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Branchencheck | Saudi-Arabien

Wirtschaft erholt sich auf breiter Front

Die saudi-arabische Wirtschaft ist wieder auf Wachstumskurs. In nahezu allen Sektoren dürfte es aufwärts gehen.  

Von Robert Espey | Dubai

Die wieder stark gestiegenen Öleinnahmen und die in Saudi-Arabien weitgehend zurückgedrängte Coronaepidemie haben die wirtschaftliche Situation entspannt. Allerdings ist die Konjunkturbelebung vor dem Hintergrund der teilweise starken Rückgänge während der Coronakrise zu relativieren. Die Investitionen und der private Konsum werden voraussichtlich erst 2023 das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Viele Großprojekte könnten sich weiter verzögern. 


  • Maschinenbau

    Die kontinuierliche Ausweitung der Lokalisierungsvorgaben verstärkt den Druck auf ausländische Technologieanbieter, mehr Maschinen und Anlagen im Land zu produzieren.

    Bislang verfügt Saudi-Arabien über keine große Maschinenproduktion. Zu den wichtigen Ausnahmen gehört das seit 2016 arbeitende Siemens Gas-Turbinenmontagewerk in Dammam. Saudi-Arabien wird aber den Druck auf ausländische Maschinenlieferanten, einen signifikanten Lokalisierungsgrad zu erreichen, verstärken. Gemäß Industriestatistik existierten 2020 im Bereich Maschinenbau (ISIC 28) 290 Produktionsstätten mit 34.450 Beschäftigten. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau importierte Saudi-Arabien 2019 Maschinen und Anlagen für umgerechnet 9,0 Milliarden Euro, daran hatte Deutschland einen Anteil von 11 Prozent. Die deutschen Maschinenlieferungen erreichten 2015 mit 2,0 Milliarden Euro einen Spitzenwert und sind dann stark abgefallen, weniger als 1 Milliarde Euro waren es 2020. Im 1. Halbjahr 2021 wurde eine Steigerung um 2 Prozent auf 0,5 Milliarden Euro verbucht. 

    Von Robert Espey | Dubai

  • Chemieindustrie

    Saudi-Arabien setzt mit Großprojekten den Ausbau der Petrochemie fort.

    Die Produktionskapazitäten der petrochemischen Industrie (ohne Raffinerien) haben sich zwischen 2008 und 2020 von 57 Millionen auf 121 Millionen Tonnen/Jahr erhöht. Trotz der in Saudi-Arabien mittlerweile erreichten Produktvielfalt dominiert noch die Erzeugung chemischer Erzeugnisse mit relativ geringer Wertschöpfung. Ein weiterer Ausbau der Herstellung hochwertiger Chemikalien gehört zu den zentralen Entwicklungszielen. Die Datenbank MEED Projects listet geplante und bereits im Bau befindliche Chemievorhaben im Wert von etwa 25 Milliarden US$. Zu den wichtigsten Projekten gehört die von der Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (SATORP) geplante Errichtung des Amiral Komplexes in Jubail für 9 Milliarden US$. Im Frühjahr 2021 wurden interessierte Firmen aufgefordert, an einem Präqualifizierungsverfahren teilzunehmen.

    Weitere Informationen:

    Saudi_Wasserstoff Mai 2021

    Saudi Chemie

    Saudi_Chemie

    Von Robert Espey | Dubai

  • Energiewirtschaft

    Erneuerbare Energien sind jetzt im Fokus. Geplante Wasserstoffprojekte geben zusätzliche Impulse.

    Im Frühjahr 2021 erklärte der saudi-arabische Energieminister, Abdulaziz bin Salman, sein Land werde jährlich Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 5 bis 7 Gigawatt in Angriff nehmen. Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 50 Prozent erreichen, aktuell liegt die Quote bei 0,5 Prozent (0,4 Gigawatt). Derzeit sind Solarprojekte mit 4,2 Gigawatt und ein Windprojekt mit 0,4 Gigawatt im Bau, das entsprechende Investitionsvolumen liegt bei insgesamt 3,8 Milliarden US$. Fast alle Projekte gehören zum "National Renewable Energy Programm" (NREP). Eine Ausnahme ist das 1,5 Gigawatt Photovoltaik-Projekt in Sudair, das gemeinsam vom Public Investment Fund und Acwa Power betreiben wird. Das größte geplante Projekt ist ein 4 Gigawatt Solar- und Windpark zur Versorgung einer grünen Wasserstoff/Ammoniakanlage in der neuen Entwicklungszone NEOM.

    Weitere Informationen:

    Saudi_Solarenergie

    Saudi_Wasserstoff Mai 2021

    Kraftwerke

    Von Robert Espey | Dubai

  • Bauwirtschaft

    Trotz einer wechselhaften Baukonjunktur in den letzten Jahren sind mittel- und langfristig die Perspektiven des Bausektors positiv.  

    Nach drei Jahren mit Rückgängen hatte sich 2019 die Lage der Baubranche deutlich gebessert, die Wertschöpfung erhöhte sich gegenüber 2018 um real (preisbereinigt) 4,6 Prozent. Damit konnten aber die Rückgänge der Jahre 2016 bis 2018 nicht ausgeglichen werden. Der 2019 erreichte Wert lag noch 5,4 Prozent unter dem Niveau von 2015. Da auch während der Coronarestriktionen laufende Bauprojekte zumeist mit nur relativ geringen Einschränkungen fortgeführt wurden, schrumpfte die Branche 2020 nur um 0,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 wurde ein Zuwachs von 2,9 Prozent verbucht. Gemäß MEED Projects ist 2020 die Projektvergabe um 63 Prozent auf 19,7 Milliarden US$ eingebrochen, in den ersten 11 Monaten 2021 waren es über 31 Milliarden US$. Mittel- und langfristig hat die saudi-arabische Bauindustrie unverändert gute Wachstumschancen. Die Umsetzung der "Vision 2030" erfordert massive Bauinvestitionen.

    Weitere Informationen:

    Bau_Saudi_00_VDMA_April_2021

    Saudi Tourismus

    Private und staatliche Airlines im Aufwind

    Von Robert Espey | Dubai

  • Landwirtschaft und Fischerei

    Die Investitionen in den Ausbau des Agrar- und Fischereisektors könnten deutlich steigen. Die Importabhängigkeit soll vermindert werden.

    Die Coronapandemie hat in Saudi-Arabien den Plänen zur Steigerung der lokalen Agrar- und Fischproduktion neue Impulse gegeben. Das Königreich ist im Nahrungsmittelbereich zu 70 bis 80 Prozent auf Einfuhren angewiesen. Die vorübergehenden Störungen beim Lebensmittelimport haben zwar nicht zu wesentlichen Versorgungsengpässen geführt, dennoch könnte es jetzt zu einer weiteren Forcierung der Anstrengungen um mehr lokale Nahrungsmittelerzeugung kommen. Das durchschnittliche Wachstum des Agrar- und Fischereisektors lag im Zeitraum 2015 bis 2020 bei jährlich nur 0,17 Prozent. Die Wertschöpfung verminderte sich 2020 gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent und lag damit nur noch 1 Prozent über dem 2015 erreichten Wert. Im ersten Halbjahr 2021 konnte aber ein Plus von 3,1 Prozent verbucht werden.

    Weitere Informationen:

    Ernährung

    Saudi_Landwirtschaft_Nov_20

    Saudi Agrar

    Von Robert Espey | Dubai

  • Öl und Gas

    Saudi-Arabien plant auch mittel- und langfristig eine deutliche Steigerung der Öl- und Gasproduktion.   

    Trotz der erwarteten weltweit mittel- und langfristig sinkenden Ölnachfrage will Saudi-Arabien bis 2027 seine Ölförderkapazität von derzeit 12 Millionen auf 13 Millionen bpd (barrel per day) ausweiten. Zudem strebt das Königreich an, durch Erschließung der Jafurah Schiefergasvorkommen auch zu einem international führenden Gasproduzenten aufzusteigen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen in das Jafurah-Projekt 68 Milliarden US$ investiert werden. Im Dezember 2021 gab Aramco bekannt, bereits Aufträge im Wert von 10 Milliarden US$ vergeben zu haben. Bereits 2025 sollen 5,7 Millionen Kubikmeter/Tag gefördert werden, bis 2030 ist eine Verzehnfachung anvisiert. Neben dem Einsatz in Kraftwerken soll das Gas zur Produktion von grauem oder blauem Wasserstoff genutzt werden.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die Nahrungsmittelindustrie soll zur Senkung der hohen Lebensmittelimporte und zur Erhöhung der Ausfuhren weiter expandieren. Investoren werden gesucht.  

    Saudi-Arabien verfolgt im Nahrungsmittelindustrie eine Importsubstitutionsstrategie. Gleichzeitig sollen Exportmärkte ausgebaut werden. Die nationale Investitionsförderungsgesellschaft "Invest Saudi" gibt das Volumen des lokalen Nahrungsmittelmarktes mit 49 Milliarden US$ an. Sie erwartet im Zeitraum 2021 bis 2025 ein durchschnittliches Wachstum von 6 Prozent. Diese Prognose erscheint einigen Beobachtern allerdings zu optimistisch. Der Statistikbehörde zufolge haben die Nahrungsmittelimporte 2020 um 6,5 Prozent auf 20,6 Milliarden US$ zugelegt. Die deutschen Nahrungsmittelexporte nach Saudi-Arabien stiegen 2020 auf 463 Millionen Euro, sind aber in den ersten neun Monaten 2021 um 45 Prozent auf 219 Millionen Euro gesunken, so das Statistische Bundesamt.

    Weitere Informationen:

    Ernährung

    Saudi_Landwirtschaft_Nov_20

    Saudi Ernährungsindustrie


    Von Robert Espey | Dubai

  • Umwelttechnik

    Saudi-Arabien hat für seine Abfallwirtschaft ambitionierte Ziele. Aktuell findet aber eine stoffliche oder energetische Müllverwertung kaum statt.  

    Gemäß der Planung des 2019 gegründeten staatlichen National Waste Management Center (NWMC) ist bis 2035 angestrebt, nur noch 18 Prozent des Abfallaufkommens auf Deponien zu entsorgen. Die Abfallverwertung soll sich verteilen auf Recycling (42 Prozent), Kompostierung (35 Prozent), Verbrennung (19 Prozent) und sonstige Verfahren (4 Prozent). Die NWMC-Planung rechnet 2035 mit einem Abfallaufkommen von 106 Millionen Tonnen. Hier sind alle Abfallkategorien eingeschlossen (Siedlungs- Gewerbe-, Industrie- und Bauabfälle). Insgesamt sollen 2035 über 1.300 Entsorgungs- und Verwertungsbetriebe existieren. Das notwendige Investitionsvolumen wird mit rund 22 Milliarden US$ kalkuliert. Eine der Hauptaufgaben des NWMC ist die Gewinnung privater Investoren. Eine wichtige Rolle wird PPP-Projekten (Private Public Partnership) beigemessen.

    Weitere Informationen:

    Saudi_Abfallwirtschaft

    Saudi Wasser Bericht

    Saudi Abwasser Bericht

    Von Robert Espey | Dubai

  • IKT

    Saudi-Arabien baut Glasfaser- und 5G-Netze zügig aus. Auf dem Mobilfunkmarkt wächst der Konkurrenzdruck.

    Zu den Eckpfeilern der saudi-arabischen Entwicklungsplanung (Vision 2030) gehört, sich als digitales Zentrum der Region zu etablieren. Es wird kräftig in neue Datencenter, den Ausbau der Glasfasernetze und in die Mobilfunkinfrastruktur investiert. Aktuell dürften die 5G-Netze etwa die Hälfte der Bevölkerung abdecken. Der Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt hat sich durch die Zulassung von mittlerweile vier Mobilfunkdiscountern (Mobile Virtual Network Operator/MVNO) weiter erhöht. Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse ist zwischen 2015 und 2019 von 47,1 Millionen auf 41,6 Millionen gesunken. Die durch die Coronakrise bedingte Abwanderung ausländischer Arbeitskräfte dürfte 2020 zu einer weiteren Schrumpfung auf etwa 40 Millionen geführt haben. Der Mobilfunkanbieter Zain gibt für September 2021 eine Durchdringungsrate von 114 Prozent an, dies würde bei einer Bevölkerung von 34,5 Millionen (Schätzung) nur noch 39,3 Millionen Anschlüssen entsprechen. Die Mobilfunkbetreiber verbuchen allerdings höhere Einnahmen durch den deutlich steigenden Datenverkehr.

    Weitere Informationen:

    DigitaleSeidenstrasse Saudi-Arabien


    Von Robert Espey | Dubai

  • Pkw-Markt

    Der Pkw-Markt ist nach einer coronabedingten Schrumpfung wieder auf Wachstumskurs.

    Das Mitte 2018 aufgehobene Frauenfahrverbot hat zu einer spektakulären Belebung des saudi-arabischen Pkw-Marktes geführt. Nach drei Jahren (2016 bis 2018) mit Rückgängen beim Absatz von Pkw und leichten Lkw (SUV, Pick-ups etc.) von jeweils über 20 Prozent konnte 2019 ein Zuwachs von 31 Prozent auf 536.903 Fahrzeuge verbucht werden, so der Informationsdienst "Best Selling Cars". Die Coronakrise hat allerdings 2020 einen Rückgang um 15 Prozent auf 457.148 Fahrzeuge verursacht. Mit einem deutlichen Plus dürfte 2021 abschließen. In den ersten neun Monaten 2021 erhöhten sich die Verkauszahlen um 27 Prozent auf 424.689 Fahrzeuge. Marktführer Toyota hatte einen Marktanteil von 30 Prozent (einschließlich Lexus), gefolgt von Hyundai/Kia (22 Prozent) und Nissan (7 Prozent). Die chinesische Marken Changan, MG und Geely kamen auf insgesamt 11 Prozent.

    Von Robert Espey | Dubai

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