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Oman steigert Agrar- und Fischproduktion
Die Steigerung der Agrarproduktion und der Ausbau des Fischereisektors gehören zu Omans prioritären Entwicklungszielen. Die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten soll sinken.
06.06.2023
Von Robert Espey | Dubai
Oman hat bei Nahrungsmitteln eine Selbstversorgungsquote von etwa 50 Prozent erreicht. Damit liegt das Sultanat im Vergleich der sechs Länder des Golfkooperationsrates (GCC) weit vorne. Die Selbstversorgungsquoten der anderen fünf GCC-Staaten bewegen sich im Bereich von lediglich 10 und 30 Prozent.
Agrarproduktion zeigt kräftigen Wachstumstrend
In Oman wuchs die landwirtschaftlich genutzte Fläche von 2012 bis 2021 um 62 Prozent auf 1.162 Quadratkilometer (276.715 Feddan). Zugleich stieg die landwirtschaftliche Erzeugung um 154 Prozent auf 3,2 Millionen Tonnen. Nach Angaben der Statistikbehörde setzte der Agrarsektor seinen Wachstumsprozess auch 2022 mit einem Anstieg der Wertschöpfung um real (preisbereinigt) 3,5 Prozent fort.
Die Gemüseproduktion stieg von 2017 bis 2020 um 42 Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen. Für 2021 wird aber ein Rückgang um 7 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen gemeldet. Die Anbaufläche für Gemüse verringerte sich um 5 Prozent auf 277 Quadratkilometer. Auf 336 Quadratkilometern wurden 2021 rund 0,5 Millionen Tonnen Früchte geerntet, davon entfielen 0,4 Millionen Tonnen auf Datteln.
Bezeichnung | 2020 | 2021 |
---|---|---|
Datteln | 369 | 374 |
Tomaten | 340 | 283 |
Gurken | 103 | 93 |
Pfeffer | 93 | 90 |
Cantaloupe Melonen | 51 | 46 |
Wassermelonen | 37 | 45 |
Auberginen | 39 | 36 |
Kohl | 30 | 26 |
Blumenkohl | 13 | 23 |
Möhren | 13 | 19 |
Der Getreideanbau wurde stark ausgeweitet. Von 2017 bis 2019 lag die jährliche Weizenproduktion unter 4.000 Tonnen. Daraufhin folgten 2019 und 2020 Steigerungen auf 25.483 und 162.545 Tonnen sowie ein Rückgang auf 96.425 Tonnen im Jahr 2021. Der Anbau von Gerste erhöhte sich 2020 auf 3.944 Tonnen (2019: 1.901 Tonnen), ging 2021 jedoch wieder auf 2.188 Tonnen zurück.
Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Fläche dient dem Anbau von Futterpflanzen. Auf 465 Quadratkilometern konnten 2021 rund 1,5 Millionen Tonnen Futterpflanzen geerntet werden. Hauptprodukte waren Rhodosgras (0,9 Millionen Tonnen), Alfalfa (Luzerne; 0,3 Millionen Tonnen) und Sorghum (0,1 Millionen Tonnen).
Die Fleischerzeugung zeigt seit Jahren keinen Wachstumstrend. Die Produktion von Geflügelfleisch lag 2021 bei 130.000 Tonnen. Bei rotem Fleisch waren es 48.000 Tonnen. Für Milch und Milcherzeugnisse weist die Statistik 2020 einen sprunghaften Anstieg auf 215.000 Tonnen (2019: 100.000 Tonnen) aus. Eine Erhöhung auf 220.000 Tonnen wird für 2021 gemeldet. Die Eierproduktion stagnierte 2021 bei 476 Millionen Stück.
Fischwirtschaft gilt als Zukunftsbranche
Die Fischwirtschaft gilt in Oman als wichtige Zukunftsbranche und wächst seit 2017 kräftig. Nach offiziellen Angaben stieg der Fischfang zwischen 2016 und 2021 von 279.610 auf 922.083 Tonnen. Weiterhin dominiert der traditionelle Fischfang mit einem Anteil von 94 Prozent (2021: 869.968 Tonnen). Größere kommerzielle Fischfangbetriebe kamen auf 50.412 Tonnen, Fischzuchtbetriebe auf 1.703 Tonnen. In die Netze gehen vor allem Sardinen (2021: 440.156 Tonnen), Thunfisch (127.316 Tonnen), Makrelen (111.149 Tonnen) und Sardellen (21.499 Tonnen).
Das Statistikamt meldet für 2022 im Fischereisektor eine Unterbrechung des langjährigen Wachstumstrends. Nach vorläufigen Angaben ist die Wertschöpfung real um 24 Prozent geschrumpft und lag damit unter dem Niveau von 2020. Detaillierte Daten zur Fischereientwicklung 2022 liegen noch nicht vor
Für 104 Millionen US-Dollar (US$) baut das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei einen Fischereihafen in Daba. Die Fertigstellung wird 2024 erwartet. Das Ministerium will weitere Mehrzweck-Fischereihäfen möglichst auf Basis öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) errichten lassen. In Duqm wurde 2021 eine 21 Millionen US$ teure Fischfabrik der Dhofar Fisheries and Food Industries Company in Betrieb genommen. Die International Seafood Company, eine Tochter der staatlichen Oman Food Investment Holding Company, errichtet in Duqm für 36 Millionen US$ eine Fischkonservenfabrik.
Nahrungsmittelimporte stark gestiegen
Der Statistikbehörde zufolge haben sich die Nahrungsmitteleinfuhren zwischen 2012 und 2021 um 80 Prozent auf 4,6 Milliarden US$ (SITC 00 bis 09 und 11) erhöht. Allein 2021 wurde gegenüber dem Vorjahr ein Plus um 11 Prozent verzeichnet. Angaben für 2022 liegen noch nicht vor.
Omans wichtigster Nahrungsmittellieferant sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die Bezüge aus den VAE beliefen sich 2021 auf 1,6 Milliarden US$. Ein Großteil der Lieferungen entfällt allerdings auf Reexporte über die Handelsdrehscheibe Dubai. Weitere große Lieferanten waren Indien (0,4 Milliarden US$), Saudi-Arabien (0,3 Milliarden US$) sowie Somalia und Iran mit jeweils 0,2 Milliarden US$. Für Deutschland werden 0,04 Milliarden US$ angegeben.
Getreide bildete 2021 mit 1,1 Milliarden US$ die größte Importposition. Als Reexporte über die VAE kam Getreide im Wert von 0,3 Milliarden US$ nach Oman. Es folgten Indien (0,2 Milliarden US$) sowie Russland (0,09 Milliarden US$) und die Ukraine (0,08 Milliarden US$). Gemüse und Früchte wurden für 0,9 Milliarden US$ importiert. Die Hauptlieferanten waren die VAE, Ägypten, Indien und Saudi-Arabien. Milch und Milcherzeugnisse wurden für 0,8 Milliarden US$ eingeführt, vor allem aus den VAE, Saudi-Arabien, Dänemark, Belgien und den Niederlanden.
Deutsche Lieferungen mit erheblichen Schwankungen
Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen bei den deutschen Nahrungsmittellieferungen nach Oman erhebliche Schwankungen. Im Zeitraum 2013 bis 2022 lag der jährliche Durchschnittswert bei rund 49.300 Euro (einschließlich Getränke). Im Jahr 2022 wurde gegenüber dem Vorjahr ein sprunghafter Anstieg um mehr als 260 Prozent auf den Rekordwert von 128 Millionen Euro verzeichnet. Das könnte sich jedoch als einmaliger Ausreißer erweisen.
Der starke Zuwachs 2022 wurde durch hohe Lieferungen von Milch und Rahm (SITC 022) verursacht. Hier stiegen die deutschen Ausfuhren 2022 um 351 Prozent auf 82 Millionen Euro. Für 2023 zeichnet sich in dieser Produktgruppe aber ein deutlicher Rückgang ab. Im 1. Quartal 2023 gingen die Milchlieferungen gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 61 Prozent auf 10 Millionen Euro zurück.