Wirtschaftsumfeld | Thailand | Verhandlungspraxis
Regeln für den Geschäftskontakt
Mit guten Umgangsformen kommen Sie bereits sehr weit.
24.01.2022
Von Thomas Hundt | Bangkok
Deutschland und Thailand nahmen bereits im Jahr 1862 diplomatische Beziehungen auf. Auch die ersten deutschen Unternehmen kamen im neunzehnten Jahrhundert ins Königreich, investierten vor Ort und kurbelten den internationalen Handel an.
Deutschland genießt hohes Ansehen
Deutsche Produkte und Marken genießen seitdem einen hervorragenden Ruf. Alle größeren deutschen Konzerne haben inzwischen eigene Niederlassungen oder Gemeinschaftsunternehmen in Thailand gegründet. Auch kleine und mittelständische Unternehmen sind über Tochtergesellschaften oder Vertriebspartner erfolgreich in den Markt eingestiegen. Die Deutsch-Thailändische Handelskammer (Auslandshandelskammer, AHK Thailand) besteht bereits seit 1962 und hat rund 550 Mitglieder.
Die Suche und den Aufbau von Geschäftskontakten können Sie Profis mit Ortskenntnissen überlassen. Die AHK bietet beispielsweise einen Service für den Markteintritt an, der neben der Geschäftspartnersuche auch eine Anbahnung von Terminen und die Begleitung zu Treffen vorsieht.
Die Feiertage haben religiöse Anlässe oder sind besondere Festtage des Königshauses. Das wichtigste Ereignis ist das buddhistische Neujahr Songkran, das auf den 13. April fällt. Die beiden Folgetage sind ebenfalls frei. Das Geschäftsleben steht in dieser Woche still.
Intensive Kommunikation
In Thailand wird einerseits Pünktlichkeit erwartet. Planung gehört andererseits aber nicht zu den Stärken der Kultur. Termine sollten daher mit einem freundlichen Gruß vorab kurz bestätigt werden. Thailänder greifen eher auch mal zum Telefonhörer. Für schnelle Nachrichtenübermittlungen eignet sich der beliebte Messengerdienst Line. WhatsApp ist weniger verbreitet.
Zum ersten Geschäftstreffen sollten genügend Visitenkarten und relevante Informationsmaterialien mitgebracht werden. Die Begrüßung fällt formell aus. Die ranghöchsten Teilnehmenden stehen im Mittelpunkt und führen die Gespräche. Der Umgang ist stets freundlich, aber auch distanziert. Der Gastgeber erkundigt sich zunächst über die Anreise und fragt nach dem Wohlbefinden.
Nach dem Smalltalk folgen die Präsentationen. Kritische Fragen und Punkte werden erst angesprochen, nachdem sich beide Seiten besser kennengelernt haben. Bei größeren Delegationen und bei offiziellen Gesprächen werden zum Abschluss Geschenke ausgetauscht. Dies können landes- oder firmentypische Utensilien sein. Ein Gruppenfoto hält den Besuch gebührend fest.
Englisch ist auch in Thailand die internationale Geschäftssprache, allerdings sind die Kenntnisse in der Bevölkerung nicht so weit verbreitet wie beispielsweise in Singapur. Einige Geschäftsleute kommunizieren verhandlungssicher in Englisch, andere sind eher unsicher. Eine thailändisch sprechende Begleitung oder ausgebildete Dolmetscher können dann sehr hilfreich sein.
Ehrlichkeit zwischen den Zeilen
Landeskundige Personen helfen auch dabei, die Aussagen, Botschaften und Ergebnisse zu verstehen und festzuhalten. Freundliche Fragen und Bemerkungen drücken mitunter Unverständnis oder sogar Ablehnung aus. Ihr Gegenüber verfolgt damit ehrliche Absichten. Betrug oder Täuschung gehören nicht zur unternehmerischen Kultur.
Thailändische Geschäftsleute verhandeln gerne und lange. Sie sind für eine vorteilhafte Vereinbarung immer aufgeschlossen und halten sich alternative Wege offen. Für langfristig erfolgreiche Geschäftsbeziehungen bilden Glaubwürdigkeit und Flexibilität daher wichtige Grundlagen.
Gemeinsame Mahlzeiten festigen die Beziehung
Geschäftliches wird nicht beim Essen besprochen, stattdessen wird kommuniziert und gescherzt. Auch hier soll niemand sein Gesicht verlieren. Alkohol fließt daher maßvoll und die Tischmanieren bleiben anständig.
Die thailändische Küche ist vielfältig und schmackhaft, die Bandbreite der Lokalitäten groß. Die Auswahl reicht von äußerst exquisiten Restaurants mit teuren Mehrgängemenüs - Michelin zeichnet in Thailand sechs Häuser mit jeweils zwei Sternen aus - bis zu einfachen Garküchen mit besonderen lokalen Gerichten.
Für kurzfristige Treffen und Mittagsmahlzeiten eignen sich schlichte Speiselokale mit schneller Küche. Bessere Restaurants bieten für größere Gruppen und Abendgesellschaften separate Räume an. Der Gastgeber fragt die Vorlieben und Verträglichkeiten ab und bestellt für alle geladenen Personen. Asiatische Gerichte werden in der Mitte des Tisches platziert, damit alle davon probieren können.
Die einladende Person begleicht die gesamte Rechnung. Größere Restaurants weisen ein Bedienungsgeld in Höhe von 10 Prozent aus. Ansonsten sollte je nach Servicequalität ein Trinkgeld in ähnlichem Umfang gegeben werden.