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Wirtschaftsumfeld | Russland | Gegensanktionen, Devisenkontrollen

Zentralbank will Euro und Dollar aus Russland verdrängen

Russlands Zentralbank plant weitere Maßnahmen, um die Verwendung von Dollar und Euro durch Banken und Unternehmen zu verringern. Das betrifft den Außenhandel, Kredite und Anleihen.

Von Edda Wolf | Bonn

Die russische Zentralbank beabsichtigt, die Entdollarisierung des russischen Finanzmarktes zu beschleunigen. Sie will zusätzliche Maßnahmen einführen, um das Volumen der Geschäfte von Banken in US-Dollar und Euro zu reduzieren. Nicht-Finanzinstituten wie Unternehmen wird empfohlen, Dollar und Euro in Yuan und andere Währungen befreundeter Länder umzutauschen.

Ihre Pläne hat die Zentralbank in einem Bericht über die Entwicklung des Finanzmarktes nach den Sanktionen veröffentlicht (pdf-Datei, russisch, 4.08.2022). Als eine der Hauptprioritäten nennt die Regulierungsbehörde die Wiederherstellung der Stabilität der Finanzinstitute und ihre Beteiligung am Strukturwandel der russischen Wirtschaft. Die Zentralbank weist darauf hin, dass die sanktionsbedingte Sperrung russischer Vermögenswerte Risiken für Bürger und Unternehmen bei der Verwendung von US-Dollar und Euro mit sich bringt. Deshalb sollen beide Währungen so weit wie möglich durch andere ersetzt werden.

Die Zentralbank erwägt verschiedene Ansätze für den Umgang mit eingefrorenen Vermögenswerten russischer Staatsbürger und Verbindlichkeiten gegenüber Personen aus Staaten, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben (sogenannte „unfreundliche Staaten“). Die Währungshüterin sieht jedoch den Rückkauf von gesperrten Vermögenswerten nicht als Lösung an, da dies mit umfangreichen Geldemissionen verbunden wäre.

Staffelung der Risikoaufschläge für Fremdwährungskredite und -anleihen je nach Währung

Gleichzeitig hat die Regulierungsbehörde vor, Risikoaufschläge auf Fremdwährungskredite zu differenzieren. Die Staffelung der Aufschläge soll danach erfolgen, ob der Währungsaussteller aus einem befreundeten Staat stammt, oder einem Land, das Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Das zweite Kriterium ist, ob der Kreditnehmer über ausreichende Einnahmen in der Währung verfügt, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.

"Es ist geplant, die Risikoprämien für Fremdwährungskredite an juristische Personen und für Schuldverschreibungen in Fremdwährungen je nach Emittent der Währung (befreundete oder nicht-befreundete Staaten) zu differenzieren. Darüber hinaus werden die Prämien für solche Kredite und Darlehen danach gestaffelt, ob der Kreditnehmer über ausreichende Einnahmen in Fremdwährung verfügt, um seinen Verpflichtungen nachzukommen (Exporteur oder Nicht-Exporteur)", so die Zentralbank in ihrer Information vom 8. August 2022.

Gleichzeitig plant die Währungshüterin, die oben genannten Anforderungen aufzuheben, wenn die Kredite oder Anleihen direkt oder indirekt durch eine staatliche Garantie abgesichert sind oder der Finanzierung von Projekten dienen, die in Übereinstimmung mit den internationalen Verträgen Russlands durchgeführt werden. Prioritäre Investitionsprojekte und -programme sollten in erster Linie aus dem Staatshaushalt finanziert werden, heißt es im Bericht.

Um das Währungsrisiko zu verringern, sollte der schrittweise Ausstieg der Banken aus der Verwendung von US-Dollar und Euro gleichmäßig auf beiden Seiten ihrer Bilanzen erfolgen. Die russische Zentralbank will die Entwicklung rechtlicher und operativer Mechanismen fördern, um eine gleichmäßigere Verteilung des Kreditrisikos innerhalb des Bankensektors zu erleichtern.

Regulierungsmaßnahmen, die die Verwendung von Währungen sogenannter „unfreundlicher Staaten“ vermeiden, können auch auf Nicht-Finanzinstitute angewandt werden, schreibt die Zentralbank. Die Risikoaufschläge für Fremdwährungskredite und -anleihen werden nicht nur die Banken treffen, sondern auch die Kreditnehmer (etwa Unternehmen). Diese werden mit einem Anstieg der Kosten für Fremdwährungskredite konfrontiert. Der größere Effekt liegt also möglicherweise nicht auf der Angebotsseite solcher Kredite, sondern auf der Nachfrageseite.

Höhere Mindestreserveanforderungen für Devisenverbindlichkeiten der Banken

Die Zentralbank wird auch prüfen, ob es angemessen ist, höhere Anforderungen an eine Mindestreserve für Verbindlichkeiten der Banken in sogenannten „toxischen“ Währungen einzuführen. Damit gemeint sind Währungen von Staaten, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben, vor allem US-Dollar und Euro.

Laut der von der russischen Regierung beschlossenen Liste gelten alle G7-Länder, alle EU-Länder und die Ukraine als sogenannte „unfreundliche Staaten“, weil sie Sanktionen gegen die russische Regierung, russische Unternehmen und russische Bürger verhängt haben. Die Liste umfasst aktuell 49 Länder. Wenn weitere Staaten Sanktionen gegen Russland verhängen sollten, wird diese Liste ergänzt.

Russland will mit Außenhandelspartnern in Landeswährungen abrechnen

Die Zentralbank betont, dass die Voraussetzungen für den Übergang zur Verwendung nationaler Währungen, einschließlich des russischen Rubels, im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr geschaffen werden müssen. "In Anbetracht der Tatsache, dass die Möglichkeiten zur Verwendung von Landeswährungen bei Abrechnungen von der Verfügbarkeit liquider Devisen- und Geldmärkte abhängen, ist die russische Zentralbank bereit, Mechanismen für ihre Teilnahme an den Anfangsphasen bei der Einführung von Segmenten des Handels mit Landeswährungen auf dem Devisenmarkt zur Unterstützung der Liquidität in Betracht zu ziehen", heißt es etwas umständlich im Finanzmarkt-Bericht.

Im Mai 2022 bezeichnete Finanzminister Anton Siluanow den US-Dollar und den Euro als „toxische“ Währungen für Russland, da sie seit der Verhängung der Sanktionen im Inland nur noch eingeschränkt verwendet werden können. Im Juli schlug er vor, Währungen befreundeter Länder für Interventionen zu kaufen. Aufgrund des Rückgangs der US-Dollar- und Euro-Transaktionen nimmt der Handel mit dem Yuan zu. Am 22. Juli 2022 überstieg das tägliche Handelsvolumen der chinesischen Währung zum ersten Mal in der Geschichte das des Euro.

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