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Branchen | Polen | Lager- und Logistikflächen

Neue Logistikflächen entstehen

Bei den kommerziellen Immobilien in Polen entwickelt sich die Nachfrage nach Lagerhallen besonders dynamisch. Der Bedarf wächst vor allem durch den Onlinehandel und Nearshoring.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Trotz des steigenden Angebots an modernen Lager- und Logistikflächen in Polen sinkt die Leerstandsquote solcher Immobilien. Ende September 2021 belief sich der Bestand laut der Immobilienfirma Colliers International auf 22,6 Millionen Quadratmeter. Am Jahresende 2020 waren es erst 20,7 Millionen Quadratmeter gewesen (+12 Prozent gegenüber 2019). Die Investitionen in solche Objekte summierten sich in den ersten drei Quartalen 2021 auf 1,7 Milliarden Euro. Nur 4,9 Prozent der Flächen waren Ende September 2021 nicht vermietet. Ein Jahr zuvor standen noch 8,2 Prozent leer.

Die rege Nachfrage kurbelt die Bautätigkeit weiter an. Ende September 2021 befanden sich über 3,6 Millionen Quadratmeter Lager- und Logistikflächen im Bau. Fast ein Viertel der Flächen liegt in Warschau. Besonders dynamisch entwickeln sich Śląsk (Oberschlesien), wo sich im Herbst 2021 rund 0,6 Millionen Quadratmeter im Bau befanden, und der Raum Wrocław (Breslau; 0,5 Millionen Quadratmeter im Bau). 

Der Bedarf an Lagerhallen ist unter anderem so hoch, weil der Onlinehandel boomt. Die im Internet bestellten Waren werden über kleinere Logistikzentren, die in der Nähe von Ballungsgebieten liegen, an die Kunden ausgeliefert. Die großen Marktakteure belegen umfangreiche Flächen. Der zur chinesischen Alibaba Group gehörende Verkaufsservice AliExpress nahm im Sommer 2021 sein erstes Logistikzentrum in Polen im Panattoni Park Łódź West in Lodsch in Betrieb. Der US-amerikanische Onlinegigant Amazon eröffnete im September 2021 bereits sein zehntes Logistikzentrum in Polen.

Zalando baut neue Verteilzentren

Auch das deutsche Onlinehandelsunternehmen Zalando expandiert in Polen. Es verfügt über Lagerflächen in Olsztynek (Hohenstein, 130.000 Quadratmeter), Gryfino (Greifenhagen) nahe Szczecin (Stettin), Głuchów östlich von Łódź (130.000 Quadratmeter) und Żerniki bei Poznań (Posen). Demnächst sollen noch zwei weitere Logistikzentren hinzukommen. Das eine, mit einer Fläche von über 100.000 Quadratmetern, wird bereits in Białe Błota bei Bydgoszcz gebaut und soll im März 2022 eröffnet werden. Mit dem Bau des zweiten Zentrums will Zalando Anfang 2022 in der Stadt Bydgoszcz beginnen. Einschließlich Büros soll es über eine Fläche von 140.000 Quadratmetern verfügen und im 2. Quartal 2023 fertiggestellt werden.

Thorn setzt auf Logistiksektor

Auch die benachbarte Weichselstadt Toruń (Thorn) empfiehlt sich als Logistikstandort. Sie bietet nach eigenen Angaben bereits eine Gesamtfläche von 114.000 Quadratmetern an modernen Lagerkapazitäten. Die Leerstandquote war in Toruń im 1. Quartal 2021 laut Colliers International mit 13 Prozent relativ hoch. Die Monatsmieten bewegten sich zwischen 2,60 und 3 Euro pro Quadratmeter.

Der wichtigste Standort für neue Vorhaben ist derzeit die Investitions- und Logistikzone Thorn Ost (Strefa Inwestycyjno-Logistyczna Toruń Wschód). Dort waren im September 2021 noch 13 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 31,6 Hektar zu haben, darunter 3,5 Hektar für kleine und mittlere Unternehmen. Insgesamt hatte die Stadt Toruń laut dem dortigen Direktor des Unternehmerförderzentrums (Centrum Wsparcia Biznesu w Toruniu), Łukasz Szarszewski, 47 Grundstücke auf 50 Hektar anzubieten. Die Kosten seien in Toruń noch relativ niedrig und die Stadt gewähre Vergünstigungen bei der Grundsteuer. Einer der zwölf Investoren in der Zone ist der Hersteller von Antriebssystemen für Ventilations- und Pumpeninstallationen sowie modernen Kesseln, HF Inverter Polska.

Bedarf auch an Hallen für einfache Produktionstätigkeiten

Zusätzlichen Auftrieb erhält die Nachfrage nach großen Lagerhallen und Logistikzentren durch den Trend zum Nearshoring. In der Coronakrise kam es zu Lieferengpässen vor allem bei Produkten aus Übersee. Die kürzeren Lieferwege machen Polen als Produktionsstandort attraktiver, wenn Nachbarländer die Zielmärkte sind.

Das Interesse an einer Verlagerung von "leichten Produktionstätigkeiten" aus Asien, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den USA nach Polen ist groß, wie der Geschäftsführer der neuen Bauentwicklungsfirma LCube, Adrian Biesaga, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita feststellte. LCube vermarktet seinen Logistic Park Wrocław I mit 60.000 Quadratmetern in Dobrzykowice bei Wrocław. Der Park wird noch weiter ausgebaut. Am Flughafen von Rzeszów, Jesionka, bietet LCube in dem kleineren Logistic Park Rzeszów weitere Flächen an.

Flughäfen sind attraktive Standorte. Im Zentrum des Landes soll voraussichtlich ab 2027 der große Zentrale Kommunikationshafen (Centralny Port Komunikacyjny, CPK) mit Großflughafen und umfangreicher Verkehrsanbindung in Betrieb gehen. Bereits im Sommer 2021 begann Panattoni unweit des künftigen CPK mit dem Bau des Parks Błonie III mit 91.000 Quadratmetern in drei Gebäuden.

Die Lagerhallen und Logistikzentren in Polen sind in der Regel stark automatisiert und mit modernster und umweltschonender Technik ausgestattet. Viele verfügen über Umweltzertifikate. Die rege Nachfrage nach solchen Objekten lässt auch die Mieten dafür steigen.

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