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Wirtschaftsumfeld | Saudi-Arabien | Außenhandel

Saudi-Arabiens Ausfuhren steuern auf neuen Rekord zu

Die stark steigenden Öleinnahmen bei gleichzeitig nur relativ mäßig wachsenden Einfuhren lassen den Handelsbilanzüberschuss 2022 wahrscheinlich einen neuen Höchststand erreichen.     

Von Robert Espey | Dubai

In Saudi-Arabien könnte das Außenhandelsvolumen 2022 auf einen neuen Spitzenwert steigen. Der 2013 erreichte bisherige Rekord liegt bei 544 Milliarden US-Dollar (US$). Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde ist die Summe der Importe (cif) und Exporte (fob) 2020 auf 312 Milliarden US$ geschrumpft, es folgte 2021 eine Erholung auf 429 Milliarden US$.

Die Analysten des in Riad ansässigen Beratungsunternehmens Jadwa Investment kalkulieren in der im Juli 2022 vorgelegten Prognose mit einer Steigerung des Außenhandelsvolumens im laufenden Jahr auf 576 Milliarden US$. Beim Export wird eine Erhöhung auf 419 Milliarden US$ (fob) erwartet, beim Import auf 157 Milliarden US$ (fob).

Öleinnahmen steigen nochmals sprunghaft an

Die hohen Ölpreise und die Ausweitung der Ölexportmengen dürften 2022 die Ölexporte (einschließlich Raffinerieerzeugnisse) auf weit über 300 Milliarden US$ ansteigen lassen. Die Ölausfuhren waren 2020 auf 119 Milliarden US$ gefallen (2019: 200 Milliarden US$) und haben sich 2021 auf 202 Milliarden US$ erholt. Der bisherige Spitzenwert wurde 2012 mit 337 Milliarden US$ erreicht.

Jadwa Investment erwartet für 2022 eine Erhöhung der Ölausfuhren auf 342 Milliarden US$. Dabei wird von einem durchschnittlichen Ölpreis von 102 US$ pro Barrel und einer Förderung von 10,5 Millionen bpd (barrel per day) ausgegangen. Der Ölpreis lag 2021 bei 71 US$, die Produktion bei 9,1 Millionen bpd.

Im 1. Halbjahr 2022 waren es durchschnittlich 105 US$ und 10,4 Millionen bpd. Die Förderung könnte in der 2. Jahreshälfte auf durchschnittlich 11 Millionen bpd ausgeweitet werden. Die im Rahmen der OPEC+ Gruppe für Saudi-Arabien geltende Förderquote steigt im August auf 11,0 Millionen bpd (Juli: 10,8 Millionen bpd; Juni: 10,7 Millionen bpd).

Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde summierten sich die Ölexporte in den ersten fünf Monaten 2022 auf 136,9 Milliarden US$. Dies war eine Verdoppelung gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode. Der Anteil der Ölexporte am Gesamtexport (einschließlich Re-Exporte) erhöhte sich von 71 auf 79 Prozent.

Die Nicht-Öl-Exporte expandierten im Fünfmonatszeitraum um ein Drittel auf 30,4 Milliarden US$ (ohne Re-Exporte). Geschätzt 60 bis 70 Prozent der Nicht-Öl-Ausfuhr entfällt auf petrochemische Erzeugnisse. Der Re-Export erhöhte sich um 22 Prozent auf 5,4 Milliarden US$.

Einfuhrentwicklung mit relativ geringen Schwankungen

Anders als bei den stark schwankenden Ausfuhren gibt es bei den Einfuhren nur relativ schwache Bewegungen. Gemäß der nationalen Statistikbehörde erreichten die Einfuhren 2015 mit 174,6 Milliarden US$ (cif) einen Höchststand. Die Importe sanken 2020 gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 138,0 Milliarden US$ und erhöhten sich 2021 um 11 Prozent auf 152,8 Milliarden US$. In den ersten fünf Monaten 2022 legten die Einfuhren um 15 Prozent auf 71,3 Milliarden US$ zu.

Die größte Importposition waren 2021 Fahrzeuge (HS 87) mit 17,3 Milliarden US$. Sie kamen hauptsächlich aus Japan (4,0 Milliarden US$), China (2,3 Milliarden US$), den USA (2,3 Milliarden US$), Kanada (1,5 Milliarden US$), Deutschland (1,3 Milliarden US$) und Südkorea (1,2 Milliarden US$). Maschinen (HS 84) wurden für 16,7 Milliarden US$ importiert, elektrische Maschinen (HS 85) für 13,9 Milliarden US$.

Chinesische Ausfuhren expandieren kräftig

China baut in Saudi-Arabien seine Position als führender Lieferant stark aus. Gemäß der chinesischen Zollbehörde konnten die Exporte nach Saudi-Arabien von 2018 bis 2021 von 17,4 Milliarden auf 30,3 Milliarden US$ ausgeweitet werden. Der Wachstumstrend setzt sich im laufenden Jahr fort. Die Ausfuhren haben im 1. Halbjahr 2022 um 19 Prozent auf 17,3 Milliarden US$ zugelegt.

Zum Zuwachs im 1. Halbjahr trugen höhere Lieferungen von Maschinen (HS 84; +30 Prozent auf 1,9 Milliarden US$), Kraftfahrzeugen (87; +46 Prozent auf 1,6 Milliarden US$), Eisen und Stahl (72; +106 Prozent auf 1,1 Milliarden US$), Kunststoffen und Waren aus Kunstoffen (39; +20 Prozent auf 0,8 Milliarden US$) sowie Metallwaren (73; +31 Prozent auf 0,6 Milliarden US$) bei. Rückgänge oder nur geringe Erhöhungen werden für elektrische Maschinen (HS 85; +2 Prozent auf 2,3 Milliarden US$), Möbel etc. (94; -19 Prozent auf 1,2 Milliarden US$) und Bekleidung (61; -24 Prozent auf 0,6 Milliarden US$) gemeldet.

USA verzeichnen eine Fortsetzung des Abwärtstrends

Die US-Exporte nach Saudi-Arabien zeigen seit 2016 keinen Wachstumstrend mehr, so die Daten der U.S. International Trade Commission. Nach rund 19,8 Milliarden US$ im Jahr 2015 sanken die Ausfuhren bis 2020 auf 11,1 Milliarden US$ und stagnierten 2021 auf diesem Niveau.

In den ersten fünf Monaten 2022 schrumpften die US-Lieferungen um 8 Prozent auf 3,9 Milliarden US$. Wichtige Warengruppen waren Straßenfahrzeuge (SITC 78; -3 Prozent auf 741 Millionen US$), Maschinen für verschiedene Zwecke (74; -6 Prozent auf 293 Millionen US$), Getreide (04; +38 Prozent auf 249 Millionen US$), Mess- und Prüfinstrumente (87; +8 Prozent auf 186 Millionen US$) und elektrische Maschinen (77; -16 Prozent auf 162 Millionen US$).

Deutsche Lieferungen stabilisieren sich

Gemäß Destatis sind die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien 2021 weiter um 4,7 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro gefallen. Das war der niedrigste Wert seit 2009, der Spitzenwert wurde 2015 mit 9,9 Milliarden Euro erreicht. In den ersten fünf Monaten 2022 stiegen die deutschen Lieferungen um 1,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Die rückläufigen deutschen Maschinenlieferungen nach Saudi-Arabien haben wesentlich zum niedrigen Niveau der deutschen Exporte beigetragen. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist die deutsche Maschinenausfuhr von 2015 bis 2021 von 2,0 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro gesunken. Die drei wichtigsten Maschinengruppen waren 2021 Armaturen mit 119 Millionen Euro, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen mit 107 Millionen Euro sowie Bau- und Baustoffmaschinen mit 90 Millionen Euro.

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