Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

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Folge 23: Deutsches Handwerk – goldener Boden im Ausland?

- Oktober 2024 -

Ganz gleich, was Sie im Ausland vor Augen haben, ob Sie an Fassaden hochschauen, durch Kirchenfenster blicken, Kunstwerke betrachten, über Laborböden schreiten oder eine Treppe hinaufsteigen – es könnte von deutschen Handwerkern gefertigt worden sein. Denn die Nachfrage nach Handwerk aus Deutschland reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Aufträge kommen aus aller Welt. 

Doch was muss man als Handwerksbetrieb beachten, wenn man für Kunden im Ausland arbeiten möchte? Wie gewinnt man Ausschreibungen? Welche Regelungen gelten? Wer berät einen? Wie wichtig sind Sprachen und interkulturelle Kenntnisse? Für wen ist das überhaupt eine gute Idee?

In dieser Folge von WELTMARKT verrät Almut Schmitz von der Landes-Gewerbeförderungsstelle, wie sich nordrheinwestfälische Handwerksbetriebe im Ausland machen, warum die Niederlande zwar der naheliegende Markt sind, aber auch Mallorca gefühlt heranrückt. Was es bedeutet, wenn Arbeitszeiten und Arbeitsschutz differieren und warum es einfacher ist, tausend Kaffeekannen in einen anderen Staat zu verkaufen als fünf Leute dort auf einer Baustelle einzusetzen. 

Über eigene Erfahrungen auf solchen Baustellen und wichtige Learnings berichtet dann im Detail Frank Steffens, der Geschäftsführer des Bauunternehmens Brüninghoff, das die Holz-Hybrid-Konstruktion eines Hochhauses in Amsterdam verantworteten, sich auch ansonsten in vielen verschiedenen Ländern engagieren. In der Rubrik „Konkret und Kompakt“ gibt WELTMARKT in dieser Folge einen Überblick zur Entsendebürokratie – und was sich in näherer Zukunft bessern könnte. 

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Gäste in dieser Folge

Almut-Schmitz_RZ Almut-Schmitz_RZ | © ALLE RECHTE ARTESFOTO GERMANY

Almut Schmitz

Nach langjähriger Geschäftsführung der Außenwirtschaftsgesellschaft NRW.International hat Almut Schmitz im Januar 2021 die Leitung der Koordinierungsstelle Außenwirtschaft bei der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrheinwestfälischen Handwerks e.V. (LGH) übernommen. Mit der vom Wirtschaftsministerium des Landes geförderten Koordinierungsstelle Außenwirtschaft unterstützt sie die Berater bei Handwerkskammern und handwerklichen Fachverbänden in Nordrhein-Westfalen, die Potenziale der Außenwirtschaft als Wachstumsthema für die in der Regel inhabergeführten Handwerksunternehmen nutzbar zu machen.

Almut Schmitz ist Volljuristin, hat zusätzlich einen Master in Europarecht und mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Außenwirtschaftsförderung auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. In der NRW-Handwerksorganisation und im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen sowie beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in Brüssel hat sie erfolgreich Projekte zur Entwicklung grenzüberschreitender Märkte und Außenwirtschaftsförderung für kleine und mittlere Unternehmen umgesetzt.
 

Frank Steffens

Frank Steffens ist Vorsitzender des Board of Directors der Brüninghoff Group, seit mehr als 10 Jahren in geschäftsführender Funktion für unterschiedliche Unternehmen mit den Schwerpunkten Planung, Produktion und Bauausführung der Brüninghoff-Gruppe tätig und ist fokussiert auf die strategische Weiterentwicklung der mittelständischen Unternehmensgruppe zum Material-, Energie- und Digitalisierungsspezialisten. Darüber hinaus ist Steffens Lehrbeauftragter an den Hochschulen in Oldenburg und Biberach und vermittelt sein Wissen über internationale Projekte und Organisationsentwicklungen als Referent und als Mitglied verschiedener Institutionen weiter.  

 

Weiterführende Informationen

Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e.V. (LGH)

Außenwirtschaft bei der LGH

Unternehmen Brüninghoff

Das Holz-Hybrid-Hochhaus HAUT

Informationen zu Handwerk bei GTAI

 

Transkript der Folge 

Das folgende Transkript wurde zum Zwecke der Barrierefreiheit mit einer Spracherkennungssoftware erstellt und danach auf offensichtliche Fehler hin korrigiert. Es entspricht nicht unseren Ansprüchen an ein vollständig redigiertes Interview. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Die Turmuhr in Mekka, die Glasdecke einer taiwanischen U-Bahnstation, die Freitreppe einer Bank in Norwegen – deutsches Handwerk findet sich auf der ganzen Welt. Doch was muss man jenseits der Grenzen beachten? Wie sieht es aus mit Arbeitskultur und Sprachbarrieren? Wie gestaltet sich die Entsendebürokratie? Oder: Wie kommt man überhaupt an Aufträge und wer könnte einem ins Handwerk pfuschen? 

WELTMARKT spricht darüber mit Almut Schmitz von der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks, kurz LGH, die täglich mit dem Thema zu tun hat und auch die Hürden kennt: 

Almut Schmitz Es ist leichter, 1000 Kaffeekannen irgendwohin zu verschicken, in die Niederlande zu verkaufen. Da gibt es keine Kontrollen, als mit fünf Mitarbeitern in den Niederlanden auf einer Baustelle zu arbeiten.

Deutsches Handwerk ist nicht nur geschützt und geregelt, sondern auch sehr vielfältig. In der Handwerksordnung sind 53 zulassungspflichtige Berufe gelistet – von der Dachdeckerin bis zum Brunnenbauer, vom Chirurgiemechaniker über den Orgelbauer bis zur Glasbläserin.

Dazu kommen noch deutlich mehr freie Gewerke. Auch die Größe der Handwerksbetriebe variiert stark. Es gibt Ein-Mann oder Eine-Frau-Unternehmen, aber auch solche mit mehreren hundert Beschäftigten. Zu Letzteren zählt die Firma Brüninghoff, die am höchsten Holzhochhaus der Niederlande mitbaute. Der Geschäftsführer Frank Steffens berichtet im Interview von Baustellenampeln und ansteckend guter Laune am Freitagnachmittag, aber auch von viel Aufwand, um im Ausland erfolgreich zu sein und gibt zu bedenken: 

Frank Steffens Was wir aber mitgenommen haben, ist dass definitiv im Ausland und in den Niederlanden hundertprozentig die Arbeitsschutzbestimmungen deutlich konsequenter umgesetzt werden als in Deutschland. Hundertprozentig Also, so was habe ich in London oder in Großbritannien schon mal erlebt beim Bauen. Aber … da sind die Arbeitsschutzbestimmungen auch sehr, sehr streng. 

Aber in den Niederlanden, mega. Unsere ganzen Leute wurden über ein digitales Training auf die Arbeitsschutzbestimmungen in den Niederlanden und bezogen auf die Einzelbaustelle trainiert. Du musstest dann auch einen Schein haben, das heißt, du musstest das nachweisen und jeder, der die Baustelle besuchte musste, mich inklusive vorher dieses Training gemacht haben. Finde ich richtig gut. 

Doch jetzt zu Almut Schmitz von der LGH, einer Einrichtung der Handwerkskammern und der handwerklichen Fachverbände. Sie hat sich auf Außenwirtschaft spezialisiert. Hallo Frau Schmitz, wie steht es denn mit dem deutschen Handwerk jenseits der Grenzen? 

Almut Schmitz Es gibt ja das Konzept des Handwerks so im Ausland nicht. Und die hohe spezialisierte Ausbildung und die Innovation, die unsere Handwerker mitbringen, führen dann dazu, dass sie durchaus sehr nachgefragt sind im Ausland. Eine Tischlerei beispielsweise wurde angefragt beim Bau der Repräsentanz einer norwegischen Bank in Norwegen.

Das Gebäude ist ganz aus Holz und da sollte in die Mitte eine große Holzfreitreppe eingebaut werden. Und keiner hat sich an den Auftrag gewagt, weil keinem irgendwie zugänglich war, wie man diese Freitreppe so baut, dass sie dann auch stabil ist und die Statik funktioniert. Und über den Holzlieferanten wurde dann der Bauherr auf eine relativ kleine Tischlerei hier in Nordrhein-Westfalen aufmerksam, der sich der Aufgabe gestellt hat, der diese große Treppe entwickelt hat, die wurde hier vorgefertigt und gemeinsam mit norwegischen Handwerkern und seinen eigenen Leuten dann vor Ort eingebaut, beispielsweise. 

Also das ist ein sehr beeindruckendes Projekt eines wirklich kleinen Betriebs hier aus Nordrhein-Westfalen. Dann sind wir aufmerksam geworden auf einen Fliesenleger, der weltweit für Lebensmittelindustrie und Labore Böden herstellt und verlegt. Diese Böden, das sind besondere Böden, die den besonderen Beanspruchungen der Industrie standhalten müssen. Der ist Weltmarktführer, ist ein Betrieb mit 80 Mitarbeitern und einer der sogenannten Hidden Champions, die wir auch im Handwerk haben. 

Oder ein ganz anderes Gewerk ist eine Glasmalerei aus Lippe. Der stellt traditionell Kirchenfenster her und stellt mittlerweile aber auch große Glaskunstwerke her, nach Entwürfen namhafter Künstler, die dann in Flughäfen oder großen Bahnhöfen beispielsweise aufgehängt sind oder ausgestellt sind. Und das weltweit. Der hat Installationen in Belgien und Frankreich, aber auch in den USA, Kanada, Hongkong, China, Indonesien oder sogar im Tschad ein Kirchenfenster installiert. 

Beeindruckend! Heißt aber, sie setzen sich durch, weil sie besonders gut sind, nicht weil sie besonders billig sind. Richtig? 

Almut Schmitz Genau. Im Preiswettbewerb gewinnen wir nicht, aber im Qualitäts- und Innovationswettbewerb. Das Handwerk ist ja dafür bekannt, dass Speziallösungen für Sonderprobleme hergestellt werden können, die von der Industrie, die sonst eben in allen Ländern vertreten ist, so nicht produziert werden können. Und das ist dann die Chance des Handwerks. Da hat das Handwerk auch im Ausland sehr, sehr gute Karten, um Sonderlösungen einzubringen, einzubauen, zu erstellen. 

Welche Handwerke sind denn besonders stark auslandsaktiv, nach ihrer Beobachtung? 

Almut Schmitz Es sind die Gewerke, die Produkte herstellen, wie die Tischler und die Maschinenbauer, sind auch über Europa hinaus international tätig. Weil es natürlich etwas einfacher ist, Maschinen oder auch Innenausstattung zu verschicken und in weiter entfernten Ländern aufzubauen. 

Im europäischen Umfeld sind aber auch dann Handwerksunternehmen aktiv, die mehr Dienstleistungen erbringen, wie Baubetriebe, Elektrobetriebe, Maler, Sanitär-Heizung,-Klima-Installation, die, ja, mit ihren Mitarbeitern dann in die Länder gehen und dort ihre Dienstleistungen erbringen. Für hochinnovative Handwerksbetriebe ist der deutsche Markt auch irgendwann zu klein und findet man dann interessante Auftraggeber auch in Nachbarmärkten oder in weiter entfernten Märkten auf der Welt.

Ich kann mir vorstellen, dass das nicht ganz unproblematisch ist, dass es da Hürden gibt?

Almut Schmitz Die Entsendebürokratie, die es gerade kleinen Unternehmen in Europa wirklich schwer macht und es sehr mühsam ist, Aufträge auszuführen. Es ist leichter, 1000 Kaffeekannen irgendwohin zu verschicken, in die Niederlande zu verkaufen, da gibt es keine Kontrollen, als mit fünf Mitarbeitern in den Niederlanden auf einer Baustelle zu arbeiten. Dafür muss man sich eben vorher anmelden, muss all diese Regularien berücksichtigen. Und das ist für kleine Unternehmen, die keine besondere Exportabteilung haben, schon eine große Hürde.

Und ist da Besserung in Sicht?

Es gibt im Moment Gott sei dank Gespräche auf europäischer Ebene, das zu erleichtern, das durch EINE europäische Plattform zu regeln. Das wäre eine große Hilfe, dass man eben nicht mehr für JEDES Land sich mit einer neuen Bürokratie auseinandersetzen muss. 

Und was ist sonst noch kompliziert?

Almut Schmitz Es gibt natürlich immer die nationalen Normen zu berücksichtigen, das ist eigentlich klar. Das versteht sich von selbst. Auch technische Normen, auch rechtliche Normen, arbeitsrechtliche Fragen zum Beispiel. Wobei das auch wieder sehr spannend sein kann, weil Höchstarbeitszeiten in Ländern unterschiedlich geregelt sind. Und wenn man seine Arbeitskalkulation auf einer 40-Stunden-Woche aufgebaut hat, das Zielland aber eine 35-Stunden-Woche hat, dann kann das schon sein, dass man ein Problem hat und dass man eben nicht von Montag bis Freitag fertig wird, sondern Teil der Arbeiten auch noch in der Folgewoche durchführen muss, was eine Kalkulation natürlich komplett durcheinander bringt.

Das sind also Fragen, die man wirklich im Vorfeld wissen muss und weswegen es immer gut ist, wenn die Betriebe vorher mit ihren Außenwirtschaftsberatern in Handwerkskammern oder Fachverbänden sprechen, um einmal all diese Themen durchdekliniert zu haben. Arbeitsschutz ist auch so ein Thema, was in manchen Ländern anders geregelt ist. Zum Beispiel für Großbritannien muss man vorher eine extra Prüfung ablegen, um nachzuweisen, dass die Mitarbeiter mit Health- und Safetyvorschriften bekannt sind. 

Für Ihr Bundesland Nordrhein-Westfalen, sind die Niederlande der wichtigste Auslandsmarkt, weil es der direkte Nachbar ist?

Almut Schmitz Absolut. Das ist der nächste Markt. Es ist für industrielle Dienstleistungen ein interessanter Markt. Aber auch für private Aufträge ist das interessant. Unsere Betriebe stellen in den Niederlanden auf Messen aus. Oder niederländische Kunden schauen sich auf deutschen Messen um und finden dann hier Handwerker, die sie brauchen können. 

Die Verflechtungen zwischen beiden Ländern sind traditionell immer schon sehr eng gewesen. Es gibt zum Beispiel Tischler, die ihre Produktion auf niederländische Fenster ausgerichtet haben, weil niederländische Fenster andere Normen gelten und leicht andere Technik haben. Oder wir haben viele Elektriker, die in den Niederlanden Photovoltaikinstallationen durchführen. Das sind Themen, die in Deutschland früher aufgekommen waren. Alles was um die Energiewende rum passiert, sodass die Betriebe mit diesen Dienstleistungen jetzt eben auch in den Niederlanden sehr erfolgreich sein können, wo diese Dienstleistungen jetzt dort nachgefragt werden. 

Für welche Länder interessiert sich das Handwerk bei Ihnen noch?

Almut Schmitz Aufgrund der Nähe sind natürlich auch Belgien und Luxemburg interessante Märkte. Großbritannien war vor dem Brexit ein interessanter Markt für Handwerksunternehmen. Das ist etwas zurückgegangen, weil durch den Brexit auch für Großbritannien jetzt Visumsvorschriften gelten. Aber in den letzten zwei, drei Jahren konnte man damit etwas mehr Erfahrung gewinnen, sodass wir jetzt wieder in der Lage sind, Betriebe zu beraten, ihre Aufträge in Großbritannien auch visumskonform durchführen zu können. 

Und wie sieht das in ganz Deutschland aus?

Almut Schmitz Fürs Handwerk sind im Grunde immer die Nachbarmärkte sehr interessant. Das hat damit zu tun, dass sie dann auf Montage gehen mit den Mitarbeitern. Und je näher das ist, um so leichter lässt sich das natürlich organisieren, umso kostengünstiger ist das. Unsere Betriebe haben aber auch zum Beispiel Mallorca als interessanten Markt entdeckt, weil dort viele deutsche Hausbesitzer sind, die dann Umbauten von Handwerkernvon deutschen Handwerkern durchführen lassen. Gut, das ist natürlich auch noch relativ nah und gut zu erreichen, sodass das auch ein spannender Markt für Betriebe ist.

Wie kommen denn Handwerksbetriebe überhaupt an Aufträge im Ausland?

Almut Schmitz [00:29:48] Ein Weg ist der sogenannte Huckepack-Export. Das heißt, der Handwerksbetrieb bekommt einen Auftrag von einem Industrieunternehmen, mit dem er hier in Deutschland schon zusammenarbeitet und die dann im Ausland entweder eine neue Niederlassung eröffnen oder dort Maschinen installiert haben. Andere Wege sind natürlich immer Messen oder Unternehmerreisen. Wir organisieren gemeinsam mit der Landesgesellschaft NRW Global Business oder auch mit den Bundesförderprogrammen Messebeteiligungen fürs Handwerk, mit der NRW Global Business vor allem in den Niederlanden oder auch Unternehmerreisen in Nachbarmärkte, um Unternehmen dort mit potenziellen Auftraggebern zusammenzuführen. 

Und wie sieht es aus mit Ausschreibungen? 

Almut Schmitz Also das Unternehmen muss dazu schon eine gewisse Größe haben, um sich auch mit ausländischen Ausschreibungen auseinandersetzen zu können. Man muss die Sprachkompetenz haben, man muss die Verfahrenskompetenz haben, wie die Ausschreibungen auf ausländischen Märkten funktionieren. Aber auf jeden Fall ist das, wenn man sich damit auseinandersetzen kann, ein interessantes Gebiet. Ja. 

Welche Hürden können denn dazu führen, dass Betriebe Aufträge aus dem Ausland ablehnen?

Almut Schmitz Also wahrscheinlich sind rechtliche Hürden am ehesten, stellen am ehesten ein Problem dar, weswegen ein Unternehmen dann einen Auftrag nicht annehmen würde oder kein Angebot abgeben würde, wenn rechtliche Hürden nicht kalkulierbar sind. Das ist ja dann auch wieder Aufgabe der Außenwirtschaftsberatung, die Betriebe dabei zu unterstützen, diese rechtlichen Hürden im Vorfeld zu analysieren und dann eben auch einpreisen zu können. 

Anmelde- und Registrierungsvorschriften, Tariflöhne, die man im Ausland berücksichtigen muss, Mindestgehälter usw. Das sind ja alles Fragen, die sich beantworten lassen und die ein Betrieb dann auch berücksichtigen kann in seiner Kalkulation. Auch auf kulturelle Unterschiede kann man sich einstellen. Das ist, glaube ich, für Handwerksbetriebe von vornherein nicht ein Ausschlusskriterium, warum man jetzt nicht im Ausland tätig werden würde. 

Und die Sprache?

Almut Schmitz Es ist schon wichtig, dass im Team jemand ist, der sich in einer Fremdsprache verständigen kann, ob das Niederländisch ist oder ob das Englisch ist. In den Niederlanden sprechen ja auch doch immer noch viele deutsch oder man spricht Platt und trifft sich irgendwo in der Mitte mit der Sprache. Insgesamt finden Handwerker immer einen Weg, wie sie kommunizieren können. Das ist noch immer gelungen. Man muss ja keine akademischen Vorträge halten. Es geht ja ums Doing. Und in der Ausführung gelingt das dann schon. 

Und ist es mit dem Nachwuchs? Wird der in Auslandsdingen gefördert?

Almut Schmitz Das Erasmus+ Förderprogramm der EU unterstützt Auszubildende einen Auslandsaufenthalt von zwei Wochen bis längeren Aufenthalten im europäischen oder sogar im außereuropäischen Ausland durchzuführen. Mit Zustimmung des Ausbildungsbetriebs in Deutschland kann der Auszubildende sich einen Praktikumsbetrieb im Ausland suchen. 

Viele, eigentlich alle Auszubildenden, die zurückkommen, erzählen begeistert davon, wie schön das war, wie toll das war, sich in der Ferne auch selbst bestätigt zu sehen, wie viel man schon gelernt hat in der Ausbildungszeit, die man hinter sich gebracht hat und wie begeistert auch der Praktikumsbetrieb war über die Fähigkeiten und wie großartig das ist, wenn man sich fern von zu Hause in einer Fremdsprache selber zurechtfinden kann. 

Die kommen als reifere Menschen zurück in den Betrieb, haben oft dann auch von ihrem Praktikumsbetrieb was Neues gelernt, bringen was Interessantes mit. Neben dem Erasmus-Programm haben wir in Nordrhein-Westfalen auch ein spezielles Förderprogramm NRW Exchange speziell für Großbritannien, weil Großbritannien durch den Brexit leider aus Erasmus rausgefallen ist. 

Wie können denn Betriebe das konkret nutzen? Wie kann das aussehen?

Almut Schmitz Bäcker zum Beispiel, die ihre Auszubildenden nach Spanien entsenden und den Auftrag geben: Bring mir ein neues Rezept mit. Und das Rezept dann tatsächlich integrieren in das Angebot des Betriebs in Deutschland. Und dann gibt es einmal im Monat einen besonderen Tag, an dem dann ein besonderes spanisches Brot zum Beispiel auch im in der Auslage angeboten werden kann. 

Oh, wie schön! Oder wie lecker! So haben also alle etwas davon, wenn sich das Handwerk über Grenzen wagt. Vielen Dank an Almut Schmitz, dass Sie Ihr Wissen mit uns geteilt haben. 

Gleich sprechen wir mit Frank Steffens - der mit seiner Baufirma beispielsweise auch in den Niederlanden tätig gewesen ist. Sein Hinweis für andere Unternehmen: Wer im Ausland tätig werden will - muss sich bestens vorbereiten.   

Frank Steffens Wenn Sie keine rechtliche technische Grundlage haben, so ein Gebäude zu bauen, in einem Land, es hätte auch Madagaskar sein können. Ich sage das mal genauso. Also Amsterdam ist von unserem Headquarter 160 Kilometer entfernt, aber es hätten auch 16.000 Kilometer sein können. Es wäre derselbe Aufwand gewesen. 

Aber zuerst ein paar Informationen zur Entsendebürokratie:

Jingle „Konkret und Kompakt“

Entsendungen sind nicht nur mit Kosten für Transport und Unterbringung verbunden, sondern auch mit Bürokratie, selbst innerhalb der EU. Möchte ein deutsches Unternehmen in anderen EU-Ländern Dienstleistungen erbringen, muss es sich mit 26 verschiedenen Registrierungspflichten beschäftigen. Denn jeder Mitgliedsstaat hat seine eigene Vorschrift.

Eine 2023 im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellte Studie kam am Beispiel von Entsendungen nach Deutschland, Österreich, Frankreich und in die Niederlande zu dem Ergebnis, dass die Belastungsintensität für Unternehmen sehr hoch ist: auf einer Skala von 1 (keine Belastung) bis 10 (sehr hohe Belastung) vergaben nahezu alle Befragten Punktzahlen zwischen 8 und 10. 

Nicht nur kleine, auch mittlere und größere Unternehmen fühlen sich von der Vielzahl der unterschiedlichen Entsenderegeln und -verfahren in den EU-Mitgliedstaaten überfordert. Auf der anderen Seite sehen, verstehen und unterstützen alle Befragten die Intention der Regulierung – vor allem: Arbeitsschutz und Verhinderung von Sozialdumping.

Die Frage ist also, wie man den Aufwand deutlich verringern und gleichzeitig die Arbeitsstandards aufrechterhalten kann. Einen deutlichen Fortschritt könnte eine europaweit möglichst einheitliche Regelung bringen. Und hierfür gibt es einen Silberstreif am Horizont: Im Mai dieses Jahres haben Deutschland, die Tschechische Republik, Litauen, Irland, Polen, Griechenland, Slowenien, Ungarn und Portugal eine gemeinsame Erklärung zur Einführung einer sogenannten „e-Declaration“ abgegeben. 

Die erklärenden Staaten verpflichten sich dazu, nur bestimmte Informationen abzufragen, zum Beispiel zum Unternehmen des Leistungserbringers, zu der entsandten Person und zu Beginn und Dauer der Entsendung. Sie können natürlich weniger anfordern, aber nicht mehr. Idealerweise geht diese Selbstbeschränkung einher mit einem anwenderfreundlichen Online-Meldeportal. Auch die sozialversicherungsrechtliche Meldung könnte digitalisiert, möglicherweise gleich beide Meldungen kombiniert werden – das wäre eine weitere signifikante Vereinfachung der Entsendebürokratie. Besserung ist also in Sicht!

Jetzt kommen wir zum Unternehmen Brüninghoff, das seit mehr als zwanzig Jahren weltweit Baustellen hat, von Afrika bis Finnland. Kürzlich ging es dabei sogar hoch hinaus. Brüninghoff errichtete ein Hochhaus – aus Holz. WELTMARKT hat heute den CEO Frank Steffens zu Gast. Hallo Herr Steffens, könnten Sie uns vielleicht zu Beginn etwas über dieses Projekt in Amsterdam erzählen?

Frank Steffens Sehr gerne. Wir haben tatsächlich im Jahre 2020 das damals dritthöchste Gebäude der Welt aus Holz und das höchste Gebäude aus Holz in den Niederlanden errichtet. Das sogenannte HAUT. Rein von der Gebäudekubatur her handelt es sich um ein Gebäude mit 21 Stockwerken und 73 Meter Gebäudehöhe, drei Etagen, die unterirdisch sind, die als Parkgarage genutzt werden. Und es ist tatsächlich ein Gebäude, was also ziemlich genau aus 61 % Holz besteht. Der Rest ist Beton und Stahl, den man braucht. 

Wie kamen Sie denn überhaupt zu diesem Auftrag?

Frank Steffens Das war ein langer Prozess. Also fertig übergeben war das gesamt ein Zeitraum von fünf Jahren, die uns das gekostet hat. Es war tatsächlich im März 2017, in denen quasi der damalige General Contractor eine europaweite Ausschreibung rausgebracht hat, in der ein Unternehmen gesucht worden ist, was auf diese Bauweise, auf eine Holzbauweise spezialisiert ist. Diese Ausschreibung war auf Niederländisch und wir haben uns drauf beworben. Ich habe zufälligerweise eine Holländerin geheiratet und bin der Sprache schon alleine aufgrund von Familienwegen mächtig und habe dann aber auch noch einen ganz fantastischen niederländischen Kontakt gehabt, der mich, der mich da durchgeführt hat. 

Das war eine reine Zufallsbekanntschaft. Der mich halt auch durch diese, ja, auch durch diese Kultur der Abfrage gebracht hat. Es ist ja da nicht nur ein reines Übersetzungsthema, sondern auch die richtige Wortwahl. Ich kann ja nicht eins zu eins meinen deutschen Kram übersetzen, es muss dann ja auch irgendwie für den Empfänger auf der anderen Seite ja halt auch im Jargon richtig passen. Und von daher haben wir dann, glaube ich, da den richtigen Ton gefunden und dann sind wir tatsächlich in die engere Auswahl gekommen. 

Und wie lief dann der Start?

Wir hatten viele Termine in Deutschland, wir sind in Amsterdam gewesen, alle wollten uns kennenlernen und das war schon so ein knappes Jahr, wo es eigentlich so mehr ums Gefühl ging als um die Sache. Und der Unterschied zwischen Deutschen und Niederländern ist ja in aller Regel zumindestens beim Bauen: Wir Deutschen, wir hätten ganz gerne eine Entscheidung. 

Ob wir es sind oder nicht. Also ein Ja oder ein Nein, und das bitte so schnell wie möglich, damit wir natürlich auch weiter planen können. Und der Niederländer, der wartet gerne. Und dreht dann noch mal eine Runde, um darüber zu sprechen. Das ist der Unterschied. Das muss man einfach wissen. Andersherum ist, rein kulturell: Wenn der Niederländer sich entschlossen hat, dann geht auch alles andere dann auch relativ zügig. Also dann muss auch alles andere ziemlich zügig dann auch vorangehen. Und so war es halt auch hier. Man hat sich dann im Frühsommer 2018 entschieden.

Wir haben einen sogenannten Preconstruction-Vertrag bekommen. Das Ziel war, den bisherigen Architektur- und Ingenieurentwurf in ein wirtschaftliches Gebäude zu überführen. Die Grundidee bei diesem Gebäude war im Ursprung, es komplett aus Holz zu bauen. Irgendwann kamen die Ingenieure auf die Idee, dass das nicht funktioniert aufgrund der Nebenbedingungen: hoher Wasserdruck, hohe Vibrationslasten aufgrund des Bahndammes usw. und so fort. Und natürlich hohe Windlasten auch so einem sehr hohen Gebäude. Da ist Holz zu weich. 

Also einzig und allein ist das Material Holz zu weich um so ein Gebäude auszusteifen und dann hat man quasi mit uns den Lösungspartner gefunden, dieses Gebäude so zu relaunchen, dass wir quasi aus einer gesunden Mischung aus Holz, Beton und Stahl ein baubares, vorgefertigtes Gesamtgebäude wirtschaftlich herstellen konnten. Also die Bauweise war zu dem Zeitpunkt in den Niederlanden nicht zugelassen. 

Es gab keine Norm dafür, es gab keine nationale Norm. Man kann schon sagen, für die Niederlande war das eine absolute Pionierarbeit. Wenn Sie keine rechtliche technische Grundlage haben, so ein Gebäude zu bauen in einem Land und es hätte auch Madagaskar sein können. Ich sage das mal genauso. Also Amsterdam ist von unserem Headquarter 160 Kilometer entfernt, aber es hätten auch 16.000 Kilometer sein können. Es wäre der selbe Aufwand gewesen. 

Warum wurde der Auftrag überhaupt an Sie vergeben? Also ins Ausland? 

Frank Steffens Also erst mal gab es zu dem Zeitpunkt in den Niederlanden kein niederländisches Unternehmen, was das hätte machen können. Deswegen hatte man halt europaweit ausgeschrieben. Ich war persönlich motiviert, dieses Projekt zu machen und dann war mir das auch egal, ob das jetzt in den Niederlanden war. Es hätte auch woanders sein können. Wir sind auch in Hochhausprojekte in Afrika aus Holz involviert gewesen in der Zwischenzeit. Wir machen keinen Unterschied von der Distanz. 

Am Ende müssen wir immer entscheiden, wenn es dann wirklich zu einer, zu einer Beauftragung kommt, was genau wird jetzt beauftragt? Also wird jetzt unser Gehirn gebraucht, Also wird jetzt die immaterielle Leistung beauftragt oder wird jetzt das Gehirn plus Lieferung von Bauteilen mit Montage gebraucht? Wir sind ja nicht nur in den Niederlanden unterwegs wir bauen in Dänemark momentan, in Norwegen, in Finnland, wir sind in Österreich, Luxemburg, Belgien, Schweiz. Wir erbringen Planungsleistungen für kanadische Unternehmen halt einfach und am Ende des Tages ist jeder auf der Welt bei uns hier herzlich willkommen, mit uns in den Austausch zu gehen.

Was ist denn im Ausland komplizierter als im Inland? 

Frank Steffens Kultur. Kultur. Technologisch, kein Thema. Kultur und Vertrauen. Und dann gibt es ja noch dieses sprachliche Thema. Normalerweise ist es so auch bei den Leuten, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind bei uns. Auf der Baustelle mit Händen und Füßen geht alles. Und wenn einer so macht oder so macht, dann geht das halt einfach, dann wissen auch alle, was los ist. 

Aber es entstehen trotzdem Missverständnisse und bis auch alle, sowohl der niederländische Handwerker als auch der deutsche Handwerker sich so ein bisschen aneinander gewöhnt hatten unter dieser Pandemie noch usw. und sofort. Unter diesen schlechten Witterungsereignissen, hat das echt vier Monate gedauert. 

Aber sie hatten auch eine interkulturelle Idee, um das etwas zu beschleunigen? 

Martin Steffens Ich habe eine Freundin, die hat einen großen Cateringbetrieb. Wir haben ein Foodtruck in die Niederlande gebracht, mal deutsches Essen zum Winter gebracht halt irgendwie so Grünkohl, Bratkartoffeln, so was. Ja, weil ich kenne es ja meine holländische Familie, die wir dann ja immer deutsches Brot geschickt haben, halt irgendwie, weil es ja so also wir haben einfach mal alles mal rübergebracht, einfach mal versucht, die Stimmung wieder aufzuheitern und dann ging es auch wieder. 

Und dann haben Sie noch das nächste Thema. Wir reden ja immer über die Baustelle. Aber was die meisten ja nicht checken ist, es muss ja auch geplant werden. Das heißt, wir waren ja verantwortlich für das Engineering, das heißt, wir mussten unsere Pläne dreimal übersetzen, Wir hatten Deutsch, wir hatten Englisch, und für die City of Amsterdam brauchten wir natürlich Niederländisch, zur Freigabe. 

Was haben Sie denn aus den Niederlanden mitgenommen?

Frank Steffens Ich habe gelernt, dass der Niederländer am Freitag Nachmittag auf der Baustelle, das Radio bis zum Anschlag hält und und volkstümliche niederländische Lieder trillert. Also die Stimmung ist gut. Freitagnachmittag, habe ich noch nie erlebt. Normalerweise wollen ja dann immer alle ganz schnell nach Hause. Aber auf der niederländischen Baustelle wird das Radio bis zum Anschlag gedreht. 

Und wenn Sie ein Hochhaus bauen und Sie haben 21 Geschosse und fast auf zehn Geschossen wird niederländische Volksmusik getrillert. Das habe ich schon gelernt, das muss man sagen. Als ich da am Freitag auf der Baustelle war, war das schon das absolute Highlight halt irgendwie. Da bist du quasi mit einer guten Stimmung eigentlich ins Wochenende gegangen. Also das muss man sagen. Also sich feiern zu können, das finde ich eine ganz wichtige Einstellung. Das ist ein Learning in den Niederlanden. 

Was wir aber mitgenommen haben, ist das definitiv im Ausland und in den Niederlanden hundertprozentig die Arbeitsschutzbestimmungen deutlich konsequenter umgesetzt werden als in Deutschland. Hundertprozentig. So was habe ich in London oder in Großbritannien schon mal erlebt beim Bauen. Aber da sind die Arbeitsschutzbestimmungen auch sehr, sehr streng. 

Aber Niederlande, mega. Unsere ganzen Leute wurden über ein digitales Training auf die Arbeitsschutzbestimmungen in den Niederlanden und bezogen auf die Einzelbaustelle trainiert. Du musstest dann auch einen Schein haben, das heißt, du musst das nachweisen und jeder, der die Baustelle besuchen musste, mich inklusive, vorher dieses Training gemacht haben. Finde ich richtig gut. Und jetzt kommt der eigentliche Clou: Es ist nicht nur das Training und die Unterweisung, sondern vor Ort wird das kontrolliert. 

Das heißt, es gibt, wenn Sie auf der Baustelle sind und Sie machen nur einen einzigen Fehltritt auf der Baustelle. Sie haben zum Beispiel nicht den Helm auf oder Schutzausrüstung im allgemeinen oder was wir auch hatten, wir hatten einen Mitarbeiter, es war ja Sommer, wo wir montiert haben, und der hat sich irgendwann mal da war der auf Höhe elf das Geschoss und er hat er sich das T-Shirt ausgezogen. Das heißt, der war oberkörperfrei, oben oben auf der Platte in den Niederlanden ist es so, stehen die undercover an den Baustellen. 

Das heißt, du musst immer davon ausgehen, in jeder Minute, dass irgendein Kontrolleur das sieht, weil die stehen um die Baustelle herum. Du siehst sie aber nicht, so, und das hat ein Kontrolleur gesehen und das natürlich dokumentiert. Und dann gibt es ein Ampelsystem in den Niederlanden. Und wenn du da auf Rot kommst. Dann darfst du zwei Jahre lang nicht mehr für den General Contractor in den Niederlanden arbeiten, also diese Person. Ich habe dann gefragt Wie kriege ich den jetzt von Orange auf Grün? Ja, dann hieß es der darf jetzt mal, also den kriegen wir nur auf, den kriegen wir nur auf Grün wieder zurück, wenn er in den nächsten acht Wochen keinen keine Verfehlung mehr macht.

Und das muss man erst mal wissen ... 
Wie ist denn das grundsätzlich mit der ganze Entsendebürokratie?

Frank Steffens Also es ist ein Unterschied, ob ich Mitarbeiter in die Schweiz schicke, nach Österreich, nach Frankreich, nach Norwegen oder in die Niederlande. Es ist immer anders. Im Grundsatz ist es sehr ähnlich. Aber in den Detailfragestellungen, was zum Beispiel Mindestlohn, Mindestarbeitszeit, Maximalarbeitszeit angeht, ist es schon sehr unterschiedlich. Es ist sehr, sehr unterschiedlich. 

Wenn ich jetzt einen schlechten Tag hätte, würde ich ihn jetzt sagen: Das ist total blöd und das muss alles harmonisiert werden. Wir leben damit und haben das akzeptiert. Und klar könnte ich jetzt fordern, dass man das vielleicht mal anpasst und harmonisiert. Aber da sind wir 20 Jahre weiter, bis das umgesetzt wird und das interessiert mich ja nicht fürs Heute und Jetzt, also heute und jetzt klappt das alles. Also die Zugänglichkeit zu den Informationen ist gut, also auch die AHKs sind ansprechbar. 

Das heißt, die Beratung dann auch vor Ort in den Ländern, die ist gegeben. Und wenn wir mit den AHKs nicht weiterkommen, finden wir auf jeden Fall Wirtschaftsprüfungs- oder Rechtsanwaltskanzlei, die uns da durchbringen. Aber das ist, das muss man wissen, wenn man im Ausland ist. Man muss da schon auf den Verwaltungskostenseite schon mehr Geld in die Hand nehmen. Solange ich keine Betriebsstätte in dem Land habe, ist der Prozess immer der gleiche. Ich muss ihn immer wiederholen, ist der selbe Aufwand. Der geht mit Sicherheit leichter von der Hand, weil die Mitarbeiter zum Beispiel bei uns in der People & Culture Bereich natürlich dann drin sind im Prozess. 

Das heißt, da ist natürlich Sicherheit und die Fehler, die man vielleicht auch bei den Anträgen vorher gemacht hat oder die Unsicherheiten, die geht natürlich leichter von der Hand. Aber das ist ja mit allem so, was mal neu gewesen ist. Aber dadurch, dass wir ja nie sagen, wir bauen jetzt nur dort im Ausland, sondern ja, das sehr volatil behandeln, wo wir gerade bauen, ist es auch jedes Mal immer wieder neu und die Gesetzgebung ändert sich natürlich auch. Das heißt, wir müssen uns sowieso immer wieder aktuell neu informieren, was sich geändert hat in den Ländern. 

Also nur weil ich vor fünf Jahren mal oder vor 25 Jahren in Irland gebaut habe, heißt das nicht, dass also der Mitarbeiter, der das damals koordiniert hat, ist immer noch da, aber ich kann ihn gleich, also der wird mit dem Wissen nichts anfangen von damals. Das wird im Jahre 2024 nicht mehr funktionieren, logischerweise.

Wieviel macht Brüninghoff denn im Ausland? Kann man das in Zahlen ausdrücken?

Frank Steffens Also ich kann das gar nicht pro Jahr beantworten, weil das halt sehr volatil ist, halt einfach. Also wenn wir hier im Binnenland eine hohe Nachfrage haben, ist der Anteil geringer. Wenn die Nachfrage sinkt und je nachdem wie spannend die Projekte auch für uns im Ausland sind halt einfach, dann wächst der Anteil. Aber ich würde mal sagen, so vom Gesamtanteil liegt der vielleicht so zwischen 5 und 10 %. 

Was würden Sie sagen: Macht ein Engagement im Ausland auch für kleinere Handwerksbetriebe Sinn? 

Frank Steffens Wenn man das bezahlt kriegt, kein Thema. Aber meiner Erfahrung nach kriegt man das nicht bezahlt. Man muss ja auch dann schauen, was ist ja auch die Preiserwartungshaltung im Ausland. Also man kann ja nicht ins Auslandsgeschäft einsteigen und sagen, es ist der deutsche Preis, der zählt und da müssen die da im Ausland mal gucken, wie sie den Preis jetzt irgendwie wahrnehmen. 

Das heißt, die Erwartungshaltung im Ausland ist natürlich, dass man sich halt auch preis-leistungstechnisch den Gegebenheiten vor Ort anschaut. Oder man hat so ein tolles Produkt oder so eine tolle Leistung, die einen da unverwechselbar machen. Dann geht das natürlich halt. Das heißt, bist du natürlich unique, dann hast du gute Chancen, natürlich auch diesen Aufwand, auch irgendwie in deine Zuschläge oder in deiner Kalkulation mit zu integrieren. Bist du nicht unique, hast du ein Problem. 

Lieber unique als billig – das klingt doch nach einem guten Motto fürs deutsche Handwerk im Ausland. Sonst bekommt man sie eben auch nicht, die spannenden Aufträge für Freitreppen in norwegischen Bankgebäuden, Turmuhren in Mekka oder einem Holzhochhaus in Amsterdam. Vielen Dank Frank Steffens für die vielen interkulturellen Erfahrungen in teilweise luftiger Höhe. 

WELTMARKT sagt danke fürs Zuhören! In den Shownotes finden Sie wie immer viele Links, um noch tiefer einzutauchen. In der nächsten Folge konzentriert sich WELTMARKT dann auf den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit - und wie deutsche Mittelständler davon profitieren können. Jetzt erst mal schöne Tage, wir hören uns kommenden Monat wieder. Machen Sie es gut! Bis dahin.

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