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Interview | Slowenien | Logistik

"Koper ist extrem wichtig für den Logistikstandort Slowenien"

Das kleine Slowenien ist ein wichtiges regionales Logistikdrehkreuz. Im Interview erläutert Mladen Ljubas von DB Schenker, was den Logistikstandort besonders auszeichnet.

Von Kirsten Grieß

Mladen Ljubas, Direktor Area Adriatic, DB Schenker, Logistikstandort Slowenien Mladen Ljubas, Direktor Area Adriatic, DB Schenker, Logistikstandort Slowenien | © Mladen Ljubas

DB Schenker ist ein weltweit führender Logistikanbieter. Kurz vor Sloweniens EU-Beitritt nahm das Unternehmen sein operatives Geschäft in dem Land auf. Seither hat sich Slowenien zu einem zentralen Logistikhub in der Region entwickelt.

Mladen Ljubas ist seit April 2023 Managing Director der Niederlassung in Slowenien und leitet von dort auch die Geschäfte in den anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Im Interview mit Germany Trade & Invest spricht er über das Wachstumspotenzial der slowenischen Logistikbranche.

Herr Ljubas, warum hat DB Schenker 2003 eine Niederlassung in Slowenien gegründet? Ist das nicht ein eher kleiner Markt für Sie?

Grundsätzlich wollen wir mit eigenen Niederlassungen in allen für uns relevanten Märkten vertreten sein. Für unser Geschäftsmodell ist ein globales Netzwerk entscheidend. Vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung war es ein strategischer Schritt, dass wir in Slowenien als DB Schenker auftreten. Der Zeitpunkt war für uns ideal: Der Wegfall von Grenz- und Zollformalitäten macht es einem Logistiker einfacher. Deshalb haben wir im Jahr 2003 unseren damaligen slowenischen Partner Intertrans übernommen - und zwar mit dem kompletten Personal inklusive Führungsebene. Denn uns war klar: Slowenien ist zwar klein, aber ein Knotenpunkt wichtiger Transportwege - in der Region und darüber hinaus.

Welche Rolle spielt der Adriahafen Koper für DB Schenker?

Koper ist das wichtigste Asset für den Logistikstandort Slowenien. Koper ist ein Drehkreuz, und die Entwicklung des Hafens war in den letzten zwanzig Jahren wirklich phänomenal. Unser Büro in Koper organisiert die Überseegeschäfte für Slowenien, den Westbalkan, Österreich, Ungarn und die Slowakei. Wir routen sehr viele unserer Container aus Asien über Koper. Von dort gehen sie mit dem Zug nach Ljubljana zur Entladung und weiter in die Zielländer.

"Wir nutzen den Hafen Koper intensiv, im Hinterland ist Ljubljana unser Hub für die Dekonsolidierung der Fracht."

Neben Koper gibt es mit Triest und Rijeka zwei weitere Überseehäfen in der Region. Koper ist inzwischen der wichtigste. Wie kam das?

Kroatien ist deutlich später der EU beigetreten als Slowenien. Für den Hafen in Rijeka waren das verlorene Jahre, während Koper schon enorm wuchs. Und mit Blick auf Triest stand meines Erachtens einfach nicht genügend Fläche zur Verfügung, um ähnlich zu wachsen. Man muss sich nur mal die Zahlen anschauen: 2004 hatte Koper 13 Millionen Tonnen Frachtumschlag, 2023 lag der Umschlag schon bei über 22 Millionen. Aus 300.000 Standardcontainern im Jahr 2007 wurden mehr als 1 Million Container im Jahr 2023. Slowenien hat massiv in den Hafenausbau und die Anbindung an das Hinterland investiert. Ein zweites Gleis auf der Strecke zwischen Koper und Ljubljana ist im Bau. Wenn der erste Ausbauabschnitt voraussichtlich 2028 fertig ist, gibt es noch mehr Transportkapazitäten.

Die Verbindung nach Fernost ist sehr wichtig für Koper. Ist die Transportroute über den Suezkanal langfristig stabil?

Momentan wollen zwar immer weniger Reedereien die Route von den Adriahäfen durch den Suezkanal fahren. Es gibt aber keine echte Alternative. Der Weg über das Kap der Guten Hoffnung bedeutet bis zu drei Wochen längere Laufzeiten, der Hin- und Rückweg verzögert sich dann um bis zu sechs Wochen. Die Reeder verlieren so einen kompletten Umlauf pro Schiff und Jahr. Dauerhaft die Fracht über Nordeuropa zu routen, wird aber auch nicht funktionieren, da die Nordhäfen diese Volumina nicht abwickeln können. Für den Standort, aber auch den globalen Handel, wäre es sehr wichtig, dass sich die Lage langfristig wieder stabilisiert.

DB Schenker Slowenien

DB Schenker ist offiziell seit 1994 in Slowenien aktiv - zunächst mit dem slowenischen Partner Intertrans. Seit 2003 ist das Unternehmen mit einer eigenen Niederlassung vor Ort. DB Schenker Slowenien hat inzwischen sieben Geschäftsstellen und beschäftigt insgesamt 138 Menschen. Wichtigster Geschäftsbereich ist die Pharmalogistik. Darüber hinaus werden sämtliche Logistikleistungen des Schenker-Netzwerks angeboten.

Mit welchen Herausforderungen kämpft DB Schenker in Slowenien, und wie zufrieden sind Sie mit dem Standort?

Das Logistikgeschäft ist immer abhängig von der Konjunktur, Energiepreisen, Mautsätzen und der Verfügbarkeit von Fachkräften. Wie die gesamte Branche in ganz Europa suchen wir zum Beispiel händeringend Fahrer. Als Logistiker in Slowenien kann ich mich nicht beschweren. Das Autobahnnetz ist sehr gut ausgebaut, in das Bahnnetz wird massiv investiert, der Hafen in Koper wird ständig erweitert, und am Flughafen Ljubljana gibt es wieder Aufwind mit neuen Verbindungen im Passagier- und Frachtverkehr.

Nachhaltigkeit wird für die Logistik nicht nur wegen hoher Energiekosten immer wichtiger. Wie sieht es mit Elektromobilität bei DB Schenker aus?

Selbstverständlich testen wir schon heute intensiv verschiedene Lösungen. In Slowenien haben wir ein erstes elektrifiziertes Zulieferfahrzeug in Betrieb. DB Schenker kooperiert mit Volta Trucks. Das schwedische Start-up ist spezialisiert auf vollelektrifizierte Lkw für den Stadtverkehr. Auch in Slowenien wollen wir die Fahrzeuge in unsere Flotte aufnehmen. Auf europäischer Ebene ist mit MAN die Anschaffung elektrifizierter Zugmaschinen gestartet, E-Volvo-Trucks fahren schon in ganz Europa. Und mit einem Hersteller elektrischer Trailer stehen wir in engem Kontakt. Noch in diesem Jahr wollen wir die eTrailer auf die Straße bringen. Anders als herkömmliche Auflieger besitzen eTrailer ein eigenes elektrisches Antriebssystem und reduzieren damit den Energiebedarf des Zugfahrzeugs.

Wo wird der Logistikstandort Slowenien in zehn Jahren stehen?

Der Hafen Koper hat unserer Meinung nach seine Wachstumsgrenzen längst nicht erreicht. Wenn die neuen Bahnstrecken fertig sind, können Container noch schneller umgeschlagen werden, womit die Kapazität weiter steigt. Die Aufnahme der EU-Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan, der Wegfall von Grenzen und Zollformalitäten, würde den Zugang zu diesen Märkten natürlich deutlich erleichtern.

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