Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Electronic circuit board with processor, close up. Electronic circuit board with processor, close up. | © krasyuk/stock.adobe.com

Special | Slowenien | Beschaffung

Sloweniens Elektrofirmen punkten mit Nischenprodukten

Die slowenische Elektro- und Elektronikindustrie wächst seit Jahren. Die Hersteller decken ein breites Produktportfolio ab. Ein Großteil der Produktion wird exportiert. 

Von Kirsten Grieß | Ljubljana

Die grüne und digitale Transformation treibt weltweit die Nachfrage nach elektrischen und elektronischen Komponenten nach oben. Sie werden in der Elektromobilität genauso gebraucht wie für die klimaneutrale Energieerzeugung oder die Automatisierung. Slowenische Unternehmen profitieren von dieser Entwicklung, die Branche ist im Höhenflug. Dabei reicht das Produktportfolio der slowenischen Hersteller von klassischer Haushaltstechnik über Elektromotoren, Mess-, Schalt- und Beleuchtungstechnik, elektrische und mechatronische Komponenten bis hin zu Automatisierungs- und Steuerungslösungen. Produziert wird hauptsächlich für den Export.

Spezialisten mit breitem Portfolio

Nicht selten besetzen slowenische Elektro- und Elektronikbetriebe erfolgreich Marktnischen. Ein gutes Beispiel liefert Rodex Mechatronics. Der Mittelständler fertigt mit rund 80 Beschäftigten elektromechanische und elektromagnetische Komponenten, Werkzeuge und Baugruppen für Automatisierungsprozesse. Wichtige Kunden sind unter anderem Zulieferer in der Automobilindustrie mit Sitz im Ausland. Mehr als 90 Prozent des Umsatzes werden außerhalb Sloweniens generiert, zwischen 40 und 50 Prozent allein auf dem deutschen Markt, so der Leiter der Geschäftsentwicklung, Krištof Ponikvar. Bei einem Jahresumsatz von 9,8 Millionen Euro (2023) sei die Wertschöpfung des Unternehmens hoch. Auch das ist durchaus typisch für die Branche. 

Umsatzzuwächse im Exportgeschäft

Insgesamt erwirtschafteten die Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie im Jahr 2023 rund 2,6 Prozent des slowenischen Bruttoinlandsprodukts. Damit ist die Fertigung von Elektro- und Elektronikprodukten nach der Metallerzeugung und -verarbeitung (3,9 Prozent) der zweitwichtigste industrielle Produktionszweig des Landes. Auch im Vergleich zur starken Pharmaindustrie (2,5 Prozent) hat er die Nase vorn. Genau genommen ist der Anteil an der slowenischen Industrieproduktion sogar noch größer, da auch in der Automobilindustrie Elektronikprodukte hergestellt und als mechatronische Komponenten montiert werden.

Sloweniens Elektro- und Elektronikbranche zählt etwas mehr als 700 Betriebe und rund 29.000 Beschäftigte. Die Zahlen sind seit Jahren stabil, während die Umsätze der Branche nach oben schnellen: Zwischen 2018 und 2023 stieg der Gesamtumsatz der Unternehmen um ganze 66 Prozent – von 4,4 Milliarden auf 7,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen 571 Millionen Euro, die mit dem Handel elektronischer Kfz-Komponenten umgesetzt wurden. Mit rund 380 Unternehmen und einem Umsatz von 6,1 Milliarden Euro (2023) führt dabei der Elektrosektor. Allerdings geht knapp die Hälfte des Umsatzes auf die Konten der beiden größten Haushaltsgerätehersteller des Landes: Gorenje (2023: 2,5 Milliarden Euro) und BSH (2023: 361 Millionen Euro). 

Der Erfolg der Branche fußt auf einer seit 2018 um ein Drittel gestiegenen Wertschöpfung pro Mitarbeiter – und vielleicht der richtigen Exportstrategie. Die Ausfuhren wuchsen zwischen 2018 und 2023 um 51 Prozent auf einen Warenwert von rund 7 Milliarden Euro. Besonders gut lief es für slowenische Elektronikprodukte, die Exporte verdoppelten sich nahezu auf 2,4 Milliarden Euro. Dabei diversifiziert Slowenien die Zielländer. Deutschland ist zwar mit Abstand größter Abnehmer slowenischer Elektro- und Elektronikprodukte, die Exporte wuchsen aber zuletzt weniger stark. Die Verkäufe nach Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und andere Länder legten hingegen massiv zu - und das von einem sehr niedrigem Niveau.

Innovative Betriebe besetzen Nischen

Sloweniens führender Hersteller von Elektronikkomponenten, Iskra, beschäftigt rund 1.700 Menschen. Daneben gibt es viele kleine Unternehmen, die ihr Geld mit Nischenlösungen verdienen – etwa mit Mess- und Testgeräten, gedruckten Schaltungen oder elektromedizinischen Instrumenten. Viele Produkte werden in kleinen Serien und in enger Abstimmung mit den Kunden entwickelt und gefertigt. Das Unternehmen RLS Merilna tehnika stellt beispielsweise Sensoren für Automatisierung und Robotik her. Ein Teil des 270 Köpfe zählenden Teams beschäftigt sich dabei ausschließlich mit der Entwicklung integrierter Schaltkreise. Mit rund 100 Angestellten ist das auf Elektronikbaugruppen spezialisierte Unternehmen MI Elektronika noch kleiner. Die Produkte werden in der Luftfahrt, dem Militär oder der Medizin eingesetzt. 

Mehr als 100 slowenische Unternehmen produzieren Elektromotoren, Generatoren und Transformatoren. Ihr Gesamtumsatz lag 2023 bei 1,8 Milliarden Euro. Sloweniens führender Hersteller von Energietransformatoren und Systemen der elektrischen Energietechnik heißt Kolektor Etra. Andere Unternehmen bieten Komponenten für die Energieerzeugung und -speicherung an. Das 1946 ursprünglich als Genossenschaft gegründete Unternehmen Domel wurde mit Staubsaugermotoren groß und fertigt nach wie vor Elektromotoren für den internationalen Markt, Antriebe für Küchengeräte und Gartenwerkzeuge. Umsatzstärkste Teilbranche der Elektroindustrie ist indes die Haushaltstechnik.

Hinweise zu Transport und Logistik

Slowenien ist seit 2004 Mitglied der EU und seit 2007 Teil des Schengen-Raums. Das Land verfügt über ein gut ausgebautes Autobahnnetz. Die wichtigsten Verkehrsachsen sind die A1 und die A2, sie verbinden Slowenien mit Österreich und Kroatien. Die Autobahnen A3 und A5 führen nach Italien sowie Ungarn. Für alle Autobahnen und Schnellstraßen wird eine Maut erhoben. Seit 2022 gilt nur noch die E-Vignette, die online gebucht werden kann.

Der Flughafen der Hauptstadt Ljubljana ist Sloweniens wichtigster Passagier- und Frachtflughafen. Daneben wickelt der Flughafen Maribor vorwiegend Luftfracht ab. Slowenien besitzt mit dem Hafen Koper Zugang zum Mittelmeer. Koper ist der größte Hafen für Containerumschlag im Adriaraum.

Deutsche Kunden werden geschätzt

Die slowenischen Tochtergesellschaften von ebm-papst und Bosch Rexroth mischen ebenfalls erfolgreich in der lokalen Produktion von Elektromotoren mit. Doch die meisten deutschen Unternehmen finden sich in der Fertigung elektronischer Fahrzeugkomponenten. Unter den deutschen Herstellern gibt es Branchenriesen wie Mahle Electric Drives Slovenija oder Hella Saturnus Slovenija. Mahle, das größte deutsche Unternehmen im Kfz-Zulieferbereich, sorgte 2024 allerdings mit Produktionsverlagerungen und Massenentlassungen in slowenischen Werken für Schlagzeilen. Begründet wurde der Schritt mit weltweiten Auftragsrückgängen.

Auch bei Rodex spürt man die sinkende Nachfrage aus der Automobilindustrie. Dem wolle man mit einer stärkeren Diversifizierung des Portfolios begegnen, zeigt sich Krištof Ponikvar optimistisch. Außerdem möchte er noch enger mit den Kunden zusammenarbeiten. Partner aus Deutschland werden von ihm hochgeschätzt: "Deutsche Kunden bevorzugen eine langfristige und beständige Geschäftsbeziehung und ermöglichen uns Herstellern eine bessere Planung und Produktion." Auch die geografische Nähe sei ein Vorteil: In Slowenien profitiere Rodex von der guten Lage des Landes und einem breiten Netzwerk regionaler Lieferanten.

Hinweise zur Geschäftspraxis

Wertschätzung: Die Slowenen sind stolz auf ihr schönes Land. Landeskenntnisse werden geschätzt. Wer einige Worte Slowenisch spricht, sammelt Sympathiepunkte.

Etikette: Im Geschäftsleben geht es eher leger zu. Anzug und Krawatte sind kein Muss. Im Gespräch gehen Slowenen schnell zum Vornamen über, bleiben aber beim formellen Sie.

Arbeitsweise: Probleme werden in Slowenien lösungsorientiert angegangen – auch über unorthodoxe Wege. Slowenen sprechen Dinge, die sie nicht richtig finden, gerne direkt an.

Fettnäpfchen: Es kommt nicht selten vor, dass Slowenien mit der Slowakei verwechselt wird. Zudem wird Slowenien häufig auch dem Balkan zugeschrieben. Beides sollte man tunlichst vermeiden.

Land: Slowenien ist vielfältig, es gibt nicht das "eine" Slowenien. Regionale Identitäten sind stark ausgeprägt und werden von den Slowenen gepflegt.

Bei der Suche nach neuen Geschäftspartnern ist die deutsch-slowenische Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) ein kompetenter Ansprechpartner. Lokale Branchenvertreter gehen aber auch aktiv auf neue Kunden zu, etwa auf Fachmessen in Deutschland oder über spezielle Kontaktbörsen. Ein erfolgreiches Format ist darüber hinaus die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) geförderte Einkaufsinitiative Westbalkan.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkung
AHK SlowenienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen im Ausland
Kammer der Elektroindustrie/ Zbornica elektroindustrije (ZEI) Branchenverband der Hersteller von Elektrotechnik und Elektronik, Teil der Slowenischen Wirtschaftskammer (GZS)

International Industry Fair in Celje

Fachmesse von regionaler Bedeutung mit Schwerpunkt auf Werkzeugmaschinen, Schweißtechnik, Industrieautomatisierung und Elektronik; zweijährlich; nächster Termin: April 2025
IFAM in LjubljanaB2B-Fachmesse für Automatisierung, Mechatronik, Sensorik und Messtechnik; findet jeweils zum Jahresbeginn statt

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.