Kosmetikbranche schaut zuversichtlich in die Zukunft

Die Unternehmen blicken zuversichtlich nach vorn. Das vergangene Jahr zeichnete noch ein gemischtes Bild: Die Nachfrage nach Hygiene- und Körperpflegeprodukten stieg. Dagegen ging der Verkauf von bestimmten Schönheitsprodukten, insbesondere bei dekorativer Kosmetik, zurück. Trotz der Coronapandemie war 2021 damit für die Branche aber insgesamt ein recht gutes Jahr.

Besserung ist nun auch bei dekorativer Kosmetik in Sicht: Der Verkauf von Make-up könnte 2022 wieder anziehen. Denn Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus, die den Absatz beeinträchtigten, wurden aufgehoben.

Absatz von Massenkosmetika und Körperpflegeprodukten bleibt hoch

Den Analysten von Euromonitor zufolge stieg der Verkauf im Einzelhandel bei Massenkosmetika und Körperpflegeprodukten 2021 wertmäßig zweistellig. Allerdings trugen zu diesem Wachstum auf Basis Türkischer Lira (TL) Preissteigerungen durch die hohe Inflation wesentlich bei. Mengenmäßig war der Absatz in diesen Segmenten jedoch auch zumindest hoch geblieben.

Der Verkauf von Produkten, die in Apotheken erhältlich sind, stieg deutlich an. Denn während 2020 und 2021 weite Teile des Einzelhandels zeitweise geschlossen waren, blieben Pharmazien geöffnet. Als Kosmetiksalons und Friseure ihre Türen schließen mussten, stieg zudem die Nachfrage nach entsprechenden Produkten für die Heimanwendung.

Hoffnung bei dekorativer Kosmetik

Der Verkauf von Make-up für Gesicht und Lippen wurde 2021 vom Tragen von Schutzmasken gegen das Coronavirus negativ beeinflusst. Dagegen war Augen-Make-up auch mit Maske gefragt. Den Analysten von Euromonitor zufolge ging der mengenmäßige Absatz von dekorativer Kosmetik 2021 im zweiten Jahr in Folge zurück. Weil Coronamaßnahmen wie Maskenpflicht, Ausgangssperren oder Schließungen des Einzelhandels mittlerweile aufgehoben sind, könnte die Nachfrage 2022 wieder anziehen.

In der Türkei wurden den jüngsten Daten von Research and Markets zufolge, im Jahr 2020 mit Make-up, Umsätze in Höhe von 258 Millionen US-Dollar (US$) erzielt. Dabei wurde zwischen 2016 und 2020 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 8,8 Prozent erzielt (mengenmäßiger Absatz: CAGR +2,4 Prozentpunkte, 2020: 76 Millionen Einheiten). Den Analysten zufolge soll der Marktwert gemessen am Einzelhandelspreis inklusive aller Steuern zwischen 2020 und 2025 mit einer CAGR von über 7 Prozent zulegen.

Kunden achten zunehmend auf den Preis

Die Kundschaft in der Türkei ist preisbewusster geworden. Dazu haben der schwankende Wechselkurs, die hohe Inflation und die in Folge geringere Kaufkraft der Haushalte beigetragen. Die Nachfrage hat sich von Premiummarken hin zu Massenprodukten verlagert. Einige Premiummarken im Kosmetiksegment adressieren deshalb preisbewusste Kunden mit Mini-Versionen ihrer Produkte, wie dem Mac Mini Lippenstift. Führende Händler bieten starke Rabatte, insbesondere bei Düften und im Onlinegeschäft.

Der Inlandsmarkt hat Potenzial

Die Ausgaben für Kosmetik und Körperpflegeartikel in der Türkei sind im Vergleich zu Europa noch gering und das Wachstumspotenzial entsprechend hoch. Angetrieben wird die Nachfrage von steigenden Lebensstandards, der Urbanisierung und dem Wunsch nach einem jungen, attraktiven Erscheinungsbild. Außerdem hat die starke Präsenz und Vermarktung von Kosmetik über soziale Medien die Nachfrage in den letzten Jahren signifikant angetrieben.

Zur Attraktivität des schnell wachsenden türkischen Marktes tragen die große, junge Bevölkerung ebenso bei, wie die hohe Anzahl ausländischer Touristen, die jedes Jahr in das Land kommen: Im Jahr 2021 waren es knapp 30 Millionen, vor Corona über 50 Millionen Besucher jährlich. Das Infektionsgeschehen hat sich verbessert und der Tourismus dürfte 2022 wieder deutlich anziehen. Damit wird auch die Nachfrage dieser Kundengruppe nach Kosmetika und Körperpflegemitteln steigen.

Unternehmen bauen Aktivitäten aus

Die Auftragsfertigung in der Türkei für ausländische Marken nimmt zu. Im Zuge der Nearshoring-Bestrebungen steigt das Interesse europäischer und US-amerikanischer Firmen an der Türkei für Zulieferungen. Der niederländische Chemie- und Rohstoffhändler IMCD, der unter anderem für die Kosmetikindustrie produziert, eröffnete im Mai 2022 sein drittes Labor in Istanbul. Einige Hersteller bauen ihre Produktion aus. AMKA International kündigte eine Investition von rund 20 Millionen TL (derzeit 1,2 Millionen US$) in seine türkischen Firma Dermo Bayond Kozmetik an, die Naturkosmetik herstellt.

Zahlreiche ausländische Unternehmen sind bereits in der Türkei

Zu den großen auf dem Inlandsmarkt aktiven Unternehmen zählen unter anderem:

• Hautpflege: Beiersdorf AG, L'Oreal SA, Johnson & Johnson Pvt Ltd
• Make-up: L'Oreal SA, Erkul Kozmetik Sanayi Ve Ticaret AS
• Körperpflege: Evyap Sabun Yag Gliserin San ve Tic AS, Colgate-Palmolive Co, Beiersdorf AG
• Düfte: Natura & Co Holding SA, Hunca Kozmetik AS, Oriflame Holding AG, Evyap Sabun Yag Gliserin San ve Tic AS
• Babypflege: Procter & Gamble Co, Kimberly-Clark Corp, Ontex Group NV
• Sonnenschutz: Beiersdorf AG, L'Oreal SA, Estee Lauder, Companies Inc, Evyap Sabun Yag Gliserin San ve Tic AS

Türkische Exporte steigen

Die Ein- und Ausfuhren von Kosmetika und Körperpflegeprodukten waren 2021 in etwa gleich hoch. Die Exporte steigen stetig und erreichten 2021 einen Wert von 1,1 Milliarden US$. Die Hersteller profitieren vom niedrigen Wechselkurs der Türkischen Lira, der die türkischen Ausfuhren preislich attraktiver macht. Das Exportziel für 2023 gibt die türkische Exporteursversammlung TIM mit 3,3 Milliarden US$ an. Die Ausfuhren gingen 2021 vor allem in den Irak, die USA, Iran, die Niederlande, die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland und nach Deutschland.

Deutschland ist zweitwichtigstes Lieferland

Die türkischen Importe von Kosmetika stiegen 2021 auf 1,2 Milliarden US$ und damit in etwa auf das Niveau des Vor-Coronajahres 2019. Deutschland zählt zu den wichtigsten Lieferländern, verlor aber zuletzt Marktanteile.