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Tansania hofft auf weitere Investoren im Bergbau
Tansania verfügt unter anderem über Vorkommen von Grafit, Lithium und seltenen Erden. Die politischen Rahmenbedingungen haben sich zuletzt verbessert.
06.03.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
"Im Bergbau ist richtig Musik", freut sich Dino Stengel, Geschäftsführer des Bremer Handelshauses Achelis in Tansania: "Es findet eine Expansion auf allen Ebenen statt, neuen Investoren stehen die Türen offen für Minenprojekte und bestehende Minen erweitern ihren Maschinenpark." Achelis beliefert den Sektor mit technischem Gerät. Neben Gold, Grafit und Nickel verfügt Tansania auch über Vorkommen von seltenen Erden, Mineralsanden, Uran und Kohle.
Konzessionen sind größtenteils noch verfügbar
Tatsächlich sieht es weiterhin nach einem Run der Minengesellschaften auf tansanische Mineralien aus. Dazu tragen hohe Weltmarktpreise für verschiedene Rohstoffe bei. Speziell Mineralien wie Grafit, Lithium und seltene Erden werden von der deutschen Industrie benötigt und müssen zum Teil bei der Konkurrenz aus China bezogen werden. In Tansania liegen diese Rohstoffe unter der Erde und da der Bergbau im Land noch relativ jung ist, sind die Konzessionen größtenteils noch verfügbar.
Die politischen Rahmenbedingungen haben sich in Tansania zuletzt verbessert. Diese spielen gerade bei ausländischen Investitionen eine wichtige Rolle. Unter Samia Suluhu Hassan, seit 2021 Präsidentin des Landes, ist die Regierung deutlich unternehmensfreundlicher geworden. Unter anderem bekommen ausländische Arbeitskräfte wieder leichter ein Arbeitsvisum für Tansania. Weitere Informationen zu den Vor- und Nachteilen einer Ansiedlung bietet die GTAI-Publikation Wirtschaftsstandort Tansania.
Deutsche Unternehmen liefern vor allem Technologie
Für deutsche Unternehmen bietet der tansanische Bergbau neben der Möglichkeit zur Sicherung von Rohstoffen vor allem Lieferchancen für technische Ausrüstungen und Chemikalien. Beispielsweise lag der deutsche Ausfuhrwert von Fördertechnik im Jahr 2022 bei etwa 5,8 Millionen Euro. Interessant werden könnte auch die Zulieferung von technischen Ausrüstungen für Weiterverarbeitungsanlagen wie Schmelzen.
Minenbetreiber müssen zudem nachhaltige Lösungen bei der Stromversorgung und beim Thema Wasser und Abwasser finden. Mitunter bieten sich bei der Stromversorgung Fotovoltaikanlagen an, die nicht nur umweltfreundlicher sind, sondern auch Kosten sparen können. Auch die Aufbereitung von Abwasser wird von den Minen mit eigenen Anlagen durchgeführt. Fast sämtliches technische Gerät muss nach Tansania importiert werden, ist aber in der Regel zollfrei.
Local Content bleibt ein schwieriges Thema
Viele Beobachter sehen auch eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die 2022 veröffentlichten neuen "State Participation Regulations (SPR)". Diese legen einen staatlichen Anteil an Minen zwischen 16 und 50 Prozent fest. Bei den letzten Konzessionsvergaben hat der Staat nur seinen Mindestanteil von 16 Prozent eingefordert. Dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit für Investoren, da der Staat die Möglichkeit hat, mehr zu verlangen.
Probleme bereiten den Minengesellschaften aktuell die hohen Importkosten für technisches Gerät. Dadurch verteuern sich die Investitionen deutlich. Ein Grund dafür sind die nach wie vor hohen Frachtkosten. Auch die Tatsache, dass für jede Lieferung im Wert von mehr als 100.000 US-Dollar eine neue Einfuhrgenehmigung bei den Behörden beantragt werden muss, stößt bei den Minenbetreibern auf wenig Gegenliebe. Bei Lieferungen im Millionenbereich ist der administrative Aufwand aus Sicht der Unternehmen unverhältnismäßig und unnötig hoch.
Dynamik beim Abbau von Grafit und Nickel
Besonders dynamisch ist das Interesse internationaler Investoren aktuell bei Grafit. Der Rohstoff wird unter anderem für die Produktion von Batterien für Elektroautos und Solaranlagen benötigt. Entlang der Grenze zwischen Tansania und Mosambik liegt eines der reichhaltigsten Vorkommen weltweit, der sogenannte Mozambique-Belt. Laut Benjamin J. Mchwampaka, dem Executive Director der Tanzania Chamber of Mines in Daressalam, gibt es inzwischen vier Grafitprojekte, die sich im fortgeschrittenen Planungsstadium befinden, darunter Nachu und Mahenge.
Ebenso verfügt Tansania über eines der mutmaßlich größten Nickelvorkommen weltweit. Nickel wird für Batterien in Elektroautos verwendet. Der britische Konzessionär Kabanga-Nickel hat im Jahr 2021 mit dem tansanischen Staat (Anteil von 16 Prozent) das Joint Venture Tembo Nickel Corporation gegründet. Anfang 2022 hat zudem die australische BHP für 40 Millionen US-Dollar 8,9 Prozent der Anteile erworben und die Realisierung des Vorhabens deutlich wahrscheinlicher gemacht.
Auch in ein zweites Nickelprojekt kommt Bewegung. Im Mai 2023 startete die australische Resource Mining Corporation (RMC) mit Bohrungen auf ihrer Liparamba-Konzession in der Region Nyasa Ruvuma. Nach Angaben von RMC seien die bisherigen Funde sehr vielversprechend.
Goldbergbau bleibt an erster Stelle
Der Abbau von Gold dominiert den Bergbau in Tansania. Hier ist Tansania nach Südafrika und Ghana zum drittgrößten Produzenten Afrikas aufgestiegen. Mit dem Nyanzaga-Project des Konzessionärs Silvercorp ist eine größere Investition geplant. Das Joint Venture, an dem der Staat 16 Prozent hält, heißt Sotta Mining Corporation. Mit dem Bau der Shanta-Mine wurde bereits begonnen. Darüber hinaus sind verschiedene Betreiber dabei, ihre Minen zu erweitern oder weitere Vorkommen zu erkunden, so dass mit einer Zunahme der Aktivitäten zu rechnen ist.
Mine | Konzessionär |
Geita | Anglo Gold Ashanti |
North Mara | Barrick |
New Luika | Shanta |
Bulyanhulu | Barrick |
Biharamulo | Stamigold |
Buckreef | TRX Gold |
Internationale Vertriebspartner sind auch in Tansania präsent
In Tansania gibt es diverse Distributoren, die den Bergbausektor beliefern. Diese können auch deutsche Zulieferer nutzen, um ihre Produkte lokal zu vertreiben. Häufig verfügen die größeren Vertriebspartner über Zentralen in Europa, Dubai oder Südafrika und betreiben auch mehrere Niederlassungen in anderen afrikanischen Ländern.
Händler | Marken | Kurzbeschreibung des Händlers |
Rockplant | Hitachi, GHH, Terex, Bobcat | Seit 2006; Niederlassung in Daressalam; Präsenz auch in Kenia und Uganda |
Meta Plant & Equipment Tanzania | JCB | Vormals MTT; Hauptniederlassung in Daressalam, Zweigstelle in Mwanza; Mutterkonzern: Muscat Overseas (Oman) |
Achelis | Bomag, Case | Bremer Handelshaus; seit 1970er Jahren in Daressalam; weitere Büros in Morogoro und Mbeya |
Panafrican Equipment | Komatsu, Wirtgen | Hauptsitz ist in Dubai; Präsenz in Daressalam sowie im anglofonen West-/Ostafrika |
Mantrac | Caterpillar | Filialen in Daressalam, Moshi, Mwanza, Mbeya und Mtwara; aktiv in einigen anglofonen Ländern Afrikas; Hauptsitz ist London |
NECST Motors | Volvo, Shandong Lingong Construction Machinery Company (SDLG) | Büro in Daressalam; Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda |
Kanu Equipment | Bell, Liebherr | Niederlassung in Daressalam; aktiv in West-, Zentral- sowie im südlichen Afrika; Hauptsitz ist Johannesburg |
Bezeichnung | Anmerkungen |
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Tansania | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
AHK Südliches Afrika in Johannesburg | Kompetenzzentrum für Bergbau und Mineralienvorkommen |
Wichtige lokale Ansprechpartner |
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Bergbauministerium | |
Branchenverband für den Bergbau und seine Zulieferindustrie | |
Publikation |
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Fachpublikation für den Bergbausektor | |
Messe |
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Minexpo 2024 | Bergbaumesse in Daressalam vom 25.-27. September 2024 |