Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

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Folge 26: Trump wird Präsident – was heißt das für die deutsche Wirtschaft?

- Januar 2025 -

Er ist wieder da: Die Vereinigten Staaten haben Donald Trump zu ihrem nächsten Präsidenten gewählt. Am 20. Januar wird er vereidigt und tritt offiziell seine zweite Amtszeit an. Viel wurde spekuliert, worauf sich die Welt einstellen muss, was markige Aussagen wie „Diktator für einen Tag“ bedeuten könnten. 

WELTMARKT beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit möglichen wirtschaftlichen Folgen von Trump 2.0 - vor allem für deutsche Unternehmen. Was bedeuten die angekündigten Zölle? Kommt demnächst noch mehr als unter Biden? Hat der Wahlausgang möglicherweise auch positive Auswirkungen auf das USA-Geschäft deutscher Firmen? Zu Gast bei WELTMARKT sind dieses Mal der USA-Korrespondent von Germany Trade & Invest, Roland Rohde, der seine Insights aus Washington, D.C. mit uns teilt. Außerdem Claudia Gläser, eine Unternehmerin aus Baden-Württemberg, für die der US-Markt so wichtig ist, dass sie schon seit zwölf Jahren mit einer Niederlassung vor Ort ist. 

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Gäste in dieser Folge

Roland Rohde Roland Rohde | © Roland Rohde

Roland Rohde

ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Auslandskorrespondent bei GTAI tätig. Viele Jahre war er in Hongkong und in Indonesien, seit knapp zwei Jahren lebt er in den USA (Washington, D.C.) und berichtet über die Wirtschaft vor Ort. In seiner Freizeit engagiert er sich auch als ehrenamtlicher Lektor für die German Lutheran Church Washington. Roland Rohde hat BWL in Marburg studiert und in VWL promoviert – zum Thema internationaler Handel. Daneben schloss in Taiwan ein Studium der chinesischen Sprache ab.

Claudia Gläser Claudia Gläser | © FOTOSTUDIO KARIN

Claudia Gläser

Als Geschäftsführerin des Familienbetriebs Gläser, den ihr Vater in den 1970er-Jahren gründete, verantwortet sie die Bereiche „Technische Sauberkeit“ und „hydraulische Steuerblöcke“. Zum Unternehmen gehören auch der Fertigungsbetrieb DG InnoTEC in Horb am Neckar und drei Tochtergesellschaften in Twinsburg/Ohio (USA), Querétaro (Mexiko) und Nanjing (China). Sie ist gelernte Industriemechanikerin und studierte Maschinenbauingenieurin. 

Seit vielen Jahren engagiert sich Claudia Gläser in Unternehmensverbänden und Wirtschaftsgremien Baden-Württembergs, wofür sie die Wirtschaftsmedaille des Landes erhielt. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sie außerdem für ihre vorbildliche Arbeit in der Initiative „Frauen unternehmen“ ausgezeichnet.  2022 wurde Claudia Gläser als Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald wiedergewählt. 

 

Weiterführende Informationen

Trump 2.0: Welche Folgen für die Weltwirtschaft sind zu erwarten? | Special | Reaktionen auf US-Wahl

Trump gewinnt Wahl, kommen Zölle für Unternehmen?

Klimaschutz in den USA: Was wird aus dem Inflation Reduction Act? | Branchen | USA | Klimapolitik unter Trump

Europa reagiert unterschiedlich auf Trump | Wirtschaftsumfeld | Europa | US-Wahl

GTAI Wirtschaftsinformationen USA
Gläser GmbH

WELTMARKT Folge 20: Mexiko – Einfallstor in die USA?

 

 

Transkript der Folge 

Das folgende Transkript wurde zum Zwecke der Barrierefreiheit mit einer Spracherkennungssoftware erstellt und danach auf offensichtliche Fehler hin korrigiert. Es entspricht nicht unseren Ansprüchen an ein vollständig redigiertes Interview. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

“This will truly be the Golden Age of America, that’s what we have to have. This is a magnificent victory for the American people that will allow us to make America great again.”

Wer da Amerika wieder groß machen will, ist Donald Trump, unverkennbar. Am 20. Januar tritt er seine neue Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika an. Vieles hat Trump im Wahlkampf angekündigt: Die Grenzen will er schließen. Fossile Energien fördern. Aus dem Klimaabkommen austreten. Und extrem hohe Strafzölle erheben. 

Fragt sich: Was bedeutet Trump 2.0 für die deutsche Außenwirtschaft? Denn in kein anderes Land exportiert Deutschland so viel wie in die USA. Genauer: Zehn Prozent der deutschen Warenexporte gehen in die Vereinigten Staaten. WELTMARKT fragt Roland Rohde, GTAI-Korrespondent in Washington, nach seiner Einschätzung. Außerdem sprechen wir mit der süddeutschen Unternehmerin Claudia Gläser über ihr Amerikageschäft, das eng an der Automobilbranche hängt, und wollen wissen, was sie in  Zukunft in den Staaten erwartet. 

Claudia Gläser Das Thema wird ja sein für Amerika, für Amerikaner. Und auch die Firmen sollen für die Amerikaner vor Ort bauen. Das heißt natürlich, die werden die Möhre irgendwie so hoch halten, dass die Firmen Interesse haben, mehr in den USA zu investieren und zu bauen. 

Roland Rohde lebt und arbeitet als Wirtschaftskorrespondent für Germany Trade and Invest in Washington, ist also sowohl geografisch wie auch inhaltlich ganz nah dran am Thema. Deshalb freuen wir uns, dass er seine Perspektive mit uns teilt und unsere Fragen beantwortet, auch wenn vieles erst mal eine Vermutung bleiben muss. Denn WELTMARKT hat dieses wie auch das folgende Unternehmerinneninterview ganz aktuell direkt nach der US-Wahl im November geführt. 

 

Herr Rohde, hallo! Vor Trumps erster Amtszeit haben viele Experten gewarnt, dass sie gravierende negative Folgen für die deutsche Wirtschaft haben würde. Das ist nicht wirklich passiert. Wie sieht es jetzt aus? 

Roland Rohde Also im Prinzip können wir Ähnliches erwarten wie in der ersten Amtszeit. Man kann eben sagen, Amerikas Wirtschafts- und Handelspolitik ist generell protektionistischer geworden. Das haben wir schon unter Joe Biden gesehen. Joe Biden hatte den Buy American Act eingeführt, mit einem sehr hohen sogenannten Domestic Content-Anteil, also lokale Wertschöpfungsanteile, und die lagen bei 30, 40 %, manchmal auch höher. Also das war schon eine enorme Handelsschranke und man hatte sich schon damals große Sorgen gemacht. Interessanterweise ist genau das Gegenteil eingetreten. Und zwar sind die deutschen Exporte in die USA stark angewachsen. 

 

Also heißt das, man hat sich damals schon unnötig Sorgen gemacht und jetzt wahrscheinlich wieder? Oder es das überinterpretiert?

 

Roland Rohde Ja unnötig würde ich nicht sagen. Aber protektionistische Maßnahmen sehen auf dem Papier oft sehr schlimm aus und es kommt immer darauf an, was am Ende des Tages rauskommt. Wirken Sie tatsächlich? Und da hat sich bisher immer gezeigt, dass der Local Content oft nicht gewirkt hat, weil Amerika vieles gar nicht selber herstellen kann und importieren muss. Da können sie Zölle einführen, da können sie local Content einführen. Es hilft eben nichts und Amerika muss es trotzdem importieren. 

 

Viele Volkswirte sagen, dass die von Trump angekündigten Strafzölle, die Sie ja grade auch schon angesprochen hatten, vor allem die US-Wirtschaft selbst negativ treffen werden. Was meinen Sie dazu? 

 

Roland Rohde Also davon kann man mit Sicherheit ausgehen. Ich hatte ja gerade schon gesagt, dass die USA vieles importieren müssen, was sie selber nicht herstellen wollen oder herstellen können. Und das Ziel der Zölle von Trump war ja, industrielle Arbeitskräfte zurückzuholen in die USA. Und da hat er ein großes Problem. Beziehungsweise er schafft ein Problem. Es ist nämlich Vollbeschäftigung in den USA. Es herrscht Fachkräftemangel. Und zusammen mit seiner geplanten Migrationspolitik wird dieser Fachkräftemangel eher noch zunehmen. Das heißt, er hat eben das Problem: Wie will er denn hier Produktion aufbauen? Und insofern dürften diese Zölle eher wie eine Steuer wirken, dass sozusagen am Ende des Tages die Konsumenten die Zeche zahlen werden und zwar die US-Konsumenten. 

 

Weil alles teurer wird ...

 

Roland Rohde Alles wird teurer werden. Man kann sich das ja so vorstellen: Ein Zoll ist ja erst mal so gestaltet, dass der Importeur diesen Zoll zahlt und anschließend muss der Importeur entscheiden, auf wen will er diese Abgabe weiterwälzen. Das kann er eben machen, indem er das auf den Lieferanten weiter wälzt oder auf den Endkunden. 

 

Okay, bleiben wir noch mal kurz bei den Zöllen. Donald Trump hat im Wahlkampf die EU als Mini-China bezeichnet und mit Strafzöllen von bis zu 20 % gedroht. Was würde das für die EU und insbesondere für Deutschland bedeuten? 

 

Roland Rohde Zuerst müsste man sehen, wie wirken sich die Zölle aus? Inwieweit können die USA diese Zölle abwälzen auf deutsche Anbieter? Aber eine zweite Frage ist viel wichtiger: Wie wird die EU überhaupt reagieren auf diese Zölle? Bei Joe Biden hatte die EU ja stillgehalten, bei seinen Local Content und Buy American Regeln. Bei Trump dürfte sie nicht stillhalten. Das war ja schon in der ersten Amtszeit so. Das heißt, sie wird ihrerseits Zölle einführen, Strafzölle auf US-Produkte und dadurch entsteht ja oder kann ein sich aufschaukelnder Handelskonflikt entstehen, von dem also beide Seiten nicht profitieren können. 

 

 

Tatsächlich gehen viele Beobachter davon aus, dass sich allem voran der Handelskonflikt zwischen den USA und China unter Trump verschärfen wird. Die Rede ist ja von 60 Prozent Zöllen auf chinesische Produkte. Was könnten da die Konsequenzen für deutsche Unternehmen sein? 

 

Roland Rohde Zunächst muss man ja sagen, wenn deutsche Unternehmen in die USA liefern, zum Beispiel Maschinen und Anlagen, konkurrieren sie ja gar nicht so oft oder so intensiv mit amerikanischen Anbietern, sondern stark mit anderen Anbietern: Japan, aber auch China. Das heißt, China ist in vielen Fällen Hauptkonkurrent bei Maschinen und Anlagen. Insofern würden in diesem Falle deutsche Unternehmen eher profitieren von diesem 60 %-Zoll. Anders könnte es zum Beispiel im Automobilbau aussehen. Es ist ja oft so, dass deutsche Automobilbauer bestimmte Modelle nur an bestimmten Standorten produzieren, zum Beispiel in China werden bestimmte Elektroautos produziert, und wenn die dann nicht mehr direkt in die USA geliefert werden können, dann kommen die Lieferketten durcheinander. Das heißt, das dürfte der größte Nachteil für deutsche Unternehmen sein, dass die Lieferketten, so wie sie jetzt bestehen, dann nicht mehr funktionieren. 

 

Worauf sollte sich die deutsche Wirtschaft einstellen oder gefasst machen? 

 

Roland Rohde Man muss sich darauf einstellen, die Zölle kommen. Also das hat er zig Mal angekündigt und er wird sie einführen. Kommen jetzt 10 % oder kommen jetzt 20 %, das wäre schon ein gewaltiger Unterschied. Wenn der Importeur von diesen 10 % 5 % auf die deutschen Lieferanten abwälzt, dann kann man das noch einigermaßen verschmerzen. Bei 20 % wird es schon etwas schwieriger. Also die Zölle werden kommen. Ob die Zölle auf China zu 60 % kommen werden, das müssen wir noch mal abwarten. Wie gesagt, wir hatten ja gerade drüber gesprochen. So ein Zoll würde die USA auch treffen, würde unheimlich starke inflationäre Tendenzen auslösen in den USA. Und da muss man gucken, ob Trump wirklich in dem Ausmaß das umsetzt, wie er es angekündigt hat. 

Was würden Sie sagen: Welche Wirtschaftsreformen könnte Trump möglicherweise zuerst angehen? 

 

Roland Rohde Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so gut vorhersagen. Ich denke, er wird erst mal anfangen mit Deregulierungen in bestimmten Bereichen. Und dann warten wir mal ab, was passiert. Wie schnell er mit seinen Zöllen vorwärts kommt, kann ich nicht sagen.

 

Gibt es da noch was anderes außer Deregulierung und Zöllen? 

 

Roland Rohde Ja, neben der Deregulierung wird er natürlich in der Gesundheitspolitik einiges machen. Er wird Leistungen beschneiden, er wird die staatlichen Subventionen für das Gesundheitssystem runterfahren. Darüber hinaus ist eben eine sehr gute Frage: Wie sind eigentlich seine Gestaltungsmöglichkeiten? Denn er bekommt ja von seinem Vorgänger ein ganzes Package sozusagen. Also unter Joe Biden wurden ja der Infrastructure Development Act, der Inflation Reduction Act und der Chips and Science Act erlassen. Und das sind ja Maßnahmen, die sehr, sehr, sehr lange wirken. Der Infrastructure Act bis Ende 2026. Tatsächlich noch viel länger, weil viele Projekte ja noch wesentlich länger brauchen, bis sie abgeschlossen sind. Der Inflation Reduction Act ist bis Ende 2031 angelegt. Das heißt über Trumps Wahlzeit noch hinaus. Und da stellt sich immer die Frage: Ja, würde oder kann Trump da was ändern? Kann er diese abschaffen? Das ist eine gute Frage, die wir vielleicht später noch mal diskutieren können. 

 

Sie hatten ja gerade schon kurz anstehende Einschnitte in der Gesundheitsbranche angesprochen. Sehen Sie weitere Verlierer? Und denken Sie, es gibt andererseits Branchen, die von der neuen Präsidentschaft auch profitieren könnten? 

 

Roland Rohde Also zunächst profitieren ja alle Branchen, wenn die Unternehmenssteuer gesenkt wird, auf 15 %. Da freuen sich alle Unternehmen. Das muss man einfach so sagen. Unternehmen freuen sich über Deregulierungen. Und genau, da muss man sehen welche Branche wird sich besonders freuen? Da können wir davon ausgehen, dass es Deregulierungen im Bereich Erdöl und Erdgas geben wird. Dann wird Trump natürlich bei erneuerbaren Energien den Rotstift ansetzen wollen. Diese Branche muss sich eben darauf einstellen, dass es nicht mehr so weitergeht wie bisher, obwohl nach wie vor der Inflation Reduction Act ja gilt, der diese Branchen sehr stark fördert, kann Trump hier an verschiedenen Stellen ansetzen und versuchen, den Ausbau erneuerbarer Energien immerhin zu verlangsamen. Und dann hatten wir ja gerade von der Gesundheitspolitik gesprochen. Da wird er auch den Rotstift ansetzen wollen. 

 

Jetzt mal genau: Was denken Sie, was werden vier weitere Jahre Trump für den amerikanischen Gesundheitsmarkt und den amerikanischen Patienten bedeuten? 

 

Roland Rohde Also es ist ein sehr, sehr teures Gesundheitssystem und gleichzeitig ist es nicht effektiv. Die Amerikaner haben die kürzeste Lebenserwartung von allen Industrieländern. Die Lebenserwartung liegt ungefähr auf dem Niveau Sri Lankas oder Algeriens. Also durchschnittlich lebt zum Beispiel eine amerikanische Frau acht Jahre kürzer als eine Frau in Südkorea. Und das, obwohl man das teuerste Gesundheitssystem der Welt hat. Und das ist bisher nicht thematisiert worden. Es ist nicht thematisiert worden im Wahlkampf, von keiner Seite. Es besteht also dringender Handlungsbedarf und Reformbedarf. Es besteht Bedarf, dass Medikamente günstiger werden, dass Ärzte günstiger werden. Aber das deutet sich unter Trump eben nicht an, und da erwarte ich eben eine weitere Verschlechterung der Situation. 

 

Und für deutsche Medizinunternehmen, die in den USA Geschäfte machen oder vielleicht sogar einen Standort haben, geht es dann zwangsläufig bergab?

 

Roland Rohde Da müssen wir eben abwarten, ob die private Nachfrage die staatliche Nachfrage sozusagen substituiert. Ob dann eben die Konsumenten sagen: Na ja, meine Versicherung zahlt das nicht mehr, dann zahle ich es eben aus eigener Tasche. Da muss man abwarten. Im Prinzip wächst der Markt eben weiter, denn die Bevölkerung wächst, die Einkommen wachsen, die Bevölkerung wird eher kränker als gesünder. Also im Prinzip wird der Medizinmarkt weiter wachsen. 

 

Welche Unternehmen sollten sich eventuell gerade jetzt den US-amerikanischen Markt genauer anschauen? Ändert sich da was? 

 

Roland Rohde Also ich würde sagen, das Geschäft läuft weitgehend weiter, wie es bisher ist. Ich hatte ja gerade gesagt, die großen Konjunktur- und Ausgabenprogramme, die laufen weiter. Das heißt, die Infrastruktur wird weiter ausgebaut, erneuerbare Energien werden weiter ausgebaut, nicht mehr so schnell wie unter Joe Biden, etwas langsamer, aber es geht eben weiter. Maschinen und Anlagen werden weiter benötigt. Es werden weiterhin neue Anlagen für Halbleiter gebaut, es werden neue Fabriken für Elektroautos gebaut. Es wird weiter einen starken Bedarf nach Abwassertechnologie, Wassertechnologie insgesamt geben, Umwelttechnologie. Da hinken eben amerikanische Unternehmen deutschen Unternehmen stark hinterher. Ich würde sagen, es geht weitgehend so weiter, wie es bisher war. 

 

Das macht Mut. Deutsche Unternehmen werden den USA jetzt also nicht den Rücken kehren? 

 

Roland Rohde Es wäre utopisch zu sagen: Nein, wir gehen jetzt stattdessen nach Peru oder so! Deutsche Unternehmen müssen in den USA bleiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch um am Puls der Zeit zu bleiben. Wie ist der Stand Forschung und Entwicklung. Wir werden sehen, dass deutsche Unternehmen nach wie vor ihre Präsenz vor Ort eher noch ausbauen werden, auch vor dem Hintergrund der angekündigten Zölle. 

 

In den Medien hören wir immer, Trump wird auf jeden Fall sofort wieder aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen. Wie sehen Sie das? Bzw. wird sich das auf die Wirtschaft auswirken? 

 

Roland Rohde Ja das dürfte tatsächlich eines der ersten offiziellen Amtstätigkeiten Trumps sein, dass er aus dem Pariser Abkommen ausscheidet. Mit großer Freude wird er das machen. Aber man muss immer bedenken: In den USA ist die Show am wichtigsten. Das ist also eine große Showveranstaltung. Wir steigen aus. Was bedeutet das aber fürs Alltagsgeschäft? Und da muss man eben sagen, dass sehr, sehr viele Bundesstaaten eigenständige Klimaschutzziele haben, eben auch zum Beispiel Kalifornien. Der größte und wichtigste Bundesstaat. Und da hat ja die Bundesregierung, also die amerikanische Bundesregierung, nicht groß reinzureden. Das heißt, dort gehen die Bemühungen zum Klimaschutz weiter. Und man muss eben auch sehen, dass, wenn es um erneuerbare Energien geht, dass eben republikanisch geführte Bundesstaaten überdurchschnittlich stark vom Inflation Reduction Act profitieren. Sie kriegen also überdurchschnittlich viele Subventionen von Bundesmitteln zum Ausbau erneuerbarer Energien. Texas ist eben Vorreiter, Vorreiter bei Windenergie, Solarenergie, zusammen mit Kalifornien. Und diese Bundesstaaten wollen natürlich weiter diese Mittel bekommen und werden verhindern, dass Donald Trump da zu stark auf die Bremse tritt. Also Bemühungen zum Klimaschutz werden nicht mehr so stark sein wie unter Biden. Aber sie werden weitergehen. 

 

Würden Sie sagen, dass die Wahl Trumps auch etwas Positives hat?

 

Roland Rohde Ja, also zunächst einmal muss man sagen: Senkung von Unternehmenssteuern, das ist ja für Unternehmen immer toll. Da kann man sich nicht groß beschweren. Und wir wollen uns ja hier in dem Gespräch vor allen Dingen die Wirtschafts- und Handelspolitik fokussieren, nicht die Außenpolitik. Und Deregulierung ist  das, was sich Unternehmen immer wünschen und auch was wir gerade gesagt haben mit dem Klimaschutz; Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird weitergehen, wenn auch langsamer.

 

Also deutsche Unternehmen müssen jetzt nicht per se Angst haben. Richtig?

 

Roland Rohde Wenn man mit deutschen Unternehmen spricht und eben auch über Regierung und Politik diskutiert, sagen ganz viele, ist es ganz wichtig, welche Regierung in dem Bundesstaat ist oder eben auch in der Region, in der man eben investiert hat. Und dort ist eben die Unterstützung durch die lokalen Regierungen ganz, ganz wichtig und oft wichtiger auch als irgendwelche Aktionen, die von der Bundesregierung in Washington unternommen werden. 

Kann man sogar sagen, dass deutsche Unternehmen, die in den USA präsent sind, eher profitieren werden? Also bringt der Standort USA wirklich Vorteile? 

 

Roland Rohde Ja, also, da muss man sich erst mal fragen, warum investieren deutsche Unternehmen in den USA? Der wichtigste Grund ist oft: Das ist ein großer Markt, das ist ein stark wachsender Markt. Wir wollen nah am Kunden sein. Wir wollen unsere Produkte, unser Dienstleistung rasch an die Kundenwünsche anpassen können. Und deswegen sind deutsche Unternehmen am Markt. Ein weiterer Grund ist natürlich auch die Umgehung von protektionistischen Maßnahmen wie eben Local Content oder Zölle. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber das ist sozusagen nicht die Hauptmotivation. Oft ist die Strategie: Ich mach hier in den USA eine Montage-Service-Dienstleistung. Aber die Produktion unserer Kernkomponenten, die Forschung und Entwicklung, die bleibt in Deutschland. Und das wird auch weiter so gehen, weil einfach in den USA die Fachkräfte fehlen und viel zu teuer sind. 

 

Aber gut sind sie dann schon, die Fachkräfte, wenn man denn welche findet?

 

Roland Rohde Also grob gesagt kann man das so ausdrücken: Sie sind knapp, sie sind teuer und sie sind nicht so qualifiziert, wie man das eigentlich haben möchte. Ich nenne mal eine Zahl: also ein LKW-Fahrer, der verdient hier 80, 90, manchmal 100.000 $ im Jahr. Ähm, Hafenarbeiter an der Westküste verdienen mehr als 200.000 $ im Durchschnitt im Jahr. Da hat man ungefähr eine Vorstellung, wie hier das Lohnniveau ist. Und trotzdem hat man Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Und Amerikaner arbeiten auch gar nicht gerne im verarbeitenden Gewerbe. Verarbeitendes Gewerbe hat kein gutes Image. Es zahlt nicht so gute Löhne wie IT, Industrie oder Finanzbranche. Es bietet nicht die Möglichkeit zum Homeoffice. Also die Amerikaner streben auch keine oder nicht so gerne technische Ausbildungsgänge an. Das sind alles Dinge, die hier eben auch das verarbeitende Gewerbe stark beschränken. 

Das 

Sie sind jetzt seit anderthalb Jahren in den USA, vorher waren Sie in Hongkong. Wie empfinden Sie das Land? Ist alles so, wie Sie es erwartet haben?  

 

Roland Rohde Was mich überrascht hat, als ich in die USA gekommen bin, war, wie bürokratisch hier alles ist. Wir jammern immer über Bürokratie in Deutschland. Also ich habe hier Bürokratie viel, viel schlimmer bei allem empfunden, beim Führerscheinwechsel, bei der Eröffnung eines Kontos, bei der Einschulung. Allein wenn Sie einen Arzttermin ausmachen wollen, dann müssen Sie erst mal neun Seiten ausfüllen und und Erklärungen unterschreiben, dass Sie da auf Schadensersatz verzichten. Das hat mich sehr, sehr erstaunt, weil ich das aus meinem alten Standort Hongkong ganz anders kannte. Da war die Bürokratie ganz klein. Und weil ich immer gedacht hat, Amerika bedeutet Business first. Es ist nicht so. 

 

Bürokratie also und gar nicht unbedingt Business first? Vielen Dank nach Washington an Roland Rohde für diesen abschließenden persönlichen Eindruck. Und natürlich für die kenntnisreiche Einschätzung, was die neue Amtszeit von Donald Trump für Wirtschaft und Handel bedeuten könnte. 

 

Unsere zweite Gesprächspartnerin, die schwäbische Unternehmerin Claudia Gläser, in zweiter Generation Chefin eines hochspezialisierten Familienbetriebs. Das Unternehmen hat schon seit zwölf Jahren einen Standort in den USA . Was sie dort schätzt:

Claudia Gläser Dieser Vertrauensvorschuss, dass man einfach sagt: Du machst das schon richtig, der ist in USA eher vorhanden, man hat mehr Freiheiten. Aber natürlich wenn irgendwas nicht funktioniert und du hältst dich da nicht dran, dann wird es auch sehr ungemütlich. Aber es ist nicht von vornherein dieses per se als Unternehmer: Du machst was falsch. Sondern per se: Du willst eigentlich das Beste. 

Dazu gleich mehr. Doch zuerst wollen wir kurz beleuchten, was Roland Rohde schon angesprochen hat: USA ist nicht gleich USA. Die unternehmerischen Rahmenbedingungen können sich von Bundesstaat zu Bundesstaat gewaltig unterscheiden.

 

Auch in den USA gibt es eine Art Umsatzsteuer – aber nicht bundesrechtlich. In den jeweiligen Bundesstaaten heißt sie meist Sales and Use Tax, oder einfach kurz Sales Tax. Normalerweise gilt die Sales Tax beim Verkauf von materiellen Gütern, in vielen Bundesstaaten aber auch bei der Erbringung von Dienstleistungen. Ganz anders läuft es allerdings in Alaska, Delaware, Montana, New Hampshire und Oregon. Denn dort spart man sich die Sales and Use Tax einfach komplett.

 

In Sachen Gesellschaftsrecht sind die USA ein Flickenteppich. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Regelungen. Wobei man Gesellschaften sogar in einem Staat gründen und die rechtlichen Regelungen bei einem Umzug mitnehmen kann. Denn man trennt Rechtssitz und Hauptsitz. Tatsächlich sind über 60 Prozent der Fortune-500-Gesellschaften in einem einzigen Staat registriert, nämlich in Delaware. Und was ist dort so überzeugend? Die Rechte auf Einsichtnahme in die Bücher sind beschränkt, die Namen der wichtigsten Akteure der Gesellschaften erscheinen nicht in öffentlichen Registern und es gibt auf Gesellschaftsrecht spezialisierte Gerichte. 

 

Die Produkthaftung in den USA wird von vielen gefürchtet – das gilt besonders für den Strafschadensersatz „punitive damages“. Sie ist aber nicht so schrecklich wie ihr Ruf, insbesondere ist die Produkthaftung nicht irrational und unvorhersehbar. Der Betrag muss sich immer am Einzelfall orientieren, vor allem am Maß der Schuld und an den Verhältnissen des Beklagten. Außerdem gibt es seit einiger Zeit eine Tendenz, den Höchstbetrag des Strafschadensersatzes zu deckeln. Auch hier kommt es auf die einzelnen Bundesstaaten an. Begrenzungen gibt es zum Beispiel in Idaho, New Jersey, Ohio oder Texas.


Jetzt zu unserer zweiten Gesprächspartnerin, Claudia Gläser. Ihr Vater gründete die Firma Gläser vor fast fünfzig Jahren in Horb am Neckar. Sie machte eine Ausbildung als Mechanikerin, studierte Maschinenbau, kam dann 2002 in die Geschäftsleitung und führt den Betrieb seit 2008 alleine. Außerdem ist sie seit 2017 Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald. Hallo Frau Gläser! Könnten Sie uns bitte kurz erklären, was Ihr Unternehmen genau macht?

Claudia Gläser Gerne. Die Gläser Gruppe besteht aus zwei Bereichen. Der eine Bereich ist Hydraulik, hier bauen wir hydraulische Steuerblöcke für Mobilhydraulik, vorwiegend in Kränen kommt das vor. Beispiel wie so ein Liebherr-Kran oder Tunnelbohrmaschinen, da wird es verwendet. Der zweite Bereich, das ist der Bereich CleanTec, da sind wir weltweit unterwegs, unter anderem natürlich auch in den USA. Das ist die technische Sauberkeit. Hier überprüfen wir Bauteilsauberkeit sozusagen auf ihren Schmutz, auf Schmutzpartikel.

Und in diesem zweiten Bereich, da sind sie quasi Marktführer?

Claudia Gläser Ich würde mal sagen, es ist ein kleiner spezieller Bereich, aber ich würde schon sagen, in dem Bereich da sind wir schon einzigartig dadurch, dass wir alles anbieten. Also wir sind die einzige Firma, wo wirklich in dem Bereich CleanTec komplett vom Bauteilanalyse bis Maschinen und noch Schulungen und Consulting anbieten und auch vier Labore als Dienstleistungslabore haben in USA, China, Mexiko und Deutschland. Also da sind wir schon so ein kleiner Hidden Champion. 

 

Was würden Sie sagen, machen die USA für Sie als Standort so attraktiv? 

 

Claudia Gläser Einerseits natürlich, wie viele Unternehmen halt vor Ort sind, muss man einfach sagen. USA ist natürlich allein schon ein großes Land. Das hat ja ein Potenzial gleich mal wie die EU. Und man hat natürlich die Sprache Englisch. Das macht es dann natürlich auch einfacher in dem Sinne. Und Amerika tickt einfach ein bisschen anders. Es wird viel schneller entschieden, wenn was ist. Und viele Unternehmen natürlich, auch wo jetzt in Deutschland sind, sind vor Ort. Das ist natürlich für uns auch positiv. Aber auch viele Unternehmen von USA sind jetzt in Europa. Davon profitieren wir natürlich auch. Es ist einfach ein großer, interessanter und muss man auch sagen innovativer Markt. Und es wird natürlich immer wichtiger durch die ganze Situation, die gerade politisch ist, dass man vor Ort ist. 

 

Sind die USA denn als Markt so ganz anders als Deutschland? 

 

Claudia Gläser Man geht natürlich ähnlich rein, aber von den Kulturen ist das schon spezieller. Also im Endeffekt manchmal auch im positiven Sinne. Mein Vice President vor Ort sagt immer, die sind einfach pragmatischer. Also da wird schneller entschieden, es wird pragmatischer entschieden und man ist vielleicht auch nicht so qualitätshörig. Also man guckt mehr, dass ich ne Lösung hab. Und in Deutschland ist es natürlich schon anders. Wir sind ja schon sehr normengeprägt und vorgabengeprägt, dass man sich dran hält. Und da in den USA ist man da schon ein bisschen pragmatisch. Das hat Vor- und Nachteile. Und in den USA ist der Typus eher so: Was bringt es mir? Und nicht das sind jetzt Vorgaben, da muss ich mich dran halten, sondern was bringt es mir auch? 

Und wie steht es dort mit dem Arbeitsmarkt?

Claudia Gläser Gute Mitarbeiter in den USA zu finden, ist nicht so einfach. 

Ich denke, was in den USA der Unterschied ist, ist eigentlich das Gute an Deutschland, ich bin ja auch IHK-Präsidentin. Deswegen ist für mich natürlich Ausbildung sehr wichtig. Und da muss ich einfach jetzt mal die Lanze brechen für Deutschgland. Das ist für uns wirklich eins der besten Errungenschaften, wo wir in Deutschland haben unser Ausbildungssystem mit diesem, wo alle Unternehmen drin sind, wo die IHK eine große Rolle mitspielt. Und ich sehe das jetzt in den ganzen Länder, wie die da drunter leiden, dass sie nicht so was haben. Genauso in USA. Ich habe natürlich das Problem zum Beispiel als kleineres Unternehmen in USA. Ich brauche nicht immer den Masterstudenten oder den Bachelor. Mir würde ein gut ausgebildeter Mechaniker oder Labormensch reichen. Aber das gibt es da fast nicht. Also wenn wir halt Mitarbeiter suchen. Man hat halt immer wirklich diese Leute wo studiert haben, oder, ja, dann gar keine Ausbildung haben.

 

Also fehlt dort ein gutes Ausbildungssystem … Und wie gehen Sie konkret damit um?
 

Claudia Gläser Wir versuchen, Kooperationen zu kriegen direkt mit den Colleges oder Unis oder sowas, so dass wir da früh genug jemand bekommen. Im Endeffekt ist es aber auch so, dass wir jetzt in unserem Team versuchen, die zu motivieren, andere wo sie kennen, anzusprechen, dass man Mitarbeiter bekommen, vor allem wenn man nicht so groß ist, also nicht Tesla heißt oder sonst was, nicht so bekannt ist, ist auch nicht immer so einfach dann auf dem Markt Mitarbeiter zu bekommen. Also das ist eine große Herausforderung, aber das höre ich auch bei allen meinen Kollegen. Das ist schwierig. Die größeren deutschen Unternehmen leisten sich natürlich dann ein eigenes Ausbildungszentrum oder sonstwas und versuchen, das System Deutschland ein bisschen rüberzubringen nach USA. 

 

Haben Sie sonst noch Unterschiede beobachtet? Zwischen Deutschen und Amerikanern, was die Arbeitskultur betrifft? 

 

Claudia Gläser Was in den USA auch noch ein bisschen anders ist, ist die Identifikation mit einem Unternehmen. Also ich denke, da können wir Deutschen ein bisschen was lernen. Also wenn die irgendwo sind, dann haben die kein Problem, dann wollen die mit einem Hoodie von dir rumlaufen und mit der Kappe und … so dieses Marketing System, dass ich einfach solche Sachen habe und mit meiner eigenen Firma irgendwie Werbung macht, das finden die ganz toll. Da müssen wir deutschen Firmen auch noch ein bisschen was lernen, das mitzunehmen.

 

Trump hat ja die Wahl gewonnen. Was würden Sie sagen, war das eine gute oder eine schlechte Nachricht? 

 

Claudia Gläser Schwierig. Also am Ende des Tages muss man mal schauen, wie sich das entwickelt. Schon mal bei Trump, da gab es ja bereits America first. Dann bei Biden haben wir den Reduction Inflation Act, das ist genauso Protektionismus gewesen. Jetzt gucken wir mal, was als nächstes kommt. Also im Endeffekt hat USA die letzten paar Jahre immer nach sich selber geschaut. Ja, die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Weil unterm Strich merkt man in den USA immer, die wollen Business machen. Also weil am Ende des Tages kann ich auch nicht komplett überall Taxes drauf machen und es wird für den Amerikaner selber nachher teurer. Dann findet der Amerikaner selber das auch nicht so toll. Es wird in manchen Dingen natürlich jetzt schwieriger werden und in vielen Dingen wird sich wahrscheinlich für die Unternehmen vor Ort nicht großartig was ändern. 

 

Und für Sie? Was erwarten Sie für Ihr Unternehmen?

 

Claudia Gläser Die Amerikaner sind sehr pragmatisch und unterm Strich wollen sie Business machen. Und wenn das nicht funktioniert, dann, ja, wird es da in zwei Jahren bei der Midterm Wahl auch wieder in eine oder andere Richtung gehen. Die wollen Erfolg sehen.Mit den Zöllen muss man mal schauen, wie sich das dann entwickelt. Das kann uns natürlich auch treffen. Wir bauen ja in Deutschland, alle unsere Maschinen, und verkaufen sie natürlich in die Welt.  Deswegen finden wir natürlich Zölle auch nicht so toll. Am Ende des Tages, sagen wir mal, unsere Maschine, wie wir sie bauen, wird so nicht in USA gebaut. Ja, dann muss es der Kunde dann trotzdem zahlen. Sachen, wo ich in USA bekomme, da wird es schwieriger werden, weil da kann schon natürlich sein, dass da jetzt die Hand mehr drauf halten, dass man auch in den USA kauft oder produziert. Aber nicht alles wird halt in USA gebaut und produziert und wenn dann alles durch Zölle teurer wird, dann mache ich das amerikanische Volk auch nicht glücklich.

 

Bringt es Ihnen aktuell etwas, einen Standort in den USA zu haben?

 

Claudia Gläser Also auf jeden Fall. Ich bin natürlich näher am Kunden dran, muss man ja einfach sagen. Wie gesagt, wir machen ja auch Dienstleistung für unsere Kunden. Wir machen die Analysen auch für unsere Kunden vor Ort. Wir machen die Trainings und Consultings. Vor Ort kann ich mich natürlich viel, viel besser auf den Markt einstellen. Und Service natürlich auch. Und am Ende des Tages, wenn es dann so wäre, dass ich sagen würde, okay, ich muss ein Teil vielleicht da unten dann irgendwann bauen, damit ich überhaupt verkaufen kann. Wenn ich dann schon mal vor Ort bin, ist es natürlich viel, viel einfacher solche Entscheidungen zu treffen.

Es soll ja vermutlich auch die Unternehmenssteuer sinken. Also manches könnte auch Vorteile bringen, für Firmen, die sich für einen amerikanischen Standort entschieden haben oder noch entscheiden. 

 

Claudia Gläser Genau. Das Thema wird ja sein für Amerika und für Amerikaner. Und auch die Firmen sollen für die Amerikaner vor Ort bauen. Das heißt natürlich, die werden die Möhre irgendwie so hoch halten, dass die Firmen Interesse haben, mehr in USA zu investieren und zu bauen. 

 

Und was denken Sie persönlich über die Wahl und ihren Ausgang?

 

Claudia Gläser Es ist ja ein legal gewählter Präsident. Ich hatte die letzten paar Wochen immer das Gefühl, dass man sagt, man müsste vielleicht in Deutschland auch ein bisschen den Menschen sagen: Wir wählen nicht, es ist die USA, wo wählt. Und das muss man einfach dann akzeptieren. Und wie die in der Wirtschaft anders denken, denken natürlich die Menschen vor Ort anders. Die sind einfach, wenn du da mit ihnen sprichst, die sind mehr auf sich konzentriert. Ich habe letztens ein Bericht gesehen, wo eine gesagt hat: Nein, ich will Trump nicht als Nachbar haben, da wär mir die Harris lieber gewesen, aber als Präsident traue ich ihm mehr zu. 

 

Okay, also Trump wird dort anders gesehen als bei uns. 

 

Claudia Gläser Absolut. Sie sagen halt, der macht Sachen, wo für uns als Land gut sind und uns weiterbringen. Und wir sehen ihn natürlich als jemand, der die Schotten dicht macht und uns Schwierigkeiten macht. Und natürlich das Thema Sicherheit. Und man kann ihn schwer einschätzen. Ist natürlich schwierig zu sagen, was in den nächsten paar Wochen jetzt passiert. 


Das ist Donald Trump ganz sicher: Schwer einzuschätzen. Warten wir es also ab. Vielen Dank erst einmal in den Schwarzwald, an Claudia Gläser. Und vielen Dank an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer fürs Dranbleiben. Wie immer freuen wir uns über ihr Feedback. Mehr Informationen rund ums Thema USA und Wirtschaft finden Sie über die Links in unseren Shownotes. In der nächsten WELTMARKT-Folge, die Sie ab Anfang März hören können, schlagen wir dann geografisch eine ganz andere Richtung ein. Es geht nach Afrika. Ihnen erst einmal einen guten Start ins neue Jahr, und bis zum nächsten Mal!

 

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