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Bedeutung erneuerbarer Energien nimmt zu
Ein Großteil der Stromerzeugung in Pakistan basiert auf fossilen Brennstoffen. Künftig soll der Anteil erneuerbarer Energien deutlich ansteigen.
26.04.2023
Von Heena Nazir | Dubai
Das Land baut seine Kraftwerkskapazitäten merklich aus. Vom Finanzjahr 2000/2001 (1. Juli bis 30. Juni) bis 2021/2022 nahmen diese nach Schätzungen des pakistanischen Finanzministeriums von rund 17 auf 40,6 Gigawatt zu. Der Zuwachs betrifft im Wesentlichen konventionelle Kraftwerke, die einen Anteil an den Kapazitäten von etwa 61 Prozent erreichen. Wasserkraft liegt bei 24 Prozent und Nuklearenergie bei 12 Prozent, auf erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Biomasse) entfallen circa 3 Prozent.
Energiequelle | Anteil |
---|---|
Konventionelle Kraftwerke | 61 |
Wasserkraft | 24 |
Nuklearenergie | 12 |
Erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Biomasse) | 3 |
Die pakistanische Regierung strebt als Gesamtkapazität aller Kraftwerkstypen im Jahr 2030 etwa 70 Gigawatt an. Sie will dann für erneuerbare Energien eine Quote von 30 Prozent erzielen. Im Entwurf "Renewable Energy Policy 2019" ist für 2030 auch ein Anteil von 30 Prozent für große Wasserkraftwerke vorgesehen. Die verbleibenden 40 Prozent würden sich auf fossile Brennstoffe und Atomkraft verteilen.
Energiequelle | Anteil |
---|---|
Fossile Brennstoffe und Atomkraft | 40 |
Wasserkraft | 30 |
Erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Biomasse) | 30 |
Zahlreiche Projekte im Wasserkraftsektor
In Pakistan nahm die Bedeutung der lange Zeit dominierenden Wasserkraft über Jahrzehnte ab. Wasserkraftwerke hatten 1985 einen Anteil von 67 Prozent an den Kraftwerkskapazitäten des Landes. Nur noch 24 Prozent waren es im Jahr 2021. Die installierten Kapazitäten summierten sich 2021/2022 auf 10,6 Gigawatt. Davon entfielen nur 1,2 Megawatt auf private Independent Power Projects (IPP). Der staatliche Wasserkraftsektor erhöhte 2021/2022 seine installierte Leistung auf 9,4 Gigawatt.
Als Teil des CPEC-Programms (China Pakistan Economic Corridor), das zur chinesischen Seidenstraßeninitiative gehört, wurde 2021 ein großes Wasserkraftwerk fertiggestellt: das Karot Hydropower (Laufwasserkraftwerk; 720 Megawatt). Das Vorhaben ist ein IPP-Projekt und wurde mit 1,7 Milliarden US-Dollar (US$) kalkuliert. Hauptinvestor ist China Three Gorges South Asia Investment. Neben Eigenkapital und chinesischen Finanzierungen stehen auch durch die Weltbank bereitgestellte Gelder zur Verfügung.
Das größte sich im Bau befindliche Vorhaben ist das Suki Kinari Hydropower (Laufwasserkraftwerk; 870 Megawatt). Mit der Fertigstellung ist frühestens 2024 zu rechnen. Das 2-Milliarden-US$-Projekt wird als IPP von SK Hydro, einem chinesischen Investor (China Gezhouba Group), gemeinsam mit einem lokalen Partner (Haseeb Khan Limited) realisiert. Die Finanzierung kommt von der Export-Import Bank von China und der Industrial and Commercial Bank of China.
Daneben gibt es mehrere große und zahlreiche kleinere Wasserkraftprojekte, die als private IPP ohne chinesische Beteiligung gebaut werden sollen. Dazu gehören unter anderem Azad Pattan Hydel (700 Megawatt; geplante Fertigstellung: 2024), Kaigah Hydel (548 Megawatt; 2024), Chakothi Hattian Hydropower (500 Megawatt; 2024), Torcamp-Guddubar Hydropower (409 Megawatt; Fichtner ist an der Planung beteiligt) und Athmuqam Hydropower (350 Megawatt, 2028; südkoreanischer Investor). Alle genannten Vorhaben sind noch nicht im Bau.
Fortschritte im Bereich der Wind- und Solarenergie
Nach Angaben des zur Förderung erneuerbarer Energien gegründeten Alternative Energy Development Board (AEDB) sind mittlerweile Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,3 Gigawatt am Netz. Die 26 Anlagen befinden sich an zwei Standorten in dem 60 Kilometer breiten und 180 Kilometer langen Windkorridor Gharo – Kati Bandar in der Provinz Sindh. In Planung oder bereits im Bau sind Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 675 Megawatt.
Die Daten des AEDB zeigen, dass Pakistan 22 Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 890,8 Megawatt plant, wobei sechs Vorhaben mit einer Kapazität von 430 Megawatt bereits in Betrieb sind. Davon werden 400 Megawatt im Solarpark Quaid-e-Azam erzeugt, einem Projekt des CPEC, das um weitere 600 Megawatt erweitert werden und dann insgesamt 1.000 Megawatt erzeugen soll.
Maßgebliche Rolle der Kernkraft
Derzeit sind sechs Atomkraftwerke mit einer Kapazität von über 2.400 Megawatt in Betrieb. Ein weiteres ist im Bau: das Karachi Nuclear Power Plant (KANUPP) 3 mit einer Kapazität von 1,1 Gigawatt, dessen Fertigstellung für 2022 geplant ist. Das Kraftwerk wird von der China National Nuclear Corporation errichtet und zu 80 Prozent von der Export-Import Bank von China finanziert.
Im Chashma Nuclear Power Complex (Provinz Punjab) arbeiten vier Reaktoren (Chashma 1 bis 4), die zwischen 2000 und 2017 vollendet worden sind. Die Gesamtleistung beträgt 1,2 Gigawatt. Auch alle Chashma-Reaktoren wurden mit chinesischer Hilfe gebaut. Als Chashma 5 ist ein 1,1-Gigawatt-Kraftwerk geplant. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit China unterzeichnet. Die Inbetriebnahme soll im Jahr 2025 erfolgen.
Umsetzung von Plänen bleibt kompliziert
Unklar ist, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien in Pakistan beschleunigt werden soll. Insbesondere der Einstieg in die massive Nutzung der Braunkohlevorkommen müsste gestoppt werden. Notwendige Korrekturen könnten zu erheblichen Konflikten mit Akteuren der Energiewirtschaft führen. Einige der ölbefeuerten Kraftwerke dürften außer Betrieb genommen oder umgerüstet werden. Die dafür erforderlichen Kosten summieren sich auf über 100 Milliarden US$. Dies ist Branchenkennern zufolge aus eigener Kraft kaum zu bewältigen.