten. Die 35 privaten Krankenhäuser boten 1.519 Betten. Die privaten Krankenhauskapazitäten sind ebenfalls vor allem in Muscat zu finden (21 Hospitäler mit 1.038 Betten).
Projekte für 1,5 Milliarden US$ im Bau und in Planung
Die Datenbank MEED Projects listet sechs Krankenhausprojekte des Gesundheitsministeriums, die zwischen 2017 und 2023 begonnen wurden, im Baustadium. Ihr Investitionsvolumen liegt bei 857 Millionen US$. Die Bettenkapazität summiert sich auf rund 1.500. Die staatliche Duqm Development Company baut in der neuen Sonderwirtschaftszone Duqm für 26 Millionen US$ ein Krankenhaus mit 110 Betten. MEED Projects zufolge fließen insgesamt 44 Millionen US$ in drei private Bauprojekte.
Projekt (Zahl der Betten) | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektbetreiber |
---|---|---|
New Sultan Qaboos Hospital in Salalah (700) | 316 | |
New General Hospital in Al Suwaiq (256) | 155 | |
Al Namaa General Hospital (165) | 146 | |
Sumail General Hospital (150) | 118 | |
New General Hospital in Khasab (164) | 100 | |
Mahout General Hospital in Al Wusta (54) | 58 | |
Central Public Health at Al Khoud Laboratory | 47 | |
Duqm Frontier Town: Phase 2A: Multi Specialty Hospital (110) | 26 | Duqm Development Company *) |
Hospital at Al Khawd Village (k.A.) | 24 | |
Upgrade of Madha Health Center | 17 |
MEED Projects zufolge ist das Investitionsvolumen der im Gesundheitswesen geplanten Projekte mit 600 Millionen US$ relativ gering. Nur zwei Vorhaben des Privatsektors werden gelistet. Als PPP-Projekt soll gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen VAMED für geschätzt 104 Millionen US$ in Saham (Provinz North Batinah) ein Unfallkrankenhaus (Traumazentrum) entstehen. Es ist allerdings unklar, ob das 2022 initiierte Vorhaben derzeit aktiv verfolgt wird.
Projekt | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand *) | Projektträger |
---|---|---|---|
Specialized Hospital at Wilayat of As Seeb | 168 | ST | |
Al Falah General Hospital | 150 | PQ | |
Semi-Trauma Centre | 104 | ST | |
Al Taafi Sohar Centre | 60 | AP | |
Sultan Haitham City: Phase 1: National Women’s and Children’s Centre | 40 | ST | |
Saih Al Maashi Health Centre in Wilayat Bahla | 30 | ST | |
Yiti Sustainable City: Phase 1: Autism Center | 30 | DE | |
Al Nahda General Hospital in Muscat | 30 | ST | |
Saham Renal Dialysis Unit | 25 | A | |
Expansion and Modification of Nizwa Hospital | 10 | AP |