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Wirtschaftsumfeld | Oman | Wirtschaftsstruktur

Wirtschaftsstruktur befindet sich im Wandel

Der Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie dürfte den größten Beitrag zur Diversifizierung leisten und besonders den südlichen Regionen kräftige Wachstumsimpulse geben.   

Von Robert Espey | Dubai

Oman ist zwar ein relativ kleiner Öl- und Gasproduzent, aber dennoch stark von der Ölpreisentwicklung abhängig. Der Anteil des Öl- und Gassektors am Bruttoinlandsprodukt betrug 2023 nominal etwa 37 Prozent (einschließlich Raffinerien). Bei den Ausfuhren lag der Öl- und Gasanteil bei 65 Prozent. Der Staatshaushalt wurde zu 72 Prozent aus den Öl- und Gaseinnahmen gespeist.

 

5,2 Mio.

Personen lebten Mitte 2024 in Oman.

Quelle: National Centre for Statistics & Information 2024

109,5 Mrd.

US-Dollar betrug 2023 das Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Quelle: National Centre for Statistics & Information 2024

21.551

US-Dollar machte 2023 das BIP pro Kopf aus.

Quelle: National Centre for Statistics & Information 2024

Rang 79

belegte Oman 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 70

nimmt Oman im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

Wesentliche Beiträge zur Diversifizierung der Wirtschaft sollen unter anderem die verarbeitende Industrie, der Bergbau, Landwirtschaft und Fischerei sowie verschiedene Dienstleistungssparten wie Logistik und Tourismus leisten. Mittel- und langfristig dürfte sich allerdings die grüne Wasserstoffproduktion zum bedeutendsten Nichtölsektor entwickeln.

Öl- und Gasförderung bleibt vorerst wichtigster Wirtschaftszweig

Die Diversifizierung der Wirtschaft soll nicht mit einer Schrumpfung des Öl- und Gassektors einhergehen. Petroleum Development Oman, der größte omanische Öl- und Gasproduzent, will seine Rohölförderung von gegenwärtig 650.000 mittelfristig auf 800.000 Barrel pro Tag erhöhen.

Auch am Ausbau der Gasförderungskapazitäten wird gearbeitet. Oman ist in der Region des Golfkooperationsrats (Gulf Cooperation Council, GCC) nach Katar der zweitgrößte LNG-Exporteur. Im weltweiten Vergleich verfügt das Sultanat mit jährlich 10,4 Millionen Tonnen über die zehntgrößte LNG-Exportkapazität, so die Daten des Global Gas Infrastructure Tracker.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in OmanAnteile in Prozent

Sektoren

Anteil an der Bruttowertschöpfung 2023 1)

Anteil an den Beschäftigten 2023 2)

Land- Forstwirtschaft, Fischerei

2,3

5,2

Öl, Gas, Bergbau

36,1

1,9

  Öl und Gas

35,5

k.A.

Verarbeitende Industrie

9,0

10,1

  Ölraffinerien

1,0

k.A.

  chemische Grundstoffe

3,2

k.A.

  sonstige verarbeitende Industrien

4,7

k.A.

Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungswirtschaft

2,3

0,4

Baugewerbe

6,6

20,9

Dienstleistungen

43,8

61,5

1 vorläufige Angaben, zu laufenden Preisen; 2 Schätzungen.Quelle: National Centre for Statistics & Information 2024, Germany Trade & Invest 2024

Die Petrochemie ist der Schwerpunkt der verarbeitenden Industrie. Der Sektor hatte 2023 einen Anteil von 40 Prozent an der Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes (ohne Raffinerien). Die Chemieindustrie soll weiter kräftig wachsen. Gegenwärtig befindet sich allerdings nur ein kleineres Projekt in der Bauphase.

Erneuerbare Energien und Wasserstoff sind Zukunftsbranchen

Die 2023 vorgelegte staatliche Planung für die Energieerzeugung zur Versorgung des nationalen Stromnetzes sieht einen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien von 4 Prozent im Jahr 2023 auf 31 Prozent bis 2029 vor. Für Solarstrom ist ein Anteil von 23 Prozent vorgesehen. Windenergie soll 6 Prozent beitragen, ein Waste-to-Energy-Projekt 2 Prozent.

Das Sultanat will gemäß seiner Wasserstoffstrategie bis 2030 eine Produktionskapazität von jährlich 1 Million bis 1,25 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff aufbauen. Die jährliche Erzeugung von grünem Wasserstoff soll bis 2040 auf 3,5 Millionen bis 3,75 Millionen Tonnen und bis 2050 auf 7,5 Millionen bis 8,5 Millionen Tonnen steigen.

Dienstleistungssektoren mit Potenzial

Der Ausbau des Logistiksektors gilt als prioritär. Der neue Hafen in Duqm ist eines der wichtigsten Projekte. Duqm und die beiden anderen großen omanischen Handelshäfen Sohar und Salalah liegen strategisch günstig, weil sie im Gegensatz zu den Häfen im Persischen Golf von Behinderungen des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormuz nicht betroffen wären.

Das derzeit wichtigste Investitionsvorhaben im Logistiksektor ist die geplante Schienenverbindung zwischen Sohar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Zur Realisierung des Vorhabens haben Oman Rail und Etihad Rail (VAE) 2022 die Oman-Etihad Rail Company gegründet. Bauaufträge für die 300 Kilometer lange Schienenstrecke sind bereits vergeben.

Der Regierung zufolge sollen bis 2040 etwa 31 Milliarden US$ in die Entwicklung des Tourismus fließen. Der Staat ist vor allem mit der 2005 gegründeten Oman Tourism Development Company (Omran) in der Branche aktiv. Die notwendigen Milliardeninvestitionen werden aber im Wesentlichen von privaten in- und ausländischen Unternehmen erwartet. Bei Großprojekten spielt Omran als Partner privater Investoren eine wichtige Rolle.

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

SWOT-Analyse Oman

S

Stärken Strengths

  • Größere Öl- und Gasvorkommen
  • Strategisch günstige Häfen außerhalb der Straße von Hormus
  • Moderne Infrastruktur (teilweise noch im Aufbau)
  • Großes Interesse an Kooperationen mit ausländischen Partnern, verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen
  • Politische Neutralität
W

Schwächen Weaknesses

  • Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor
  • Instabiler Staatshaushalt
  • Hohe Importabhängigkeit
  • Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften 
  • Langwierige Entscheidungsprozesse im öffentlichen Sektor
O

Chancen Opportunities

  • Verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und Aufbau einer grünen Wasserstoffproduktion 
  • Hohe Investitionen in Downstream-Industrien (Petrochemie)
  • Ausbau des Gesundheitssystems
  • Entwicklung des Logistiksektors (Häfen, Flughäfen, Schienenwege)
  • Ambitionierte Tourismusstrategie
T

Risiken Threats

  • Sinkende Öl- und Gaspreise
  • Rückkehr hoher Haushaltsdefizite, wachsende Verschuldung, Kreditengpässe
  • Interne politische Spannungen
  • Weitere Restriktionen für die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte 
  • Militärische Konflikte in der Golfregion

Hafenstädte mit Freizonen sind wichtige Wirtschaftsregionen

In der Provinz Batinah North mit dem Zentrum Sohar 250 Kilometer nördlich von Muscat sind viele bedeutende Industrieprojekte des Sultanats angesiedelt. Sohar verfügt über einen 20 Quadratkilometer großen Industriehafen, eine 45 Quadratkilometer umfassende Freizone und ein weiteres 22 Quadratkilometer großes Industriegebiet, das Sohar Industrial Estate.

Der Industriehafen und die Freizone werden von der Sohar Industrial Port Company (SIPC) verwaltet. An der SIPC sind mit jeweils 50 Prozent der omanische Staat und der Port of Rotterdam beteiligt.

Neben dem Handels- und Logistiksektor sind die Petrochemie und die Metallindustrie die wichtigsten Branchen in Sohar. Die staatliche Holding OQ betreibt im Hafen eine Ölraffinerie und mehrere große Petrochemiewerke. Nördlich des Hafengebiets steht der neue Liwa Plastics Industries Complex, das größte Chemieprojekt des Landes. Die Metallindustrie ist in Sohar unter anderem durch Jindal Shadeed Iron & Steel, Vale Oman (Eisenerz-Pelletierwerk), Sohar Steel sowie Sohar Aluminium vertreten.

Die Hafenstadt Salalah, die rund 150 Kilometer von der jemenitischen Grenze entfernt liegt, ist das Wirtschaftszentrum des Südens. Eine Freizone wurde 2006 gegründet. Zu den Unternehmen gehören unter anderem ein Stahlwerk (Dhofar Steel), eine Ammoniakfabrik, ein Pharmakomplex (Philex Pharmaceuticals) und eine LPG-Anlage (Liquefied Petroleum Gas). Salalah wird von den in der Provinz Dhofar geplanten grünen Wasserstoffprojekten profitieren.

Die in der dünn besiedelten Provinz Wusta liegende Duqm Special Economic Zone soll sich zu einem führenden regionalen Logistik- und Industriezentrum entwickeln. In einer ersten Entwicklungsphase wurde der Hafen gebaut. Für das Management des Hafens ist die Port of Duqm Company zuständig. Das Unternehmen ist ein 50/50-Joint Venture aus der omanischen Regierung und dem Consortium Antwerp Port.

In Duqm ging 2023 die dritte Raffinerie des Landes in Betrieb. Ein großer petrochemischer Komplex soll errichtet werden. Zudem wird Duqm mit dem geplanten Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie starke Wachstumsimpulse erhalten.

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