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Special Schweden

Schweden ist globaler Hub für Technologie-Start-ups

Abgesehen vom Silicon Valley können nur wenige Standorte so viele Start-up-Erfolge vorweisen wie Schweden. Nicht weniger als acht Einhörner (mit mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet) kommen aus dem Königreich, darunter das Internettelefonienetzwerk Skype, der Musikstreamingdienst Spotify sowie die Paymentserviceprovider Klarna und iZettle. Einige davon wurden bereits von ausländischen Investoren übernommen.

Schweden ist 2019 offizielles Partnerland der Hannover Messe

Das schwedische Start-up-Ökosystem gilt als sehr offen. Sowohl Wagniskapitalfonds als auch Inkubatoren, Acceleratoren, Crowdfunding- und andere Organisationen helfen Start-ups weiter, auch beim Networking. Da der Inlandsmarkt mit 10,1 Millionen Einwohnern relativ klein ist, denken wachstumsorientierte Unternehmen von Anbeginn an international. Außerdem arbeiten Schweden in flachen Hierarchien und sind technologischen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen.

Zahlreiche Inkubatoren, Acceleratoren und Co-Working-Spaces

Ein wichtiger Treffpunkt für Gründer ist der in Stockholm gegründete Hub SUP46, was für Start-Up People of Sweden steht. Der Businessinkubator und Accelerator Sting, ebenfalls in Stockholm, evaluiert pro Jahr etwa 400 Start-ups. Schwedens erster Co-Working-Space für Hardwareprojekte, Things, hat 2015 seine Pforten an der Königlich-Technischen Hochschule Stockholm (KTH) geöffnet. Things ermöglicht Start-ups den Erfahrungsaustausch mit Branchenverbänden und Großunternehmen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Cluster und Vernetzungsorte, die meisten in der Hauptstadt, darunter Impact Hub Stockholm, The Castle, Epicenter, Norrsken House, H2 Health Hub, No18, Fintech Hub und The Park.

Auch die Wirtschaftsförderung Stockholm Business Region unterstützt junge Unternehmen. Weitere wichtige Organisationen sind die Beratungsstelle NyföretagarCentrum sowie das Informationsportal Swedish Startup Space.

Ignite Sweden ist ein Matchmaking- und Scouting-Dienst, über den Start-ups und größere Unternehmen zueinander finden können. Die gemeinnützige Organisation Connect Sverige hilft Jungunternehmen, in Kontakt mit potenziellen Wagniskapitalgebern zu kommen. Vor der Kontaktaufnahme gilt es, so viel wie möglich über deren Hintergrund und Geschäftsumfeld herauszubekommen. Wichtige Hinweise kann ein Überblick über die Portfoliofirmen von Kapitalgebern liefern. Finden sich Gemeinsamkeiten zwischen bereits finanzierten und dem eigenen Vorhaben, erfolgt eine gezielte Ansprache. Um ihre Chancen zu verbessern, lassen sich manche Start-up-Unternehmer potenziellen Wagniskapitalgebern auch direkt von Gründern vorstellen, die der Kapitalgeber bereits finanziert hat.

Ferner gibt es Ideenwettbewerbe und Veranstaltungen, auf denen sich Gründer, Investoren und potenzielle Geschäftspartner kennenlernen können, wie Venture Cup, Sthlm Tech Fest, Nordic Startup Awards und Serendipity Challenge. Kleinere Wettbewerbe richten die Tageszeitung Svenska Dagbladet (Framtidens entreprenör) und der staatliche Evergreen-Fond aus.

Planspiele und Jugendförderung bringen die Gründer von morgen zusammen

Viele spätere Start-up-Gründer haben bereits in ihrer Jugend an Programmen zur Ausbildung unternehmerischer Fähigkeiten teilgenommen. Beispiele dafür sind Unternehmensplanspiele wie Sommarlovsentreprenör (schon im Gymnasium) oder Sommarentreprenör (während des Studiums). Andere haben Kurse an den Programmierschulen oder Universitäten (wie Linköping, Stockholm School of Entrepreneurship oder die Stockholm School of Economics) besucht, die im Bereich Unternehmerausbildung und Förderung von Unternehmergeist sehr aktiv sind.

Einen wichtigen Aspekt für den Erfolg der Gamesbranche sehen Beobachter in der frühzeitigen Auseinandersetzung der Schweden mit dem Programmieren. Bereits Schulkinder werden darin unterrichtet. Einige Universitäten bieten in ihren Informatikstudiengängen Spieledesign und -entwicklung sowie Trainings für konkrete Tätigkeitsanforderungen der Gamesbranche an. Der praktische Bezug und ein Kontakt zur Industrie stehen dabei im Mittelpunkt.

Begehrt ist zum Beispiel die Hochschule in Skövde. Microsoft hat in Skövde 2014 das Microsoft Game Camp gestartet, bei dem Studenten ein Spiel entwickeln können. Der US-amerikanische Softwareriese stellt dafür das Programm, die Hardware und Expertenhilfe bereit und erhält im Gegenzug die Verkaufsrechte an den drei Gewinnerbeiträgen.

Immer mehr heimische Investoren finanzieren Tech-Start-ups

Während Start-ups beim Launch und in der Seed-Phase auf heimische Finanzierungsquellen angewiesen sind, beteiligen sich in späteren Phasen auch ausländische Investoren. Doch nahmen Kapitalgeber aus dem Ausland 2017 nur an knapp 16 Prozent aller Finanzierungsrunden teil, deutlich weniger als in den Vorjahren. Ausländische Investoren beteiligen sich fast nur bei Runden mit Transaktionsvolumina von mehr als 5 Millionen US-Dollar (US$). Die meisten kamen dabei aus dem Vereinigten Königreich (32 Prozent) und den USA (23 Prozent); auf Deutschland entfielen 8 Prozent.

Im Seed- und Start-up-Segment dominieren öffentliche und halböffentliche Kapitalgeber. Zudem engagieren sich Business Angels mit Gründungskapital. Wagniskapitalgeber finanzieren bevorzugt Buyouts und Beteiligungen an etablierten Unternehmen. Vor allem ausländische Investoren stellen für spätere Start-up-Phasen Venture Capital bereit, inzwischen haben aber auch inländische das Terrain entdeckt.

Natürlich unterstützt der Staat Start-ups mit Fördergeldern. Mittel stellen unter anderem die staatliche Forschungsbehörde Vinnova, das Amt für wirtschaftliches und regionales Wachstum Tillväxtverket und der staatliche Evergreen-Fond Almi zur Verfügung. Von Vinnova gibt es Zuschüsse, auch für Projekte, die nicht unbedingt mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen verbunden sind. Tillväxtverket startet vier Mal pro Jahr ein Accelerator-Programm, Almi bietet unter anderem Erstinvestitionsbeihilfen und in Anteilskapital oder Dividendenpapiere umwandelbare Darlehen. Darüber hinaus unterstützen auch die Gemeinden besonders innovative Unternehmen in ihrer Region finanziell.

Eine weitere wichtige Finanzierungsquelle für Start-ups, vor allem für solche mit weltweitem Potenzial, ist der von der Regierung gegründete Venturecapitalfond Industrifonden. Universitäten, insbesondere mit Studiengängen im Bereich der unternehmerischen Initiative, stellen häufig Erstfinanzierungen oder mietfreie Büroflächen in einem Inkubator für den Start bereit.


Text: Heiko Steinacher

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