Die Gesundheitsausgaben in den Philippinen steigen. Investitionen in neue Krankenhäuser bieten gute Absatzchancen für Medizintechnik. Diese wird größtenteils importiert.
Der philippinische Markt für Medizintechnik ist noch stark unterentwickelt und bietet gerade deshalb in den nächsten Jahren wachsende Absatzchancen. Die Regierung will die staatliche Gesundheitsversorgung verbessern und investiert in die medizinische Infrastruktur. Gleichzeitig wachsen die Ansprüche der Patienten an das Behandlungsniveau und immer mehr Haushalte sind finanziell in der Lage, für eine bessere Versorgung auch tiefer in die Tasche zu greifen.
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pro Jahr soll der Umsatz mit Medizintechnik in den Philippinen bis 2030 wachsen.
Ausgaben für Medizininfrastruktur mehr als verdoppelt
Entsprechend positiv entwickeln sich die Gesundheitsausgaben. Diese legten 2023 nominal um 17 Prozent auf umgerechnet 25,9 Milliarden US-Dollar (US$) zu, so die Daten des philippinischen Gesundheitsministeriums (Department of Health; DOH). Für das kräftige Plus 2023 waren vor allem die Ausgaben für Gesundheitseinrichtungen und deren Ausstattung verantwortlich. Diese erhöhten sich um 114 Prozent auf 3,5 Milliarden US$. Die Ausgaben für Medizintechnik legten laut DOH 2023 um 29 Prozent auf 770 Millionen US$ zu. Bis 2030 sollen die Gesundheitsausgaben im Schnitt um 7 Prozent pro Jahr auf 40 Milliarden US$ steigen, prognostiziert der Marktforscher Insights10.
Je nach Abgrenzung können die Angaben zum Marktvolumen für medizintechnische Produkte stark schwanken. Statista beziffert es für 2024 auf rund 670 Millionen US$, darin sind allerdings nur Geräte berücksichtigt. Bis 2029 soll dieser Wert auf gut 1 Milliarde US$ steigen. Ken Research bezieht in seine Berechnungen auch Verbrauchsmaterialien und Medizinmöbel mit ein, die zusammen fast die Hälfte des Marktvolumens ausmachen, und kommt damit auf rund 1,5 Milliarden US$. Bis 2028 soll dieser Wert um jährlich 10 Prozent auf 2,3 Milliarden US$ zulegen, so der Marktforscher.
Markt für bildgebende Diagnostik wächst stark
Das größte Segment sind Geräte für die Kardiologie mit einem Marktvolumen von 95 Millionen US$ im Jahr 2024. Bis 2029 soll es auf 156 Millionen US$ zulegen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren 2023 mit einem Anteil von fast 30 Prozent die häufigste Todesursache in den Philippinen. Der Markt für Geräte zur Behandlung von Diabetes wie Dialysemaschinen und Insulinpumpen soll sich bis 2029 auf 150 Millionen US$ verdoppeln. Die Zahl der mit Diabetes diagnostizierten Filipinos soll bis 2045 um 75 Prozent auf 7,5 Millionen steigen, so eine Prognose der International Diabetes Federation. Der deutsche Medizintechnikhersteller B. Braun betreibt 35 Dialysezentren in den Philippinen und will in den nächsten Jahren weiter expandieren.
Die bildgebende Diagnostik entwickelt sich ebenfalls positiv. Bis 2030 könnte sich der Absatz von Magnetresonanzgeräten (MRI), Computertomografen (CT) und Ultraschallgeräten auf 120 Millionen US$ nahezu verdoppeln, schätzt Insights10. Vor allem die ländlichen Regionen sind hier noch unterversorgt. Während beispielsweise auf der Hauptinsel Luzon auf 1 Million Einwohner 42 Röntgenapparate kommen, sind es auf der südlich gelegenen Insel Mindanao nur 26, so die Angaben des Marktforschers. Wegen mangelhafter Wartung und fehlendem Personal sind MRI- und CT-Geräte zum Teil nicht im Einsatz. Hier bieten sich Geschäftschancen zur Überholung dieser Anlagen.
Privatkliniken bieten Geschäftschancen
In ihrem "National Objectives for Health 2023 - 2028" Plan legt das DOH besonderen Fokus auf die Primärversorgung außerhalb der Ballungszentren. Durch mobile Kliniken und dem Ausbau des Telemedizinangebots soll die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen verbessert werden. Dies eröffnet Lieferchancen für Medizintechnik für den mobilen Einsatz wie EKG-, Ultraschall-, Blutdruck- und Temperaturmessgeräte, Überwachungsmonitore, Dialysemaschinen und Geräte zur Medikamentenverabreichung. Ein weiterer Fokus ist die Krebsvorsorge und -behandlung, bei der die philippinische Regierung im Rahmen des "2024-2028 National Integrated Cancer Control Program" (NICCP) mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kooperiert.
Auch in der Tertiärversorgung wächst der Investitionsbedarf. Landesweit gibt es rund 1.500 Kliniken und Krankenstationen. Je nach Versorgungsangebot sind die Krankenhäuser in Level 1 bis 3 klassifiziert. Level-1-Kliniken verfügen über Operationssäle, Level 2 über Intensivstationen und Level 3 sind meist Spezialkliniken, die mit CT- und MRI-Geräten ausgestattet sind und eigene Labors haben. Gut die Hälfte der Krankenhäuser ist in privater Hand, in der Hauptstadtregion sind es sogar 70 Prozent. Diese Einrichtungen bieten Herstellern aus dem Hochpreissegment interessante Absatzchancen.
Investoren für Krankenhausprojekte gesucht
Zur besseren Ausstattung von staatlichen Gesundheitseinrichtungen erhält das DOH Mittel aus dem Health Facility Enhancement Programm (HFEP) - auch für Medizintechnik. Für 2025 wurden 616 Millionen US$ bewilligt, ein Viertel mehr als im Vorjahr und der höchste Betrag seit dem Start des Programms 2017. Die Regierung will große Klinikprojekte bevorzugt mit dem Privatsektor realisieren. Die Behörde für Öffentlich-private Partnerschaften (Public Private Partnership Center of the Philippines) listete im April 2025 insgesamt 24 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 465 Millionen US$.
Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in den PhilippinenInvestitionssumme in Millionen US-DollarAkteur/Projekt | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
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St. Luke’s Medical Center/Bau einer Klinik mit 450 Betten in Paranaque | 313,5 | Im Bau, Fertigstellung für 2029 geplant | Akkreditiert für Medizintourismus |
University of the Philippines/Bau einer Universitätsklinik mit 400 Betten | 200,0 | Planungsstadium | Public Private Partnership |
University of the Philippines - Philippine General Hospital/Bau eines Krebszentrums mit 300 Betten | 165,3 | Ausschreibungsstadium | Public Private Partnership |
Philippine Nuclear Research Institute/Bau eines Forschungszentrums für Nuklearmedizin | 38,3 | Machbarkeitsstudie | Public Private Partnership |
Lung Center of the Philippines/Ausbau der Spezialklinik für Lungenkrankheiten | 21,9 | Planungsstadium | Public Private Partnership |
Quelle: Public Private Partnership Center of the Philippines 2025, Recherchen von Germany Trade & Invest
Offen für Digital-Health-Anwendungen
Die philippinische Bevölkerung ist sehr digital-affin und damit ein interessanter Markt für E-Health. Allerdings wurde bislang noch kein gesetzlicher Rahmen für das Angebot von digitalen Gesundheitsdiensten oder für elektronische Patientenakten geschaffen. Dennoch soll sich der Digital-Health-Markt bis 2029 auf 1,4 Milliarden US$ verdoppeln, prognostiziert Statista Market Insights. Davon entfällt gut die Hälfte auf digitale Lösungen zur Diagnose und Behandlung und weitere 46 Millionen US$ auf ärztliche Online-Konsultationen. Die Regierung will das Telemedizin-Angebot ausbauen, um in medizinisch unterversorgten Regionen den Zugang zu ärztlichen Untersuchungen zu verbessern.
Von Boris Alex
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Kuala Lumpur