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Wirtschaftsumfeld | Serbien | Infrastruktur

Serbien kündigt massive Investitionen für Expo 2027 an

Belgrad bereitet sich auf die Expo 2027 vor. Für die Messe und ein neues Verkehrskonzept sind über 12 Milliarden Euro an Investitionen angekündigt.

Von Martin Gaber | Belgrad

Belgrad ist Austragungsort der Fach-Expo 2027. Im Juni dieses Jahres hatte Serbiens Hauptstadt den Zuschlag für die Fachausstellung erhalten und sich gegen Minnesota (Vereinigte Staaten), Phuket (Thailand), Malaga (Spanien) und San Carlos de Bariloche (Argentinien) durchgesetzt. Die Expo-Messen finden unter dem Dach der zwischenstaatlichen Organisation Bureau International des Expositions (BIE) statt. Die jeweiligen Austragungsorte werden von den 179 Mitgliedsländern des BIE gewählt.

"In vier Jahren werden Sie Belgrad nicht wiedererkennen können"

12 Milliarden Euro

will Serbiens Regierung bis 2027 investieren.

Als Konzept der Fachausstellung hatte Belgrad "Play for Humanity - Sport and Music for All" gewählt und sich damit durchgesetzt. Dafür will Belgrad ein komplett neues Messegelände bauen und muss nun kräftig investieren. Präsident Aleksandar Vučić und Premierministerin Ana Bnabić kündigten in einer dafür einberufenen Pressekonferenz im August 2023 an, dass Serbien rund 12 Milliarden Euro investieren werde. "In vier Jahren werden Sie Belgrad nicht wiedererkennen können", so Aleksandar Vučić. 

Der Präsident betonte allerdings, dass es sich dabei nur um eine Schätzung handle. Eine genaue Aufschlüsselung der Projekte und Investitionssumme wurde nicht vorgelegt. Zudem beziehen sich die Investitionen nicht nur auf direkte Projekte im Zusammenhang mit der Messe. Das Geld soll auch in die generelle Stadtentwicklung Belgrads fließen. Auch Maßnahmen in anderen Teilen Serbiens sind vorgesehen.

Geplante Projekte in Serbien mit Schwerpunkt Belgrad

Projekt

Zeitraum

Bau des neuen Messegeländes

bis Dezember 2026

Bau des neuen Nationalstadions

Fertigstellung 2026

Zugehörige Infrastruktur für den Neubau des Stadions und des Messegeländes

bis 2027

Bau von 1.500 Wohneinheiten in Messenähe

bis 2027

Schienenanbindung für die Messe, Nationalstadion und Flughafen

bis 2027

Bau der ersten Metrolinie

Fertigstellung 2028

Erneuerung von über 100 Gebäudefassaden in mehr als 28 Städten

bis 2026

Neuer Busbahnhof in Neu-Belgrad (Novi Beograd)

bis 2025

Fertigstellung des neuen Eisenbahnbahnhofs Beograd-Center/Prokop

Fertigstellung Oktober 2023

Bau eines neuen Bahnhofs in Neu-Belgrad (Novi Beograd)

bis 2025

Bau eines neuen Postgebäudes in der Savska Straße

keine Angabe

Bau einer neuen Save-Brücke bei Belgrade Waterfront

keine Angabe

Umbau der ehemaligen Save-Eisenbahnbrücke zu einer Fußgängerbrücke

keine Angabe

Eröffnung eines naturhistorischen Museums an der Save-Mündung

keine Angabe

Quelle: Pressekonferenz der serbischen Regierung vom 08.08.2023

Neues Messeviertel bietet Komfort und Lebensqualität

Das Konzept für Belgrads neue Messe sieht eine Kombination aus Messegelände, Nationalstadion sowie Wohn- und Gewerbeflächen vor. Angesiedelt ist das Projekt im Vorort Surčin und damit in unmittelbarer Nähe zum Belgrader Nikola-Tesla-Flughafen. Der Zeitplan für das Vorhaben ist straff: Bereits am 1. Dezember 2026 soll das Gelände fertig sein. Premierministerin Ana Bnabić kündigte zudem an, dass auf dem Messegelände autonome Elektrofahrzeuge unterwegs sein werden. 

Ähnlich ambitioniert ist der Zeitplan für den Bau des Nationalstadions. Der Baubeginn ist für Juni 2024 vorgesehen, die Fertigstellung für 2026. Architekt des 52.000 Zuschauer fassenden Stadions wird Mark Fenwick. Der Brite hat mit seinem Architektenbüro Fenwick Iribarren Architects zahlreiche Projekte weltweit entworfen, darunter das Nationalstadion in Oslo und das Al-Thumama-Stadion in Doha.

Altes Messegelände wird zu schickem Hochhausviertel

Das aktuelle Messegelände stammt noch aus den 1950er-Jahren und befindet sich relativ zentrumsnah am rechten Save-Ufer. Eine Expansion wäre dort kaum möglich gewesen. Die alten Hallen werden nun abgerissen. Lediglich die große Halle 1, die unter Denkmalschutz steht, wird erhalten bleiben. Was mit dem frei werdenden Gelände geschieht, steht auch schon fest: Dort darf sich das umstrittene Projekt Belgrade Waterfront weiter ausbreiten, lokal als Beograd na vodi bekannt. Belgrade Waterfront ist ein neues Stadtviertel am rechten Save-Ufer in Belgrad. Es grenzt sich architektonisch durch zahlreiche Wolkenkratzer deutlich vom restlichen Stadtbild ab. Umgesetzt wird das Projekt von der Immobilien-Investmentgesellschaft Eagle Hills aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Laut Präsident Vučić wurden für das neue Gelände bereits im März 2023 entsprechende Verträge unterzeichnet. 

Belgrad stellt sich beim Bahnverkehr neu auf

Der im Bau befindliche Belgrader Bahnhof Beograd Centar, auch bekannt als Prokop, hatte bereits im Jahr 2018 den historischen Bahnhof im Stadtzentrum ersetzt. Im Oktober 2023 soll er fertiggestellt werden und dann das zugehörige Bahnhofsgebäude erhalten. Ab Ende 2026 sollen von dort dann Züge zum Flughafen Nikola Tesla und weiter bis zum Messegelände und Nationalstadion verkehren. Dafür werden 18 neue Schienenkilometer gebaut, die Geschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde erlauben. So würde die Fahrzeit zum Nationalstadion nur rund eine halbe Stunde betragen. Im Zuge dessen soll auch der Bahnhof in Neu-Belgrad (Novi Beograd) umgebaut werden. Auch hier ist der Zeitplan mit einer Bauzeit von zwei Jahren ambitioniert.

ÖPNV soll durch Metro entlastet werden

Gerade im Berufsverkehr ist Belgrad überlastet. Schon lange gibt es Pläne für eine Metro, die den Straßenverkehr in der Millionenstadt entlasten soll. Dieses Vorhaben konkretisiert sich nun: Die erste Metrolinie soll bis zum Jahr 2028 fertiggestellt werden. Für die Expo spielt sie damit keine Rolle mehr. Auch ein deutsches Unternehmen ist in die Planung involviert. Die Deutsche Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting wird zusammen mit dem französischen Unternehmen Systra Dienstleistungen für den Bau der ersten Metrolinie erbringen. Insgesamt sollen die Kosten für die ersten beiden Metrolinien bei rund 4 Milliarden Euro liegen. 

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