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Branchen | Türkei | Bau

Ukrainekrieg wird Bauunternehmen besonders belasten

Russland ist der größte Auslandsmarkt für türkische Bauunternehmen. Bei Baustoffen spüren sie die Auswirkungen beim Import von Vorprodukten. 

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts werden sich auf die türkische Baubranche auswirken. Zukünftig geplante Bauleistungen in Russland sind ungewiss. Die Arbeiten in der Ukraine wurden eingestellt. Die türkische Baustoffindustrie kann die Exportausfälle in diese Krisenländer kompensieren. Bei den Importen von Vorprodukten aus Russland und der Ukraine sowie durch steigende Energiepreise werden vermutlich negative Effekte auftreten.

Ungewissheit im Russlandgeschäft

Türkische Bauunternehmen sind auf der ganzen Welt aktiv. Aber der mit Abstand größte Auslandsmarkt ist Russland. Im Jahr 2021 akquirierten türkische Unternehmen weltweit Neuaufträge für 384 Projekte mit einem Gesamtwert von 29 Milliarden US-Dollar in 67 Ländern. Davon entfielen allein 11 Milliarden US-Dollar auf Russland. Dies entspricht 38 Prozent.

Aktuell haben türkische Bauunternehmen in Russland 150 Projekte im Wert von 21 Milliarden US-Dollar im Bau oder in der Planung. Dies erklärte Erdal Eren, Präsident des türkischen Verbands der Bauunternehmer (TMB) gegenüber der Presse. Auch die Unsicherheiten bei der Zahlungsabwicklung der Projekte haben aufgrund der Sanktionen gegen Russland zugenommen.

Ukraine war wichtiger Auslandsmarkt

Die Arbeiten bei den Bauprojekten in der Ukraine sind eingestellt. Derzeit hätten laut TMB türkische Bauunternehmen neue und laufende Projekte im Wert von 3 Milliarden US-Dollar im Land. Die Ukraine platzierte sich gemessen am Wert der Neuaufträge 2021 auf Rang 4 der wichtigsten Auslandsmärkte für die Türkei. Die Anzahl der Aufträge ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Im Jahr 2019 bekamen türkische Unternehmen den Zuschlag für sieben Projekte im Wert von 408 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2021 waren es bereits 34 Vorhaben im Wert von 1,6 Milliarden US-Dollar. Viele dieser Projekte dienen der Infrastruktur, die in der Ukraine mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union umgesetzt werden sollten.

Da die Energiekosten steigen, rechnet TMB mit erhöhten Kosten bei Projekten im In- und Ausland.

Projekte der türkischen Bauunternehmen

2019

2020

2021

1972-2022

Russland

  Anzahl

58

54

30

2.112

  Wert in Mrd. US$

5,8

4,6

11,2

95,2

Ukraine

  Anzahl

7

10

34

228

  Wert in Mrd. US$

0,4

0,7

1,6

8,6

Quelle: Gewerkschaft der türkischen Bauunternehmer TMB 2022; Pressemeldungen 2022

Baustoffindustrie kann Exportausfälle kompensieren

Der türkische Verband der Baustoffhersteller İMSAD hat im März 2022 in seinem Monatsbericht für Februar 2022 vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs Informationen zu den türkischen Exporten in diese beiden Länder sowie nach Belarus veröffentlicht.

Türkische Exporte ausgewählter Baumaterialien 2021 (in Millionen US-Dollar)

Russland

Ukraine

Belarus

Gesamt

524,1

372,5

40,0

Bauteile aus Eisen und Stahl

81,6

24,4

1,1

Stangenprofile aus Eisen und Stahl

5,0

81,3

0,6

Schlösser

61,6

15,4

7,2

Heiz- und Kältetechnik

47,7

22,5

2,1

Bauchemikalien

40,4

18,6

2,2

Holz

27,6

22,0

1,6

Kunststoff

26,8

20,0

3,7

Elektrische Ausrüstungen

29,6

11,0

3,6

Baumaterialien aus Aluminium

16,3

22,3

3,5

Zement

12,7

27,3

1,8

Rohre aus Eisen und Stahl

16,7

20,2

1,4

Fahrstühle und Rolltreppen

19,0

17,7

0,7

*) Die Gesamtsumme bezieht sich auf alle 36 exportierte Baumaterialien, die İMSAD in seinem Report listet und nicht nur auf die hier aufgeführten zwölf.Quelle: Verband der Baustoffhersteller İMSAD 2022

Die türkischen Baustoffexporte nach Russland, in die Ukraine und nach Belarus beliefen sich 2021 auf zusammen 937 Millionen US-Dollar. Das entsprach einem Anteil von 3 Prozent an den gesamten türkischen Baustoffexporten von insgesamt 30,8 Milliarden US-Dollar. Deshalb könnten laut İMSAD Ausfälle durch Exporte in andere Märkte problemlos kompensiert werden.

İMSAD erwartet negative Auswirkungen auf die türkische Baustoffindustrie. Zur Herstellung von Baustoffen werden Vorprodukte wie beispielsweise Aluminium, Kupfer, Roheisen, Ton und Chemikalien benötigt. Der Import aus den Krisenländern ist gefährdet und könnte die Produktion beeinträchtigen.

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