Meldung Wirtschaftsumfeld Serbien
Serbien forciert Eigentümerwechsel bei Ölkonzern NIS
Für die Ölversorgung Serbiens spielt NIS eine entscheidende Rolle. Um den Konzern vor US-Sanktionen zu schützen, erwägt die Regierung, Gazprom Neft ein Übernahmeangebot vorzulegen.
22.01.2025
Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad
Serbien will die Beteiligung von Gazprom Neft am größten Ölkonzern des Landes, Naftna Industrija Srbije (NIS), beenden. Die Kontrollbehörde des US-Finanzministeriums OFAC (Office of Foreign Assets Control) verhängte Anfang Januar 2025 neue Strafmaßnahmen gegen den russischen Ölkonzern und seine Tochtergesellschaften. Gazprom Neft hält seit 2008 einen Anteil von 50 Prozent an NIS. Weitere 6,1 Prozent hält dessen Mutterorganisation Gazprom. Bis zum 25. Februar 2025 hat die Regierung in Belgrad nun Zeit, dem Mehrheitseigner Gazprom Neft ein Übernahmeangebot vorzulegen. Ansonsten droht womöglich ein Stopp der Rohölimporte über die Pipeline Jadranski Naftovod über Kroatien.
Herausragende wirtschaftliche Bedeutung von NIS für den Westbalkan
NIS ist einer der wichtigsten Akteure der serbischen Wirtschaft und trägt rund 4,5 Prozent zum BIP-Wachstum des Landes bei. Der Konzern ist für die regionale Energieversorgung essenziell: NIS fördert und importiert Erdöl, produziert in einer Raffinerie in Pančevo Diesel, Benzin und Autogas. Neben Serbien ist der Konzern mit einem Netz von rund 460 Tankstellen im gesamten Westbalkan aktiv. In Bosnien und Herzegowina investierte der Ölkonzern in den Ausbau seines Tankstellennetzes und beliefert die Industrie mit Brenn- und Schmierstoffen. In Nordmazedonien ist NIS am Stromhandel beteiligt und bringt sich beim Bau einer Gaspipeline zum LNG-Terminal im griechischen Alexandropoulis ein. In Montenegro ist NIS einer der größten Steuerzahler des Landes.