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Bauwirtschaft ist ein hartes Pflaster

Siedlungen, Malls oder Kliniken – auch in Somalia wird gebaut. Türkische Firmen sind längst aktiv. Im Straßenbau aber klemmt es, und Baumaschinen kommen gebraucht ins Land.

Von Ulrich Binkert | Bonn

In der "gefährlichsten Stadt der Welt" tut sich etwas. In Mogadischu erweitern Unternehmen aus der Türkei Krankenhäuser, bauen Kenianer Einkaufszentren und investieren Somalier in Wohnsiedlungen, seit die Hauptstadt ihres Heimatlandes etwas weniger unsicher geworden ist. Vom "Immobilienboom in Mogadischu" ist gar die Rede und von der Gentrifizierung ganzer Stadtteile. Deutsche Firmennamen allerdings finden sich in Somalias Baubranche keine, auch wenn auf der Webseite einer türkischen Straßenbaufirma eine Walze der deutschen Marke Hamm auftaucht.

Selbst chinesische Baumaschinenhersteller haben keine Vertretung

"Es gibt hier keine Vertreter für neue Baumaschinen", heißt es beim Somalia Investment Promotion Office, nicht einmal für Marken aus China. Das Gerät werde gebraucht aus Dubai importiert, zu niedrig seien die erzielbaren Preise. Auch Baumaterial muss offenbar vor allem günstig sein. Bei Zement ist Beobachtern kein größerer einheimischer Lieferant bekannt. Im Jahr 2019 kündigte Raysut Cement aus Oman den Bau einer 40 Millionen US-Dollar (US$) teuren Zementfabrik in Berbera an, über einen Start des Projektes ist aber nichts bekannt.

Die durchaus nennenswerte Präsenz türkischer Bauunternehmen bringen Beobachter mit den politisch-strategischen Interessen der Türkei in Verbindung. Sehr begrenzt sind auch chinesische Baufirmen aktiv, von ägyptischen ist ebenfalls die Rede. Einheimische Bauunternehmen seien durchweg klein. Sie kooperierten manchmal mit ausländischen Baufirmen oder schlössen sich für größere Projekte zusammen.

Straßenkorridor nach Äthiopien in Arbeit

Straßenbau gibt es wenig. Noch am meisten tut sich im nördlichen, weitgehend unabhängig agierenden Teilstaat Somaliland. Dort braucht der emiratische Hafenbetreiber DP World nach seinem Ausbau des Containerterminals Berbera eine leistungsfähige Verbindung nach Äthiopien: Für den Bau eines "Transportkorridors" in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba unterzeichnete DP World mit der äthiopischen Regierung im Mai 2021 eine 1 Milliarde US$ schwere Absichtserklärung.

Auf somalischer Seite geht es bei diesem Korridor um die rund 250 Kilometer von Berbera nach Wajaale an der äthiopischen Grenze. Die Straße soll künftig 11 Meter breit und für Lkw bis 40 Tonnen statt wie bisher nur 6 Tonnen befahrbar sein. Der Informationsdienst Meed Projects nennt Kosten von 275 Millionen US$ und als Consultant Gauff Engineering. Beim Projektstart 2019 war noch von 400 Millionen US$ die Rede, andere Berechnungen gehen von deutlich unter 100 Millionen US$ aus. Bei der Finanzierung kommen laut Presse 90 Millionen US$ vom Abu Dhabi Fund for Development.

Der Stand des Projektes ist unklar. Ein Vertreter des Ministry of Investment and Industrial Development in der Somaliland-Hauptstadt Hargeisa sagte im März 2022, die ganze Strecke bis zur äthiopischen Grenze werde bis Jahresende fertiggestellt sein. Im Mai 2020 hatte es eine Meldung gegeben über den Abschluss der ersten 12 Kilometer. Die Chongqing International Construction baut seit Mai 2021 mit der 23 Millionen US$ teuren Umfahrung von Hargeisa ein Teilstück, das von der britischen Entwicklungszusammenarbeit finanziert wird. Ansonsten hat Meed Projects noch keine getätigten Ausgaben festgestellt. "Der Rest der Strecke besteht nur aus bunten Broschüren", meint auch ein Beobachter; Einzelheiten zu dem Korridor-Vertrag seien nicht bekannt.

Hafen Garacad soll auch angebunden werden

Der weiter südlich gelegene Hafen Garacad, der zurzeit ausgebaut wird, soll ebenfalls eine gute Straßenverbindung nach Äthiopien bekommen. Said Faadi, Chef der Garacad-Hafengesellschaft Wadaagsan im autonom agierenden Teilstaat Puntland, beziffert die Investitionen für die rund 300 Kilometer von Galdogub über Galkayo auf rund 100 Millionen US$. Die Arbeiten in flachem und unkompliziertem Gelände könnten einheimische Baufirmen ausführen, Ingenieure legten hierzu noch im April einen Report vor. Bislang gebe es erst eine Schotterstraße. Für die rund 240 Kilometer von Garacad bis Galkayo brauche ein SUV heute noch um die 4 Stunden.

Eine Finanzierung für die Straße ist laut Said Faadi noch nicht gesichert. Die Regionalregierung habe sich offenbar um Geld aus den Golfstaaten bemüht. Die in Äthiopien anschließenden Straßen seien ebenfalls noch schlecht, sichergestellt sei dort die Finanzierung für die Strecke Warder – Geladin.

Nur sehr schleppend voran kommt ein 60 Millionen Euro teures Straßenbauprogramm namens SCRIP, das der European Development Fund der Europäischen Union (EU) mit 42 Millionen Euro kofinanziert. Nach Angaben der Afrikanischen Entwicklungsbank, die den Großteil der restlichen Finanzierung übernimmt, war im Mai 2021 noch kaum Geld geflossen für das Projekt, das ursprünglich von 2018 bis 2023 hätte abgewickelt werden sollen. Es habe bei der Beschaffung von Beraterleistungen gehapert.

Das Programm umfasst unter anderem die Ertüchtigung der Straße von Beledweyne nach Galkayo, die auch als Teilstück eines Projektes auf der Webseite des Infrastrukturministeriums erscheint. Über den Stand der anderen vom Ministerium aufgelisteten Vorhaben liegen keine Informationen vor. Eine Finanzierung aus Europa ist in Somaliland geplant: Der Somaliland Development Fund plant 10 Millionen US$ für die Ertüchtigung der etwa 140 Kilometer langen Straße von Berbera nach Burao ein.

Sicherheit bleibt ein Thema

Somaliland gilt als relativ sicher, was auch den Straßenbau erleichtert. In der Nähe von Mogadischu hatte die Terrorgruppe Al Shabab Anfang 2021 vier Mitarbeiter eines türkischen Straßenbauprojektes getötet. Einem Anschlag 2019, ebenfalls in der somalischen Hauptstadt, fielen sogar 90 Menschen zum Opfer, und auch türkische Ingenieure wurden getroffen.

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