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Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Grünes Bauen ist in der Türkei ein kleines, aber wachsendes Segment. Immer mehr Projektträger verfolgen in den Städten grüne Konzepte.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Mit dem steigenden Interesse an Nachhaltigkeit und Umweltschutz rückt das ökologische Bauen verstärkt in den Fokus. Mit dieser Entwicklung steigt auch die Nachfrage nach innovativen Baustoffen, Technologien und Dienstleistungen, die darauf abzielen, Gebäude energieeffizient und umweltorientiert umzugestalten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf zentral- oder ferngesteuerten intelligenten Systemen, die eine effiziente Klimatisierung und Beleuchtung der Räume bei minimalem Stromverbrauch ermöglichen.

Internationale Standards sind verbreitet

Anfang April 2024 waren in der Türkei 565 Projekte nach LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des US Green Building Council (USGBC) zertifiziert sowie 54 Projekte mit dem britischen Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Außerdem hat das türkische Ministerium für Umwelt, Urbanisierung und Klimawandel das nationale Bewertungs- und Zertifizierungssystem YeS-TR für umweltorientierte Gebäude und Siedlungen eingeführt (neueste Fassung Amtsblatt Ausgabe 31864).

Türkei verschärft Vorschriften zur Energieeffizienz 

Seit dem 1. Januar 2020 benötigen alle Wohnungen in der Türkei einen Energiepassder für den Verkauf unerlässlich ist. Öffentliche Gebäude mussten gemäß präsidialem Rundschreiben Nr. 2019/18 vom 15. August 2019 ihren Energieverbrauch zwischen 2020 und 2023 um mindestens 15 Prozent senken, sofern sie eine Fläche von über 10.000 Quadratmetern und einen Energieverbrauch von 250 Tonnen Rohöläquivalent aufweisen. 

Die Verordnung wurde am 19. Februar 2022 im Amtsblatt Nr. 31755 um Anforderungen für sogenannte Niedrigenergiegebäude (nSEB, "near Zero Energy Building") ergänzt, die eine hohe Energieeffizienz und einen bestimmten Anteil erneuerbarer Energien aufweisen müssen.

Seit dem 1. Januar 2023 müssen öffentliche Gebäude mit einer Gesamtfläche von über 5.000 Quadratmetern den Anforderungen für Niedrigenergiegebäude (nSEB) entsprechen. Ab dem 1. Januar 2025 gelten diese Bedingungen bereits für Gebäude ab 2.000 Quadratmetern. Niedrigenergiegebäude müssen mindestens die Energieklasse B erreichen und mindestens 5 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken, ab 2025 sogar mindestens 10 Prozent. Das Energieeffizienzgesetz wurde im Amtsblatt Nr. 5627 vom 18. April 2007 veröffentlicht. 

Großteil der Gebäude ist noch ungedämmt

Die Wärmedämmung älterer Gebäude in der Türkei ist oft unzureichend und das Einsparpotenzial für Energie hoch. Etwa 80 Prozent der Gebäude haben keine Wärmedämmung, schätzt Emrullah Eruslu, Vorstandsvorsitzender des türkischen Verbandes der Wärme-, Wasser-, Schall- und Brandschutzisolierer, İZODER. Expandiertes Polystyrol wird in der Türkei am häufigsten zur Wärmedämmung verwendet. 

Die gesetzlichen Vorgaben und zahlreiche Energieeinsparungsprojekte treiben die Nachfrage nach Materialien zur Wärmeisolation und gebäudebezogenen Verkleidungen voran. Der Einsatz von beschichteten Isolierglaseinheiten und Fenstern mit verbesserten Wärmedämmwerten wird ebenfalls zunehmen. Die hohen Energiekosten begünstigen die Nachfrage zusätzlich. 

Seit Juni 2022 sind staatlich geförderte Kredite für Maßnahmen zur Wärmedämmung verfügbar. Weitere Informationen zu den Krediten geben die Fachverbände İZODER, EPSDER sowie das türkische Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen.

Der Energieverbrauch verbessert sich, ist aber weiterhin hoch

In der Türkei liegt der jährliche Energieverbrauch von Gebäuden bei 120 bis 150 Kilowatt pro Quadratmeter für Heizung und Kühlung, schätzt Eruslu. Neue Gebäude nach dem überarbeiteten nSEB-Konzept ab 2025, werden Energie im Bereich von 100 bis 120 Kilowatt verbrauchen. Dies ist immer noch drei bis fünfmal höher als in vielen Industrieländern, in denen laut Eruslu, Gebäude mit einem Energieverbrauch von 30 bis 50 Kilowatt geplant und gebaut werden.

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