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Special | Taiwan | Klimawandel lokal

Taiwan reagiert auf Wasserknappheit

Wasser ist eines der großen Nadelöhre der taiwanischen Industrie. Nach geringeren Regenfällen in Teilen der Insel werden die Wiederaufbereitungskapazitäten nach oben geschraubt.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die Wasserknappheit in Taiwan spitzt sich weiter zu. Wie der staatliche Wetterdienst CWB (Central Weather Bureau) in der Presse verlauten ließ, sank die Niederschlagsmenge im südlichen Teil der Insel 2022 auf das niedrigste Niveau seit 30 Jahren. Mit 1.299 Millimetern rangierte der Wert sogar fast 40 Prozent unterhalb des Durchschnitts der letzten drei Dekaden. Im Gegenzug steigen die Temperaturen weiter. Im Jahresverlauf 2022 lag der Durchschnittswert in ganz Taiwan bei 24,1 Grad Celsius. Das entspricht dem sechsthöchsten Wert der vergangenen 142 Jahre.

Die niedrigen Regenfälle in Südtaiwan sind nach Einschätzung des CWB auf ausbleibende Taifune zurückzuführen. Diese hätten im Jahr 2022 in erster Linie den Norden Taiwans getroffen, sodass die Region sogar mehr Regen als noch im Vorjahr verzeichnete. Allerdings liegt ein bedeutender Teil der Halbleiterproduktion im südlichen Teil der Insel. Dort sind in den kommenden Jahren auch umfangreiche Projekte und Kapazitätserweiterungen von Branchenfirmen geplant. Die Chiphersteller verbrauchen große Mengen Wasser.

Taiwan wurde schon 2021 von der größten Wasserknappheit seit einem halben Jahrhundert heimgesucht. Als Resultat mussten einige Hersteller in dieser Zeit das für die Chipherstellung nötige Wasser auf Lastern heranfahren lassen.

TSMC eröffnet neue Aufbereitungsanlage

Branchengigant TSMC hat reagiert und als eine Gegenmaßnahme im September 2022 eine neue Wasseraufbereitungsanlage im Southern Taiwan Science Park in Tainan in Betrieb genommen. Diese gilt Pressemeldungen zufolge als die einzige Anlage weltweit, in der Wasser für den Produktionsprozess im Halbleiterbereich recycelt werden kann. Zu Beginn konnte das Werk 5.000 Tonnen Industriewasser pro Tag aufbereiten. Im Jahresverlauf 2023 wird die Menge auf 20.000 Tonnen wachsen.

Insgesamt benötigte TSMC acht Jahre, um die Anlage komplett aufzubauen. Der Prozess hatte sich aufgrund der hohen Reinheitsanforderungen an das bei der Halbleiterherstellung benötigte Wasser verzögert. Für die Zukunft sind zusätzliche Erhöhungen der Aufbereitungskapazitäten geplant.

Derzeit könne das Wasser Unternehmensangaben zufolge mehr als dreimal wiederaufbereitet werden. Auch künftig will der Chiphersteller seine Effizienz beim Wasserverbrauch erhöhen. Der Halbleiterriese hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2030 in seinen Produktionsprozessen rund 60 Prozent Recyclingwasser zu verwenden.

Wissenschaftsparks weiten Recycling aus

Ebenso wurde im Wissenschaftspark STSP (Southern Taiwan Science Park) in Tainan im Dezember 2022 eine neue Aufbereitungsanlage eröffnet. Die Einrichtung soll zu Beginn pro Tag 8.000 Tonnen ultrareines, für die Halbleiterherstellung nutzbares Wasser herstellen. Bis Anfang 2024 soll der tägliche Output auf mehr als 15.000 Tonnen steigen. Aufgrund der allgemeinen Wasserknappheit hat der Wissenschaftspark gemeinsam mit anderen Industrieregionen in der Stadt Tainan Einsparungsmaßnahmen eingeleitet. Als Resultat reduzierte sich die verbrauchte Menge bis November 2022 im Vergleich zu derselben Vorjahresperiode um 8 Prozent.

Die Wetterexperten des CWB befürchten aufgrund der niedrigen Regenfälle im vergangenem Jahr mit einer Wasserknappheit für 2023. Die Wasserstände in den Reservoirs seien niedrig, die Bevölkerung sollte beim Verbrauch sparen – so die Empfehlung der Behörde. Um außerdem den Wasserkonsum in der Industrie zu bremsen und Sparmaßnahmen anzukurbeln, werden Zusatztarife für Großabnehmer eingeführt. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums MOEA (Ministry of Economic Affairs) werden ab 1. Februar 2023 zusätzlich 3 New Taiwan Dollar (NT$), umgerechnet circa 0,1 US-Dollar (US$), pro Kubikmeter Wasser erhoben.

Ministerium erhebt Zusatztarife für große Verbraucher

Diese sogenannte "Water Consumption Fee" wird für Unternehmen eingeführt, die mehr als 9.000 Kubikmeter Wasser pro Monat verbrauchen. Der Tarif kann auf 2 NT$ oder sogar 1 NT$ abgesenkt werden, falls Teile des Nutzwassers aus Recyclingwasser bestehen beziehungsweise sich nicht aus Grundwasser speisen. Auf diese Weise will die Regierung Firmen dazu animieren, neue Wasserquellen zu erschließen, Meerwasser zu nutzen oder Wasser sparende Geräte zu installieren.

Die Maßnahme wird bis zu 2.200 Unternehmen vor allem im industriellen und im Bausektor sowie fleischverarbeitende Betriebe betreffen. Sie hätte eigentlich schon im Juli 2022 implementiert werden sollen. Doch aufgrund der in dieser Zeit eingeführten Strompreiserhöhungen für Großverbraucher und des zunehmenden Inflationsdrucks hatten die taiwanischen Behörden die zusätzlichen Wassertarife verschoben. Die zu erwartenden Steuereinnahmen dürften sich auf bis zu 50 Millionen US$ belaufen.

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