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Special | Serbien | CO2-Grenzausgleich

Serbiens Unternehmen rüsten sich für CBAM

Serbiens wichtigster Absatzmarkt ist die EU. Damit Waren aus dem Balkanstaat durch CBAM nicht teurer werden, bereiten sich die Unternehmen nun vor.

Von Martin Gaber | Belgrad

Zum 1. Oktober 2023 ist der CO2-Grenzausgleichmechanismus (englisch: Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz: CBAM) der EU in Kraft getreten. Noch bis zum 1. Januar 2026 gilt eine Übergangsphase. Einfuhren werden dann schrittweise mit einem CO2-Preis belegt. Klimafreundliche Produktion soll so belohnt und die Verlagerung C02-intensiver Produktion verhindert werden. Danach könnten Importe von Produkten wie Eisen, Stahl oder Aluminium aus Drittstaaten aber teurer werden - auch aus Serbien. Der Balkanstaat ist zwar EU-Beitrittskandidat, aber noch kein Mitglied. Daher müssen die serbischen Betriebe nun ihre Emissionen messen und melden. 

EU importiert große Mengen der betroffenen Produkte

CBAM betrifft die Produktgruppen Zement, Strom, Düngemittel, Eisen und Stahl, Aluminium sowie Chemikalien. Insgesamt handelt es sich um 42 Codes der kombinierten Nomenklatur, sogenannte KN-Codes. Bei rund der Hälfte dieser KN-Codes verzeichnet Serbien signifikante Exporte mit einem Volumen von über 10 Millionen US-Dollar im Jahr 2023. Wichtigster Zielmarkt dieser Exporte ist zumeist die EU, die in diesen Bereichen einen Exportanteil von über 50 Prozent hat. Zu den wichtigsten Exportwaren der von CBAM betroffenen Kategorien zählen Strom, Eisen und Stahl sowie Erzeugnisse daraus und Waren aus Aluminium. Auch für deutsche Unternehmen ist das Thema wichtig. Denn die Bundesrepublik gehört gleich bei zehn KN-Codes zu den Top 3-Abnehmerländern Serbiens, bei der Hälfte davon ist sie sogar Abnehmer Nummer 1, zum Beispiel bei Konstruktionen aus Eisen oder Stahl. 

Exporte CBAM-betroffener Waren aus Serbien (Auswahl)In Millionen US-Dollar

KN-Code

Waren 1)Exportvolumen aus Serbien 2)

271600

Elektrischer Strom1.374

72

Eisen und Stahl817

7308

Konstruktionen und Konstruktionsteile aus Eisen oder Stahl239

7326

Andere Waren aus Eisen oder Stahl212

7606

Bleche und Bänder, aus Aluminium, mit einer Dicke von mehr als 0,2 mm170

3105

Mineralische oder chemische Düngemittel140

7612

Sammelbehälter, Fässer, Trommeln, Kannen, Dosen und ähnliche Behälter aus Aluminium, für Stoffe aller Art 108

7616

Andere Waren aus Aluminium101

7306

Andere Rohre und Hohlprofile aus Eisen oder Stahl90

7610

Konstruktionen und Konstruktionsteile aus Aluminium75
1 verkürzte Darstellung der Warenbezeichnung; 2 Bei den ausgewählten Waren hat die EU einen Exportanteil von über 50 Prozent.Quelle: UN Comtrade Juli 2024; Amtsblatt der Europäischen Union Mai 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest Juli 2024

Experte sieht serbische Unternehmen gut vorbereitet

"Die meisten serbischen Unternehmen, die in die EU exportieren, wurden von ihren Kunden bereits auf das Thema hingewiesen", sagt Dimitrije Isoski von der Belgrader Firma Aurora Green. Das Unternehmen berät Betriebe und Kommunen zu Umweltthemen. Damit dürfte CBAM für viele Firmen aus Serbien nicht mehr überraschend kommen. Manche haben schon in der Vergangenheit für ihre Kunden in der Europäischen Union entsprechende Daten liefern müssen.  

Serbien hat im Jahr 2021 ein Klimawandelgesetz verabschiedet. Darin vorgesehen war die Einführung eines MRV-Systems (Monitoring, Reporting, Verification), analog zum EU-ETS, dem Emissionshandelssystem in der EU. In Serbien werden seit Januar 2024 auf eigener Basis Emissionen erfasst. Die MRV-Regelung trat dann im Juli 2024 in Kraft. Im Prinzip wurde die ETS-Regelung der EU eins zu eins in die MRV-Regelung übertragen. 

"Damit dürften wir kein Problem mit der Harmonisierung zur EU-Regelung haben", sagt Isoski. 

Ab dem Jahr 2025 sollen die Emissionen dann auch gemeldet werden. Ähnlich wie bei CBAM und dem ETS gibt es auch beim serbischen System die Möglichkeit, zwischen zwei Erfassungsmethoden zu wählen: Entweder die Emissionen werden gemessen oder über eine Formel berechnet. Bei der Berechnung kann wiederum zwischen zwei Optionen gewählt werden – je nachdem, was für das Unternehmen günstiger ist: Die Standardmethode oder die Massenbilanzmethode.

Dienstleister unterstützen Unternehmen

Dabei erhalten die Unternehmen bereits Unterstützung von Dienstleistern. So sind beispielsweise die großen Wirtschaftsprüfer wie PWC, KPMG oder EY in dem Bereich tätig. Neben den Global Playern gibt es auch kleine lokale Unternehmen und Agenturen, die zu Umweltthemen beraten wie etwa Aurora Green. Aber auch Anwaltskanzleien spezialisieren sich zunehmend auf CBAM. Eine der bedeutendsten in Serbien zu diesem Thema ist Gecić Law. Die Kanzlei hat auch bei der Entwicklung des serbischen MRV-Gesetzes unterstützt.

Künftig wird das Umweltministerium entscheiden, welches Organ die Zertifizierung der Emissionen durchführen wird. "Das unabhängige Organ wird wahrscheinlich ein bereits bestehendes ISO-Zertifizierungsinstitut sein", sagt Dimitrije Isoski. Bislang gab es durch die EU bereits einige Treffen und Trainings, an denen auch das Ministerium, Serbiens Umweltschutzagentur SEPA und andere Stakeholder teilgenommen haben. Konkrete Informationen gibt es aber noch nicht.

Wirtschaftskammern begleiten das Thema

Auch die Deutsch-Serbische Wirtschaftskammer ist eine wichtige Anlaufstelle für Betriebe. "Wir unterstützen Unternehmen mit Weiterbildungsangeboten zu CBAM", sagt Jasmina Trbović, zuständige Projektmanagerin bei der AHK. Außerdem sensibilisiert die Kammer die Unternehmenslandschaft für CBAM und informiert ihre Mitgliedsunternehmen über neue Entwicklungen. Darüber hinaus berät sie Firmen, wie sie CO2-Emissionen und damit Kosten für CBAM reduzieren können. "Dabei stehen erneuerbare Energien und Programme und Förderungen, die Unternehmen bei ihrer Energiewende unterstützen, im Fokus", sagt Jasmina Trbović

In Serbien ist Strom aus dem öffentlichen Netz der größte CBAM-Kostentreiber. Serbien produziert rund 65 Prozent seiner Primärenergie aus Kohlestrom. Neben der AHK unterstützt auch Serbiens nationale Wirtschaftskammer PKS die Unternehmen. Die PKS bietet ebenfalls eine Vielzahl von Beratungsangeboten für Unternehmen.

Ansprechpartner

Ansprechpartner
BezeichnungWeitere Informationen
Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK SerbienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
Serbische WirtschaftskammerNationale Wirtschaftskammer mit Beratungsangebot zu CBAM
Aurora GreenBeratungsunternehmen, u.a. mit Informationen zu CBAM
Gecić LawAnwaltskanzlei mit Fachwissen zu CBAM
Ministarstvo zaštite životne sredineMinisterium für Umweltschutz
Agencija za zaštitu životne sredineAgentur für Umweltschutz SEPA
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

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