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Bau des neuen Großflughafens soll 2023 beginnen

Polens Regierung bleibt dabei: Der geplante Großflughafen liegt weiter im Zeitplan. Die Zahl der Projektpartner wächst, ebenso wie die Liste mit neuen Herausforderungen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Der Bau des Zentralflughafens CPK (Centralny Port Komunikacyjny) könnte 2023 in die heiße Phase übergehen. Die staatliche Projektgesellschaft ist dabei, die nötigen Grundstücke rund um die Gemeinde Baranów zu erwerben. Mehr als 1.100 Eigentümer von insgesamt 3.200 Hektar Fläche zeigen Interesse an einem Verkaufsprogramm. Laut Projektgesellschaft deckt sich dieses Gebiet mit über zwei Dritteln des geplanten Flughafenareals.

Allerdings hat das Staatsunternehmen bislang nur 15 Prozent der Grundstücke, auf denen der Flughafen gebaut werden soll, gekauft. Ein möglicher Grund: Laut Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna sind einige Anwohner mit den vorgeschlagenen Preisen nicht einverstanden. Die Projektgesellschaft zahlt auf Grundstückswert und Gebäudewert einen Aufschlag von bis zu 40 Prozent. Wer nicht verkaufen will, könnte enteignet werden.

Die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet, dass insbesondere kleine Agrarhöfe mit baufälligen Häusern auf das Angebot eingehen. Die Besitzer verabschieden sich von der Landwirtschaft. Große Agrarunternehmer zeigen hingegen wenig Interesse. Das liegt auch daran, dass es kaum Ausweichflächen gibt, auf denen der Betrieb fortgeführt werden könnte.

Internationales Team übernimmt die Planung

Medienberichten zufolge reißen Bauunternehmen bereits erste Häuser auf dem Flughafengelände ab. Vorbereitende Erdarbeiten sollen nach dem Wunsch der staatlichen Projektgesellschaft ebenfalls 2023 beginnen. Ein zügiger Spatenstich ist für die Regierung auch aus politischen Gründen wichtig. In Polen finden im Herbst 2023 Parlamentswahlen statt.

Was die Planung des CPK angeht, stehen wichtige Partner bereits fest. Ein Konsortium der englischen Firmen Foster and Partners und Buro Happold übernimmt die Aufgabe des Hauptarchitekten (Master Architect). Die beiden Konsorten entwerfen unter anderem das Passagierterminal. Der deutsche Mitbewerber gmp Architekten blieb bei der Ausschreibung erfolglos.

Die Tiefbauplanung (Master Civil Engineering) fällt in den Aufgabenbereich der libanesischen Dar Al-Handasah Consultants. Das Unternehmen wird Entwürfe für Start- und Landebahnen, Vorfelder und weitere Einrichtungen erstellen. Die spanische IDOM konnte sich als IT-Systemintegrator (Airport Systems Integration Designer) durchsetzen.

Darüber hinaus hat die CPK-Projektgesellschaft Rahmenverträge mit über einem Dutzend Firmen unterschrieben. Die Betriebe werden Planungsunterlagen für Betriebsgebäude erstellen (Support Infrastructure Engineering). Hierzu zählen der Kontrollturm, Frachtterminals, Hotels und Parkhäuser. Die meisten Firmen, die an den Rahmenverträgen beteiligt sind, kommen aus Polen. Doch auch internationale Planer konnten sich durchsetzen. Hierzu gehören Royal HaskoningDHV aus den Niederlanden, TPF aus Belgien und INGEROP aus Frankreich.

Ausschreibungsportal des CPK

Alle Ausschreibungen rund um Planung und Bau des neuen Großflughafens und der ergänzenden Bahnstrecken veröffentlicht die Betreibergesellschaft auf einer Onlineplattform.

Weitere Informationen über Ausschreibungen und Projektfortschritte stellt das Unternehmen auf Englisch auf seiner Internetseite zur Verfügung.

Freigabe dauert länger als geplant

Wer die eigentlichen Bauarbeiten umsetzen wird, ist noch offen. Gespräche mit rund 20 Unternehmen laufen. Die Beratungen dienen als Grundlage für spätere Ausschreibungen. Bevor es losgehen kann, braucht die Projektgesellschaft eine Umweltgenehmigung. Diese sollte bereits im März 2023 vorliegen. Jetzt spricht der Regierungsbeauftragte Marcin Horała von Sommer 2023. Branchenexperten halten den gesamten Zeitplan des Flughafenbaus für unrealistisch. Bereits 2028 soll der Regelbetrieb starten.

Das Mammutvorhaben kostet bereits jetzt viel Geld. Laut Rzeczpospolita hat die CPK-Projektgesellschaft bis Januar 2023 Verträge im Wert von 2,1 Milliarden Euro unterschrieben. Der Flughafen ist auf über 8 Milliarden Euro kalkuliert.

Laut CPK-Geschäftsführer Mikołaj Wild folgen bald Details zur Finanzierung. Fest steht, dass Kredite mit einem Anteil von 60 Prozent die wichtigste Rolle spielen werden. Das Ministerium für Staatsunternehmen steigt mit 20 Prozent ein. Die restlichen 20 Prozent soll ein privater Investor beisteuern. Als Interessenten gelten der südkoreanische Flughafen Incheon, der spanisch-polnische Bauriese Budimex und das französische Milliardenunternehmen Vinci.

Der CPK soll nicht nur ein Luftdrehkreuz in Mittelosteuropa werden. Polen will den Flughafen auch zu einem Knotenpunkt für den Schienenverkehr ausbauen. Die Projektgesellschaft plant, 1.800 Kilometer Gleise neu zu verlegen oder zu sanieren. Die Kosten schätzen Medien auf 21 Milliarden Euro. Der Flughafen soll aus allen Landesteilen mit Hochgeschwindigkeitszügen erreichbar sein.

Die EU unterstützt das Vorhaben. Flughafen und mehrere Schienenstrecken stehen im Verzeichnis der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-T). Die Projektgesellschaft finanziert verschiedene Arbeiten mit EU-Geldern. Polen sucht dabei auch die Nähe zu weiteren Partnern in der Region. Das Land hat mit den baltischen Staaten, den Visegrád-Länder Slowakei, Tschechien und Ungarn sowie mit der Ukraine Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Die Länder wollen sich bei der Planung von Hochgeschwindigkeitsstrecken abstimmen.

Tunnelbau wird teurer

Von großer Bedeutung für den CPK ist die Zugverbindung zwischen Warschau, geplantem Flughafen und der zentralpolnischen Stadt Łódź. Sie wird als sogenannte Y-Strecke weiter nach Poznań und Wrocław führen. Die Projektgesellschaft will einen Eisenbahntunnel unter Łódź bauen. Das ist kein einfaches Unterfangen. Ein Kulturhaus in der Nähe des geplanten Tunnels braucht stärkere Fundamente. Die erste Ausschreibung fand keine Interessenten.

Bei der zweiten Ausschreibung lagen die Angebote um mehr als das Doppelte über dem Budget. Ohne stärkere Fundamente kann der Tunnelbau voraussichtlich nicht starten. Unabhängig vom CPK-Projekt läuft in Łódż bereits eine Tunnelbohrung für den Regional- und Fernverkehr. Stadtverwaltung, Woiwodschaft und Schienennetzbetreiber PKP PLK finanzieren dieses 350-Millionen-Euro-Projekt.

Ein weiteres Problem der CPK-Projektgesellschaft sind Anwohnerproteste. Auf wenig Gegenliebe stößt die geplante Bahnstrecke durch die Woiwodschaft Sląskie, vom tschechischen Ostrava bis zum polnischen Katowice. Mindestens 550 Häuser sollen abgerissen werden.

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