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Branchencheck | Südafrika

Zwischen Strukturkrise und Rohstoffboom

Südafrika steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Steigende Rohstoffpreise können im Jahr 2022 den Erholungsprozess nach der Coronakrise deutlich beschleunigen.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Eine Rekordarbeitslosigkeit, Stromabschaltungen und strukturelle Verwerfungen bremsen die Wirtschaft. Der Ukrainekrieg hat gestiegene Spritpreise zur Folge. Südafrika profitiert von den hohen Weltmarktpreisen bei Platin, Gold und Kohle. Der pragmatische Umgang mit Omikron hat der Wirtschaft geholfen. Aus den angeschobenen Reformen ergeben sich vor allem im Energiesektor Beteiligungschancen.

  • Maschinenbau

    Ein Schwerpunkt der Branche liegt auf Bergbau- und Baumaschinen. Außerdem werden Pumpen und Armaturen, Landtechnik sowie Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen hergestellt.

    Die gute Entwicklung im südafrikanischen Bergbau unterstützt den Maschinenbau. Stromausfälle, steigende Logistikkosten und fehlende Fachkräfte setzen dem verarbeitenden Gewerbe und damit der Nachfrage nach Maschinen deutlich zu. Hinzu kommt eine stagnierende Bauwirtschaft. Im Bergbau ist der Bedarf für Industrie 4.0 groß. Zudem ist der Maschinenbau Südafrikas auf dem afrikanischen Kontinent gut vernetzt. Aus beiden Sachverhalten ergeben sich für deutsche Maschinenbauer Kooperationsmöglichkeiten. Oftmals handelt es sich bei den südafrikanischen Unternehmen um Töchter ausländischer Firmen.

    Weitere Informationen: 

    Steigende Metallpreise als Silberstreif

    Industriepolitik mit fragwürdigen Ergebnissen

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Chemieindustrie

    Die Chemieindustrie ist stark auf die Nachfrage des Bergbaus ausgerichtet. Der Trend zur Dekarbonisierung und der Aufbau einer Wasserstoffindustrie geben wichtige Impulse.

    Investitionen in den Bergbau stärken Südafrikas Chemiesektor. Die Nachfrage aus der Kfz-Branche wächst weiter moderat, die Order aus der Bauwirtschaft entwickeln sich schwach. Raffineriekapazitäten werden massiv abgebaut. Die importabhängige Kunststoffindustrie leidet unter den hohen Weltmarktpreisen für Granulate. Zu erwarten sind Investitionen in die Herstellung von grünem Kerosin und grünem Ammoniak auf der Basis von Wasserstoff. Die dafür zentrale Fischer-Tropsch-Technologie setzt der südafrikanische Chemiekonzern Sasol seit Jahrzehnten in großem Maßstab ein. Thema ist außerdem die Rauchgas-Konversion.

    Weitere Informationen:

    Herausforderungen und Chancen durch neue Technologien

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Energiewirtschaft

    Südafrika unternimmt ernsthafte Schritte, die auf Kohle basierende Verstromung zu reduzieren. Der Markt für die erneuerbaren Energien entwickelt sich dynamisch.

    Im Jahr 2022 sind staatliche Ausschreibungen für erneuerbare Energien von mehr als 5 Gigawatt und für Batteriespeicherung von 513 Megawatt angesetzt. Unternehmen investieren in die Eigenversorgung bis zu 100 Megawatt. Allein im Bergbau rechnen Beobachter mit einem Zuwachs bei Solar- und Windkraft von rund 2,6 Gigawatt. Der Aufbau eines Wasserstoffsektors wird den Bedarf an erneuerbaren Energien steigern. Die Teileproduktion für die Wind- und Solarkraft erhält neuen Schwung. Erste Schritte gibt es bei der Entflechtung des Stromkonzerns Eskom. Wegen maroder Kraftwerke ist weiterhin mit erheblichen Stromabschaltungen zu rechnen.

    Weitere Informationen:

    Lokale Hersteller profitieren von Ausschreibungen für Erneuerbare

    Stark wachsender Markt bei den erneuerbaren Energien

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Bauwirtschaft

    Nach dem Willen der südafrikanischen Regierung soll der Bausektor die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen. Die für die Beschäftigung wichtige Branche springt bislang kaum an.

    Trotz niedriger Ausgangsbasis ist der Bausektor im Jahr 2021 um 1,9 Prozent geschrumpft. Auch wenn die Umsetzungsgeschwindigkeit enttäuscht, sorgen die schon 2020 angekündigten staatlichen Infrastrukturinvestitionen für einen vorsichtigen Optimismus. Die auf mehr als zehn Jahre angelegten Vorhaben umfassen unter anderem die Bereiche Verkehr (2,4 Milliarden Euro), Wasser (5,5 Milliarden Euro) und digitale Infrastruktur (206 Millionen Euro). Um die notwendige Beteiligung des Privatsektors zu erleichtern, hat die Regierung Reformen eingeleitet. Zinssteigerungen im Lauf des Jahres 2022 werden private Bauinvestitionen verteuern.

    Weitere Informationen:

    Licht am Ende des Tunnels 

    Hohe Erwartungen an die Bauwirtschaft

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Gesundheitswirtschaft

    Rund zwei Drittel der deutschen Medizintechnikexporte nach Subsahara-Afrika entfallen auf Südafrika. Neue Projekte gibt es bei der Herstellung von Arzneimitteln.

    Der Markt für Medizintechnik entwickelt sich moderat. Lediglich der Bau eines größeren Krankenhauses ist ausgeschrieben. Kleine Spezialkliniken bieten Absatzmöglichkeiten. Investitionen in die digitale Medizin stehen an. Bei der Arzneimittelherstellung sind neue Produkte in der Entwicklung. Die medizinische Cannabisindustrie floriert. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) unterstützt das südafrikanische Unternehmen Biovak bei der geplanten Produktion des mRNA-Impfstoffes von Pfizer-BioNTech. Aspen - ebenfalls südafrikanisch - wird den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson abfüllen und vertreiben.


    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Landwirtschaft

    Nach zwei Jahren kräftigen Wachstums und Rekordzahlen bei Ernten und Export ist für 2022 eine geringere Dynamik im Agrarsektor zu erwarten. Das Produktionsniveau bleibt solide.

    Im Jahr 2022 wird die Bruttowertschöpfung des Agrarsektors kaum zulegen. Nach Dürrejahren bis 2019 häufen sich mittlerweile die Risiken wegen zu hoher Niederschläge. Hinzu kommen steigende Dieselpreise in Folge des Ukrainekrieges. Ab Ende 2022 könnte es zu Lieferengpässen bei Düngemitteln, die auf Erdgas basieren, kommen. Nach einem Importboom dürfte die Nachfrage nach Traktoren und Landmaschinen 2022 abflauen. Trotz Bemühungen der südafrikanischen Regierung bleiben Unterbrechungen der Transportketten und das mangelhafte Hafenmanagement ein Risiko.

    Weitere Informationen:

    Digitalisierung der Landwirtschaft in Südafrika 

    Konsumenten bestimmen das Wachstumstempo

    Landwirtschaft wächst kräftig

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Bergbau

    Mit dem Ukrainekrieg steigen die Rohstoffpreise für Platin, Gold und Kohle. Ausmaß und Dauer der Exporthausse werden das Gesamtwachstum erheblich beeinflussen.

    Ob Gold, Eisenerz, Metalle der Platingruppe oder Kohle: Der Krieg in der Ukraine treibt die Weltmarktpreise für die südafrikanischen Rohstoffausfuhren auf neue Höchststände. Zunehmend rücken neue Investitionen ins Blickfeld. Vielversprechend sind die Anstrengungen Südafrikas beim Bürokratieabbau. Mit Blick auf den wachsenden Platinbedarf für die Wasserstofftechnik und eine steigende Nachfrage nach Batteriemineralien bietet Südafrikas geologische Ausstattung ein beträchtliches Potenzial. Stromausfälle und ein schwächeres Wachstum in China bergen jedoch Risiken.

    Weitere Informationen:

    Steigende Metallpreise als Silberstreif 

    Südafrika legt Roadmap vor


    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Nahrungsmittelindustrie

    Für die Nahrungsmittelverarbeitung Südafrikas sind die Aussichten durchwachsen. Deutschland ist vor Italien und China wichtigster Maschinenlieferant der Branche.

    Im Jahr 2022 wird die Nahrungsmittelverarbeitung von der guten Agrarentwicklung der letzten Jahre profitieren. Ein schwacher Rand unterstützt die Nachfrage nach heimischen Produkten. Insgesamt bremst der zögerliche Konsum. Der Verbrauch hat das Niveau der Zeit vor der Coronakrise noch lange nicht erreicht. Für die urbane Mittelschicht nehmen Themen wie erhöhtes Gesundheitsbewusstsein und klimaschonender Konsum einen hohen Stellenwert ein. Die Verpackungsindustrie hat sich als widerstandsfähig erwiesen. Größte Risiken für die importabhängige Branche sind gestiegene Frachtkosten, höhere Inputpreise und Lieferengpässe.

    Weitere Informationen: 

    Konsumenten bestimmen das Wachstumstempo

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Metallindustrie

    Ob es der südafrikanischen Regierung gelingt, die Metallindustrie wieder zu stärken, bleibt offen. Über Jahre hinweg ist es zu einem erheblichen Substanzverlust gekommen.

    Die Stahlindustrie und die Metallverarbeitung stehen schon seit fast zehn Jahren wegen steigender Stromkosten und chinesischer Konkurrenz unter erheblichem Druck. Die gegenwärtig hohen Eisenerzpreise begünstigen 2022 allerdings die heimische Industrie. Der Bergbau wird in seiner Rolle als Abnehmerbranche bedeutender. Die wichtige Nachfrage aus der Bauindustrie wird kaum zulegen. Die Regierung strebt einen höheren lokalen Anteil bei Bau- und Infrastrukturprojekten an. Auch die geplante Steigerung der heimischen Wertschöpfung im Automobilbau könnte dem Sektor Auftrieb geben.

    Weitere Informationen:

    Industriepolitik mit fragwürdigen Ergebnissen

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Südafrika will bis 2035 den Eigenanteil an der Wertschöpfung im Automobilsektor von derzeit 38 auf 60 Prozent erhöhen. Gleichzeitig muss sich die Branche neu ausrichten.

    Kfz-Produktion und Kfz-Markt sind gut in das Jahr 2022 gestartet. Allerdings dürften steigende Zinsen und das erwartete schwächere Wachstum auf dem wichtigen Absatzmarkt Europa den südafrikanischen Fahrzeugbauern deutlich zusetzen. Die Branche muss konsequent auf die Produktion von Elektroautos umstellen. Der Aufbau eines heimischen Marktes für E-Autos hat aber noch einen langen Weg vor sich. Aus der beschlossenen Schaffung der afrikanischen Freihandelszone AfCFTA ergeben sich enorme Entwicklungschancen. Südafrika diskutiert mit anderen afrikanischen Ländern über den Aufbau einer gemeinsamen Kfz-Wertschöpfungskette.

    Weitere Informationen: 

    Unsicherer Aufschwung in der Autobranche

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Umwelttechnik

    Neue Auflagen eröffnen Geschäftschancen in der Abfallwirtschaft. Der Wassersektor ist in einem desolaten Zustand, eine schnellere Umsetzung von Projekten ist dringend notwendig.

    Im Abfallsektor sorgen verschärfte Auflagen für bessere Geschäftsaussichten beim Recycling von Wertstoffen. Investitionen gibt es bei der energetischen Verwertung organischer Abfälle. Die Krise in der Wasserversorgung und -aufbereitung eskaliert. Mangelhafte Planung, Konflikte mit Subunternehmen und Korruption haben zu erheblichen Verzögerungen bei Großprojekten und Instandhaltungsmaßnahmen geführt. Die südafrikanische Regierung bemüht sich darum, den privaten Sektor stärker zu beteiligen. Bei Kraftwerken und in der Schwerindustrie sind Modernisierungsmaßnahmen zur Luftreinhaltung zu erwarten.

    Weitere Informationen: 

    Neue Perspektiven für die Abfallwirtschaft 

    Sanierung des Wassersektors überfällig

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

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