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Branchen | Polen | Bekleidung

Onlinehandel gewinnt in der Modebranche an Bedeutung

Nach der Coronaflaute kaufen die Polen wieder mehr Bekleidung und Schuhe. Geflüchtete aus der Ukraine sorgen für zusätzliche Nachfrage.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die Modebranche in Polen ist optimistisch, im Jahr 2021 konnte sie zulegen, insbesondere im Onlinehandel werden weiter deutliche Zuwächse erwartet. Die Onlinehändler steigerten ihre Umsätze mit Bekleidung und Schuhen im vergangenen Jahr auf Złoty-Basis nominal um 12,3 Prozent. Das geht aus den jüngsten Zahlen von Euromonitor International hervor. Im Coronajahr 2020 hatte das Plus 40,4 Prozent betragen. Im stationären Handel sind die Umsätze 2021 mit einem Plus von 8,1 Prozent etwas weniger stark gestiegen, nachdem sie 2020 auf Złoty-Basis nominal um 17,5 Prozent eingebrochen waren.

Der immer stärker werdende Onlinehandel stellt die zahlreichen Einkaufszentren in Polen vor Herausforderungen. Deren wichtigste Mieter sind meist Firmen, die Bekleidung und Schuhe verkaufen. Viele dieser Firmen haben im 1. Quartal 2022 gute Ergebnisse verzeichnet, vor allem weil viele Kunden wieder vor Ort einkaufen. Doch immer mehr Konsumenten treffen zuvor im Internet eine Vorauswahl, womit das Mulitchannel Marketing (Mehrkanalvertrieb) für stationäre Geschäfte immer wichtiger wird. Ein entscheidender Grund für den Zuwachs der Branche sind auch die rund 3 Millionen Menschen aus der Ukraine, die nach Polen geflüchtet sind. Im Fokus ihrer Nachfrage stehen Damenmode und Kinderkleidung.

Katarzyna Iwanich, Vorsitzende der Marktberatungsfirma Insightland (Gruppe Hexe Capital), beobachtet, dass die Kunden immer Waren kaufen, dabei stehen aber preiswerte Produke im Vordergrund, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita. Mit neuen und weiterentwickelten Onlinemarktplätzen könnten Modeanbieter schneller eine größere Zahl an Kunden erreichen. Gleichzeitig gebe es immer mehr Plattformen für Second-Hand-Artikel. Die Menschen würden umweltbewusster, es würden immer weniger Kleidungsstücke weggeworfen, heißt es weiter.

Modehändler LPP kompensiert Wegfall des Ostgeschäfts

Polens führender Modehändler LPP aus Gdańsk (Danzig) will 2022 seine Einnahmen auf Złoty-Basis um 13 Prozent auf über 3,4 Milliarden Euro steigern, und das trotz der Aufgabe der Geschäftstätigkeit in Russland und zeitweisen Unterbrechung in der Ukraine. Davon sollen 1,1 Milliarden Euro mit Onlineverkäufen erwirtschaftet werden. Im Jahr 2021 erzielte LPP Einnahmen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro mit einem Nettogewinn von 0,3 Milliarden Euro (vorläufige Angaben). LPP ist in zahlreichen Ländern mit Marken wie Reserved vertreten.

Rote Zahlen präsentiert die führende Schuhkette CCC. Sie gibt ihre Nettoeinnahmen 2021 mit 1,7 Milliarden Euro an (2020: 1,3 Milliarden Euro), schreibt aber einen Nettoverlust von 42 Millionen Euro (2020: 286 Millionen Euro). CCC erwirtschaftete 2021 erstmals über die Hälfte der Einnahmen über den Onlinehandel (51 Prozent).

Lederwaren-Kette strebt auf Auslandsmärkte

Auch die Handelskette Wittchen, die mit hochwertigen Lederwaren wie Bekleidung, Taschen, Koffern und Accessoires handelt, erzielte 2021 bereits 53 Prozent ihrer Einnahmen im E-Commerce. Der Umsatz stieg gegenüber 2020 auf Złoty-Basis um 32 Prozent auf 60,9 Millionen Euro, der Nettogewinn erreichte einen Rekord von 9,2 Millionen Euro. Geschäftsführer Jędrzej Wittchen führt das gute Ergebnis auf die Entwicklung des Onlinehandels zurück, der über eigene Onlinestores und mehr als 30 Plattformen erfolgt.

Vor allem Online konnte Wittchen mehr Kunden im Ausland erreichen, das Auslandsgeschäft soll 2022 sowohl stationär als auch virtuell erweitert werden. In Deutschland ist die Eröffnung eines Shops geplant, zwei zusätzliche Filialen entstehen in Ungarn, in Rumänien wird ein Onlineshop etabilert. Ende 2022 will Wittchen insgesamt 121 stationäre Geschäfte betreiben, mit einer Gesamtfläche von über 10.000 Quadratmetern. Das Unternehmen wird 2022 gut 1,6 Millionen Euro investieren.

Reale Veränderung der Einzelhandelsumsätze in Polen (in Prozent) *)

Zeitraum

Einzelhandel insgesamt

Textilien, Bekleidung, Schuhe

2020

-3,1

-15,3

2021

8,1

32,0

1. Quartal 2021

1,2

11,0

1. Quartal 2022

9,0

36,7

*) jeweils gegenüber der gleichen Vorjahreszeitspanne, Unternehmen mit mindestens zehn BeschäftigtenQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Bulletin vom 25. April 2022

Im Vergleich zum Einzelhandel insgesamt brachen die Verkäufe von Textilien, Bekleidung und Schuhen (einschließlich Heimtextilien) 2020 in der Coronakrise besonders stark ein. Sie erholten sich jedoch 2021 umso kräftiger. Der Wachstumstrend verstärkte sich im 1. Quartal 2022 noch.

Zalando festigt Position

Die positive Entwicklung eröffnet auch deutschen Anbietern Marktchancen. Dem E-Commerce kommt dabei eine immer größere Bedeutung zu. Der deutsche Onlineriese Zalando betreibt in Polen fünf Logistikzentren. Das neueste Versandlager in Przylęki bei Białe Błota, 12 Kilometer südlich von Bydgoszcz (Bromberg), umfasst 103.000 Quadratmeter. Ein weiteres Logistikzentrum in Bydgoszcz will Zalando im 2. Quartal 2023 eröffnen, sodass sich die Fläche des Konzerns im Raum Bydgoszcz auf fast 250.000 Quadratmeter erhöht.

Zalando führte im Juli 2021 das Programm Connected Retail in Polen ein, mit dem stationäre Geschäfte ihre Waren über eine Onlineplattform verkaufen können. Anfang 2022 nutzten laut Konzernangaben bereits über 1.000 polnische Geschäfte diesen Service. Zalando meldete allerdings im 1. Quartal 2022 erstmals einen sinkenden Umsatz im Auslandsgeschäft.

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