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Intermodaltransport gewinnt an Bedeutung

Die Aussichten für den Intermodaltransport in Polen bleiben günstig, wenngleich die Dynamik an Schwung verliert. Der Hafenumschlag wächst und die Bahninfrastruktur wird ausgebaut. 

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Der Intermodalverkehr gilt auch in Polen als eine der aussichtsreichsten Sparten der Logistikbranche. Mindestens zwei Transportmittel kommen dabei zum Einsatz. Befördert werden auf diese Art hauptsächlich Container, aber auch Massengüter.

Der Ausbau der polnischen Seehäfen lässt die Zahl der transportierten Container wachsen. Die Verladekapazitäten und die Bahninfrastruktur müssen Schritt halten und werden ausgebaut. Benötigt werden auch mehr entsprechende Schienenfahrzeuge und Lkw.

Längerfristig kräftige Zuwächse erwartet

In den vergangenen Jahren verzeichnete der Intermodaltransport kräftige Zuwächse, allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Zählte das Bahntransportamt (Urząd Transportu Kolejowego; UTK) 2012 erst 3 Milliarden Tonnenkilometer, so waren es 2021 bereits gut 8,2 Milliarden Tonnenkilometer. Bei dieser Angabe wird das Gewicht der beförderten Gütermenge mit der zurückgelegten Strecke des Transports multipliziert.

In den ersten drei Quartalen 2022 flachte die Wachstumsdynamik jedoch ab: Insgesamt 6,5 Milliarden Tonnenkilometer wurden geleistet (+7,9 Prozent gegenüber Januar bis September 2021). Künftig erwartet das UTK jedoch wieder höhere Zuwächse, das Potenzial ist noch groß.

PKP Cargo weiter führend

Dabei gewinnen verschiedene Wettbewerber gegenüber der Gütersparte der Polnischen Staatlichen Eisenbahnen, PKP Cargo, an Bedeutung. PKP Cargo hält aber weiter den größten Anteil am Intermodaltransport. In den ersten drei Quartalen 2022 lag er bei 33,7 Prozent. Im Jahr 2021 hatte er noch 37,4 Prozent betragen (2020: 42,7 Prozent).

Der Intermodaltransport bei PKP Cargo ging 2022 um 21,3 Prozent auf 3,58 Milliarden Tonnenkilometer merklich zurück. Dieser Trend hielt auch Anfang 2023 an. Nach Ansicht des Unternehmens wirkten sich der Krieg in der Ukraine, die Coronakrise, Preissteigerungen und Baustellen an den Schienenverbindungen zu den Seehäfen negativ aus. Auch über die "Neue Seidenstraße" aus China wurden weniger Güter transportiert.

Für das 2. Halbjahr 2023 erwartet PKP Cargo laut ihrem Chief Executive Officer Dariusz Seliga eine Trendumkehr. Mehr per Schiff importierte Kohle sei weiter zu transportieren. Auch würden unterbrochene Lieferketten wieder reaktiviert, und die Nachfrage aus anderen EU-Ländern dürfte zunehmen.

Von Bedeutung sei der Ausbau der intermodalen Infrastruktur. Dazu zählt etwa der Bau eines Multimodalterminals in Zduńska Wola Karsznice in der Woiwodschaft Łódź (Lodsch) für 28,3 Millionen Euro. Die erste Bauetappe soll im Herbst 2023 abgeschlossen werden. Darüber hinaus investiere die PKP Gruppe in die Modernisierung bestehender Intermodalterminals, für die sie Maschinen und Verladeausrüstungen beschaffe.

Kleinere Transportunternehmen im Auftrieb

Zuwächse meldete für 2022 dagegen die Transportsparte des Mineralölkonzerns PKN Orlen (rund +11 Prozent zu 2021). Ein Grund war die Übernahme der Bahntransportgesellschaft Lotos Kolej des früheren Konkurrenten Grupa Lotos, den Orlen 2022 aufkaufte. Lotos Kolej hatte noch im 1. Halbjahr 2022 neue Intermodalwaggons erhalten. Während Lotos Kolej vor allem beim inländischen Transport zulegen konnte, will Orlen künftig auch in Kooperation mit ausländischen Partnern mehr Güter intermodal befördern.

Die Bahngesellschaft des Kupferkombinates KGHM Polska Miedź, Pol-Miedź-Trans, rechnet 2023 ebenfalls mit weiter wachsenden Einnahmen im Intermodaltransport. Im September soll der Schienenfahrzeugpark um einen vierten Güterzug erweitert werden. KGHM Polska Miedź zeigt sich auch an einer Nutzung des nördlich von Szczecin (Stettin) gelegenen Hafens von Police (Pölitz) zum Umladen beziehungsweise Lagern von Gütern interessiert.

Dieser Hafen gehört zur Grupa Azoty, die dort eine große Fabrik für Kunststoffe, Polimery Police, in Betrieb nimmt. Grupa Azoty ist das größte Chemieunternehmen in Polen und der zweitgrößte Hersteller von Stickstoff- und Mehrnährstoffdüngern in der EU. Dadurch gewinnt der Hafen an Bedeutung, auch für den Außenhandel. Geplant sind ein neuer Kai für schwere Massengüter und eine Schienenverbindung vom noch neu zu bauenden Güterbahnhof des Hafens, Port Morski Police, zum Bahnhof von Police (Eisenbahnlinie 437).

Häfen löschen mehr Container

Der Containerumschlag in den Seehäfen bestätigt die Prognose des UTK, wonach eine Belebung des Intermodaltransports erwartet wird. Im 1. Quartal 2023 erfolgte laut dem Statistischen Hauptamt GUS ein Zuwachs um 2,4 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2022. Im Jahr 2022 war der Containerumschlag noch rückläufig.

Containerumschlag in polnischen Ostseehäfen (in 1.000 Tonnen, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Prozent)

Zeitraum

Menge

2021

23.115

2022

22.755

Veränderung

-1,6

1. Quartal 2022

5.918

1. Quartal 2023

6.057

Veränderung

2,4

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2023

Die drei großen polnischen Seehäfen bauen ihre Kapazitäten für den Containerumschlag weiter aus. Der Baltic Hub (ehemals Deepwater Container Terminal; DCT) in Gdańsk (Danzig) erhält zur Jahresmitte 2024 ein drittes Terminal mit einem jährlichen Verladevermögen von rund 1,7 Millionen Standardcontainern (Twenty Foot Equivalent Unit; TEU). Dadurch steigt die Gesamtkapazität des Baltic Hub auf etwa 4,5 Millionen TEU.

Auch den Hafen von Gdynia (Gdingen) sollen noch mehr große Frachter mit Containern und Massengut anlaufen. Dort werden der Außenhafen ausgebaut und Wasserstraßen vertieft. Ab dem 4. Quartal 2025 können dort Schiffe mit einer Länge von bis zu 400 Metern, einer Breite von 58 Metern und einem Tiefgang von 15 Metern anlegen.

Die Hafengruppe Szczecin-Świnoujście vertieft verschiedene Wasserstraßen nach Świnoujście (Swinemünde). Sie unterzeichnete dazu im März 2023 einen über drei Jahre (2023 bis 2025) laufenden Vertrag im Wert von rund 12,4 Millionen Euro mit einem Konsortium. Dieses besteht aus dem Danziger Unternehmen für Ausschürfungs- und Unterwasserarbeiten (Przedsiębiorstwo Robót Czerpalnych i Podwodnych, PRCiP) und der niederländischen Firma Van den Herik Kust. Auch in Szczecin-Świnoujście werden die Containerkapazitäten erweitert.

Polens Ostseehäfen spielen angesichts blockierter ukrainischer Häfen auch als alternative Umschlagplätze eine wichtige Rolle. Vom Ausbau der Bahninfrastruktur an die Küste profitiert der Intermodaltransport.

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