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Taiwan erhöht Investitionen im Ausland deutlich
Taiwans Unternehmen haben ihre Investitionen im Ausland 2024 signifikant ausgeweitet, was sich 2025 fortsetzen wird. Davon profitiert auch Deutschland.
13.03.2025
Taiwans Ministry of Economic Affairs genehmigte im Jahr 2024 knapp 490 Millionen US-Dollar (US$) an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) nach Deutschland, wie die Statistik des Department of Investment Review ausweist. Dies war nach den taiwanischen Rekordinvestitionszusagen von 3,9 Milliarden US$ im Jahr 2023 (sechs Vorhaben) immer noch ein Spitzenergebnis. Denn Taiwans Investitionen in Deutschland bewegten sich die Jahre davor meist nur im zweistelligen Millionenbereich.
Während es sich 2023 hauptsächlich um geplante Investitionen von TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp.) in Dresden handelte, waren 2024 auch andere Industriebereiche im Fokus taiwanischer Investoren. So beispielsweise die Übernahme der Mannesmann Stainless Tubes GmbH durch den taiwanischen Industriekonzern Walsin Lihwa für circa 135 Millionen Euro. Laut taiwanischer Statistik handelte es sich 2024 insgesamt um 16 Vorhaben in Deutschland. Mittelfristig sind auch Investitionen taiwanischer Zulieferfirmen für die Elektronikindustrie zu erwarten, wenn TSMC ab 2027 den Betrieb aufnimmt.
Investitionssprung seit 2023
Die von Taiwan im Jahr 2024 insgesamt genehmigten Investitionen im Ausland, ohne China, beliefen sich nach Angaben des Wirtschaftsministeriums auf rund 44,9 Milliarden US$. Damit stiegen die FDI gegenüber 2023 um 91 Prozent. Bereits 2023 hatten sich die Investitionen gegenüber 2022 mehr als verdoppelt. Ein gewichtiger Teil entfiel auf TSMC, den weltweit größten Chipauftragshersteller, der in Deutschland, Japan und den USA den Aufbau von Foundry-Kapazitäten vorantreibt.
Welch enormer Sprung in den taiwanischen FDI-Genehmigungen 2024 erfolgt ist, zeigt folgender Vergleich: Die Genehmigungen von Investitionen in die USA, Japan und Europa zusammen genommen erreichten in den 70 Jahren zwischen 1952 und Ende 2022 circa 48,9 Milliarden US$ (USA: 23,7; Europa: 13,3; Japan: 11,9). Allerdings stellen Taiwans Investitionen in China dies deutlich in den Schatten. Sie beliefen sich zwischen 1991 und Ende 2024 auf 210 Milliarden US$.
USA sind Investitionsmagnet
Seit 2023 entwickeln sich insbesondere die USA zum Magnet für taiwanische Investitionen. Waren 2023 und 2024 bereits Jahre, in denen taiwanische Technologiefirmen ihre Investitionen in dem nordamerikanischen Land stark erhöhten, soll dies ab 2025 weiter deutlich zulegen. Das kommt nicht überraschend, denn Taiwan steht unter Druck, die US-Regierung gütig zu stimmen: Taiwan weist einen stark gestiegenen Handelsüberschuss mit den USA auf, gleichzeitig wollen die USA die Chip-Lieferungen aus Taiwan durch Produktion auf eigenem Boden verringern.
Dabei macht TSMC mit umfangreichen Zusagen auf sich aufmerksam. Anfang März 2025 hat der TSMC-Chef in den USA angekündigt, dass in den nächsten vier Jahren weitere 100 Milliarden US$ an Investitionen in Chipfabriken erfolgen sollen, also durchschnittlich 25 Milliarden US$ pro Jahr. Die Zahl der Fertigungsstätten in den USA soll von bislang drei auf sechs steigen (drei Chip-Foundries, zwei Verpackungswerke und ein Entwicklungszentrum).
Investitionsfokus liegt auf Elektronik
Abgesehen davon haben auch andere Firmen aus Taiwan nicht erst seit der Wiederwahl von Präsident Trump Investitionen in die USA in Aussicht gestellt. Der weltweit drittgrößte Hersteller von Silizium-Wafern für die Halbleitererzeugung, GlobalWafers, hat bereits vorher im Rahmen des CHIPS Act der USA Investitionen von 4 Milliarden US$ zugesagt. Diese fließen in Produktionsstätten in Texas und Missouri. Der Texas-Standort wird bereits 2025 in Betrieb gehen.
Der Zulieferer von Servern und Komponenten, Wiwynn, will 300 Millionen US$ in eine Produktion in Texas investieren. Dies wird der erste Produktionsstandort des Unternehmens in den USA sein. Hon Hai Precision Industry, international bekannt als Foxconn, plant circa 345 Millionen US$ in seine bestehenden Tochterunternehmen in den USA zu investieren. Eine noch größere Investition von 900 Millionen US$ erfolgt jedoch über die Grenze in eine Fabrik in Mexiko.
FDI-Zufluss nach Taiwan schwächelt
Im Gegensatz zu den Investitionen, die Taiwan im Ausland tätigte, sind die FDI nach Taiwan 2024 zurückgegangen und dürften 2025 eher stagnieren als steigen. Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich etwas eingetrübt. Eine abgeschwächte internationale Konjunktur, zunehmende Konkurrenz aus China und geopolitische Risiken senken die Investitionsneigung.
Abgesehen vom Elektronik- und IKT-Bereich, der nach wie vor boomt und Kapazitäten ausweitet, sind andere Branchen zurückhaltender. Die Bereiche, in die 2024 ausländische Investitionen in Taiwan flossen, waren in erster Linie wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Finanzen und Versicherungen, Groß- und Einzelhandel sowie Elektrizitäts- und Gasversorgung.
Deutsche Investitionen in Taiwan zurückhaltend
Genehmigte Investitionen aus Deutschland erreichten 2024 lediglich 58 Millionen US$ und waren damit weit geringer als in den Vorjahren, als die Investitionen jährlich deutlich über 100 Millionen US$ lagen. Laut Business Confidence Survey 2024/2025 des deutschen Außenhandelsbüros halten sich die in Taiwan angesiedelten Firmen aus Deutschland mit Anschlussinvestitionen eher zurück. Neue Unternehmen bleiben angesichts der unsicheren internationalen Konjunkturentwicklung mit Investitionen vorsichtig.
Abgesehen von den seit Jahren hohen Investitionen aus den Britischen Überseekolonien, wobei hier auch taiwanische Firmen dahinter stehen können, zeigten sich 2024 vor allem Firmen aus Großbritannien investitionswillig. Von den 1,5 Milliarden US$ an genehmigten Investitionen aus England entfielen allein über 750 Milliarden US$ auf eine Finanzierungsgesellschaft, die Yunlin Midco. Diese investiert in die Windparkentwicklung der taiwanischen Branchenfirma Yunneng Wind Power. Auch bei einigen anderen genehmigten Investitionen, wie aus Luxemburg, den Niederlanden und den USA, handelt es sich um Kapitalerhöhungen.