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Saudi-Arabien erhöht seine Wasserproduktion deutlich
Zum Schutz der Grundwasserreservoirs reduziert der Agrarsektor den Anbau bewässerungsintensiver Pflanzen. Der städtische Wasserbedarf wird durch neue Entsalzungsanlagen gedeckt.
22.06.2022
Von Robert Espey | Dubai
In Saudi-Arabien erreichte der Wasserverbrauch im Jahr 2018 mit 26 Milliarden Kubikmeter den Höchststand. Im Folgejahr 2019 verminderte sich der Verbrauch um ein Drittel auf 17,4 Milliarden Kubikmeter. Nur noch 16 Milliarden Kubikmeter waren es 2020, so die vorläufigen Angaben des Ministeriums für Wasser, Umwelt und Landwirtschaft.
Wasserverbrauch der Landwirtschaft gedrosselt
Dieser Rückgang beruhte vor allem auf einer starken Drosselung des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft. Als Folge des Ende 2018 in Kraft getretenen weitgehenden Anbauverbots für wasserintensive grüne Futterpflanzen (insbesondere Alfalfa) hat sich der Wasserkonsum des Agrarsektors zwischen 2018 und 2020 nahezu halbiert, von 21,2 Milliarden auf 10,7 Milliarden Kubikmeter.
Damit ist der Anteil des Agrarsektors am gesamten Wasserverbrauch von 81 Prozent (2018) auf 67 Prozent (2020) geschrumpft. Die Landwirtschaft deckt ihren Wasserbedarf zum Großteil durch nicht-erneuerbare Grundwasserbestände, die in vielen Teilen des Landes mittlerweile auf ein kritisch niedriges Niveau gesunken sind.
Kommunaler Wasserbedarf soll langfristig sinken
Der kommunale Wasserverbrauch ist zwischen 2010 und 2020 um 59 Prozent auf 3,6 Milliarden Kubikmeter gestiegen. Für 2021 wird ein Rückgang um 2 Prozent auf 3,56 Milliarden Kubikmeter gemeldet. Die privaten Haushalte haben einen Anteil am kommunalen Verbrauch von über 80 Prozent, die restlichen 20 Prozent entfallen auf das Gewerbe (ohne Industrie). Die Provinz Riad ist der größte Verbraucher (2020: 1,1 Milliarden Kubikmeter), es folgen die Provinz Mekka (0,8 Milliarden Kubikmeter), die Ostprovinz (0,7 Milliarden Kubikmeter) und die Provinz Medina (0,3 Milliarden Kubikmeter).
Die staatliche Planung geht mittelfristig von einem weiter steigenden kommunalen Wasserbrauch aus, erwartet aber ab 2025 zunächst eine Stagnation und dann einen leicht rückläufigen Trend. Der Einsatz wassersparender Technologien sowie höhere Wasserpreise (infolge von Subventionsabbau) sollen den Verbrauch drosseln. Ferner wird angestrebt, die hohen Netzverluste, die durch Leitungsschäden und illegale Wasserentnahmen entstehen, deutlich zu reduzieren.
Kräftiger Ausbau der Meerwasserentsalzung
Die Kommunen decken ihren Wasserbedarf vor allem durch Meerwasserentsalzungsanlagen. Aber es wird auch weiterhin in erheblichem Umfang Grundwasser genutzt. Es ist jedoch geplant, die Kommunen von Grundwasser weitgehend unabhängig zu machen. Der Anteil des Grundwassers soll bis 2030 auf nur noch 10 Prozent sinken. Dazu sind Milliardeninvestitionen in neue Meerwasserentsalzungsanlagen erforderlich.
Die Entsalzungsanlagen haben 2020 rund 2,3 Milliarden Kubikmeter an die Kommunen geliefert, dies entsprach 63 Prozent des Gesamtverbrauchs. Von den restlichen 1,3 Milliarden Kubikmeter entfielen 90 Prozent auf nicht-erneuerbares Grundwasser, die restlichen 10 Prozent auf erneuerbares Grund- und Oberflächenwasser (Staudämme) sowie aufbereitetes Abwasser.
Der Bau neuer Entsalzungskapazitäten muss nicht nur die Substitution des Grundwassers und den steigenden Wasserverbrauch berücksichtigen, sondern auch die Stilllegung alter, ineffizienter MSF-Anlagen (Multi Stage Flash) ausgleichen. Private Investoren sollen die Wasserprojekte durchführen, der Staat bietet langfristige Wasserabnahmeverträge an. Zuständig für die Planung und Ausschreibung privater Entsalzungsanlagen sowie für den Abschluss von Wasserabnahmeverträgen ist die zum Finanzministerium gehörende Saudi Water Partnership Company (SWPC).
Vorerst bleibt aber die staatliche Saline Water Conversion Corporation (SWCC) mit einer Produktionskapazität von etwa 5 Millionen Kubikmeter pro Tag der dominierende Betreiber von Entsalzungsanlagen. Dies dürfte mehr als 60 Prozent der Gesamtkapazität des Landes entsprechen.
Privatsektor investiert in Entsalzungsprojekte
Saudi-Arabiens erste Meerwasserentsalzungsanlage in privater Rechtsform (aber mehrheitlich in staatlicher Hand) ist Shuaibah 3 in der Provinz Mekka. Die erste Phase ging 2009 in Betrieb, nach Erweiterungen 2010 und 2019 summieren sich die Kapazitäten auf 1,3 Millionen Kubikmeter/Tag. Seit 2011 produziert Shuqaiq 2 (212.000 Kubikmeter/Tag).
Projekt (Projektstand) *) | Erwartete Inbetriebnahme (ursprüngliche SWPC-Planung) | Kapazität (Kubikmeter/Tag) | Investitionssumme (Millionen US$) |
Rabigh 4 (PQ) | 2025 (2022) | 600.000 | 600 |
Ras Al Khair 2 (ST) | 2026 (2023) | 600.000 | 600 |
Shuaiba 5 (FEED) | 2025 (k.A.) | 600.000 | 500 |
Ras al Khair 3 (ST) | 2025 (2023) | 400.000 | 400 |
Tabuk 1 (ST) | 2026 (2023) | 400.000 | 400 |
Rabigh 5 (ST) | 2026 (2024) | 400.000 | 400 |
Ras Mohaisen (PQ) | 2022 (2025) | 300.000 | 300 |
Al Hassa (ST) | 2025 (k.A.) | 300.000 | 300 |
Jubail 4 (ST) | 2025 (2025) | 300.000 | 300 |
Rayis 2 (ST) | 2027 (2025) | 300.000 | 300 |
Jizan 1 (ST) | 2026 (2023) | 300.000 | 300 |
Jubail 6 (ST) | 2025 (2023) | 300.000 | 150 |
Die SWPC-Planung (7-Year Statement 2020 - 2026) sieht zwischen 2021 und 2025 die Fertigstellung privater Entsalzungsprojekte mit einer Gesamtkapazität von 7 Millionen Kubikmeter/Tag vor. Damit würden 2025 alle SWPC-Projekte zusammen über eine Leistung von 8,5 Millionen Kubikmeter/Tag verfügen.
Anfang 2022 ist die 700 Millionen US-Dollar (US$) teure Rabigh 3 Anlage (600.000 Kubikmeter/Tag) in den kommerziellen Betrieb gegangen. Das Projekt wird auf BOO-Basis (Build, Own, Operate) realisiert. Der Wasserabnahmevertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren. Hauptinvestor mit 70 Prozent ist die saudi-arabische Acwa Power Company. Die restlichen 30 Prozent hält die private Saudi Brothers Commercial Company. Acwa Power ist ein börsennotiertes Unternehmen, an dem staatliche Institutionen (Public Investment Fund, Saudi Public Pension Agency) eine Mehrheitsbeteiligung halten.
Das 600 Millionen US$ Shuqaiq 3 Projekt mit einer Leistung von 450.000 Kubikmeter/Tag befindet sich im Testlauf. Investor ist hier ein Konsortium aus Japans Marubeni Corporation, Acciona Agua (Spanien) und den beiden lokalen Firmen Abdul Latif Jameel und Rawafid Alhadarah.
Projekt | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand 2) | Betreiber |
NEOM City Desalination Plant: Phase 1, 2 and 3 | 1.200 | ST | |
Al Khobar Phase 4 | 800 | ST | |
Jubail Desalination Plant Upgrade Phase 2 | 762 | B | |
Yanbu Phase 4A | 600 | ST | |
Al Khobar SWRO Desalination Plant (Phase 2) | 500 | B | |
Jubail SWRO Phase 2 | 500 | B | |
Shuaibah 4 | 422 | B | |
Yanbu Phase 5 | 400 | ST | |
Jeddah Phase 5 | 400 | ST | |
Shuqaiq Upgrade Phase 1 | 384 | B | |
Desalination Park | 240 | B | |
Yanbu Desalination Plant Upgrade Phase 1 | 150 | AP | |
Shuaibah 5 | 120 | B | |
Umm Lajj | 100 | FEED | |
Desalination Plant in Yanbu | 50 | ST | |
Salbukh Water | 42 | B |
Drei SWPC-Projekte befinden sich in der Bauphase: Jubail 3A (Kapazität: 600.000 Kubikmeter/Tag; erwartete Fertigstellung: 2023), Jubail 3B (600.000 Kubikmeter/Tag; 2025) und Ar Rayis 1 (450.000 Kubikmeter/Tag; 2023). Das 650 Millionen US$ Projekt Jubail 3A ging an ein Konsortium aus Acwa Power, Al Bawani und der staatlichen Gulf Investment Cooperation. In das 400 Millionen US$ Jubail 3B Projekt investieren Frankreichs Engie und die saudi-arabischen Firmen Al Ajlan and Sons und Nesma Water & Energy. Engie und Nesma sind auch an dem 700 Millionen US$ Ar Rayis 1 Projekt beteiligt, gemeinsam mit der lokalen Mowah Company.
Die bei der Entsalzung entstehenden umweltschädlichen Rückstände (Salzlauge mit beigemischten Chemikalien und Metallen) werden zumeist im Meer entsorgt. Eine in der neuen Entwicklungszone NEOM geplante Meerwasserentsalzungsanlage soll die Rückstände recyceln. |