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Special Schweiz

Die Schweiz bietet solide Basis für junge Firmengründer

Im Vergleich zu den hippen Start-up-Hotspots London und Berlin sind die schweizerischen Metropolen Zürich, Waadt und Luzern bislang weniger aufgefallen. Dennoch gedeiht dort und anderswo im Lande seit einigen Jahren eine lebhafte, innovative Jungunternehmerszene. Als Basis für ein solides Start-up-Ökosystem hat die Schweiz viel zu bieten. Dazu zählt ein erstklassiges Bildungsangebot. Die schweizerischen Hochschulen haben einen exzellenten Ruf. Viele der Top-Start-ups haben dort ihren Anfang genommen. Sie sind in allen Technologiefeldern vertreten.

Hochschulen als Start-up-Schmieden

Die Hochschulen verleihen dem Start-up-Ökosystem der Schweiz starke Dynamik. Darunter die Eidgenössische Technische Hochschule in Lausanne (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, EFPL) mit ihrem Innovation Park. Mehr als 120 Start-ups sind dort heute ansässig. Auch das einzige schweizerische Einhorn (Einhörner sind Unternehmen, mit einer Bewertung von über 1 Milliarde US-Dollar), Mindmaze, ist der EFPL erwachsen. Das Unternehmen baut Hard- und Software, um Patienten nach Schlaganfällen mit Hilfe von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) zu behandeln.

Eine weitere Gründerschmiede ist die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH). Auch sie kann auf große Erfolge als Startrampe für Jungunternehmen verweisen. In den letzten Jahren konnte die ETH bis zu 2.500 Arbeitsplätze mit ihren Unternehmensgründungen (Spin-offs) schaffen. 2017 haben laut einer Medienmitteilung der ETH 25 Firmen von dort aus ihre Unternehmungen gestartet, wie DataHow, Myoswiss (beide aus dem Gesundheitssektor), und das Biotechunternehmen Tolremo.

Auch die Schweizer Kantone stehen im Wettbewerb um junge Start-ups. Die Zentren der schweizerischen Start-up-Szene bilden Zürich und Waadt, wobei Zürich knapp die Hälfte aller Top-100-Start-ups beheimatet, die im September 2018 gekürt wurden.

Schweizer gelten eher als risikoscheu

In einem Bericht des Bundesrates zur Situation von Start-ups in der Schweiz stellen die Autoren fest, dass sich „die Situation der rasch wachsenden Jungunternehmen in der Schweiz insgesamt als gut bis sehr gut präsentiert.“ Danach zähle die Schweiz zu den Ländern mit den besten Rahmenbedingungen für unternehmerische Aktivitäten.

Trotz der starken Gründungsdynamik der letzten Jahre fällt die Quote im internationalen Vergleich indes etwas geringer aus. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass potenzielle Gründer aufgrund der vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten und des kleinen schweizerischen Marktes eher zurückhaltend sind. Darüber hinaus haben Hochschulabgänger in vielen Berufszweigen sehr gute Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten. Das Bedürfnis, sich auf eine Start-up-Gründung und den damit verbundenen Risiken einzulassen, dürfte in der Schweiz im Vergleich mit Gründern aus den Nachbarländern geringer sein.

Staatliche und private Start-up-Förderung

Jordi Montserrat, Start-up-Berater und Leiter der Gründungsinitiative venturelab betont in einem Interview mit der Informationsplattform Swissinfo, dass der Bund, Universitäten und Private in den letzten Jahren zahlreiche Programme auf die Beine gestellt haben, um Jungunternehmen Kenntnisse, Methoden und finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um eine eigene Firma zu gründen. Im Bereich der Innovationsförderung habe sich laut Montserrat in den letzten 15 bis 20 Jahren in der Schweiz sehr viel getan.

Neben den privaten und kantonalen Finanzierungsangeboten bietet das gewerbeorientierte Bürgschaftswesen, die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) und der Technologiefonds auch auf Bundesebene Hilfen für Unternehmensgründer, leichter an Kredite oder Darlehen heranzukommen. Die Kommission für Technologie und Innovation KTI bietet Unternehmen Trainingsprogramme an und begleitet junge Firmengründer mit professionellen Coachings.

Crowdfunding gewinnt als Finanzierungsmöglichkeit an Relevanz

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern - Bereich Wirtschaft, veröffentlicht jedes Jahr aktuelle Informationen über den Crowdfunding Markt innerhalb der Schweiz.

Aus dem aktuellen Crowdfunding Monitoring-Schweiz 2018 geht hervor, dass im Jahr 2017 rund 375 Millionen Schweizer Franken (sfr; +192 Prozent) vermittelt wurden. Das größte Wachstum generierte der Bereich Crowdinvesting (+245 Prozent auf 135,2 Millionen sfr), gefolgt von Crowdlending (+239 Prozent auf 186,7 Millionen sfr), Invoice Trading (+38 Prozent auf 23,5 Millionen sfr) und Crowdsupporting/Crowddonating (+71 Prozent auf 29,1 Millionen sfr). Mittels Crowdfunding wurden in den vergangenen acht Jahren laut der Studie 568 Millionen sfr vermittelt. Ende April 2018 waren in der Schweiz 43 Crowdfunding-Plattformen aktiv.

Inkubatoren und Acceleratoren stehen bereit

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Inkubatoren und Acceleratoren, die junge Unternehmen in der Startphase (early stage) ihres Unternehmens unterstützen, Geschäftsideen analysieren und Start-ups trainieren. Zu den Bekanntesten zählen die Swiss Startup Factory, venturelab, venture Kick,

kickstart accelerator sowie das Institut für Jungunternehmer IFJ.

Darüber hinaus unterstützen die Hochschulen junge Firmengründer. So bietet zum Beispiel der Switzerland Innovation Park (SIP) in Biel, Coaching sowie Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Forschungspartnern sowie Hilfen bei der Kapitalbeschaffung an und stellt Jungunternehmen Co-Working-Spaces zur Verfügung.

Auch der bereits genannte Innovation Park der technischen Hochschule Lausanne (EPLF) bietet ein ideales Umfeld für Start-ups. Auf 55.000 Quadratmetern Fläche gibt es Platz für Labore und Co-Working. Zudem verfügt der Park über zahlreiche Forschungs- und Entwicklungszentren. Laut der EPLF lassen sich hier rund 45 Start-ups pro Jahr nieder.

Auch den Start-ups der Fintech-Branche stehen in der Schweiz eine Vielzahl von Inkubatoren und Acceleratoren zur Verfügung.


Text: Karl-Heinz Dahm

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