Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Taiwan | Raumfahrt

Taiwan unterstützt Entwicklung eigener Satelliten

Taiwans Space-Programm hat zwei Ziele: Stärkung der Resilienz der Insel und Entwicklung neuer Wachstumsfelder. Dafür setzt Taiwan auf neue Kooperationen.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Taiwan baut seine Aktivitäten im Weltall aus. Dazu gehört unter anderem der Bereich Satellitenkommunikation, den die taiwanische Regierung im Nationalen Entwicklungsplan (2025 bis 2028) als eine der fünf "Trusted Industries" gesondert hervorhebt. Denn die Anforderungen an Satellitendienste steigen. Nicht zuletzt die geopolitischen Veränderungen haben Taiwans Regierung dazu bewogen, die Entwicklung von Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen (LEO - low earth orbit) intensiver zu verfolgen. Dies soll die eigene Resilienz im Kommunikations- und Beobachtungsbereich stärken.  

In einem ersten Schritt hat Taiwan Ende 2024 Zugang zu einem Netz von erdnahen Satelliten angemietet. Ein entsprechendes Abkommen hat der größte Telekommunikationsanbieter der Insel, Chunghwa Telecom, mit dem europäischen Anbieter Eutelsat OneWeb im Jahr 2023 ausgehandelt. Solche Satellitendienste können Taiwans Abhängigkeit von Unterseekabeln als Datenübertragungskanäle mit dem Ausland verringern. 

Taiwan will Hunderte von Satelliten ins All bringen

Der langfristige Plan der Regierung ist, über eine eigene Konstellation von LEO-Satelliten zu verfügen. Mit dieser Aufgabe ist Taiwans Raumfahrtorganisation TASA (Taiwan Space Agency) betraut, zu der die 1991 gegründete National Space Organisation im Jahr 2023 aufgewertet wurde.

TASA lässt experimentelle Satelliten entwickeln und kooperiert dazu auch mit privaten Akteuren. Auf den gesammelten Erfahrungen aufbauend soll eine Konstellation mehrerer Hundert LEO-Satelliten für sichere Breitbandkommunikation entstehen. Das Projekt läuft unter dem Namen "Beyond 5G LEO-Satellites Mission". Private Unternehmen übernehmen die Entwicklung und Herstellung von Cube Satelliten (CubeSats), Kleinsatelliten in standardisierten Größen, was Gewicht und Kosten reduziert.

Eigene Kapazitäten auch in Kooperation mit dem Ausland geplant 

Taiwans 2024 ins All gestartete CubeSats haben die taiwanischen Firmen Pyras Technology und Rapidtek Technologies entwickelt und gebaut. Ersteres ist ein Lieferant von Produkten für die Satellitenkommunikation, letzteres ein Lieferant von Antennen im Radiofrequenzbereich. Beide Firmen, zusammen mit einem weiteren heimischen Unternehmen, Tron Future Tech, entwickeln bereits weitere CubeSats in größerem Format, die 2025 und in den Folgejahren starten sollen.  

Zudem hat Taiwan gemeinsam mit Japan einen Cube Satelliten, ONGLAISAT, entwickelt. Dabei handelt es sich um einen bordgestützten Erdbeobachtungs- und Bilderzeugungssatellit, der seit Ende 2024 an der Internationalen Raumstation angedockt ist. Zusammenarbeit mit anderen ausländischen Branchenfirmen und -organisationen wird gesucht, denn Taiwans Branchenfirmen können nicht alle Segmente selbst abdecken. 

Um die Kooperation mit anderen Akteuren im Raumfahrtbereich zu stärken, hat Taiwan im Jahr 2023 eine eigene Raumfahrt-Konferenz ins Leben gerufen. Von TASA organsiert fand die erste Taiwan International Assembly and Expo of Space Science, Technology and Industry (TASTI) im Dezember 2023 im südtaiwanischen Kaohsiung statt. Sie soll zum jährlichen Event werden. Dort waren auch Länder wie Polen und Großbritannien mit Pavillons ihrer jeweiligen Raumfahrtagenturen vertreten. 

Regierung nimmt Geld für eigenes Raumfahrtprogramm in die Hand

Dass Raumfahrt in der Politik eine größere Bedeutung erhält, zeigt nicht zuletzt der 2021 formulierte und Anfang 2022 in Taiwan in Kraft getretene "Space Development Act". Doch schon seit 2019 verfolgt Taiwan zunehmend Raumfahrtaktivitäten. In dem Jahr hat die Regierung die dritte Phase des Nationalen Raumfahrtprogramms eingeläutet. Damals plante sie mit einem Budget von 25 Milliarden NT$ (gegenwärtig circa 800 Millionen US-Dollar (US$)) für einen Zeitraum von zehn Jahren. Dieser Topf soll 2025 um weitere 40 Milliarden NT$ aufgestockt werden. 

Taiwan wird sicherlich nicht zu einer großen Raumfahrtnation aufsteigen, die Missionen zum Mond und darüber hinaus sendet. Doch Taiwans Unternehmen verfügen über viel Know-how in der Erzeugung von Präzisionsteilen zu wettbewerbsfähigen Kosten. Zudem sind sie sehr versiert als Integrator und Fertiger von Subsystemen und Endprodukten in komplexen Produktionsprozessen. 

Daher ist ein Ziel der Space-Politik der taiwanischen Regierung, die heimischen Branchenfirmen in der Lieferkette von High-end-Komponenten und Subsystemen für Satelliten stärker zu positionieren. So hat Taiwan mit dem seit den 1990er Jahren laufenden Programm Formosat viel Erfahrung gesammelt. Dieses Programm ist eine Taiwan-USA Kooperation zur Entwicklung von Satelliten zur Erdbeobachtung und -erkundung. Es wird in den 2020er Jahren als Formosat-8 und Formosat-9 fortgeführt. Die ersten Satelliten für Formosat-8 sollen 2025 ins All starten.

Taiwan ist noch auf ausländische Trägerraketen angewiesen

Für den Satellitenstart ist Taiwan jedoch auf Kooperation mit ausländischen Anbietern angewiesen, insbesondere aus den USA und Europa. Taiwan hat in den Jahren 2023 und 2024 jeweils zwei selbstentwickelte CubeSats auf amerikanischen Raketen ins All befördern lassen. Dabei war der deutsche Anbieter von Start-Missionen für Kleinsatelliten, Exolaunch, als Transportdienstleister eingeschaltet.  

Ebenfalls 2023 brachte eine Vega-Rakete von Arianespace einen eigenentwickelten Wettersatelliten Taiwans, Triton, in seine Umlaufbahn. Mit Japan sollen die Aktivitäten ebenfalls ausgeweitet werden, denn das Land will sein Geschäft mit Trägerraketendiensten für große und kleine Lasten ausbauen. Allerdings waren die letzten Starts japanischer Trägerraketen nicht erfolgreich.

In der Zukunft will Taiwan ein eigenes Trägersystem und ein eigenes Startzentrum einrichten, um Satelliten in den Weltraum befördern zu können. Daher entwickelt TASA mit heimischen Partnern Modelle für Trägerraketen mit einer Minimumlast von 200 Kilogramm. Deren Einsatz ist nicht vor Ende der Dekade zu erwarten.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.