Branchen | Polen | Einzelhandel
Zahlreiche Handelsparks entstehen
Der polnische Einzelhandel hofft nach der Coronakrise auf mehr Kunden in stationären Geschäften. Die Einzelhandelsumsätze sinken jedoch real.
28.08.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Wie die Immobilienfirma Savills ermittelte, befanden sich zur Jahresmitte 2023 rund 438.500 Quadratmeter Handelsfläche im Bau, davon 354.100 in 40 Handelsparks und 84.400 in sechs Einkaufszentren. Handelsparks bestehen aus einzelnen Hallen und werden auf größeren Freiflächen am Stadtrand errichtet. Mehr als die Hälfte der neuen Flächen entsteht in kleineren Städten.
Verkaufsfläche wächst
Übergeben wurden im 1. Quartal 2023 laut dem Immobilienunternehmen CB Richard Ellis (CBRE) 107.400 Quadratmeter Handelsfläche in zwölf Objekten, vor allem Handelsparks mit je bis zu 10.000 Quadratmetern Fläche.
Name, Ort | Fläche |
---|---|
Koszalin Power Center, Koszalin (Köslin) | 38.000 |
Ozimska Park, Opole (Oppeln) | 18.000 |
Galeria Goplana, Leszno (Lissa) | 15.200 |
CRK Jaworzyna, Krynica-Zdrój | 7.000 |
Nowa Sukcesja, Łódź (Lodsch)*) | 46.000 |
Ein weiterer, derzeit errichteter Handelspark ist der Fabryka Park in Katowice (Kattowitz). Investor ist die Bauentwicklungsfirma TDJ Estate, die erstmals ein Handelsobjekt baut. Der insgesamt 9.000 Quadratmeter große Fabryka Park entsteht auf einem ehemaligen Grundstück des Herstellers von Bergwerksmaschinen Famur. Als Mieter werden Handelsfirmen aus verschiedenen Branchen gesucht, damit das Warenangebot möglichst breit ist. Hinzu kommen zahlreiche Dienstleister. Mit der Kommerzialisierung des Objekts ist die Firma REALM befasst. Auf dem angrenzenden Grundstück wird derzeit die dritte Kattowitzer Filiale von Kaufland errichtet.
In letzter Zeit eröffnen laut CBRE vor allem Discounter-Ketten für Lebensmittel und Non-Food-Produkte neue Filialen, darunter Pepco, Tedi, Dealz oder Action. Diese siedeln sich gerne in Handelsparks an. Solche Parks sind bei den Kunden beliebt, da sie ihnen ein breites, kostengünstiges Warenangebot an einem Ort offerieren.
Mit Stand Mitte 2023 verfügte Polen Angaben von Savills zufolge über rund 13 Millionen Quadratmeter moderne Handelsflächen in 648 Objekten zu je über 5.000 Quadratmetern. Davon befinden sich 10,5 Millionen Quadratmeter in 444 Einkaufszentren, 2,2 Millionen Quadratmeter in 190 Handelsparks und 248.900 Quadratmeter in 14 Outlet-Zentren.
Branche konsolidiert sich
Die Anzahl kleinerer Geschäfte geht zurück, was auf eine fortschreitende Konsolidierung des immer noch stark zersplitterten Einzelhandels hindeutet. Im 1. Halbjahr 2023 mussten laut der Auskunftei Dun&Bradstreet rund 500 Lebensmittelgeschäfte schließen, weitere 900 setzten ihre Tätigkeit aus. Seit 2015 ist die Zahl kleinerer Lebensmittelgeschäfte um rund 9.000 zurückgegangen, trotz des Handelsverbots an den meisten Sonntagen und einer zusätzlichen Umsatzsteuer für große Handelsketten. Mitte 2023 gab es noch 91.400 Lebensmittelgeschäfte und 38.700 Bekleidungsläden. Sie stehen in einem harten Preiswettbewerb mit Discount- und Supermärkten.
Jahr | Anzahl |
---|---|
2020 | 376.300 |
2021 | 376.100 |
2022 | 372.100 |
2023* | 370.100 |
Seit dem 1. August 2023 gelten auch für kleinere Geschäfte wieder strengere Regelungen für Arbeits- und Öffnungszeiten, die während der Coronakrise gelockert wurden. Der Inhaber eines Geschäfts darf zwar weiterhin an Sonntagen hinter der Verkaufstheke stehen, nicht aber die Angestellten. Letztere dürfen auch nicht mehr Güter des Grundbedarfs an Sonntagen ausladen, entgegennehmen oder lagern.
Einzelhandelsumsätze sinken real
Noch zeichnet sich kein Aufschwung im Einzelhandel ab. Die Umsätze von Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten stiegen im 1. Halbjahr 2023 laut GUS nominal zwar um 5,7 Prozent. Real bedeutete das angesichts der hohen Inflationsrate von 15 Prozent im 1. Halbjahr 2023 jedoch einen Rückgang um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Stabil waren nur die realen Umsätze mit Fahrzeugen, Krafträdern und -Teilen. Diese Warengruppen hatten allerdings zuvor deutliche Rückgänge verzeichnet. Bei Bekleidung und Kosmetik blieb das Umsatzminus moderat.
2021 | 2022 | 1. Halbjahr 2023 2) | |
---|---|---|---|
Insgesamt | 8,1 | 5,0 | -5,7 |
Kfz, Krafträder, Teile dafür | 10,7 | -9,6 | 0,1 |
Textilien, Bekleidung, Schuhe | 32,0 | 21,7 | -0,5 |
Medikamente, Kosmetika, Orthopädiebedarf | 8,6 | 12,0 | -0,7 |
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren | 1,7 | 4,4 | -4,7 |
Möbel, Haus-, Audio-, Videogeräte | 5,8 | -0,3 | -13,0 |
Brennstoffe | 2,9 | -7,0 | -15,0 |
Printmedien, andere Fachgeschäfte | 7,3 | 3,7 | -15,0 |
Sonstige | 10,1 | 10,5 | -15,0 |