Regierung unterstützt E-Mobilität auf zwei Rädern

Die auf Taiwans Straßen allgegenwärtigen Scooter (Motorroller) sind ein wichtiger Hebel dafür, die E-Mobilität auf der Insel voranzutreiben und den Verkehr zu dekarbonisieren. Beispielsweise hat DHL Taiwan sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Zweiradflotte für die letzte Logistikmeile ganz auf elektrische Zweiräder umzustellen. Diese E-Scooter kann DHL hauptsächlich lokal beschaffen, denn Taiwans Hersteller bauen die Produktion entsprechend aus. Auch für deutsche Zulieferungen besteht Potenzial.

Noch hat die E-Mobilität auf zwei Rädern in Taiwan einen weiten Weg vor sich. Sie startet von einer kleinen Basis und kann so potenziell schnell zulegen. Die indische Marktforschungsfirma P&S Intelligence geht davon aus, dass der Mikromobilitätsmarkt, der alle Formen von Zweirädern umfasst, in Taiwan zwischen den Jahren 2020 und 2030 wertmäßig von 47 Millionen US-Dollar (US$) auf annähernd 6 Milliarden US$ steigen könnte.

Der E-Scooter-Markt ist zwar ein Schlüsselprogramm der alternativen Mobilität, er wird aber nicht geradlinig wachsen. Die Verkäufe erreichten im Jahr 2023 knapp unter 80.000 Einheiten und sanken damit gegenüber dem Vorjahr um 9,1 Prozent. Hingegen nahmen die Verkäufe von herkömmlichen Motorrädern und Motorrollern um 18,6 Prozent auf mehr als 870.000 Einheiten zu. Die Insel produziert gegenwärtig immer noch überwiegend motorisierte Zweiräder mit Verbrennungsmotor.

E-Scooter-Verbreitung soll an Tempo zulegen

Laut dem Ministry of Transportation and Communication (MOTC) fuhren 2023 rund 4,8 Prozent der insgesamt 14,5 Millionen in Taiwan angemeldeten Motorräder und Motorroller auf elektrischer Antriebsbasis. Seit 2016 subventioniert die taiwanische Regierung E-Scooter in der ein oder anderen Form, darunter Kaufanreize, Steuerbefreiungen wie auch kostenlose Stromladestationen. Wenn die eingesetzten Batterien aus taiwanischer Herstellung stammen, sind zusätzliche Subventionen möglich. 

Die Regierung hat das Ziel formuliert, dass auf der Insel im Jahr 2030 der Anteil von elektrischen Motorrädern 35 Prozent der Verkäufe ausmachen soll. Ab 2040 dürfen nur noch Elektromodelle verkauft werden. Dafür hat sie Ende 2022 beschlossen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Zwischen den Jahren 2023 und 2026 sollen umgerechnet rund 8,5 Millionen US$ an Subventionen bereitstehen, um den Kauf von E-Scootern sowie den Aufbau von Lade- und Batteriewechselstationen zu unterstützen. 

Im Jahr 2023 waren auf der Insel mehr als 5.500 Batteriewechselstationen vorhanden, hauptsächlich in urbanen Zentren. Taipei und New Taipei City stehen beim Ausbau an erster Stelle. Andere Städte sollen dem Beispiel folgen und auch der ländliche Raum soll nicht zu kurz kommen. Denn Scooter sind und bleiben auf Taiwan im Individualverkehr Transportmittel Nummer 1. 

Austauschbare Batterien vorherrschendes Konzept

Der taiwanische Anbieter Gogoro will das Konzept von auswechselbaren Batterien vorantreiben. Hierzu kooperiert er mit E-Scooter-Herstellern wie Yamaha, Suzuki und anderen. Nach Unternehmensangaben sind in Taiwan fünf der sechs größten E-Scooter-Anbieter Teil dieses Netzwerks. Damit umfasst es gegenwärtig etwa 90 Prozent der in Taiwan fahrenden E-Scooter. Gogoro produziert die Batteriepacks selbst.

Der zweitgrößte E-Scooter-Anbieter der Insel, Kwang Yang Motor (KYMCO) zielt darauf ab, mit seinem eigenen Batteriewechselsystem dem führenden Anbieter Gogoro Marktanteile abzujagen. Dazu hat KYMCO im Sommer 2023 seine neue Strategie vorgestellt. Das Unternehmen will die Entwicklung von E-Scootern, die Batteriesysteme und die dazugehörige Infrastruktur ausbauen. Dafür will das Unternehmen umgerechnet circa 142 Millionen US$ investieren. 

KYMCOs Batteriewechselstationen werden von der Tochtergesellschaft Ionex betrieben. Ihre Zahl soll von 2.960 Standorten Ende 2023 auf 4.300 Standorte im Jahr 2025 steigen. Damit hat KYMCO zwar schon gegenwärtig mehr Standorte als Gogoro, jedoch bietet Gogoro jeweils deutlich mehr Tauschbatterien pro Standort an als KYMCO. 

Gogoro gibt den E-Takt vor

Gogoro ist in Taiwan mit Abstand führend bei der Produktion und dem Verkauf von Elektrorollern. Die Branchenwebseite u-car listet die Anteile an den Verkäufen im Jahr 2023 mit 71 Prozent für Gogoro und 15 Prozent für KYMCO Ionex auf. Jedoch gehörte der Branchenneuling Gogoro mit Gesamtumsätzen von umgerechnet 394 Millionen US$ im Jahr 2022 noch nicht in die Spitzenklasse der taiwanischen Produzenten von Motorrädern und Motorrollern. Sanyang Motor (SYM) war 2022 mit Gesamtumsätzen bei motorisierten Zweirädern von 1,7 Milliarden US$ eindeutig Marktführer, gefolgt von KYMCO mit 941 Millionen US$ und Yamaha Motor, Taiwan mit 502 Millionen US$. SYM tritt als Anbieter von E-Scootern noch kaum in Erscheinung, will seine Modellpalette jedoch dahingehend ausweiten. Bei seiner Produktentwicklung setzt SYM auf Software von Siemens Digital Industries Software.

Die beiden großen lokalen Hersteller SYM und KYMCO lagen bei Produktion und Verkauf von motorisierten Zweirädern im Jahr 2023 mit Anteilen von zwischen 38 und 39 Prozent nah beieinander. Im Export hat KYMCO die Nase vorn und kam auf einen Anteil von über 60 Prozent gegenüber 27 Prozent bei SYM, so Angaben der Taiwan Transportation Vehicle Manufacturers Association. Gogoro erreichte bei Erzeugung und Verkauf 2023 einen Anteil von 5,4 Prozent und exportierte knapp 2.500 Einheiten.

Die taiwanischen Gesamtimporte und -exporte von Motorrädern und Motorrollern hielten sich im Jahr 2023 mit circa 190 Millionen US$ in etwa die Waage. Deutschland war bei kompletten Branchenerzeugnissen sechstgrößtes Lieferland hinter Italien. Umgekehrt exportierte Taiwan im Jahr 2023 nur für 5,4 Millionen US$ Motorräder und Motorroller nach Deutschland. Die Zahlen waren schon mal höher. Gogoro und Bosch hatten in Deutschland 2016 den Verleih von E-Scootern gestartet. Allerdings erwies sich das System als zu teuer und im Wettbewerb der Sharing-Dienste als nicht überlebensfähig. Daher wurde der Dienst Ende 2019 eingestellt.